Chatbot zitiert aus erfundener Studie und täuscht Ärzte

Martina Frei /  Künstliche «Intelligenz» erzeugt eine überzeugende Fantasie-Studie. Auf Nachfragen entschuldigte sich der Google-Chatbot «Bard».

Die New Yorker Hals-Nasen-Ohren-Chirurgin Hayley Born beauftragte den Google-Chatbot «Bard», einen kurzen Fachvortrag zu erstellen und die Quellen anzugeben, die «Bard» dafür heranzog. Als eine der Quellen nannte der Chatbot «Thomas et al., Telemedicine for the management of airway stenosis», erschienen in der Zeitschrift «Expert Review of Respiratory Medicine» im Jahr 2022, Band 16, Seiten 1485-1493.  

Die Ärztin prüfte die Angaben. Die Zeitschrift gibt es, doch dieser eine Artikel blieb unauffindbar. Sie bat «Bard», den Artikel zusammenzufassen, was der Chatbot prompt tat. Born konnte die Textstelle aber wieder nicht finden. Also hakte sie erneut nach: Ob dieser Artikel wirklich existiere, wollte sie wissen.

«Bard» antwortete: «Ich entschuldige mich für den Fehler. Ich habe es überprüft und der Artikel existiert nicht. Ich bin noch in Entwicklung und lerne immer dazu. Ich werde mein Bestes versuchen, um ähnliche Fehler künftig zu vermeiden.»

Auch weltweit genützte medizinische Datenbank arbeitet mit KI

Skeptisch geworden, beauftragte die Chirurgin nun den Chatbot «Copilot» von Microsoft, den nicht existierenden Fachartikel zu suchen. Er behauptete, er habe ihn gefunden – und lieferte innert Sekunden eine Zusammenfassung. 

Als Born ihn fragte, ob er diese verfasst habe, gab die «Kreativ-Version» von «Copilot» unumwunden zu, sie erfunden zu haben. Im Modus «Balanced Style» hingegen behauptete «Copilot», die Zusammenfassung stamme aus dem Fachartikel. 

In der Ärztezeitung «JAMA Otolaryngology–Head & Neck Surgery» wies Born darauf hin, dass einige der weltweit renommiertesten medizinischen Datenbanken Künstliche Intelligenz (KI) benützen würden. Der Datenbank «Pubmed» beispielsweise helfe KI, die relevantesten Artikel bei Suchanfragen zuoberst aufzulisten. Benutzerinnen und Benutzern sei in der Regel aber nicht klar, dass auch KI halluzinieren könne.


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Keine
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Weiterführende Informationen

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Nicolas A. Rimoldi sorgt im Bundeshaus für Ärger

Nicolas Rimoldi hat freien Zugang ins Bundeshaus. (Bild: zvg)

Nicolas A. Rimoldi, Präsident der Mass-Voll-Bewegung, hat die Leitung des Bundesparlaments in Bern verärgert. Trotz Zutrittsberechtigung via Badge könnte Rimoldi vom Bundeshaus verbannt werden.

EDU-Nationalrat Erich Vontobel hat Nicolas A. Rimoldi im Mai mit einem Badge ausgestattet, der diesem den freien Zutritt zum Bundeshaus ermöglicht (zentralplus berichtete). Von der Zutrittsberechtigung macht Rimoldi seither immer wieder Gebrauch. Unter anderem, um in der Wandelhalle Propaganda-Videos für seine Mass-Voll-Bewegung zu drehen.

Gegenüber der «Luzerner Zeitung» sagt SP-Nationalratspräsident Eric Nussbaumer, der auch Vorsitzender der Verwaltungsdelegation des Bundesparlaments ist: «Wir haben das auf dem Schirm. Die Aktionen sind registriert.»

Er habe Erich Vontobel wegen Rimoldi bereits zweimal darauf hingewiesen, dass sich die von ihm mit einem Badge ausgestatteten Personen an die Hausordnung zu hälten und die Würde des Hauses zu respektieren hätten.

Parlamentsleitung könnte Rimoldi vom Bundeshaus aussperren

Die Zutrittsberechtigung kann Rimoldi nur verlieren, wenn Vontobel sie ihm wieder entzieht. Doch theoretisch könnte die Parlamentsleitung um Nussbaumer jedoch disziplinäre Massnahmen ergreifen – und im Extremfall Rimoldi mit einem Hausverbot belegen.

Vontobel beteuert, er habe Rimoldi an die Hausordnung erinnert und plane, die Zutrittsberechtigung im Sommer 2025 an einen Vertreter der Gruppe Aufrecht weiterzugeben. Er betonte, dass die Vergabe der Berechtigung ein Zeichen des Dankes für Rimoldis Hilfe im Wahlkampf sei und nicht zwingend Zustimmung zu dessen politischen Ansichten bedeute.

Rimoldi legt Protest ein

Gegenüber zentralplus bestreitet Nicolas A. Rimoldi die Vorwürfe. «Nach Lektüre der Hausordnung kann ich sagen, dass ich gegen keine einzige Regel verstossen habe», so sein Protest. Davon, dass im Bundeshaus das Drehen von Videos verboten sein soll, sei in der Hausordnung nichts zu lesen.

Verwendete Quellen

  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Wer steht künftig im Tor, Murat Yakin? Treffen mit dem Nati-Trainer auf Mallorca

Stört es Murat Yakin, dass er auch nach der Vertragsverlängerung weniger verdient als sein Vorgänger Vladimir Petkovic? Trauert der Nati-Trainer der verpassten Chance im EM-Viertelfinal gegen England nach? Und wer wird künftig im Tor der Schweizer stehen? Der 49-Jährige im exklusiven Interview.

In Andratx, einem Küstenort auf Mallorca, deutet nichts darauf hin, dass Spanien kurz zuvor die Fussball-EM gewonnen hat. Murat Yakin verbringt hier Urlaubstage mit seiner Familie. Und das erstaunlicherweise ziemlich anonym. Selbst im Beach-Club, der zwei Gehminuten von seinem gemieteten Feriendomizil entfernt ist, wird er kaum erkannt. Doch plötzlich tönt es: «Muri!» Yakin blickt sich um und erkennt ein bekanntes Gesicht: Xamax-Trainer Uli Forte. Dieser klopft dem Nati-Trainer anerkennend auf die Schulter und meint: «Jetzt hast du es wieder mal allen gezeigt.»

Zufällige Begegnung in einem Beach-Club von Andratx: Xamax-Trainer Uli Forte (links) und Murat Yakin.
Bild: Benjamin Soland/Blicksport

Wie oft denken Sie noch an den EM-Viertelfinal gegen England zurück?

Murat Yakin: Daran, dass wir eine Chance verpasst haben?

Ja.

Bis zum Tag des Finalspiels nur noch einmal. Man hat im Fussball eine Chance, eine Gelegenheit zu einem Wiederholungsspiel bekommt man nicht. Das gehört zum Spiel. Darum ist es eine verpasste Chance, mit dem Wissen, dass wir auch die Engländer hätten schlagen können.

Wie fühlt sich das an?

Ich bin mir nicht sicher, ob es am Schluss Genugtuung oder Frust ist. Es ist eine Mischung von beidem. Sicher verspüren wir eine Zufriedenheit darüber, dass wir tollen Fussball gezeigt haben und viele Menschen in der Schweiz glücklich machen konnten. Aber am Schluss … Es tut weh, weil du weisst, dass mehr drin war. Als der Final lief, hat es schon noch wehgetan. Wir hätten die Chance beim Schopf packen müssen. Mit etwas Distanz muss man irgendwo auch dankbar sein für das, das wir erleben durften.

Gibt es Momente, in denen Sie sich anders verhalten würden. Dinge an der EM, die Sie anders machen würden?

Nein.

Ein Thema, das in der Schweiz debattiert wurde: Gregor Kobel fürs Penaltyschiessen einwechseln. War das jemals ein Gedanke?

Sicher. In Gedanken haben wir das durchgespielt, alle Varianten. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, wir hätten nicht darüber nachgedacht.

Wieso haben Sie es nicht gemacht?

Aus Respekt gegenüber Yann Sommer, der als Nummer 1 im Tor stand. Er hat die Gelegenheit verdient, dieses Elfmeterschiessen zu bestreiten.

Würden Sie im Nachhinein Xherdan Shaqiri früher einwechseln?

Wie viel früher?

Nach Ablauf der regulären Spielzeit. Er hat ja durchaus etwas bewegt in der Verlängerung.

Nein. Ich glaube, das war der richtige Moment. Er hätte ja fast die Entscheidung gebracht.

Murat Yakin
Bild: Benjamin Soland/Blicksport

Nehmen Sie uns mit: Wie war es in der Garderobe nach dem Spiel?

Zuerst ganz viel Leere. Dann eine Mischung aus Zufriedenheit und Enttäuschung. Aber das gehört zu einem Turnier. Die Einzigen, die glücklich nach Hause gehen, sind die Spanier. Weil sie den Titel geholt haben. Alle anderen gehen mindestens einmal als Verlierer vom Platz. Irgendwann kommt der Moment. Man will es zwar nicht wahrhaben, aber es ist die Realität. Ich habe mich am Ende bei den Spielern bedankt für alles, was sie in den Wochen davor geleistet hatten. Am Abend im Hotel war die Stimmung wieder positiver.

Wie unterscheidet sich der Schmerz, so knapp auszuscheiden wie gegen England, vom WM-Out gegen Portugal zwei Jahre vorher, wo es mit 1:6 überhaupt nicht knapp war?

Gegen Portugal mussten wir akzeptieren, dass nicht mehr möglich war (einige Spieler waren in den Tagen vor dem Spiel krank, Red.). Das war am Ende kein wettkampfmässiges Spiel mehr, weil einfach nicht mehr rauszuholen war. Das war eine andere Situation als jetzt gegen England, wo wir genauso mit leeren Händen dastehen. Es ist schwarz oder weiss. Du bist dabei oder nicht. Klar, es schmerzt nach dem England-Spiel. Aber das war nach dem Aus gegen Portugal auch so.

Murat Yakin auf der Klippe am Strand von Andratx.
Bild: Benjamin Soland/Blicksport

Manch ein Schweizer Fan hat sich das Finale angeschaut und sich gedacht: «Wir könnten anstelle der Engländer hier gegen die Spanier antreten.»

Ja, das wäre möglich gewesen. Aber am Ende darf man sich auch über die Entwicklung der letzten drei Jahre freuen. Wir haben zuletzt eine Nati gesehen, die auch Gegner mit grossen Namen dominiert hat. Ich bin jetzt 30 Jahre im Fussballgeschäft, in dieser Zeit war das nie der Fall. Wir haben Fortschritte gemacht, in allen Belangen. Darauf dürfen wir stolz sein.

An der WM 2006 in Deutschland ist die Schweiz auch im Penaltyschiessen ausgeschieden. Damals ging Captain Vogel, der keinen Penalty geschossen hatte, ziemlich heftig auf jene Spieler los, die verschossen hatten. Hatten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt Bedenken, dass es nach der Niederlage gegen England im Team rumpeln könnte?

Wir müssen nicht wieder aufrollen, wie es damals war. Aber diesmal war klar, wer die Elfmeterschützen sein würden. Manuel Akanji, der über das ganze Turnier eine Riesenleistung erbracht hat, übernahm die Verantwortung. Er kam zu mir und sagte: «Ich schiesse als Erster.» Das verdient zuerst einmal Respekt.

Wann hätte Granit Xhaka geschossen?

Als Elfter.

Also noch nach Yann Sommer?

Ja. Granit wusste, wenn er schiesst und voll auf den Ball haut, kann es sein, dass der Muskel reisst, er sich schlimmer verletzt.

Vorwürfe an Manuel Akanji …

… gab es aus der Mannschaft null. Zu keinem Moment auch nur im Ansatz.

Das passt zum Bild, das die Nati nach aussen abgab. Sie ist in Deutschland sehr reif aufgetreten.

Als ich die Mannschaft vor drei Jahren übernommen habe, war das schon eine eingeschworene Einheit. Da waren die Hierarchien klar, da hat man gespürt, dass die Stimmung fantastisch ist. Du musst ihnen eigentlich nur weiterhin Freude und gewisse fussballtaktische Schemen vermitteln. Aber die Basis war schon da. Das war zu meiner Zeit in der Nati ganz anders. Da gab es diesen Röstigraben, das war immer ein Störfaktor.

Waren Sie damals Rösti, Spiegelei oder Speck?

(Lacht.) Sagen wir mal so: Ich war auch Teil dieses Grabens.

Die Nati hat in den EM-Wochen die Herzen der Fussballnation zurückerobert. Wie stark habt ihr das während des Turniers mitbekommen?

Ich kann nur für mich sprechen. Ich bin ja nicht auf Social Media, aber ich habe ab und zu Bilder vom Fanmarsch gesehen und Bilder von Public Viewings in der Schweiz. Das ist richtig schön gewesen und sehr, sehr eindrücklich. Ein gutes Gefühl. Das Bild hat zudem dem entsprochen, wie die Spieler wahrgenommen werden wollten. Wir haben sie das vor dem Turnier gefragt.

Was ist dabei rausgekommen?

Dass wir als Team auftreten wollen und unbekümmert Fussball spielen wollen. Das sind Themen, die immer wieder aufgekommen sind. Wir haben uns jeweils nicht einfach nur gefreut, dass wir eine Runde weitergekommen sind. Sondern weil das auch bedeutete, dass wir noch einmal eine Woche mehr miteinander verbringen würden. Es war schwierig, sich danach zu trennen.

Sie gelten als gelassener Typ. Jetzt mal ehrlich: Wie sehr hat Sie der englische Goalie Jordan Pickford im Penaltyschiessen auf die Palme gebracht?

Schauen Sie, das sind halt Spielereien. Manche brauchen das. Mit dem englischen Gentleman hatte das allerdings nichts mehr zu tun.

Wie hätten Sie auf dem Platz reagiert?

Als Spieler hätte ich ihm bei einem Eckball vielleicht schon mal einen Spruch mitgegeben. Aber wir wussten, was auf uns zukommt, unsere Spieler kennen Pickford und wissen, dass er ganz speziell tickt. Es gehört zum Fussball, dass nicht immer alles sauber und regelkonform abläuft.

Hätte der Schiedsrichter einschreiten müssen?

Ich war am Spielfeldrand zu weit weg, um das beurteilen zu können. Ich weiss auch gar nicht, ob Pickford unsere Spieler so furchtbar stark beeinflusst hat. Ein Penalty ist eine Ausnahmesituation. Was auf dem Weg vom Mittelkreis zum Elfmeterpunkt im Kopf abgeht, das kann nur beurteilen, wer das mal erlebt hat. Zwei Dinge haben im Penaltyschiessen gegen uns gesprochen: Dass wir vor den englischen Fans schiessen mussten und dass wir nicht beginnen durften. Beides hat das Los entschieden. Ist halt so.

Was halten Sie vom Vorschlag, dass das Penaltyschiessen bereits vor der Verlängerung durchgeführt wird? Damit will man mehr Action in die Verlängerung bringen.

(Denkt nach.) Das finde ich eine coole Idee.

Was bedeutet es, dass die Spanier Europameister wurden?

Das ist gut. Wenn die Engländer mit diesem Fussball und mit all dem Glück im Achtelfinale und gegen uns im Viertelfinale, mit dem Last-Minute-Sieg im Halbfinale dann sogar den Titel geholt hätten … Die Spanier waren die beste Mannschaft, sie haben den besten Fussball gespielt und jedes einzelne Spiel gewonnen. Hochverdient.

Sie haben in den letzten Wochen mächtig an Popularität gewonnen. Merken Sie das?

Ja. Am Tag, als wir nach Deutschland gereist sind, haben mich vielleicht zwei, drei Leute auf der Strasse angesprochen. Jetzt muss ich schon mehr Zeit mitbringen, wenn ich irgendwo hinwill.

Die New York Times kürte Yakin zum attraktivsten Trainer an der EM und schrieb: «Er sieht ein wenig aus wie Adam Driver in der Rolle des Maurizio Gucci in dem 2021 erschienenen Film über die italienische Bekleidungsmarke.»
Bild: Benjamin Soland/BlicksportAch, irgendwann wird es mir dann zu kitschig (lacht). Wir sind davon etwas überrascht worden, damit hatte bei uns niemand gerechnet. Natürlich schmeichelt mir das, aber man darf so etwas nicht überbewerten.

Auch international wurden Sie gehypt. Als Stilikone, mancherorts sogar als Sexsymbol. Was macht das mit Ihnen?

Ach, irgendwann wird es mir dann zu kitschig (lacht). Wir sind davon etwas überrascht worden, damit hatte bei uns niemand gerechnet. Natürlich schmeichelt mir das, aber man darf so etwas nicht überbewerten.

Eine Zweitkarriere in Hollywood ist keine Option?

(Lacht.) Nein, diese Träume habe ich alle schon hinter mir. Das ist doch das Schöne am Fussball: die Emotionen, die der Moment hervorbringt. Gefühle, die man nicht wiederholen kann. Wir sind keine Schauspieler, wir sind Fussballer. Der Fussball gibt uns so viele Eindrücke, Emotionen, die man in keiner Art und Weise zurückzahlen kann.

Statt Karriere in Hollywood zu machen, bleiben Sie jetzt Nati-Trainer. Ihr Vertrag wurde verlängert. Wenn Sie sich für die WM qualifizieren, läuft er gar bis 2028. Haben Sie sich keine Gedanken darüber gemacht, auf dem Höhepunkt abzutreten?

Das würden andere Trainer vielleicht machen. Aber was heisst schon Höhepunkt? Wir haben uns etwas aufgebaut, das sieht man jetzt auf dem Platz. Warum soll man etwas ändern, was einem Freude bereitet?

Wer hat den Vertrag ausgehandelt?

Ich.

Was sind Sie für ein Verhandler?

(Überlegt lange.) Ich verhandle so, wie ich Schach spiele. Offen, transparent, man kann sich ja nicht verstecken … Aber es braucht auch etwas Taktik. Die Gegenseite muss nicht im ersten Moment schon wissen, worauf man hinauswill.

War es ein guter Entscheid, den Vertrag statt im Frühling erst nach der EM zu verlängern?

Ja. Im Frühling war für mich der Zeitpunkt nicht passend. Irgendwie wollte ich diese Challenge, mich zu beweisen.

Nati-Direktor Pierluigi Tami befürchtete, es könnte sehr teuer, wenn Sie erst nach der EM verhandeln würden.

Das habe ich bei den Verhandlungen nicht gemerkt (lacht). Nein, es ist alles im vernünftigen Rahmen. Ich bin happy, habe mit keiner anderen Partei verhandelt.

Sie strebten nach Wertschätzung. Aber Petkovic verdiente gegen Ende seiner siebenjährigen Amtszeit einige hunderttausend Franken mehr als Sie. Stört Sie das?

Woher wollen Sie das wissen?

Aus gut unterrichteten Quellen.

Aha. Nun, das kann sein. Petkovic ist elf Jahre älter und war länger Nationaltrainer, als ich es bin. Die viel grössere Motivation besteht für mich aber sowieso darin, mit der Nati sportlich erfolgreicher zu sein als meine Vorgänger, und nicht darin, mehr zu verdienen. Nun, der Lohn war nicht matchentscheidend. Ausserdem ist mir bewusst, dass wegen Corona und Projekten wie der EM der Frauen und dem Home of Football der finanzielle Rahmen etwas enger ist beim Verband als in der Ära Petkovic.

Xherdan Shaqiri ist zurückgetreten. Rechnen Sie mit weiteren Spielern, die der Nati Adieu sagen werden?

Shaqiris Rücktritt bedaure ich in allen Belangen, weil er ein aussergewöhnlicher Fussballer ist und ich ihn auch als Mensch ausserordentlich schätze. Stand heute rechne ich nicht damit, dass ein weiterer Spieler zurücktreten wird.

Also auch nicht Yann Sommer? Da stellt sich die Frage: Wer steht im nächsten Länderspiel im September im Tor?

Die Nummer 1. Wenn wir zu Hause spielen, dann ist es jener Spieler im gelben, auswärts jener im grünen Trikot.

Ist der Kampf um die Nummer 1 zwischen Yann Sommer und Gregor Kobel offen?

Das kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Ich werde nach deren Ferien erst mal mit jedem einzeln reden. Die Frage lautet nicht, wer in drei Tagen, sondern wer in zwei Jahren an der WM im Tor stehen wird.

Aber das ist die grosse Frage, die auf die Nati und Sie zukommen wird.

Einverstanden, die Frage ist berechtigt. Aber ich kann sie nicht beantworten, solange ich mit den Torhütern noch nicht gesprochen habe.

Gregor Kobel gilt als äusserst ehrgeizig. Wie haben Sie ihn während der EM erlebt?

Sehr professionell. Er hat in jedem Training Gas gegeben.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Studentin Lucie Vonlanthen aus Le Mouret erhält Exzellenz-Stipendium

Die Schweizerische Studienstiftung vergibt die Exzellenz-Stipendien der Bärbel-und-Paul-Geissbühler-Stiftung. Auch eine Freiburgerin erhält die finanzielle Unterstützung.

Zum siebten Mal vergibt die Schweizerische Studienstiftung die Exzellenz-Stipendien der Bärbel-und-Paul-Geissbühler-Stiftung. Das schreiben die Verantwortlichen in einer Mitteilung. Eines der Stipendien geht dieses Jahr auch an eine Freiburgerin: Lucie Vonlanthen aus Le Mouret (Master in Medizin an der Universität Bern). Die Stipendien werden Studierenden verliehen, die in den Mint-Fächern besonders hervorragende akademische Leistungen erbringen und nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um ihr Studium zu finanzieren. Mint ist eine zusammenfassende Bezeichnung von Studienfächern in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. 

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Verkehrsbeschränkung in der Lausannegasse

Der Verkehr auf der Lausannegasse wird am Montagnachmittag, 22. Juli, eingeschränkt sein. Grund dafür ist ein Kran auf der Fahrbahn.

Am Montag, 22. Juli, wird der Verkehr auf der Lausannegasse von 13.30 bis 16.30 Uhr eingeschränkt sein, wie die Stadtverwaltung mitteilt. Konkret wird die Lausannegasse auf Höhe der Hausnummer 18 gesperrt. Sie bleibt von beiden Seiten her als Sackgasse befahrbar.

Für Fussgänger ist der Durchgang weiterhin gewährleistet. Allerdings wird das Rosengässchen geschlossen sein. Es wird eine Umleitung über den Nova-Friburgo-Platz und den Petit-Paradis-Platz geben.

Grund für die Verkehrseinschränkung ist ein Kran auf der Fahrbahn.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Westafrika wehrt sich gegen deutsche Sonderrechte

German-Foreign-Policy /  Deutschland will seinen Einfluss in Westafrika halten und ausbauen. Die deutsche Aussenministerin weibelte vor Ort.

Red. – Der folgende Beitrag erschien am 17.7.2024 auf «German-Foreign-Policy.com».

Mit Besuchen in Senegal und in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) sucht Aussenministerin Annalena Baerbock den schwindenden deutschen Einfluss in Westafrika zu stabilisieren. In Senegals Hauptstadt Dakar sprach Baerbock am 15. Juli mit Präsident Bassirou Diomaye Faye. Dieser hatte erst Ende März mit der Forderung, Senegal müsse sich aus der Bevormundung durch äussere Mächte lösen und seine Souveränität wiedererlangen, einen beeindruckenden Wahlsieg erzielt.

Berlin hofft davon zu profitieren, dass Dakar den starken französischen Einfluss endlich abschütteln will, dann aber andere Kooperationspartner braucht. Am 16. Juli traf Baerbock in Côte d’Ivoire ein, wo auch ein Treffen mit Präsident Alassane Ouattara auf ihrem Programm stand. Ouattara wurde 2011 durch einen französischen Militäreinsatz ins Amt gebracht; er gilt als einer der verbliebenen Parteigänger des Westens in der Region. Gegenstand der Gespräche war auch die Suche nach Möglichkeiten, den verlorenen Einfluss im Sahel zurückzuerlangen. Erst kürzlich hat Berlin angekündigt, die Bundeswehr aus Niger abzuziehen: Die Regierung dort ist nicht bereit, den deutschen Soldaten strafrechtliche Immunität zu gewähren.

Rückschläge im Sahel

Der Abzug aus Niger ist für Berlin aus mehreren Gründen schmerzlich. Zum einen verliert die Bundeswehr ihre letzte Operationsbasis im Sahel, einem Gebiet, das für Deutschland und die EU beträchtliche geostrategische Bedeutung besitzt. Die Bundesregierung hatte zuletzt noch versucht, den deutschen Lufttransportstützpunkt in Niamey wenigstens als sogenannte Cold Base zu halten [1] – eine Art Miniaturstützpunkt, der bei Bedarf jederzeit aktiviert werden kann, etwa für Evakuierungsmassnahmen auf dem afrikanischen Kontinent. Damit ist Berlin jedoch gescheitert.

Landeplatz in Magama, Niger
Soldaten auf dem Weg zu einem Transall-Flugzeug. Symbolbild aus dem Jahr 2017.

Zum anderen muss die Bundeswehr in einer Zeit abziehen in der Russland seine Stellung im Sahel deutlich stärkt; es ist vor allem in Mali, inzwischen aber auch in Burkina Faso und Niger militärisch aktiv und hat begonnen, die Fühler zum Tschad auszustrecken. Damit verzeichnet der Westen im Machtkampf gegen Moskau einen weiteren Rückschlag auf dem afrikanischen Kontinent.

Hinzu kommt, dass zwar – und dies schon vor der Bundeswehr – auch die Streitkräfte Frankreichs und der USA Niger verlassen mussten, dass allerdings nach wie vor Italien mit einem bilateralen Militäreinsatz (Missione bilaterale di supporto nella Repubblica del Niger, MISIN) in dem Land präsent ist.[2] Damit erleidet Berlin auch im innereuropäischen Machtkampf einen Rückschlag.

Keine strafrechtliche Immunität

Dabei ist die Verlängerung der Stationierungsrechte für die Bundeswehr am Flughafen in Niamey, wie übereinstimmend berichtet wird, nicht an prinzipiellen Einwänden von Nigers Regierung gescheitert. Ursache ist vielmehr, dass Berlin sich den Bestrebungen Niameys verweigert hat, sich die volle Souveränität über das Geschehen im eigenen Land zu sichern und ein Stationierungsabkommen auf Augenhöhe mit der Bundesrepublik zu schliessen. Demnach war Nigers Regierung vor allem nicht bereit, den im Land stationierten deutschen Soldaten strafrechtliche Immunität einzuräumen und der Bundeswehr Blankorechte zum Überflug zu gewähren.[3]

Dass die westlichen Truppen – auch die deutschen – im Land nach Gutdünken schalten und walten zu können meinten, war bereits einer der Hauptstreitpunkte gewesen, an dem sich der Unmut von Malis Regierung über die europäische Truppenpräsenz dort entzündete, was letzten Endes zu derem erzwungenen Abzug führte [4]. Die deutsche Bundesregierung ist trotz allem bemüht, in Niger zumindest einen Fuss in der Tür zu behalten. Das Bundesverteidigungsministerium kündigt an, an seiner Zusammenarbeit mit den nigrischen Streitkräften «niedrigschwellig» festzuhalten, «etwa in den Bereichen Sanitätsdienst, Transport, Wartung, Pionierwesen, Logistik und beim Völkerrecht». [5]

«Souveräne Bevölkerungen»

Die Entwicklung im Sahel war auch Gegenstand der Gespräche, die Bundesaussenministerin Annalena Baerbock in Senegal führte. Baerbock traf dort unter anderem mit ihrer Amtskollegin Yacine Fall und mit Präsident Bassirou Diomaye Faye zusammen. Hintergrund ist, dass Senegals neue Regierung darum bemüht ist, die Beziehungen zu Mali, Burkina Faso und Niger nicht komplett abbrechen zu lassen. Die drei Sahelstaaten haben nicht nur fast alle westlichen Truppen aus dem Land geworfen und ihre Beziehungen zu den ehemaligen Kolonialmächten relativiert, während sie eine engere militärische Kooperation mit Russland aufgenommen haben. Sie haben sich ausserdem aus der Regionalorganisation ECOWAS gelöst, der sie vorwerfen, im Interesse vor allem Frankreichs zu handeln.[6]

Darüber hinaus haben sie mittlerweile einen eigenen Staatenbund initiiert – die Alliance des États du Sahel (AES), die am 6. Juli in Niamey ihren Gründungsgipfel abgehalten hat. Die AES solle «eine Alternative zu allen künstlichen regionalen Gruppierungen sein», sagte Nigers Präsident Abdourahamane Tiani anlässlich des Gipfeltreffens mit Blick auch auf die ECOWAS; man wolle «eine souveräne Gemeinschaft der Bevölkerungen» schaffen, «eine Gemeinschaft, die sich vom Zugriff äusserer Mächte fernhält».[7]

«Eine erneuerte Partnerschaft»

Senegals Präsident Diomaye Faye, der Anfang April nach einem beeindruckenden Wahlsieg in sein Amt gelangt ist [8], wird noch am ehesten eine Chance auf Vermittlung gegenüber der AES zugetraut: Seine Regierung verlangt, darin gestützt auf eine breite Zustimmung in der Bevölkerung, eine grössere Unabhängigkeit, insbesondere von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, und eine stärkere Souveränität ihres Landes. Damit trägt sie einer Stimmung Rechnung, die auch in weiteren Ländern Westafrikas an Verbreitung gewinnt. Sie strebt unter anderem – dieses Ziel teilt sie mit der AES – den Ausstieg aus dem Franc CFA an, der an den Euro gekoppelt ist, und will ihn durch eine eigene Währung ersetzen.

Zudem will sie die bestehenden Verträge über die Erdgasförderung in Senegal sowie über die Fischerei vor der senegalesischen Küste zugunsten ihres Landes neu verhandeln. Anders als die AES wünscht die senegalesische Regierung jedoch keinen Bruch mit den Staaten Europas, sondern, wie Diomaye Faye Ende April anlässlich eines Besuchs von EU-Ratspräsident Charles Michel in Dakar erklärte, «eine neu durchdachte, erneuerte Partnerschaft».[9] Grundlage dafür müsse eine Wiederherstellung der Souveränität seines Landes sein, die frühere Regierungen an ausländische Mächte «verschleudert» hätten.

Cold Base in Dakar

Baerbock war in Dakar bemüht, Berlin in den Umbrüchen, die Senegal zur Zeit durchläuft, eine möglichst starke Position zu sichern, dies auch mit Blick auf etwaige Möglichkeiten für Präsident Diomaye Faye, auf die AES Einfluss zu nehmen. In Berlin ist zudem im Gespräch, eine Cold Base der Bundeswehr am Flughafen in Dakar als Ersatz für den wegfallenden Lufttransportstützpunkt in Niamey zu nutzen. Über den senegalesischen Hauptstadtflughafen hatte die Bundeswehr zeitweise auch Transportflüge abgewickelt. «Dessen Lage gilt als nicht so günstig», heisst es dazu allerdings im Auswärtigen Amt; «zudem ist die Basis unbemannt und weniger gut ausgestattet.»[10]

Der Umsturz von 2011

Wie stark sich die äusseren Machtverhältnisse in Westafrika in den vergangenen Jahren verändert haben, liess sich an der zweiten Station von Baerbocks Reise in die Region ablesen – in Côte d’Ivoire […]. Dort sprach sie unter anderem mit Präsident Alassane Ouattara. Ouattara amtiert seit Mai 2011. Zuvor hatten stark umstrittene Wahlen stattgefunden; sowohl Ouattara als auch der damalige Amtsinhaber Laurent Gbagbo hatten sich zum Sieger erklärt. Frankreich wie auch die anderen Mächte des Westens unterstützten Ouattara, an dessen angeblichem Wahlsieg zwar deutliche Zweifel bestanden [11], der jedoch den alten, traditionell eng mit Paris kollaborierenden Eliten der Côte d’Ivoire entstammt.

Als Ouattara letzten Endes den Versuch unternahm, das Patt im Streit um das Wahlergebnis gewaltsam zu lösen, startete Frankreich eine Militärintervention, verschleppte den ihm missliebigen Gbagbo aus dem Präsidentenpalast und bahnte Ouattara den Weg dorthin. Gbagbo wurde festgesetzt und vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt. Ouattara regiert bis heute.

Kein Umsturz 2023

Im Sommer 2023 zog Paris nach dem Putsch in Niger offenbar ein ähnliches Vorgehen in Niamey in Betracht, war aber, anders als 2011, nicht mehr in der Lage, es zu verwirklichen. Ouattara gehörte anschliessend zu denjenigen ECOWAS-Staatschefs, die Pläne vorantrieben, mit ECOWAS-Truppen in Niamey einzumarschieren und die per Putsch an die Regierung gelangten Offiziere mit militärischer Gewalt zu entmachten [12]. Auch dies liess sich letztlich jedoch nicht realisieren.

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[1] S. dazu Die deutsche Cold Base in Niger.
[2] Crosetto a Nova: “Andrò in visita in Niger a settembre”. agenzianova.com 10.07.2024.
[3] Allemagne – Niger : Pas d’accord militaire égal à égal, Berlin ferme sa base aérienne à Niamey. differenceinfobenin.com 07.07.2024.
[4] S. dazu Kampf um Mali (I) und In Westafrika gegen Russland (II).
[5] Bundeswehr zieht vom Stützpunkt Niamey bis zum 31. August 2024 ab. bmvg.de 08.07.2024.
[6] S. dazu Auf dem Weg zur Eigenständigkeit (III).
[7] Aïssatou Diallo: Confédération AES : comment Tiani, Traoré et Goïta veulent doubler la Cedeao. jeuneafrique.com 09.07.2024.
[8] S. dazu Westafrikas Kampf um Souveränität.
[9] Bassirou Diomaye Faye plaide pour un partenariat « repensé » avec l’Europe. jeuneafrique.com 25.04.2024.
[10] Erklärungen des Auswärtigen Amts in der Regierungspressekonferenz vom 12.07.2024. auswaertiges-amt.de.
[11] S. dazu Spiel mit dem Feuer.
[12] S. dazu Nach uns der Flächenbrand und Gewalt und Sanktionen.


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Weiterführende Informationen

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Was nach dem Teilungsplan der Uno von 1947 bis 2001 geschah

Andreas Zumach /  Nach vielen Jahrzehnten und Hunderten Nahost-Resolutionen und -Beschlüssen der Uno existiert der Staat Palästina noch immer nicht.

Andreas Zumach 400
Andreas Zumach

Red. In einem ersten Teil legte Andreas Zumach dar, wie Donald Trump als Präsident eine Zwei-Staaten-Lösung endgültig torpedierte. Jetzt greift er weiter in die Geschichte zurück vom Teilungsplan der Uno im Jahr 1947 über die Osloer Verhandlungen bis zum Gipfeltreffen zwischen Israel und der PLO bei Präsident Bill Clinton in Camp David. Es ist ein Auszug aus dem im Jahr 2021 veröffentlichten Buch «Reform oder Blockade – welche Zukunft hat die UNO?». Zumach war über dreissig Jahre lang Korrespondent bei der Uno in Genf.

Teilungsverhältnis des Territoriums: 54 zu 46 Prozent 

Palästina 1947
Grenzen nach dem UN-Teilungsplan von 1947. Grössere Auflösung der Grafik hier.

Am Anfang des Engagements der Uno im Nahen Osten stand die Teilungsresolution 181 der UN-Generalversammlung vom 27. November 1947. Diese Resolution sah auf dem bis dahin von Grossbritannien verwalteten Mandatsgebiet Palästina die Bildung eines Staates Israel und eines Staates Palästina vor – im Teilungsverhältnis von 54 zu 46 Prozent des Territoriums. 

Doch fast 74 Jahre und Hunderte Nahost-Resolutionen und -Beschlüsse der Uno später existiert der Staat Palästina noch immer nicht. Der Sicherheitsrat befasste sich vor seiner Resolution 2334 vom Dezember 2016 das letzte Mal zwei Jahre zuvor, am 30. Dezember 2014, mit dem Nahostkonflikt. Damals scheiterte ein von Jordanien eingebrachter Resolutionsantrag. Er sah die Vereinbarung einer umfassenden Zwei-Staaten-Lösung bis Ende 2015 sowie den vollständigen Abzug Israels aus den besetzten Gebieten bis spätestens Ende 2018 vor. 

Druck Obamas und Drohung mit dem Veto

Unter den 15 Mitgliedstaaten des Uno-Sicherheitsrats erhielt der Antrag nur acht der für eine Annahme erforderlichen neun Ja-Stimmen. Im Vorfeld der Abstimmung hatte die Obama-Administration insbesondere auf die zehn nicht ständigen Ratsmitglieder massiven Druck ausgeübt, mit Nein zu votieren oder sich zumindest zu enthalten. Ruanda und andere nicht ständige Ratsmitglieder gaben unter dem Druck aus Washington ihre zuvor erklärte Absicht auf, dem Antrag zuzustimmen. 

Für den Fall, dass ihr Druck nicht ausreichen würde, eine Mehrheit von neun Ja-Stimmen zu verhindern, hatte die Obama-Administration angekündigt, sie werde den Resolutionsantrag durch ihr Veto zu Fall bringen. 

Diese Abstimmung des Uno-Sicherheitsrats vom 30. Dezember 2014 lieferte allerdings auch Indizien dafür, dass sich Washington bei seiner Nahostpolitik nicht mehr unbedingt auf die beiden westlichen Vetomächte Grossbritannien und Frankreich verlassen kann. Grossbritannien enthielt sich der Stimme. Frankreich stimmte dem Resolutionsantrag sogar zu, wie auch die beiden anderen Vetomächte Russland und China. 

In Reaktion auf das Scheitern des Resolutionsantrages im Uno-Sicherheitsrat unterzeichnete der Chef der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, die Beitrittsurkunde zum Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) sowie zu 19 weiteren internationalen Konventionen (Abkommen). Nach dem Beitritt zum IStGH möchte Abbas vor dem Strafgerichtshof mutmassliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit der israelischen Regierungsstreitkräfte in den Gazakriegen vom Sommer 2014 und von 2008/09 untersuchen lassen. 

Mit dem Beitritt der Palästinenser zum IStGH wurde auch die Hamas der Gerichtsbarkeit des Strafgerichtshofes unterworfen, der ebenfalls Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den beiden letzten Gazakriegen vorgehalten werden. Dennoch stiess die Unterzeichnung der Beitrittsurkunde durch Abbas’ Schritt auf wütende Proteste der israelischen Regierung und auf scharfe Kritik der Obama-Administration. 

Die Sabotage des Uno-Teilungsplans von 1947 

Palästina 1948-1967 x
Grenzen oder Grüne Linie nach dem Waffenstillstand im Jahr 1948. Grössere Auflösung der Grafik hier.

Die israelische Seite nahm die Uno-Resolution 181 offiziell an und rief am 14. Mai 1948 die Gründung ihres Staates aus. Wie israelische Historiker nachgewiesen haben, hatte Staatsgründer David Ben Gurion bereits zum damaligen Zeitpunkt Pläne, den israelischen Staat über die von der Uno zugedachten 56 Prozent des Territoriums hinaus auszudehnen. 

Die Palästinenser akzeptierten den Uno-Teilungsplan nicht. Sie erlebten die Gründung des Staates Israel als Katastrophe der Vertreibung (Nakba) und gingen mit Unterstützung der arabischen Staaten Ägypten, Syrien, Libanon und Jordanien militärisch gegen die israelische Seite vor. Aus den militärischen Auseinandersetzungen der Jahre 1948/49 ging Israel als Sieger hervor und weitete sein Staatsgebiet bis zu den Waffenstillstandsvereinbarungen vom Frühjahr 1949 von 54 auf 78 Prozent des ehemaligen Mandatsgebietes Palästina aus. 

Bei diesen Vereinbarungen wurde mit grüner Tinte die «Grüne Linie» gezeichnet, die dann bis zum Sechstagekrieg von 1967 de facto die Aussengrenze Israels markierte. Rund 750’000 Palästinenser wurden während der militärischen Auseinandersetzungen der Jahre 1948/49 aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben. 

Anhaltender Interpretationsstreit über die Uno-Resolution 242

Im Sechstagekrieg vom Juni 1967 besetzte Israel das Westjordanland (Westbank), den Gazastreifen und Ostjerusalem und kontrolliert damit auch die restlichen 22 Prozent des ehemaligen Mandatsgebietes Palästina. Der Sicherheitsrat forderte daraufhin in seiner Resolution 242 vom 22. November 1967 den Rückzug Israels »aus (den) besetzten Gebieten, die während des jüngsten Konfliktes besetzt wurden«, im Gegenzug für eine Anerkennung des Staates Israel und die Respektierung seiner Sicherheit «frei von Bedrohung und Gewalt». Alle 15 Ratsmitglieder, auch die USA, stimmten der Resolution 242 zu. 

Palästina 1967-1993
Grenzen nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967. Grössere Auflösung der Grafik hier.

Hinter dem einstimmigen Votum verbirgt sich allerdings ein Dissens und Interpretationsstreit, der bis heute anhält. In der ursprünglich von Grossbritannien vorgelegten englischen Fassung der Resolution wird Israel zum «Rückzug von besetzen Gebieten» («withdrawl from occupied territories») aufgefordert. Die französische Fassung fordert hingegen den «Rückzug von den besetzten Gebieten» (»retrait des territoires occupés«). Die Sowjetunion hatte sich während der Textverhandlungen vergeblich für die noch klarere Formulierung «Rückzug von allen besetzten Gebieten» eingesetzt. Israel beruft sich bis heute auf die englische Version von Resolution 242, die arabischen Staaten beziehen sich auf die französische Fassung. 

Nach dem Jom-Kippur-Krieg Israels gegen die vereinigten Streitkräfte Ägyptens und Syriens vom Oktober 1973 forderte der Uno-Sicherheitsrat in seiner ebenfalls einstimmig verabschiedeten Resolution 338 «die beteiligten Parteien auf, sofort nach Einstellung des Feuers damit zu beginnen, die Resolution 242 von 1967 in allen ihren Teilen durchzuführen». 

Auf die beiden völkerrechtlich verbindlichen Resolutionen 242 und 338 des Uno-Sicherheitsrats nehmen nicht nur alle weiteren Resolutionen und Beschlüsse Bezug, die seitdem vom Sicherheitsrat, von der Generalversammlung oder anderen Gremien und Institutionen der Uno verabschiedet wurden. 

Auch alle seitdem ergriffenen diplomatischen Initiativen und vereinbarten Nahost-Abkommen vom ägyptisch-israelischen Friedensvertrag 1979 bis zum Oslo-Abkommen vom September 1993 zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsfront (Palestine Liberation Organisation, PLO) berufen sich auf diese beiden Resolutionen des Uno-Sicherheitsrats. 

Von der Madrid-Konferenz bis zur Roadmap des Nahostquartetts – die Uno in der einflusslosen Nebenrolle 

Trotz der Bezugnahme auf die beiden Sicherheitsrats-Resolutionen 242 und 338 in allen seit 1967 erfolgten Beschlüssen, diplomatischen Initiativen und Verträgen zum Nahostkonflikt spielt die Uno seitdem bei den Bemühungen zur Beilegung dieses Konfliktes nur eine einflusslose Nebenrolle. Unter dem Druck des ersten Aufstandes der Palästinenser in der Westbank (1. Intifada 1987–1991) initiierten die USA nach dem Golfkrieg vom Frühjahr 1991, in dem eine US-geführte Streitmacht die irakischen Besatzungstruppen aus Kuwait vertrieben hatte, die Nahostkonferenz von Madrid. Eingeladen wurden Israel, Syrien, Libanon und Jordanien. Die Palästinenser durften wegen israelischer Bedenken nur als Mitglieder der jordanischen Delegation teilnehmen. 

Alle Rahmenbedingungen für diese Konferenz bestimmte die Administration von Präsident George Bush senior und Aussenminister James Baker. Sie bemühte sich lediglich um die Sowjetunion als Mitveranstalter. Die Uno wurde von Washington bewusst aus dieser diplomatischen Initiative herausgehalten. Die Madrid-Konferenz vom Dezember 1991 und die in ihrer Nachfolge geführten bilateralen und multilateralen Verhandlungsrunden erbrachten als einziges Ergebnis den 1994 vereinbarten Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien. 

Die Oslo-Abkommen – die Uno-Mitglieder verlassen sich auf die USA als Garantiemacht und ehrlichen Makler 

Parallel zu dem Madrid-Prozess fanden auf Initiative der norwegischen Regierung zunächst geheim gehaltene bilaterale Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern statt. Sie führten 1993 zur Vereinbarung des 1.Oslo-Abkommens. Besiegelt wurde das Abkommen im September 1993 mit einem historischen Handschlag zwischen Israels Ministerpräsident Jitzchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat auf dem Rasen des Weissen Hauses in Washington. Präsident Bill Clinton übernahm dabei für die USA die Rolle der Garantiemacht für das Oslo-Abkommens. 

Die europäischen Staaten, Russland und alle anderen vorgeblich an einer Beilegung des Nahostkonflikts interessierten Mitglieder der Uno äusserten ihr Unterstützung für das Oslo-Abkommen und verliessen sich auf die USA als ehrlichen Makler für seine Umsetzung. Doch das erwies sich in den folgenden Jahren als grosse Illusion. 

Frieden für immer weniger Land – der unzureichende Inhalt des Oslo-Abkommens 

Das erste Oslo-Abkommen basierte offiziell auf dem Prinzip «Land für Frieden». Beide Seiten erkannten sich erstmals gegenseitig an. Israel akzeptierte die PLO als offiziellen Vertreter der Palästinenser. Die PLO strich aus ihrer Gründungscharta alle Passagen, die die Vernichtung Israels als Ziel enthielten. 

Das Abkommen und seine beiden 1994 und 1995 vereinbarten Nachfolgeverträge (Gaza-Jericho- und Oslo-2-Abkommen) sahen einen Teilrückzug der israelischen Streitkräfte aus den besetzten Gebieten vor sowie die Übertragung der Verantwortung im Gazastreifen und im Westjordanland auf eine «Palästinensische Autonomiebehörde». Die Vereinbarung galt allerdings nur für maximal ein Drittel des Westjordanlandes und nicht für die von jüdischen Siedlern bewohnten Gebiete sowie die israelischen Militärstützpunkte. 

Die völkerrechtswidrigen Siedlungen, der künftige Status Jerusalems, die Frage der Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge und andere strittige Kernprobleme wurden in dem Oslo-Abkommen nicht behandelt, sondern auf später verschoben. 

Die kurze Zeit der Hoffnung nach dem Oslo-Abkommen 

1994 wurden Israels Ministerpräsident Rabin und PLO-Chef Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. 

Auch bei der israelischen Bevölkerung stiess die von Rabin eingeschlagene Verhandlungs- und Friedenspolitik gegenüber den Palästinensern auf breite Zustimmung. Bis zu 400’000 Menschen demonstrierten auf Kundgebungen der israelischen Friedensbewegung ihre Unterstützung für Rabins Politik. 

Doch bei der Siedlerbewegung und in der von Benjamin Netanjahu geführten oppositionellen rechtskonservativen Likud-Partei stiess Rabin mit seiner Politik auf massive Ablehnung, Hass sowie persönliche Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen. Auf Kundgebungen der Likud-Partei, bei denen Oppositionsführer Netanjahu als Hauptredner auftrat, wurden Plakate mit Rabin in Naziuniform gezeigt. 

Am 4. November 1995 ging die Saat dieses Hasses auf. Nach einer Friedensdemonstration in Tel Aviv wurde Rabin von einem rechtsradikalen jüdischen Studenten erschossen. Ob es sich bei Rabins Mörder um einen Einzeltäter handelte oder ob er nur ausführendes Organ eines politischen Komplotts gegen den Ministerpräsidenten war, ist bis heute nicht geklärt. 

Rabins Nachfolger Shimon Peres, ebenfalls von der Arbeitspartei, setzte die Politik seines ermordeten Vorgängers fort und begann 1996 Verhandlungen mit der PLO über die im Oslo-Abkommen noch ausgeklammerten Kernprobleme. 

Netanjahu sabotiert den Oslo-Friedensprozess und die USA schauen zu

Doch bei den Wahlen im Mai 1996 gewann die rechtskonservative Likud-Partei mit knapper Mehrheit. Netanjahu wurde Ministerpräsident. Er torpedierte den Friedensprozess insbesondere durch eine Intensivierung der illegalen Besiedlung des Westjordanlands. Zudem verweigerte Netanjahu die Umsetzung zahlreicher Verpflichtungen Israels aus den Oslo-Verträgen und brach die von Peres begonnenen Verhandlungen mit den Palästinensern über die Lösung der in den Oslo-Verträgen ausgeklammerten Kernprobleme wieder ab. 

Palästina seit 1995
Grenzen seit 1995: Von Israel besetzter Flickenteppich im Westjordanland. Grössere Auflösung der Grafik hier.

Netanjahus offensive Siedlungspolitik führte zwar dazu, dass die EU die gesamte israelische Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten für illegal erklärte. Doch die USA als Garantiemacht der Oslo-Verträge unternahmen nichts, um die israelische Regierung zur Umsetzung ihrer vertraglichen Verpflichtungen zu bewegen. In Reaktion auf die Vertragsverletzungen Israels setzte auch die palästinensische Seite einige ihrer Verpflichtungen aus den Oslo-Abkommen nicht um. 

Ende 1998 wurde Netanjahu wegen seiner Sabotage des Oslo-Friedensprozesses vom israelischen Parlament, der Knesset, per Misstrauensvotum abgesetzt. Sein Nachfolger Ehud Barak von der Arbeitspartei kritisierte die unter Netanjahu forcierten Siedlungsaktivitäten im Westjordanland öffentlich als Verstoss gegen die Oslo-Verträge. 

Im September 1999 nahmen die Streitparteien im ägyptischen Sharm el-Sheikh die Verhandlungen zur Lösung der Kernprobleme wieder auf. 

Im Juli 2000 trafen sich Barak und Arafat unter Vermittlung von US-Präsident Bill Clinton in dessen Landsitz Camp David ausserhalb von Washington DC. Das war der letzte Versuch der Clinton-Administration, eine Übereinkunft zu erzielen über die zentralen Streitpunkte: Status von Jerusalem, Flüchtlingsrückkehr, die Grenzziehung zwischen Israel und einem künftigen Staat Palästina sowie der Status der im Westjordanland verbleibenden jüdischen Siedlungen. 

Ende Juli 2000 wurden die Verhandlungen von Camp David ergebnislos abgebrochen. 

«Arafats historischer Fehler» und andere Propagandamärchen über Camp David 

US-Präsident Clinton erklärte, die Verhandlungen von Camp David seien an der Frage von Jerusalem gescheitert. Er machte die Palästinenser dafür verantwortlich mit der Bemerkung: «Die Israeli haben sich mehr von ihrer ursprünglichen Position wegbewegt als die Palästinenser.» 

Darüber hinaus verbreiteten die israelische Regierung und US-Medien die Behauptung, Ministerpräsident Barak habe in Camp David das weitreichendste Angebot vorgelegt, das Israel jemals gemacht habe. Und Arafat habe «den historischen Fehler» begangen, dieses weitreichende Angebot abzulehnen. 

Der Mythos vom weitreichenden Angebot Baraks und vom sturen Nein Arafats hält sich bis heute hartnäckig. Nicht nur in den USA und in Israel, sondern auch in Diskursen über den Nahostkonflikt in Deutschland, der Schweiz und anderen europäischen Ländern. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine reine Propagandabehauptung. Der wichtigste Kronzeuge hierfür ist Robert Malley, unter Clinton Nahost-Experte im Nationalen Sicherheitsrat der USA und Mitglied des US-Teams bei den Camp-David-Verhandlungen vom Juli 2000. 

Ein Jahr nach diesen Verhandlungen erschien am 8. Juli 2001 in der New York Times ein erster Artikel Malleys unter der Überschrift «Märchen über das Scheitern von Camp David». Er widerlegte darin einige Mythen, darunter die Behauptung, Barak sei nahe daran gewesen, die Sicherheit Israels aufs Spiel zu setzen, als er angeboten habe, «die meisten, wenn nicht alle legitimen Forderungen der Palästinenser zu erfüllen».

Malley schrieb: 

«Es stimmt, was auf dem Tisch lag, war weitreichender als alles, was ein israelischer Führer in der Vergangenheit diskutiert hatte – ob nun mit den Palästinensern oder mit Washington. Aber es war nicht das Traumangebot, als das es dargestellt wurde, zumindest nicht aus palästinensischer Sicht.

Um die Siedler zu beruhigen, sollte Israel neun Prozent der Westbank annektieren. Als Ausgleich sollte der Palästinenserstaat Souveränität über Teile des israelischen Kernlandes bekommen, von einem Neuntel der Grösse des annektierten Landes. Ein Palästinenserstaat mit 91 Prozent der Westbank und Gaza war mehr, als die meisten Amerikaner und Israeli für möglich gehalten hätten. Aber wie hätte Arafat seinem Volk den Landtausch im Verhältnis neun zu eins erklären sollen? 

In Jerusalem hätte Palästina Souveränität über viele arabische Viertel im Ostteil der Stadt sowie muslimische und christliche Viertel in der Altstadt erhalten. Während es den Haram al-Sharif verwalten sollte, in dem die drittheiligste muslimische Stätte, die Al-Aqsa-Moschee, steht, hätte Israel die Oberhoheit über dieses Gebiet behalten, das von den Juden als Tempelberg bezeichnet wird.»

Malley machte in seinem Artikel in der New York Times vom 8. Juli 2001 auch deutlich, dass die Palästinenser grössere Zugeständnisse gemacht hatten: 

«Die Palästinenser traten für einen Palästinenserstaat ein, der in den Grenzen vom 4. Juni 1967 neben Israel bestehen sollte. Sie akzeptierten, dass Israel mit Siedlungsblöcken Territorium der Westbank annektieren würde. Sie akzeptierten das Prinzip der israelischen Souveränität über die jüdischen Viertel in Ostjerusalem – Viertel, die vor dem Sechstagekrieg von 1967 nicht Teil des Staates Israel gewesen waren. 

Und während sie darauf bestanden, dass das Recht der Flüchtlinge auf Rückkehr anerkannt werde, waren sie bereit, es in einer Weise umzusetzen, die Israels demografische Zusammensetzung und Sicherheitsinteressen berücksichtigte, und deshalb die Anzahl der Rückkehrer zu beschränken. Keine andere arabische Partei, die mit Israel verhandelt hatte – Ägypten unter Anwar as-Sadat, Jordanien unter König Hussein, ganz zu schweigen vom Syrien Hafez al-Assads – kam je auf die Idee, solche Kompromisse auch nur in Erwägung zu ziehen.»

In einem Artikel unter dem Titel «Camp David: Die Tragödie der Fehler» hatte Robert Mallay gemeinsam mit seinem Coautor Hussein Agha, einem mit den israelisch-palästinensischen Beziehungen bestens vertrauten libanesischen Professor an der Universität Oxford, bereits in der New York Review of Books vom 9. August 2000 darauf hingewiesen, dass Barak seine angeblich weitreichenden Angebote niemals in verbindlicher schriftlicher Form vorgelegt hatte. 

Tatsächlich seien die Palästinenser aufgefordert worden, sich mit einigen vagen Versprechungen zufriedenzugeben, die jederzeit wieder zurückgenommen werden konnten. Die Autoren schrieben: 

«Streng genommen gab es niemals ein israelisches Angebot. Entschlossen, die Position Israels im Fall des Scheiters zu erhalten und den Palästinensern keinen Vorteil durch einseitige Kompromisse zu verschaffen, blieben die Israeli immer einen bis mehrere Schritte vor einem Angebot stehen. In Camp David wurden die Vorschläge nie schriftlich niedergelegt, sondern immer nur mündlich übermittelt.» 

Baraks Vorschläge waren alles andere als «unglaublich grosszügige» Zugeständnisse an palästinensische Forderungen. Sein Angebot war keine Grundlage für einen lebensfähigen Palästinenserstaat, sondern für ein von Israel abhängiges und ihm untergeordnetes arabisches Ghetto. 

Die Vorschläge im Einzelnen gemäss Mallay/Agha:

Die Vorschläge, die Barak im Juli 2000 in Camp David unterbreitete, sahen ein Palästina in vier voneinander getrennte Kantonen vor, die von Israel eingeschlossen waren: die nördliche Westbank, die zentrale Westbank, die südliche Westbank und Gaza. Ein Netzwerk von israelisch kontrollierten Strassen und Militärposten sollte diese vier Kantone wiederum unterteilen. Kein Teil Palästinas sollte an einen anderen Teil angrenzen, und die Israeli sollten die Bewegungen der Bewohner und Güter kontrollieren, im Inneren wie nach aussen. Dadurch wäre sichergestellt worden, dass die palästinensische Wirtschaft ihrem mächtigeren Nachbarn vollständig unterworfen war. 

Israel sollte fast neun Prozent der besetzten Gebiete annektieren und bot im Austausch dafür nur ein Prozent von seinem eigenen Territorium an. 

Israel sollte die Kontrolle über weitere zehn Prozent der besetzten Gebiete in der Form einer »langfristigen Pacht« von unbestimmter Dauer erhalten. 

Die Palästinenser sollten jeden Anspruch auf Ostjerusalem aufgeben, das sie als künftige Hauptstadt eines Palästinenserstaats vorgesehen hatten. Die palästinensische Verhandlungsdelegation gab zu, dass das in späteren Gesprächen modifiziert wurde, mit einem Vorschlag, den Palästinensern Souveränität über isolierte arabische Viertel in Ostjerusalem einzuräumen. Diese Viertel sollten jedoch von israelisch kontrollierten Vierteln umgeben und nicht nur voneinander, sondern auch vom Rest des Palästinenserstaats getrennt sein. 

Barak bot Arafat an, Tunnel zu bauen, damit der PLO-Führer die palästinensischen Viertel besuchen könne, ohne einen Fuss auf israelisches Territorium setzen zu müssen. 

Israel sollte die Kontrolle über 69 jüdische Siedlungen in der Westbank behalten, wo im Jahr 2000 rund 85 Prozent aller illegalen Siedler lebten. Seit die Verträge von Oslo 1993 unterschrieben wurden, war der Bau von illegalen Siedlungen um 52 Prozent gestiegen, und die Zahl der Siedler, einschliesslich derer in Ostjerusalem, hatte sich mehr als verdoppelt.

Die Palästinenser sollten jedes Recht auf Rückkehr nach Israel für diejenigen aufgeben, die seit seiner Gründung im Mai 1948 geflüchtet waren. 

Barak unterbreitete diese Vorschläge eher als Drohung denn als Verhandlungsangebot. In den vorbereitenden Gesprächen zu den Camp-David-Verhandlungen erklärte er den Palästinensern mehrfach, Israel werde sein «bestes und letztes Angebot vorlegen» und im Falle der Ablehnung durch die Palästinenser «unilaterale Massnahmen ergreifen». 

Zudem weigerte sich Barak nach Darstellung von Mallay und Agha in der New York Review of Books vom 9. August 2000 im Vorfeld der Verhandlungen, eine Reihe von Zwischenschritten zu verwirklichen, zu denen Israel aufgrund der beiden Oslo-Abkommen und des Gaza-Jericho-Vertrages verpflichtet war, «darunter ein dritter Teilrückzug von der Westbank, die Übergabe dreier an Jerusalem angrenzender Dörfer in palästinensische Kontrolle und die Freilassung von Palästinensern, die wegen Taten eingesperrt waren, die vor dem Oslo-Abkommen begangen worden waren». 

Die beiden Autoren machten deutlich, dass Barak so vorging, um die Palästinenser vor ein Ultimatum zu stellen: Entweder Friede zu Israels Bedingungen oder, so die implizite Drohung, neue Gewalt. Der Kern von Baraks Plan war, sich die Unterstützung der Clinton-Regierung und Europas zu sichern, um Arafat zu isolieren und ihn unter enormen Druck zu setzen. 

«Die westlichen Länder wurden aufgefordert, Arafat Konsequenzen für seine Sturheit anzudrohen: Die Schuld würde man den Palästinensern anlasten und die Beziehungen mit ihnen würden eingeschränkt werden», schrieben Mallay und Agha. Und weiter: «Ausserdem beschwor Barak die USA, während des Treffens in Camp David die ganze Zeit, keine Alternativmöglichkeiten oder weitere Verhandlungschancen für den Fall anzudeuten, dass der Gipfel scheitern würde.» 

Diese Strategie Baraks brachte Arafat in eine ausweglose politische Situation. Denn unter den Palästinensern herrschte eine grosse Enttäuschung und Verärgerung über ihre Führung, da die von Arafat unterzeichneten Oslo-Vereinbarungen keine Verbesserungen ihrer sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lage gebracht hatten. 

Die zwei Autoren schrieben: «Von Gaza und der Westbank aus gesehen las sich das Vermächtnis von Oslo wie eine Aufzählung aufgeschobener oder unerfüllter Versprechen. Sechs Jahre nach den Verträgen gab es mehr israelische Siedlungen, weniger Bewegungsfreiheit und eine schlechtere wirtschaftliche Lage.» 

Mallay und Agha gelangten zum Schluss: 

«Camp David scheint Arafat in die schlimmsten Albträume versetzt zu haben. Es war ein Gipfeltreffen unter Hochspannung, das die Palästinenser unter Druck setzte, einer schnellen Vereinbarung zuzustimmen oder andernfalls erhöhte politische und symbolische Kosten zu tragen. Dass die USA die Einladungen zu Camp David aussprachen, obwohl sich Israel weigerte, seine früheren Verpflichtungen zu erfüllen und obwohl sich Arafat mehr Zeit für Vorbereitungen erbeten hatte, musste seinen Eindruck einer amerikanisch-israelischen Verschwörung verstärken.» 

Um Arafat nach Camp David zu bekommen, hatte ihm Clinton versprochen, dass die Palästinenser nicht für ein Scheitern verantwortlich gemacht würden. Dieses Versprechen wurde von Clinton sofort nach dem Scheitern gebrochen. 

Nach der Analyse von Malley und Agha mussten die Palästinenser ständig den Eindruck haben, über den Tisch gezogen zu werden. Das habe die amerikanische Pose des «ehrlichen Maklers» infrage gestellt. 

Die Beispiele, die die beiden Autoren in ihrem Artikel anführen, erwecken den Eindruck, dass Clinton aktiv mit Barak zusammenarbeitete, um die Palästinenser zu zwingen, eine Lösung ähnlich den Bantustans unter dem südafrikanischen Apartheidregime zu akzeptieren. 

So schreiben sie über die Reaktion Clintons auf die Skepsis des palästinensischen Unterhändlers Abu Ala gegenüber den Vorschlägen Baraks: 

«Der Präsident tobte: ‹Das ist Betrug. Kein Gipfel. Ich lasse nicht zu, dass die Vereinigten Staaten Verhandlungen decken, die nicht ernsthaft sind. Gehen wir!› Gegen Ende des Gipfels sagte ein wütender Clinton zu Arafat: ‹Wenn die Israeli Kompromisse machen können und Sie nicht, sollte ich heimgehen. Sie waren vierzehn Tage hier und haben zu allem Nein gesagt. So etwas hat Folgen, ein Scheitern wird das Ende des Friedensprozesses bedeuten. Lassen wir die Hölle losbrechen und die Konsequenzen tragen.›» 

Eine ultimative Drohung hing über den Köpfen der Palästinenser – entweder ihr unterschreibt Baraks Angebot und verabschiedet euch damit von jeder Aussicht auf einen lebensfähigen Staat, oder ihr seid nicht nur dem Zorn Israels, sondern auch dem der Vereinigten Staaten ausgesetzt. 

Scharons Provokation auf dem Tempelberg und das endgültige Aus für den Oslo-Friedensprozess 

Doch selbst nach dem Abbruch der Camp-David-Verhandlungen Ende Juli 2000 beteiligten sich die Palästinenser an weiteren, vertraulich geführten Gesprächen mit israelischen Regierungsvertretern in Ostjerusalem. Doch Ende September 2000 trat Likud-Führer Ariel Scharon unter schwerer Bewachung auf dem Platz vor der Al-Aqsa-Moschee auf, um die jüdische Souveränität über den – unter jordanischer Treuhandverwaltung stehenden –Tempelberg zu demonstrieren. Diese Provokation sollte den Friedensprozess sabotieren und löste wütende Proteste unter den Palästinensern aus, die von israelischen Sicherheitskräften brutal niedergeschlagen wurden. Dennoch blieben die Palästinenser noch weitere drei Monate im Gespräch mit israelischen Regierungsvertretern. 

Die Verhandlungen wurden schliesslich im Dezember 2000 von Israel abgebrochen, weil Parlamentswahlen vor der Tür standen und «der Druck der israelischen öffentlichen Meinung gegen die Gespräche zu gross war», wie der damalige israelische Aussenminister Schlomo Ben-Ami erklärte. 

Bei den Wahlen im Februar 2001 erlitt Barak eine vernichtende Niederlage gegen Likud-Führer Scharon. Damit war der Friedensprozess von Oslo endgültig gescheitert. 

Es ist fraglich, inwieweit die Verhandlungen in den Monaten nach Camp David aufseiten Baraks noch mit ehrlichen Absichten geführt wurden. Die Clinton-Regierung bestellte die Unterhändler beider Seiten für den 27. September 2000 nach Washington ein. Am 28. September unternahm Scharon seinen bewusst provozierenden Besuch in Ostjerusalem. Barak hat Scharons Vorgehen nie kritisiert. Arafat behauptete, dass Barak sich direkt mit Scharon verschworen habe, «um den Friedensprozess zu zerstören». Er habe den Tempelberg als Mittel genutzt, «um das durchzusetzen, wofür sie sich entschieden hatten: den militärischen Plan».

Andreas Zumach: «Reform oder Blockade – Welche Zukunft hat die Uno?

Buch-Cover Zumach
Buch-Cover © Rotpunktverlag 

Rotpunktverlag 2021. Printausgabe 24.80 CHF24 Euro. e-Book 25.00 CHF.
Aus dem Verlagstext: «Die UNO befindet sich in der schwierigsten Lage seit der Gründung vor 75 Jahren. Ihr mächtigstes Mitglied, die USA, hat mit der UNO-feindlichen ‹America first›-Politik von Trump die Weltorganisation erheblich geschwächt. Zugleich stellt die Corona-Pandemie die 193 Mitgliedsstaaten sowie die Weltgesundheitsorganisation und die anderen humanitären Programme der UNO vor bislang ungekannte Herausforderungen. Wichtige Reformvorhaben zur Stärkung ihrer Handlungsfähigkeit liegen unerledigt auf dem Tisch. Zudem beschädigt das Versagen des Sicherheitsrates im nun schon zehn Jahre währenden Syrienkrieg die Glaubwürdigkeit der UNO. Mit dem rasanten Machtzuwachs Chinas sowie dem Konflikt zwischen Washington und Peking droht erneut eine Totalblockade des Sicherheitsrates und anderer Teile des UNO-Systems wie im Kalten Krieg. Über all die Probleme geraten die vielen grossen Verdienste der Weltorganisation aus dem Bewusstsein. Und es wachsen die Zweifel, ob multilaterale Kooperation, wie sie 1945 mit der UNO institutionalisiert wurde, unter veränderten Rahmenbedingungen überhaupt eine Chance hat. Wird die Weltorganisation sich reformieren können und wieder handlungsfähig sein?»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber. entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Corona: Wissenschaftler waren Befehlsempfänger der Politik

Martina Frei /  Geleakte Protokolle des Robert-Koch-Instituts decken auf: Die Experten wurden übergangen. Aber sie schwiegen und machten mit.

Noch warten die jetzt veröffentlichten rund 4000 Seiten Protokolle des Covid-19-Krisenstabs auf eine detaillierte Auswertung. «Wir brauchen jetzt viele Köpfe, um das durchzuarbeiten», sagte der Journalist Bastian Barucker am 23. Juli an einer eiligst einberufenen Medienkonferenz in Berlin.

Eine frühere Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter am Robert-Koch-Institut (RKI) liess der Journalistin Aya Velázquez sämtliche Protokolle des «COVID-19-Krisenstabs des Robert-Koch-Instituts» und weiteres Material zukommen. Velázquez veröffentlichte alle Dateien zum Herunterladen im Internet. Bisher war erst ein Teil der Protokolle – mit vielen Schwärzungen – bekannt (Infosperber berichtete). Das RKI kritisierte die jetzige Veröffentlichung ohne jegliche Schwärzungen mit Verweis auf Geschäftsgeheimnisse von Pharmaherstellern und den Persönlichkeitsschutz Dritter.

Medienkonferenz Homburg, Velázquez, Barucker
Professor Stefan Homburg, Aya Velázquez und Bastian Barucker (v.l.n.r.) an der Medienkonferenz in Berlin. Grosse Medien fehlten im Publikum.

Wissenschaftler als Erfüllungsgehilfen

Was Velázquez, Barucker und der pensionierte Finanzprofessor Stefan Homburg in den rund 4000 ungeschwärzten Seiten bisher ausgruben, wirft ein schlechtes Licht auf die Wahrhaftigkeit von Wissenschaftlern und Politikern. 

Während der Pandemie rechtfertigten Regierungen ihre Massnahmen mit dem Hinweis auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Das Motto lautete «Follow the Science», folge der Wissenschaft. Doch wie die Protokolle jetzt nahelegen, folgten die Wissenschaftler stattdessen häufig den Anordnungen der Politik. Die Experten am RKI, das dem deutschen Gesundheitsministerium untersteht, äusserten zwar immer wieder Bedenken. Doch streckenweise machten sie sich – wider besseres Wissen – zu gehorsamen Erfüllungsgehilfen. 

Noch im März 2024 hatte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» gesagt, es brauche keine politische Aufarbeitung der Corona-Pandemie, sondern nur eine wissenschaftliche. Die folgenden Beispiele widerlegen ihn.

Acht Beispiele

1. Aus den RKI-Protokollen geht hervor, dass den Fachleuten dort klar war, dass Personen nur etwa zwei bis acht Wochen nach der Impfung vor einer Coronavirus-Infektion geschützt sind, und dass sie danach – ohne oder nur mit leichten Symptomen – «durchaus hohe Viruskonzentrationen im Nasen-/Rachenraum aufweisen und kontagiös [also ansteckend – Anm. d. Red.] sind».

Trotzdem erhielten Geimpfte von den Behörden anfangs ein Covid-Zertifikat für zwölf Monate ausgestellt, später wurde es auf neun Monate verkürzt. Dieses Zertifikat berechtigte zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Europaweit nahmen die Behörden damit in Kauf, dass sich Geimpfte in falscher Sicherheit wiegten und sich für nicht ansteckend hielten, obschon sie das Virus übertragen konnten wie Ungeimpfte. 

2. Der damalige deutsche Gesundheitsminister – und mit ihm viele Medien – sprach von der «Pandemie der Ungeimpften». Im RKI-Protokoll vom 5. November 2021 steht dazu:

«Aus fachlicher Sicht nicht korrekt […] Sagt Minister bei jeder Pressekonferenz, vermutlich bewusst, kann eher nicht korrigiert werden.»

RKI-Protokoll

Prominente und grosse Medien nannten Menschen, die sich nicht impfen liessen, in der Folge «Arschlöcher» («Tages-Anzeiger» vom 8.12.2021), «Pandemietreiber», «Blinddarm», «Tyrannen», «Sozialparasit» und anderes mehr. «Der Spiegel» forderte schon im Dezember 2020**: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.»

Lothar Wieler, der damalige Leiter des RKI, hätte öffentlich erklären können, dass es sich um keine «Pandemie der Ungeimpften» handelte. Doch er schwieg.

Im Gegensatz zum Virologen Christian Drosten. 

Im November 2021 erklärte Drosten in der «Zeit»: «Es gibt im Moment ein Narrativ, das ich für vollkommen falsch halte: die Pandemie der Ungeimpften. Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften […] Wir haben eine Pandemie, zu der alle beitragen – auch die Geimpften, wenn auch etwas weniger.»

3. Aber auch Drosten (der nicht zum RKI-Krisenstab gehörte) kuschte, wenn er es für opportun hielt. Das RKI-Protokoll hielt am 29. Juli 2020 fest, Drosten habe einen vertraulichen Textentwurf mit Empfehlungen zur Teststrategie verfasst, aber

«zwischenzeitlich entschieden, das Papier nicht zu publizieren, da ungezielte Testung im Text als nicht sinnvoll betrachtet wird und dies dem Regierungshandeln widerspricht». 

RKI-Protokoll

Drosten habe damit seiner fachlichen Ansicht zuwider gehandelt, sagte die Journalistin Aya Velázquez an der Pressekonferenz. Die dadurch entstandene Steuergeldverschwendung durch ungezieltes Testen bezifferte sie «im Bereich von mindestens 10 Milliarden Euro». Ein Reporter von der «Welt» bat Drosten um eine Stellungnahme dazu – vergebens. In der «Süddeutschen Zeitung» vom 26.7.2024 ** bestritt Christian Drosten, dass er den Textentwurf zurückgehalten habe. Möglicherweise sei da im RKI etwas falsch aufgefasst oder berichtet worden, sein Text sei Tage später in der «Zeit» veröffentlicht worden.

4. RKI-Leiter Wieler schwieg öffentlich auch, als es um die Schulschliessungen ging. Ende Februar 2020 kehrte ein RKI-Mitarbeiter aus China zurück, wo er sich ein Bild der Lage machen konnte. Im Protokoll steht:

«Kinder 2 Prozent der Fälle in grosser Studie, Kinderkrankenhaus bestätigt alle ohne Komplikationen; […] Schulen, Kitas stehen nicht im Vordergrund, Kinder keine wichtigen Glieder in Transmissionsketten; Rolle der Kinder eher untypisch untergeordnet (anders als Influenza), mehr Studien müssen erfolgen.»

RKI-Protokoll

 Am 11. und 12. März 2020 hielt der RKI-Expertenrat

«Schulschliessungen nur in besonders betroffenen Gebieten für sinnvoll».

RKI-Protokoll

Ebenfalls am 12. März hob der Virologe Christian Drosten im «NDR»-Podcast den Nutzen von Schulschliessungen hervor – mit Verweis auf eine Studie zur Influenza (Grippe). Hatte Drosten tags zuvor noch verkündet «Das bringt nicht so viel», machte er nun eine Kehrtwende um 180 Grad. «Der Virologe Drosten schien nun für Schulschliessungen zu sein» und er habe den Ministern und der deutschen Kanzlerin empfohlen «schnell zu handeln», fand «Der Spiegel» heraus.*

Am 13. März 2020 vermerkt das RKI-Protokoll:

«Herr Spahn [der damalige Gesundheitsminister – Anm. d. Red.] hat angeordnet, dass eine Passage zu Schulschliessungen in die Kriterien für die Risikoeinschätzung von Grossveranstaltungen eingefügt wird.»

RKI-Protokoll

Am 16. März 2020 mussten alle Schulen in Deutschland schliessen. «Deutschland hatte mit die längsten Schulschliessungen in ganz Europa», sagte Bastian Barucker, der die RKI-Protokolle mit dem Fokus auf die Kinder sichtete. Im April 2020 sei dann in einem RKI-Protokoll mit Verweis auf eine Übersichtsarbeit zu lesen gewesen:

«Schulschliessungen haben vermutlich keinen grossen Einfluss auf die Kontrolle der Epidemie gehabt.» 

RKI-Protokoll

Auch im Herbst 2021 sei das RKI dabei geblieben, dass von jüngeren Kindern nur sehr selten Infektionsketten ausgingen.

Politisches Kalkül statt epidemiologischer Beurteilung

Selbst die «Süddeutsche Zeitung», die während der Corona-Pandemie eine regierungsfreundliche Haltung einnahm, berichtete jüngst über «Patzer in der Pandemie». So habe die deutsche Regierung im Sommer 2020 eine Reisewarnung für die Türkei aus rein politischen Gründen aufgehoben. Die Türkei hatte darum gebeten – und für die deutsche Regierung war es offenbar wichtiger, diese Bitte zu erfüllen, als auf den Rat ihrer RKI-Berater zu hören, die sich wegen der Infektionslage sorgten.

5. Auch am Beispiel der Kinderimpfung zeigt sich, wie die Politik eingriff und ihre wissenschaftlichen Experten überging. Auszug aus dem RKI-Protokoll: 

«Pädiatrische Fachverbände stehen der Impfung von Kindern zurückhaltend gegenüber. Politik bereitet bereits Impfaktionen vor, damit die entsprechenden Jahrgänge zum Ferienende geimpft sind. […] In vielen Regionen der Welt fehlen Impfstoffe, hier werden Gruppen ohne/mit sehr geringem Risiko geimpft.»

RKI-Protokoll

Zur Erinnerung: In der Schweiz wollte die Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF die Covid-Impfung Jugendlicher im Sommer 2021 nicht empfehlen. Doch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestand darauf, dass die EKIF eine Empfehlung für Heranwachsende aussprach (Infosperber berichtete). 

6. Die Experten am RKI stellten am 8. Januar 2021 fest:

«Es sind keine Ausbrüche bekannt, die von Reinfizierten ausgehen, diese scheinen nicht den gleichen Beitrag zur Gesamtausbreitung zu haben wie Erstinfizierte.»

RKI-Protokoll

Und weiter: Es gebe keine Belege, dass einmal Genesene wesentlich zur Virusübertragung beitragen würden:

«Quarantänepflichtausnahme kann für diese bestehen bleiben. Das gleiche für Geimpfte zu behaupten ist nicht möglich, diese sollten weiterhin keinen Sonderstatus erhalten.»

RKI-Protokoll

Trotzdem entschied die Politik, dass Genesene das Covid-Zertifikat nur für eine Dauer von sechs Monaten erhielten. 

Dabei sei bereits im Februar 2021 klar gewesen, sagte der österreichische Wissenschaftler Stefan Pilz im Interview mit Infosperber, dass «Genesene gegenüber den Geimpften einen ähnlichen Schutz haben. Auch war bereits damals eindeutig gezeigt worden, dass die Immunität nach einer Sars-CoV-2-Infektion länger als sechs Monate anhält.»

Zur Erinnerung: Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit behauptete noch Ende Juni 2021: «Es gibt keine Hinweise für eine längere Schutzdauer als sechs Monate bei genesenen Personen.» Die nationale Covid-19-Science-Taskforce pflichtete dem BAG damals bei und unterstützte den Entscheid, Genesene gegenüber Geimpften beim Covid-Zertifikat zu benachteiligen.

7. Aya Velázquez, Stefan Homburg und Bastian Barucker fanden weitere Beispiele in den RKI-Protokollen, wie Politiker die beratenden Wissenschaftler rechts überholten. Im Oktober 2021 etwa habe der deutsche Gesundheitsminister «die doppelte Impfung von Genesenen nahegelegt. Hierzu liegen unserem Fachgebiet und der WHO noch keine Daten vor», habe im Protokoll gestanden. 

«Die Forderungen nach der Booster-Impfung – zumindest das kann man gut beweisen in den Protokollen – kamen zunächst von Pfizer und der Politik und nicht aus der Wissenschaft», sagte Velázquez und zitierte aus dem Protokoll vom 30. Juli 2021: Die Boosterimpfung werde «vor allem von Politik und Pfizer gefordert. Bisher nicht ausreichend Daten vorhanden.»

Journalistin Aya Velázquez
Die freie Journalistin Aya Velázquez an der von ihr einberufenen Medienkonferenz am 23. Juli 2024.

8. «Die schlimmste Stelle in diesen Protokollen» nannte Professor Stefan Homburg eine vom 19. März 2021:

«Jetzt 12 Fälle mit Sinusvenenthrombose: alle 12 Frauen nach Impfung mit Astra Zeneca, alle < 55 Jahre, auffälliges Cluster.»

RKI-Protokoll

Norwegen habe die Impfung mit dem Impfstoff von Astra Zeneca ausgesetzt. Es gebe «viele Fälle mit arteriellen Thrombosen in anderen Ländern». Die Meldestellen für Impfnebenwirkungen in Deutschland «kommen nicht gut hinterher», beim Paul-Ehrlich-Institut seien «am Montag 1600 Meldungen» eingegangen, was möglicherweise aber an der erhöhten Aufmerksamkeit liege. Die Europäische Arzneimittelbehörde habe entschieden, der Impfstoff sei sicher, einige Länder Europas hätten anders entschieden.**

Zwei Wochen später gehe aus dem RKI-Protokoll hervor, dass die Wahrscheinlichkeit einer Sinusvenenthrombose auch bei Männern erhöht sei, und zwar 20-mal so hoch wie sonst, berichtete Homburg. Die Experten wussten also um das erhöhte Risiko, auch bei Männern. 

Die Bevölkerung wurde skeptisch gegenüber dem Astra Zeneca-Impfstoff – und die Politiker krempelten die Ärmel hoch: Am 1. April 2020 schrieb das «Deutsche Ärzteblatt»: «Bundespräsident Steinmeier mit Astra Zeneca geimpft.» Eine Woche danach titelte «Der Spiegel»: «Karl Lauterbach hat sich mit Astra Zeneca impfen lassen.» Mitte April schrieb das «Deutsche Ärzteblatt»: «Bundeskanzlerin Merkel und Vizekanzler Scholz mit Astra Zeneca geimpft.» Und Mitte Mai in der «Ärztezeitung»: «Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich am Freitag gegen Corona impfen lassen – wie er sagt, ganz bewusst mit Astra Zeneca.»

«Man hat die Leute ins Messer laufen lassen», findet Homburg. Die naheliegende Erklärung: Politiker hätten riesige Mengen Impfstoff bestellt, die Bevölkerung zögerte angesichts der möglichen Nebenwirkungen jedoch, sich damit impfen zu lassen. Mit der Werbeaktion sollten die Befürchtungen zerstreut werden. 

«Ministerieller Weisung muss nachgekommen werden»

Nicht immer fügte sich das RKI jedoch sang- und klanglos den Anordnungen der Minister. Im Protokoll vom 21. Mai 2021 etwa wurde die Frage aufgeworfen: «Kann das RKI (das sich als Public Health-Institut der WHO nahe fühlt) eine kontroverse Meinung haben (zur Regierung, die hier eventuell eine Einzelmeinung vertritt)? Es werden intensive Diskussionen innerhalb des Instituts geführt zur Freigabe der Impfstoff-Patente.» 

Deutschland wie auch Bill Gates, der dem RKI 2019 und 2021 insgesamt rund 750’000 US-Dollar spendete, stemmten sich bekanntermassen erfolgreich gegen die Patenfreigabe.

Im September 2021 liess das RKI gar juristisch prüfen, ob es an die Weisungen des Gesundheitsministers gebunden sei. Das Fazit:

«Aktuelle Einschätzung: Ministerieller Weisung muss seitens des RKI nachgekommen werden.»

RKI-Protokoll

Video der Pressekonferenz vom 23. Juli 2024

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*Drosten distanzierte sich im Juni 2024 vom Vorwurf, er habe im Frühling 2020 zu flächendeckenden Schulschliessungen geraten, und sagte der «Welt»: Das «war reine Politik, in die ich nicht involviert war». Allerdings wies «Der Spiegel» auf eine erstaunliche Begebenheit hin: Als nach vierwöchigen Schulschliessungen in Deutschland Forderungen laut wurden, die Schulen wieder zu öffnen und eine wichtige Konferenz der Minister anstand, «machte Drosten etwas, das er selbst eine ‹Blitzaktion› nannte, eine ‹grobe, schnell gemachte Studie›, die er «innerhalb von ein paar Stunden geschrieben» habe. «Er fasste darin die Ergebnisse mit dem Satz zusammen: Kinder könnten genauso infektiös wie Erwachsene sein», berichtete «Der Spiegel». Die Botschaft Drostens sei von der Charité falsch kommuniziert worden. Die Schulen blieben danach in Deutschland weiterhin geschlossen. Auch in einem Gerichtsgutachten plädierte Drosten für die schützende Wirkung von Schulschliessungen. Sein Gutachten wurde von mehreren Experten und einer medizinischen Fachgesellschaft als unzureichend und mangelhaft kritisiert Infosperber berichtete).
**nachträglich ergänzt


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber. entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Weltberühmter Intendant übernimmt Lausanner Kammerorchester

Der Direktor der Mailänder Scala, Dominique Meyer, wird Intendant des Kammerorchesters Lausanne. Dort ist der weltberühmte dirigierende Geiger Renaud Capuçon bereits künstlerischer Leiter.

Die Schweizer Kammermusikszene ist beneidenswert munter: Die einen punkten mit weltberühmten Geigern als Musikdirektoren (Lausanne und Zürich), andere durch weltweit gefragte Gäste (Lucerne Festival Strings oder die Camerata Bern). Und die beste Formation, das Basler Kammerorchester, triumphiert dank einem prägenden dirigierenden Kopf, berühmten Solisten und prächtig innovativen Programmen.

So weit, so wunderbar. Kommt nun alles noch besser? Das Orchestre de Chambre de Lausanne überrascht jedenfalls mit einem spektakulären Neuzuzug: Der Franzose Dominique Meyer wird dort – ist bereits, laut Homepage – Directeur Exécutif (Intendant). Meyer leitet zurzeit allerdings auch noch die Mailänder Scala, das berühmteste Opernhaus der Welt. Vorher war er Wiener Staatsoperndirektor und leitete auch das berühmte Théâtre des Champs-Elysée in Paris.

Doch warum wechselt der bald 69-Jährige nun, nachdem er die Macht-Schalter der Klassikwelt bediente, nach Lausanne?

Immerhin ist es eine Heimkehr an eine alte, glückliche Wirkungsstätte, war er doch von 1994 bis 1999 Intendant der Opera de Lausanne. Als ich im November mit Meyer in seinem eleganten Büro in der Scala beim Interview sass, sprach er sehr liebevoll von dieser Zeit, sagte, dass es damals als Direktor der kleinen Opera de Lausanne genauso spannend, herausfordernd und beglückend war, spezielle Produktionen hervorzubringen wie heute an der Scala.

Dort in Mailand muss er sich im Frühling 2025 verabschieden, da ein neues Gesetz will, dass es keine Intendanten mehr geben dürfe, die älter als 70 Jahre sind. Im Herbst 2023 war Meyer noch zuversichtlich, dass man eine Lösung finden werde, zumal seine Ergebnisse gut gewesen seien. Er habe an der Scala viel saniert und verbessert. Es war aber nicht nur diese Altersguillotine, es gab auch Stimmen, die einen Italiener an der Spitze der Scala forderten. Das tat Meyer besonders weh, da er sich in Mailand nie als Fremder gefühlt habe. Mahnend sagte er damals: «Es ist nicht so einfach, hier Intendant zu sein, da braucht man doch viel Erfahrung.»

Nun wird all diese Erfahrung in das Orchestre de Chambre de Lausanne fliessen, wo bereits Hansdampf in allen Gassen Renaud Capuçon als Musikdirektor wirbelt. Der dirigierende Geiger hat es bereits geschafft, berühmte Leute und neues Geld nach Lausanne zu holen.

Gewiss ist, dass Capuçon und Meyer dafür sorgen, nicht nur im Westen, also auch in Paris, gehört zu werden, sondern durchaus auch im Osten – etwa in Zürich, Basel und Luzern. Nicht alle Kammerorchester dort sind gewappnet für neue Konkurrenz. Im offiziellen Communiqué hält er sich mit dem Stellenwert des Kammerorchesters nicht zurück und sagt: «Es ist für mich eine grosse Freude, nach Lausanne zurückzukehren und dieses grossartige Weltklasse-Orchester zu leiten.»

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Verkehrsbeschränkung auf der Schützenmatte-Allee

Wegen eines Kranwagens wird der Verkehr auf der Schützenmatte-Allee eingeschränkt sein.

Der Verkehr wird auf der Schützenmatte-Allee am Montag, 29. Juli, eingeschränkt sein. Diese Einschränkung dauert von 7 Uhr bis 17 Uhr. Dies teilt die Stadt Freiburg mit. Grund dafür ist ein Kranwagen, welcher Platten liefert. Die Durchfahrt zur Schützenmatte-Allee ist nicht möglich. Die Zufahrt zum Parkhaus Manor ist jedoch weiterhin gewährleistet. Die Veloabstellplätze werden vorübergehend aufgehoben und Fussgängerinnen und Fussgänger können den Weg unter der Galerie der Migros benutzen, um auf die Schützenmatte zu gelangen.

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Bärgseefescht und Genusstage in Schwarzsee

Am Wochenende laden die Genusstage Schwarzsee beim Gypsera-Areal zum Probieren feiner regionaler Köstlichkeiten ein. Das Bärgseefescht präsentiert ausserdem das Brauchtum und Handwerk der Region. Ein gedeckter Festplatz mit grosser Tanzbühne und Sicht auf die Berge und den See befindet sich in unmittelbarer Nähe. Am Samstag, 27. Juli, beginnt die Veranstaltung um 10 Uhr, ab 16 Uhr gibt es mit Mario K. Unterhaltung und Tanz. Am Sonntag, 28. Juli, findet um 10.30 Uhr mit den Purpelbuebe von Im Fang und dem Trychler-Klub Spytzflueh Plaffeien ein ökumenischer Gottesdienst mit Segnung statt, und um 13 Uhr beginnt wiederum das Tanz- und Unterhaltungsprogramm mit Mario K. Der Eintritt ist frei, und der Anlass findet bei jeder Witterung statt. (mfl)

Genusstage und Bärgseefescht Schwarzsee, Gypsera-Areal, Sa., 27. Juli, 10 – 23 Uhr, So., 28. Juli, 10 – 17 Uhr. www.schwarzsee.ch 

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Nur Gold, Silber oder Bronze zählen: Von diesen Schweizern erwarten wir in Paris eine Medaille

Am Freitag beginnen die Olympischen Spiele in Paris mit der Eröffnungsfeier auf und an der Seine. Hier erfahren Sie, welchen Schweizerinnen und Schweizern in den nächsten zwei Wochen auf Gold, Silber oder Bronze hoffen dürfen und wann die Entscheidungen fallen.

Rad: Stefan Küng & Stefan Bissegger

Beide heissen Stefan, beide stammen aus dem Thurgau, beide waren schon Europameister, beide gehören seit Jahren zu den besten Zeitfahrern der Welt. Und beide gehören sie in Paris zu den Anwärtern auf den Olympiasieg. Entgegen kommt Bissegger, 25, und Küng, 30, die Strecke. Anders als zuletzt bei der Tour de France ist der 32,4 Kilometer lange Kurs relativ flach und wenig kurvenreich. 2021 in Tokio verpasste Küng Bronze um 0,4 Sekunden. Er sagt: «Ein Diplom habe ich schon. Klar ist das Ziel eine Medaille.»

Zeitfahren Männer: Samstag, 27. Juli, 16.34

Strassenrennen Männer: Samstag, 3. August, 11.00

Mountainbike: Alessandra Keller

Alessandra Keller.
Anthony Anex / KEYSTONE

Als die Schweizerinnen 2021 in Tokio mit Jolanda Neff vor Sina Frei und Linda Indergand einen historischen Dreifachsieg feierten, spielte Alessandra Keller noch die zweite Geige. Nun ist sie die grosse Hoffnungsträgerin im Mountainbike-Rennen der Frauen. Den Grundstein für ihren Sieg im Gesamtweltcup legte die 28-Jährige aus dem Kanton Nidwalden in der kürzeren, nichtolympischen Disziplin Short Track. Dass sie auch im Cross-Country zur Weltspitze gehört, zeigte sie Mitte Juni in Crans-Montana, wo Keller auf den zweiten Platz fuhr.

Mountainbike Frauen: Sonntag, 28. Juli, 14.10

Mountainbike: Mathias Flückiger & Nino Schurter

Zehnfacher Weltmeister, Rekordsieger im Weltcup (35 Erfolge), dazu ein kompletter Olympia-Medaillensatz (Bronze 2008 in Peking, Silber 2012 in London, Gold 2016 in Rio de Janeiro): Nino Schurter ist eine Mountainbike-Legende. Dass er auch als 38-Jähriger nicht zum alten Eisen gehört, bewies er mit seinem Weltcup-Sieg Mitte Juni in Val di Sole. 2021 in Tokio wurde Schurter Vierter, unter anderem hinter einem anderen Schweizer: Mathias Flückiger, 35, der zwar Silber holte, aber Gold angestrebt hatte. In Paris wird das nicht anders sein.

Mountainbike Männer: Montag, 29. Juli, 14.10

Judo: Nils Stump

Nils Stump.
Michael Buholzer / KEYSTONE

Er kam in Wattwil im Toggenburg zur Welt, wuchs in der Nähe der Judohalle in Uster in Zürich auf und wohnt und trainiert inzwischen in der Aargauer Gemeinde Windisch. Dort reifte Nils Stump zum Weltklassejudoka. 2023 wurde der 27-Jährige in der Gewichtsklasse –73 Kilogramm Weltmeister, in diesem Jahr gewann er Bronze. In der Weltrangliste belegt er den dritten Rang. Im Olympiajahr gönnte sich Stump gerade einmal zehn Ferientage. Den letzten Schliff holte er sich in einem zweiwöchigen Trainingslager im Mutterland des Judo, in Japan.

Medaillenentscheidungen Herren -73 kg:  Montag, 29. Juli, 16.00

Sportschiessen: Nina Christen

Nina Christen.
Swiss Shooting/ Philipp Ammann / KEYSTONE

Als einzige Schweizerin hat sie bei denselben Olympischen Sommerspielen in zwei Einzeldisziplinen Medaillen gewonnen: Gold im Kleinkaliber-Dreistellungskampf, Bronze mit dem Luftgewehr über 10 Meter. Danach durchlebte sie ein emotionales Tief und sprach offen darüber, was es bedeutet, wenn das grosse Ziel erreicht ist. Nun ist die Leidenschaft für das Schiessen zurück. Und die 30-jährige Nina Christen gehört bei ihren dritten Olympischen Spielen zu den Medaillenkandidatinnen.

Schiessen Frauen Luftgewehr 10 m: Montag, 29. Juli, 9.30 &
Schiessen Frauen Dreistellungskampf: Freitag, 2. August, 9.30

BMX: Nikita Ducarroz

Nikita Ducarroz.
Claudio Thoma / freshfocus

2021 hatte sie vor dem Finaldurchgang bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Panikattacke – und gewann danach Bronze im BMX Freestyle. Die schweizerisch-amerikanische Doppelbürgerin kam in Nizza zur Welt und lebt in den USA. Auch in Paris zählt sie wieder zu den Kandidatinnen auf eine Medaille. Im Vorjahr war sie im Gesamtweltcup Vierte. 2022 wurde sie Vizeweltmeisterin. Nach ihrem Ziel bei den Olympischen Spielen in Paris gefragt, sagt die 27-jährige Nikita Ducarroz: «Ich will Spass haben.» Und damit eine Medaille gewinnen.

Final BMX Freestyle Frauen: Mittwoch, 31. Juli, 13:10

Schwimmen: Noè Ponti

Noè Ponti.
Stf / KEYSTONE

Kurz nachdem er bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio Bronze über 200 Meter Delfin gewonnen hatte, zog Noè Ponti in die USA, um zu studieren und an einem College zu schwimmen. Doch schon nach wenigen Wochen plagte den Tessiner das Heimweh und er kehrte in den Schoss der Familie nach Quartina zurück. Seither hat er sich in der Weltspitze etabliert. Im Dezember 2023 gewann der 23-Jährige dreimal EM-Gold und einmal Silber. Über 100 Meter war 2024 nur einer schneller als Ponti.

Schwimmen 200 m Delfin: Mittwoch, 31. Juli, 20.36 &
Schwimmen 100 m Delfin: Samstag, 3. August, 20.30

Kanu: Martin Dougoud

Martin Dougoud.
Quelle: zvg

Der Genfer gehörte nicht zu den besten Junioren, also machte er eine Lehre zum Uhrmacher und arbeitete danach anderthalb Jahre Vollzeit. Dann beschloss Martin Dougoud, voll auf den Sport zu setzen und zog nach Pau. Die französische Stadt ist ein Mekka für Kajakfahrer. Körperlich und technisch machte er schnell Fortschritte. Doch seine mentalen Blockaden bekam er erst mit Hypnose in den Griff. 2023 holte der 33-Jährige bei den European Games Silber im Slalom und Bronze im Cross. Und in Paris?

Kanu-Slalom Männer : Donnerstag, 1. August, 17.30

Kanu-Cross Männer: Montag, 5. August, 17.00 Uhr

Rudern: Roman Röösli & Andrin Gulich

Roman Röösli & Andrin Gulich.
Nennung Swiss Rowing / Detlev Seyb

2023 wurden Roman Röösli, 30, und Andrin Gulich, 25, im Zweier ohne Steuermann innert weniger Wochen erst Europameister und dann auch noch Weltmeister. Auch im Weltcup rudert das Duo regelmässig aufs Podest. Beide bringen zudem schon Olympiaerfahrung mit: Gulich wurde 2021 in Tokio im Vierer ohne Steuermann Neunter. Röösli wurde 2016 in Rio de Janeiro im Doppelvierer Siebter, vor drei Jahren in Tokio wurde er mit Barnabé Delarze im Doppelzweier Fünfter. Ein Diplom hat Röösli also schon. Das Ziel nun: eine Medaille.

Final Zweier ohne Steuermann: Freitag, 2. August 11.30

Springreiten: Steve Guerdat & Martin Fuchs

Seit 2004 war Steve Guerdat bei allen Olympischen Spielen dabei, 2012 in London holte er im Einzel Gold, vier Jahre zuvor war der 42-Jährige Teil der Equipe, die in Peking Bronze gewann. Er sagt, die Stute Dynamix de Belheme, mit der er in Paris antritt, sei das beste Pferd, das er je hatte. Wie Guerdat war auch Martin Fuchs schon die Nummer 1 der Weltrangliste. Der 33-Jährige tritt zum dritten Mal bei Olympischen Spielen an, zum ersten Mal auf Leon JEI. Das Ziel? Medaillen, im Einzel und im Team.

Teamfinal: Freitag, 2. August, 9.30

Final Einzel: Dienstag, 6. August, 10.00

Leichtathletik: Simon Ehammer

Simon Ehammer.
Anthony Anex / KEYSTONE

Wegen einer hartnäckigen Entzündung in der Leistengegend verpasste der Appenzeller die Olympischen Spiele in Tokio. Inzwischen ist Simon Ehammer Hallenweltmeister im Mehrkampf. Doch in Paris startet der 24-Jährige «nur» im Weitsprung, seiner besten Einzeldisziplin. Nur der Grieche Miltiadis Tentoglu ist in diesem Jahr schon weiter gesprungen als Ehammer. Der letzte Schweizer, der in der Leichtathletik eine Medaille bei Olympischen Spielen gewonnen hat, ist der Kugelstösser Werner Günthör 1988 mit Bronze in Seoul.

Männer Weitsprung: Dienstag, 6. August, 20.20

Beachvolleyball: Nina Brunner & Tanja Hüberli

Nina Brunner & Tanja Hüberli.
Quelle: Anthony Anex / KEYSTONE

Seit acht Jahren spielen Tanja Hüberli, 31, und Nina Brunner, 28, schon zusammen und haben sich als bestes Schweizer Beachvolleyball-Tandem in der Weltspitze etabliert. 2021 und 2023 wurden sie Europameisterinnen, sechs Mal standen sie in der Pro Tour auf dem Podest, in der Weltrangliste belegen sie den siebten Platz. Wegen eines Hexenschusses bei Hüberli verpasste das Duo zuletzt zwar zwei Turniere, doch für die Olympischen Spiele gaben sie Entwarnung. Bei der Premiere 2021 in Tokio hatten Brunner/Hüberli den Achtelfinal erreicht.

Medaillenspiele Frauen: Freitag, 9. August, 21.00 und 22.30

Übersicht über Olympische Medaillen der Schweiz seit dem 2. Weltkrieg

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Der Krampf mit dem Bergkranz: Gelingt dem talentierten NWSV-Trio der Durchbruch auf dem heimischen W

30 Nordwestschweizer Schwinger kämpfen am Samstag gegen je 30 Gäste aus der Nordost- und der Innerschweiz auf dem Weissenstein um die begehrten Bergkränze. Weshalb der Gewinn von Eichenlaub in der Höhe besonders schwierig ist.

Tim Roth schaffte es im vergangenen Jahr ebenso wie Jonas Odermatt. Zwei junge Schwinger aus dem Quintett der grössten Nordwestschweizer Talente holten sich auf dem Weissenstein erstmals einen Bergkranz. Sowohl Roth als auch Odermatt haben inzwischen sogar nachgedoppelt. Der Baselbieter Odermatt gewann 2023 auch noch Eichenlaub auf der Schwägalp. Tim Roth holte sich am vergangenen Sonntag auf der Rigi seinen zweiten Bergkranz.

Noch ohne Auszeichnung in der Höhe stehen aus dem Kreis der fünf NWSV-Hoffnungsträger somit die beiden Solothurner Marius Frank und Sinisha Lüscher sowie Tim Roths Zwillingsbruder Jan da. Frank und Lüscher schrammten heuer auf dem Stoos äusserst unglücklich am ersten Bergkranz vorbei. Sie wurden am Ende trotz gutem Notenblatts schlicht ein Opfer der Mathematik. Die Ranglistenkonstellation war so, dass sie mit ihrer Gesamtnote 56.00 haarscharf aus den Kranzpositionen fielen.

Klar ist: Wer sich an einem Bergfest einen Kranz holen will, dem muss mindestens ein Exploit gelingen. Zum Beispiel sicher ein Sieg gegen einen Eidgenossen. Tim Roth gelang dies auf der Rigi mit einem bemerkenswerten Erfolg über den Berner Curdin Orlik, der das Sägemehl nur äusserst selten als Verlierer zu verlassen pflegt. Im Vorjahr hatte Roth auf dem Weissenstein im letzten Gang mit Patrick Schenk ebenfalls einen Berner Eidgenossen gebodigt. Odermatt hatte seinerseits den Südwestschweizer Eidgenossen Marc Gottofrey ins Sägemehl gebettet.

Ein Sieg gegen einen Eidgenossen allein ist natürlich noch keine Garantie für einen Kranzgewinn. Genau das mussten Marius Frank und Sinisha Lüscher auf dem Stoos auf bittere Art und Weise erfahren. Frank hatte am Ende das Innerschweizer Schwergewicht Sven Schurtenberger gebodigt, vorher aber gegen zwei weitere Eidgenossen verloren (Pirmin Reichmuth und Michael Gwerder). Er wurde also auch ein Opfer der harten Einteilung. Sinisha Lüscher nützte der Sieg gegen den Eidgenossen Jonas Burch am Ende nichts, weil er sich zum Auftakt eine dumme Niederlage gegen Ueli Rohrer eingehandelt hatte und diese Schwarte nicht mehr auszuwetzen vermochte.

Pflicht erfüllen, Exploit schaffen

Wer sich einen Bergkranz holen will, muss also einen Bösen besiegen und ansonsten die Pflicht erfüllen. Das heisst: die Duelle gewinnen, in welchen man als Favorit oder auf Augenhöhe startet. Das wird am Samstag auf dem Weissenstein umso mehr der Fall sein, als dass sich das Teilnehmerfeld eindrücklich liest. Sage und schreibe 21 Eidgenossen stehen auf der Meldeliste. Bei normalerweise um die 15 verteilten Kränze ist klar, dass der Weg zu Eichenlaub steil und steinig sein wird.

Zumal sich auf dem Weissenstein (in Abwesenheit der heuer nicht eingeladenen Berner um Vorjahressieger Fabian Staudenmann) einige der aktuell besten Schwinger die Hand geben wird. Läuft alles nach Plan, dann wird der amtierende Schwingerkönig Joel Wicki einen weiteren Anlauf nehmen, seine beeindruckende Sammlung an Festsiegen mit dem Weissenstein-Titel zu erweitern. Mit Pirmin Reichmuth sowie dem NWSV- und ISV-Festsieger Marcel Bieri bringen die Innerschweizer zwei weitere Topschwinger an den Start.

Der Berner Fabian Staudenmann gewann im Vorjahr auf dem Weissenstein. Heuer sind die Berner nicht eingeladen.Peter Klaunzer/Keystone

Womit wir bei der Nordostschweizer Delegation wären: Dort fehlen zwar mit Samuel Giger und Werner Schlegel die zwei absoluten Topshots im Aufgebot. Wer jedoch Schwinger wie Armon Orlik, Domenic Schneider oder Damian Ott aufbieten kann, der kann sich immer noch mehr als glücklich schätzen. Auch dieses Trio wird im Kampf um den Festsieg ein gewichtiges Wörtchen mitreden können.

Die Seuchensaison der Nordwestschweizer

Und die Gastgeber? Da sieht es weniger rosig aus. Die Seuchensaison der Nordwestschweizer fand mit der Verletzung von Andreas Döbeli ihre nahtlose Fortsetzung. Nach Tobias Widmer (drohendes Karrierenende wegen chronischen Rückenproblemen), Joel Strebel (Kreuzbandriss) musste mit Döbeli nun bereits der dritte Eidgenosse für die laufende Kampagne die Segel streichen. Der Freiämter erlitt auf der Rigi eine Schulterverletzung, die eine zweimonatige Zwangspause erfordert.

Damit bleiben aus dem Kreis der NWSV-Eidgenossen noch Nick Alpiger, Lukas Döbeli, Adrian Odermatt, Patrick Räbmatter und Lars Voggensperger. Alpiger, der in den kommenden Tagen zum zweiten Mal Vater wird, holte sich auf der Rigi den Kranz und ist der hoffnungsvollste NWSV-Vertreter. Lukas Döbeli verpasste Eichenlaub auf der Rigi relativ knapp, Odermatt und Voggensperger blieben indes chancenlos, während Räbmatter wegen einer Grippe nicht teilnehmen konnte. Übrigens: Im Vorjahr retteten die beiden Jungspunde Roth und Odermatt die Gastgeber vor dem totalen Debakel. Kommen heuer die anderen NWSV-Talente an die Reihe?

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Michel Aebischer ist der zweite Kandidat für den Freiburger Sportpreis

Der Heitenrieder Fussballer Michel Aebischer hat die Abstimmung des zweiten Trimesters gewonnen und ist damit der zweite Kandidat für den Freiburger Sportpreis 2024.

Fast die Hälfte der Stimmen dieser Publikumswahl gingen an Michel Aebischer. Mit 45,26 Prozent setzte sich der Sensler Fussballer denn auch klar gegen Basketballer Natan Jurkovitz (28,01 Prozent) und Eishockeyspieler Andrea Glauser (26,73) durch. 

Der Erfolg ist nicht überraschend: Seine ohnehin starke Saison, in der Aebischer auf Clubebene mit dem FC Bologna die Qualifikation für die Champions League schaffte, krönte er zuletzt mit einer starken Europameisterschaft. Etwas überraschend stand er im linken Mittelfeld bei allen fünf Schweizer Spielen in der Startelf. Mit einem Tor und zwei Torvorlagen war Aebischer auch offensiv ein Faktor. Beim 3:1-Sieg im Auftaktspiel gegen Ungarn schrieb der Heitenrieder gar EM-Geschichte. Nie zuvor hatte ein Schweizer Spieler an einer Endrunde im gleichen Spiel einen Treffer vorbereitet und einen weiteren selbst erzielt.

Marktwert deutlich gesteigert

Die guten Leistungen blieben international nicht unbemerkt. Die fussballverrückte spanische Zeitung «Marca» wählte Aebischer in die Elf der positiven Überraschungen des Turniers. Die deutsche Bild-Zeitung führte in ihrem Artikel mit der Überschrift «Diese EM-Stars werden jetzt gejagt» den Sensler ebenfalls auf. Der Abschnitt zu Aebischer trug den Titel «Schweiz-Star setzt Ausrufezeichen auf Radar». Tatsächlich steigerte der Sensler seinen Marktwert auf nunmehr 11 Millionen Euro. Vor der EM hatte dieser noch neun Millionen Euro betragen, vor einem Jahr gar lediglich vier Millionen.

Neue Vorgehensweise beim Sportpreis

Michel Aebischer ist damit nach Volleyballerin Méline Pierret der zweite Kandidat für den Freiburger Sportpreis 2024. Für diesen wird neu jedes Trimester eine Vorauswahl getroffen, womit bis Ende Jahr vier Kandidatinnen und Kandidaten für die Endausmarchung bestimmt werden. Ein fünfter Sportler wird schliesslich Ende Jahr von der Kommission des Freiburger Sportpreises gewählt.

Für Michel Aebischer wäre es nicht die erste Auszeichnung zum Freiburger Sportler des Jahres. Bereits 2018 – damals spielte er noch bei den Berner Young Boys – hatte er den Freiburger Sportpreis gewonnen.

In Abwesenheit von Michel Aebischer nahm vor fünfeinhalb Jahren Mutter Marie-Madeleine Aebischer (ganz links) den Freiburger Sportpreis 2018 entgegen. 
Archivbild: Aldo Ellena

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Verkehr in der Romontgasse wegen Kranwagen eingeschränkt

Wegen eines Kranwagens auf der Strasse wird der Verkehr beim Gebäude Romontgasse 30 eingeschränkt.

Der Verkehr wird in der Romontgasse 30 in Freiburg am Donnerstag, 25. Juli, eingeschränkt. Diese Einschränkung dauert von 6.30 bis 9 Uhr. Das schreibt die Stadt in einer Mitteilung. Der Grund dafür ist ein Kranwagen auf der Strasse, der eine Kältemaschine auf das Dach des Gebäudes Nummer 30 in der Romontgasse hebt. Lieferfahrzeuge können während der Hebearbeiten nicht am Gebäude 30 vorbeifahren. Velofahrerinnen und -fahrern wird empfohlen, vor dem Gebäude abzusteigen und ihr Velo aufseiten der Tempelgasse entlangzuführen, ebenso sollen die Fussgängerinnen und Fussgänger den Fussgängerweg in der Tempelgasse benutzen. 

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Andy Murray sagt «Goodbye» – die Olympischen Spiele werden sein letztes Turnier

Der zweifache Olympiasieger Andy Murray hat angekündigt, nach den Olympischen Sommerspielen in Paris seine Karriere zu beenden. Dies teilt der 37-Jährige wenige Tage vor der Eröffnungsfeier auf X mit.

Noch einmal voller Stolz für Grossbritannien kämpfen, noch einmal den geschundenen Körper zur Höchstleistung treiben – dann ist Schluss für Andy Murray: Der zweimalige Olympiasieger aus Schottland hat angekündigt, seine grosse Tennis-Karriere nach den Sommerspielen in Paris zu beenden.

«Angekommen in Paris für mein allerletztes Tennisturnier bei Olympia», schrieb Murray bei X: «Die Wettkämpfe für Grossbritannien sind bei weitem die denkwürdigsten Wochen meiner Karriere gewesen, und ich bin sehr stolz darauf, ein letztes Mal dabei zu sein.»

“Ich würde gerne weiterspielen, aber es geht nicht”

Murray ist mit seinen Coups 2012 in London und 2016 in Rio de Janeiro sowie seinen drei Grand-Slam-Siegen zu einer Sportikone im Vereinigten Königreich aufgestiegen. Zuletzt war er bereits in Wimbledon gebührend verabschiedet worden. Murray hatte 2013 für eine Erlösung gesorgt und als erster Brite nach 77 Jahren wieder den Rasenklassiker im Einzel gewonnen. 2016 wiederholte er den Triumph.

«Es war eine grossartige Zeit auf der Tour. Ich würde gerne weiterspielen, aber es geht nicht», sagte Murray im Rahmen seiner emotionalen Verabschiedung in London: «Ich würde am liebsten immer weiterspielen.» 2019 war dem Kämpfer eine Teilprothese in der Hüfte eingesetzt worden, weitere Blessuren warfen ihn immer wieder zurück. «Alle Verletzungen waren wirklich hart», sagte er.

Nun wird der einmalige Kämpfer in Paris ein letztes Mal alles geben.

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Warum dürfen die Schwinger die Spitzensport-RS machen?

Obwohl das Schwingen keine olympische Sportart ist, können Schwinger in der Armee die Spitzensport-RS absolvieren. Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Die einen können ihr Image aufbessern, die anderen ihre Schwünge. Aber profitiert auch der Schwingsport?

Die Spitzensport-Rekrutenschule in der heutigen Form gibt es seit 2004. Seit Herbst 2012 können auch Schwinger die Spitzensport-RS absolvieren. Kilian Wenger und Christoph Erb waren die ersten gewesen, die in Magglingen zur Rekrutenschule eingerückt sind. Aber warum können Schwinger überhaupt von der militärischen Sportförderung profitieren? Denn auf der Homepage des Bundes wird Sinn und Zweck der Spitzensport-Rekrutenschule wie folgt formuliert: «Mithilfe der Spitzensport-RS sollen der sportliche Aufbau, der Schritt zu internationalem Niveau auf Elite-Stufe und der Start einer Profi-Karriere unterstützt werden.» Das Problem: Bei den Schwingern steht von vorneherein fest, dass sie zwei der drei Punkte nicht werden erfüllen können. Es gibt kein internationales Niveau, an das die Schwinger herangeführt werden können, weil der Schweizer Nationalsport nur hierzulande ausgeübt wird. Und Profis sind im Schwingsport verpönt.

«Sport von nationaler Bedeutung»

Warum dürfen Schwinger dennoch die Spitzensport-RS besuchen? «Es gibt grundsätzlich drei Kategorien von Sportarten, die zur Spitzensport-RS zugelassen sind», erklärt Urs Walther, Chef Fachbereich Spitzensportförderung der Armee. «Zum einen olympische Sportarten, zum anderen nicht olympische Sportarten, in denen die Schweiz zur internationalen Elite gehört, so wie zum Beispiel Orientierungslauf. Und die dritte Kategorie sind Sportarten von nationaler Bedeutung, dazu gehört auch das Schwingen.»

Das Schwingen gehört zu den Sportarten mit nationaler Bedeutung.
Bild Keystone

Wie alle Athletinnen und Athleten von zugelassenen Sportarten müssen auch Schwinger vordefinierte Leistungskriterien erfüllen, wenn sie ihren Militärdienst in Magglingen tun wollen. Ein eidgenössischer Kranzgewinn oder ein Festsieg bei einem kantonalen Schwingfest werden vorausgesetzt. Einige Millionen Franken lässt sich die Schweizer Armee den Spitzensport jährlich kosten. Das ist im riesigen Militärbudget von über fünf Milliarden Franken zwar nur ein Klacks, aber wie jede Investition soll auch diese irgendwo einen positiven Effekt bewirken. «Sportler sind Botschafter unseres Landes, im Idealfall gewinnen sie dank unserer Förderung bei internationalen Wettkämpfen Medaillen und Titel gewinnen und bescheren unserem Land Visibilität», sagt Urs Walther. Ob Skifahrer Marco Odermatt, Mountainbikerin Jolana Neff, Langläufer Dario Cologna oder Sportschützin Nina Christen – sie alle waren Absolventen der Spitzensport-RS, haben später Olympiamedaillen und Weltmeistertitel gewonnen und verleihen der Sportschweiz Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus. Natürlich werden nicht alle Athletinnen und Athleten, die jährlich ihren Dienst in Magglingen tun, später in ihren Sportarten internationale Topstars. Aber auf die eine oder andere Art repräsentieren sie fast alle die Schweiz im Ausland.

Ein Geben und Nehmen

Und die Schwinger? «Der Schwingsport erlebt seit Jahren einen grossen Aufschwung und ist sehr populär. Deshalb sind auch Schwinger sehr gute Botschafter innerhalb unseres Landes», sagt Walther. «Wenn Schwinger in Interviews die positive Unterstützung durch die Armee erwähnen oder Einsätze wie beispielsweise Referate oder Autogrammstunden zugunsten der Armee leisten, hat dies einen positiven Effekt.»

Acht Schwinger haben bisher die Spitzensport-RS in Magglingen absolviert, von einem Spitzensport-WK haben in diesem jahr 30 Schwinger profitiert.
Bild Keystone

Das Militär, das vom guten Ruf des Schwingsports profitiert – ist das Ansehen der Schweizer Armee so ramponiert, dass es einer Imagepflege bedarf? «Darum geht es nicht», versichert Urs Walther. «Die Schweizer Armee hat den politischen Auftrag, den Spitzensport zu fördern, und versucht diesen so breit wie möglich zu erfüllen. Dass man schaut, wie man allenfalls etwas zurückbekommen kann, ist legitim.»

Nostalgie versus Realität

Schwinger in der Spitzensport-RS, das kommt in Schwingerkreisen nicht überall gut an. Da wird seit jeher die Fahne des Amateursports hochgehalten, da werden die Mythen vom Bauern, der vom Feld heimkehrt und in den Schwingkeller steigt, oder vom Zimmermann, der nach getaner Arbeit die Zwilchhose überstreift, gehegt und gepflegt. «Das sind zwar schöne Geschichten, aber es gab schon vor Jahrzehnten Bauernsöhne, die nicht mehr 100 Prozent gearbeitet haben, damit sie ins Schwingtraining konnten. Stattdessen haben Knechte ihren Vätern bei der Arbeit geholfen», sagt Rolf Gasser, Leiter der Geschäftsstelle des Eidgenössischen Schwingerverband ESV. «Das Schwingen ist nicht mehr bloss das urtypische Schweizer Spiel, als das ihn einige Traditionalisten noch gerne sehen würden. Es hat sich nach den Grundsätzen des Spitzensports weiterentwickelt.» Und das sei gut so. Allein dieses Jahr habe der nationale Verband einen zehnprozentigen Zuwachs bei den Nachwuchsschwingern verzeichnet, sagt Gasser. «Dass Schwinger die Chance erhalten, die Spitzensport-RS zu machen, ist die logische Weiterführung unserer Entwicklung.»

Es sollen mehr werden

Drei Schwinger werden im Herbst die Spitzensport-RS in Angriff nehmen, darunter auch der Freiburger Romain Collaud als erster Schwinger der Südwestschweiz. Insgesamt absolvieren jährlich rund 140 Athletinnen und Athleten die Rekrutenschule in Magglingen. «Bisher konnten alle drei Jahre zwei Schwinger teilnehmen, neu sind es drei Schwinger alle zwei Jahre», erklärt Urs Walther. Dass im Gegensatz zu anderen Sportarten nicht jedes Jahr Schwinger zur Spitzensport-RS zugelassen werden, habe damit zu tun, dass der Nationalsport nicht olympisch sei. «Wir müssen da immer etwas die Relationen zu anderen Sportarten wahren.»

Der aktuelle Schwingerkönig Joel Wicki hat 2017 die Spitzensport-RS gemacht.
Archivbild: Keystone

Acht Schwinger sind bisher in den Genuss der militärischen Förderung gekommen. Geht es nach dem Willen des Eidgenössischen Schwingerverbands, soll sich dies bald ändern. «Der ESV setzt sich dafür ein, dass unsere Athleten jedes Jahr nach Magglingen können», sagt Rolf Gasser.

Nur die Schwinger profitieren

Bereits jetzt dürfen jene Schwinger jedes Jahr nach Magglingen, die ihre militärischen Wiederholungskurse als Spitzensport-WK absolvieren. Die sind neben der Spitzensport-RS ein weiteres Fördergefäss des Bundesamts für Sport (Baspo) und sollen im Prinzip für die spezifische Vorbereitung auf internationale Wettkämpfe wie Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften genutzt werden. 30 WK-Tage und 100 zusätzliche freiwillige Diensttage können Athletinnen und Athleten pro Jahr einsetzen für Trainingslager, Wettkämpfe, Reha oder ähnliches. Und so haben im 2024 bisher 30 Schwinger während 758 Tagen von der Förderung der Armee profitiert. Darunter klingende Namen wie Matthias Aeschbacher, Nick Alpiger, Marcel Bieri, Florian Gnägi, Remo Käser, Lario Kramer, Damian Ott, Martin Roth, Werner Schlegel, Fabian Staudenmann, Adrian Walther, Joel Wicki – allesamt Eidgenossen und WK-Soldaten.

Nur: Die eigentliche Idee der mit Steuergeldern finanzierten Spitzensport-WKs ist es, dass sich Sportlerinnen und Sportler spezifisch auf internationale Wettkämpfe vorbereiten können. Sie sollen anschliessend die Schweiz bei Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften möglichst erfolgreich repräsentieren. Die Schwinger können das nicht, und so sind sie unter dem Strich die einzigen, die von den Spitzensport-WKs profitieren.

Kritik und Wertschätzung

Einen Vorwurf kann man ihnen deshalb nicht machen. Die Förderangebote der Armee existieren, sie zu nutzen ist legitim. Doch das tun nicht alle Bösen: Samuel Giger oder auch Pirmin Reichmuth boykottieren die Spitzensportförderung aus persönlicher Überzeugung. So vertritt etwa der dreifache Eidgenosse und diesjährige Stoss-Sieger Giger die Meinung, dass es nicht im Sinne des familiären Schwingsports sei, wenn sich die Besten Schwinger auf Kosten der Armee noch zusätzlich verbessern können.

Hält nicht viel von der Förderung durch die Armee: Samuel Giger.
Bild Keystone

«Es ist ein Riesenprivileg, das wir geniessen», ist sich denn auch der Freiburger Lario Kramer bewusst. «In Magglingen habe ich eine Top-Infrastruktur zur Verfügung, kann gegen die besten Schwinger kämpfen – selbst der Schlechteste ist ein Eidgenosse – und ich profitiere von knallharten Trainings.» Für ihn seien die WKs wie ein perfektes, bezahltes Trainingslager.

Jeweils im Winter nutzt der 26-jährige Galmizer das WK-Gefäss, um sich während sechs Wochen in Magglingen auf die Saison vorzubereiten. In einer Militärwoche stehen siebenmal Kraft und fünfmal Schwingen auf der Agenda. Das sind fünf bis sechs Einheiten mehr als üblich. Darüber hinaus fällt die Arbeitsbelastung gänzlich weg. «Anders als zu Hause kann man sich in Magglingen voll aufs Schwingen fokussieren und professionell trainieren», sagt Kramer. Die Kraft- und Athletiktrainings absolvieren er und seine Armeekollegen in Eigenregie anhand ihrer individuellen Trainingspläne. Die gemeinsamen Trainings im Sägemehl werden von Matthias Glarner geleitet. Der Schwingerkönig von 2016 ist als Spitzensporttrainer im Auftrag des ESV für die Lehrgänge der Rekrutenschule und der Wiederholungskurse der Schwinger zuständig.«Da arbeiten wir viel an der Schwingtechnik.»

Auch der Freiburger Schwinger Lario Kramer profitiert von den Spitzensport-WKs.
Bild Keystone

Droht die Zweiklassengesellschaft?

Die Spitzensport-WKs sind auch für Schwinger offen, die eine normale Rekrutenschule gemacht haben. Zugelassen werden aber auch hier nur die Besten – schliesslich sind sie auch Sparringspartner für die Absolventen der Spitzensport-RS. Und so stellt sich die Frage, ob Fördergefässe wie die Spitzensport-RS und der Spitzensport-WK dem Schwingsport dienen oder ob sich dadurch die Leistungsschere zwischen den privilegierten Sportsoldaten und den Amateurschwingern weiter öffnet? «Das Leistungsgefälle gibt es schon länger, und es wird sich so oder so vergrössern, weil es vermehrt Schwinger gibt, die nur noch 60 oder 40 Prozent arbeiten», sagt Rolf Gasser vom Eidgenössischen Schwingerverband. Einigen Schwingtraditionalisten möge diese Entwicklung nicht gefallen, er finde sie positiv. Eine Leistungsschere gebe es in jeder Sportart, die sich in Richtung Spitzensport entwickele. «Sport ist das beste Beispiel dafür, wie das darwinistische Prinzip funktioniert: Die Lebewesen, die sich am besten anpassen können, die im Kopf am fittesten und flexibelsten sind, die sich am meisten anstrengen, werden sich durchsetzen. Die anderen bleiben auf der Strecke.»

Vorteil Sportsoldat

Dass die Schwinger mit Armeeunterstützung bei diesem Kampf ums Überleben bevorteilt sein könnten, das glauben die wenigsten der Direktbetroffenen. Lieber werden die Beispiele von Samuel Giger oder Pirmin Reichmuth angeführt, die auch ohne Militärhilfe sehr erfolgreich seien. «Wenn ich nicht nach Magglingen könnte, würde ich in der Zeit anderswo ein Trainingslager machen», sagt der Freiburger Schwinger Lario Kramer, der jedes Jahr nach Teneriffa zum Trainieren fliegt. Und Rolf Gasser vom ESV ergänzt: «In dieser Saison hat es schon einige Überraschungssieger gegeben. Viele Schwinger können ein Fest gewinnen, auch ohne Unterstützung durch das Militär.»

Tatsächlich hat es bei den bisherigen 29 Kranzfesten dieser Saison schon 19 verschiedene Sieger gegeben. 14 der 29 Kranzfeste wurden von Schwingern gewonnen, die noch nie einen Spitzensport-WK absolviert haben. Anders fällt die Bilanz aus, wenn man nur die Bergkranzfeste (3) und Teilverbandsfeste (4) betrachtet. Da konnte sich einzig Giger einmal (Stoos, 9. Juni) durchsetzen, ansonsten hat bei den grossen Festen immer ein Sportsoldat gewonnen.

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Ökoreligion

Der Klimawandel stellt eine der grossen Herausforderungen für die Menschheit dar, die in unserem Lebensalltag auch zunehmend erfahrbar wird. Dabei geht es aber nicht nur um Ressourcenverschwendung, sondern um die Grundsatzfrage des Verhältnisses von Mensch und Natur, die auch für Religion und Spiritualität eine zentrale Rolle spielt. Der Historiker Lynn White vertrat 1967 die These, dass das Christentum die anthropozentrischste Religion überhaupt sei und daher für die Ausbeutung der Umwelt Verantwortung trage. Seitdem haben sich zahlreiche Theologinnen und Theologen neu mit dem Thema Schöpfung auseinandergesetzt. Sie haben herausgearbeitet, dass der Mensch als Ebenbild Gottes nicht Herrscher über die Welt ist, sondern in erster Linie Träger von Verantwortung. Er steht der Natur nicht gegenüber, sondern ist in sie eingebunden und auf sie angewiesen. So kann das Christentum zu einer Ökoreligion werden.

«Der Mensch steht der Natur nicht gegenüber, sondern ist in sie eingebunden und auf sie angewiesen.»

Diese Form der Reflexion wirkt sich auch auf konkretes Handeln aus: Viele Kirchengemeinden engagieren sich im Bereich Ökologie. Der 1986 gegründete Verein «Oeku Kirchen für die Umwelt» sensibilisiert für Nachhaltigkeit und zertifiziert kirchliches Umweltengagement, das bei der Klimafreundlichkeit von Gebäuden oder bei abfallfreien Festen ansetzen kann. Davon ausgehend können die Kirchen in gesellschaftlichen Debatten ihre Stimme erheben und kritisch auf Kehrseiten der Moderne verweisen, ohne aber in eine antimoderne Haltung zu verfallen.

Christinnen und Christen sind auf dem Weg des Umweltengagements nicht alleine. So gibt es die Bewegung eines «grünen Islams», die Öko-Moscheen und eine breite Literatur zu einem ökologischen Lebensstil. Hier zeigt sich ein ganz neues Themenfeld für den interreligiösen Dialog.

«Christinnen und Christen sind auf dem Weg des Umweltengagements nicht alleine.»

Aber auch über Religionen hinaus ergeben sich neue Perspektiven: Eine wachsende Zahl von Menschen lassen sich von Ökospiritualitäten ohne Bindung an eine institutionalisierte Religion ansprechen. «Bewahrung der Schöpfung» ist zu einem Begriff geworden, von dem sich religiöse wie nichtreligiöse Menschen ansprechen lassen. Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung geben laut Bundesamt für Statistik an, dass Religion und Spiritualität für ihre Haltung gegenüber der Umwelt eine wichtige Rolle spielen – und paradoxerweise trifft dies auch auf mehr als ein Viertel der Konfessionslosen zu.

«Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung geben an, dass Religion für ihre Haltung gegenüber der Umwelt eine wichtige Rolle spielt.»

Im Angesicht der Umweltkrise finden Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen zusammen – verbunden durch gemeinsame Sorgen, Aktivitäten und durch die Hoffnung, dass im Angesicht einer höheren Macht eine radikale Umkehr der Menschheit noch gelingen kann.

Hansjörg Schmid, Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft (ZSIG) und Vizerektor der Universität Freiburg.

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Bundesgericht: Väter haben kein Mitspracherecht bei Abtreibungen

Eine Frau hat nach der zwölften Woche abgetrieben. Ihr Ex-Freund zeigte sie an und zog den Fall bis vor Bundesgericht. Dieses hat nun ein Leiturteil gefällt.

Ist eine Abtreibung alleinige Sache der Kindsmutter, oder hat der Erzeuger auch ein Wörtchen mitzureden? Mit dieser gesellschaftlich brisanten Frage musste sich das Bundesgericht befassen. Im September 2022 hat ein Mann seine Ex-Freundin im Kanton Freiburg wegen einer Spätabtreibung angezeigt. Als Kindsvater des «abgetöteten Fötus» sei er durch die Abtreibung in seinen Rechten unmittelbar verletzt worden und damit als Opfer anzusehen.

In der Schweiz ist ein Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Woche legal. Eine spätere Abtreibung kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden – ausser, wenn besondere Bedingungen wie eine Notlage vorliegen. Die fragliche Abtreibung fand erst in der 15. oder 16. Woche statt, wie dem Bundesgerichtsurteil zu entnehmen ist. Doch Ärzte bestätigten die Gefahr einer «schweren seelischen Notlage» bei der Kindsmutter.

Abtreibung ist Sache der Mutter

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Freiburg, welche die Vorwürfe des Erzeugers untersuchte, stellte das Verfahren in der Folge ein. Doch der Kindsvater akzeptierte dies nicht – und zog den Fall bis vor Bundesgericht. Dieses hat nun entschieden: Der Erzeuger ist nicht berechtigt, die Einstellung des Verfahrens mit einer Beschwerde anzufechten.

Das Bundesgericht begründet dies in seinem am Donnerstag publizierten Entscheid wie folgt: Zur Beschwerde sei nur berechtigt, wer selbst Träger des geschützten Rechtsguts oder Angehöriger des Opfers sei. Das geschützte Rechtsgut sei das menschliche Leben während der Schwangerschaft, nicht der Vater. Und weil der ungeborene Fötus noch keine Rechtspersönlichkeit besitze, gelte der Vater auch nicht als Angehöriger eines Opfers. Entsprechend sei er nicht zur Beschwerde berechtigt, lautet die etwas sperrige Begründung im Leiturteil.

Damit bestätigt das Bundesgericht im Grunde genommen: Eine Abtreibung ist alleinige Sache der Mutter. Der Mann muss die Gerichtskosten von 3000 Franken übernehmen.

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Süssgetränke: Die britische Zuckersteuer wirkt

Daniela Gschweng /  Die Briten konsumierten schon nach einem Jahr mit der Soft-Drink-Steuer weniger Zucker, zeigt eine Auswertung.

Seit April 2018 gibt es in Grossbritannien die Zuckersteuer für Süssgetränke. Forschende der Universität Cambridge haben untersucht, wie diese den Zuckerkonsum der Britinnen und Briten beeinflusst hat.

In den ersten elf Monaten nach der Einführung nahmen sowohl Kinder als auch Erwachsene deutlich weniger Zucker zu sich als vorher, resümiert die im Magazin «Epidemiology & Community Health» veröffentlichte Studie. Der Zuckerkonsum sank jedoch schon, als die Steuer 2016 angekündigt wurde.

Mehrere Gramm Zucker weniger jeden Tag

Die Studie basiert auf repräsentativen Gesundheitsdaten von 7999 Erwachsenen und 7656 Kindern in Grossbritannien aus den Jahren 2011 bis 2019. Die Forschenden fanden heraus, dass während dieser Jahre der Zuckerverbrauch anfangs stetig sank.

Die Ankündigung der Zuckersteuer 2016 verstärkte den Trend deutlich. In den ersten elf Monaten nach ihrer Einführung konsumierten Kinder täglich rund 5 Gramm weniger zugesetzten Zucker, als nach der Fortschreibung der Daten zu erwarten gewesen wäre. Erwachsene nahmen 11 Gramm weniger Zucker zu sich. Nur etwa die Hälfte davon, nämlich 3 Gramm (Kinder) und 5 Gramm (Erwachsene) stammte aus Softdrinks.

GB-Zuckersteuer-Zeit-Zuckerkonsum
Konsum zugesetzten Zuckers aus Lebensmitteln bei britischen Erwachsenen (li.) und Kindern (re.) in Gramm pro Tag. Die Zuckersteuer in Grossbritannien trat im April 2018 in Kraft. Schon bei der Ankündigung der Steuer 2016 fiel der Zuckerkonsum deutlich.

Die britische Zuckersteuer, die so genannte Soft Drinks Industry Levy (SDIL), besteuert Erfrischungsgetränke gestaffelt nach Zuckergehalt:

  • Für Getränke mit einem Zuckergehalt von weniger als fünf Gramm pro 100 Milliliter wird keine Steuer erhoben.
  • Für Getränke, die zwischen 5 und 8 Gramm Zucker pro 100 Milliliter enthalten, beträgt die Abgabe 18 Pence pro Liter (21 Cent oder 20 Rappen).
  • Für Getränke mit mehr als 8 Gramm Zucker pro 100 Milliliter Getränk kostet der zugesetzte Zucker pro Liter 24 Pence (29 Cent, 28 Rappen).

Die empfohlene Zuckerzufuhr übertrifft fast jeder

Grossbritannien hat diese Abgabe eingeführt, weil das Land ein gewichtiges Problem hat. 2021 hatten über drei Fünftel (64 Prozent) aller Erwachsenen Übergewicht. Zum Vergleich: Im EU-Durchschnitt waren es 2019 etwas mehr als die Hälfte.

Einer der Gründe ist der hohe Zuckerkonsum. Besonders deutlich ist dieser Effekt bei Heranwachsenden. Die WHO und der wissenschaftlichen Beirat für Ernährung Grossbritanniens, SACN, empfehlen: Zugesetzter Zucker soll nur 5 Prozent der Kalorien in der Ernährung ausmachen.

Die britischen Gesundheitsbehörden empfehlen pro Tag maximal 30 Gramm Zucker für Erwachsene, 24 Gramm für Kinder bis 10 Jahre und 19 Gramm für Kinder bis 6 Jahre. Die Schweizer Empfehlung ist mit 50 Gramm für Erwachsene und 30 Gramm für Kinder grosszügiger. Sie richtet sich nach der empfohlenen WHO-Höchstmenge.

Empfehlung praktisch kaum einzuhalten

30 Gramm Zucker sind etwa drei Esslöffel Zucker, knapp 7 Stück Würfelzucker in der Schweiz oder 10 Stück Würfelzucker in Deutschland, wo Zuckerwürfel etwas kleiner sind.

In der Praxis konsumieren die meisten Menschen mehr Zucker. Ein Liter Coca-Cola enthält bereits 106 Gramm Zucker, eine Tafel Schokolade kann mehr als 50 Gramm enthalten, sogar ein einzelnes Joghurt kann die 30-Gramm-Grenze überschreiten. Auch vielen Lebensmitteln, die gar nicht süss schmecken, wird Zucker zugesetzt.

Heranwachsende in Grossbritannien nähmen etwa 70 Gramm Zucker pro Tag zu sich, schreiben die Autoren der Studie aus Cambridge. Eine wesentliche Quelle sind Süssgetränke. Bei britischen Kindern machten diese nach einer Studie von 2015 schon ein Drittel der Zuckerzufuhr aus.

Messbare gesundheitliche Erfolge

Wegen der Soft-Drink-Abgabe reduzierten Getränkehersteller den Zuckergehalt ihrer Produkte deutlich. «Enthielten 2015 noch fast 50 Prozent der im Supermarkt angebotenen Getränke mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter, waren es 2019 nur noch 15 Prozent», berichtet die deutsche «Tagesschau».

Die gesundheitlichen Erfolge seien messbar. Eine andere Studie der Universität Cambridge lege nahe, dass die Zuckersteuer Fettleibigkeit bei zehn- und elfjährigen Mädchen um acht Prozent verringert habe.

Auch die Zahngesundheit von Kindern verbesserte sich. Als Folge der Zuckersteuer wurden bis 2020 in Grossbritannien 12 Prozent weniger Minderjährige zum Ziehen von Zähnen ins Spital eingewiesen. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei Kindern bis vier Jahren.

Laut «table.media» erheben bereits mehr als 100 Länder eine Steuer auf zuckerhaltige Erfrischungsgetränke. Die WHO empfiehlt eine Zuckersteuer in Höhe von mindestens 20 Prozent.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Weiterführende Informationen

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Sieg mit Schweizer Rekord: Dominic Lobalu läuft die Konkurrenz über 3000 Meter in Grund und Boden

Dominic Lobalu gewinnt am Diamond Meeting in London über 3000 Meter. Bei seinem Lauf stellt er einen neuen Schweizer Rekord und eine neue Saisonbestleistung auf.

Dominic Lobalu läuft der Konkurrenz über 3000 Meter auf und davon. Beim Diamond-League-Meeting in London stellt er mit 7:27,68 Minuten einen neuen Schweizer Rekord auf. Er unterbietet die bisherige Bestmarke um ganze 6 Sekunden. Die Zeit ist zudem weltweit die schnellste der Saison.

Wie bei seinem EM-Sieg im Frühling über 10’000 Meter gewinnt Lobalu dank einer starken Schlussrunde. Zweiter wird der US-Amerikaner Grant Fisher, dritter der Kenianer Edwin Kurgat. Jonas Raess landet in 7:40,30 Minuten auf dem 14. Rang.

Für Lobalu ist es der zweite Sieg im Rahmen der Diamond League nach Stockholm 2022. An den Olympischen Spielen in Paris muss der Europameister für das olympische Flüchtlingsteam starten.

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Von der Strasse abgekommen: Selbstunfall mit vier Verletzten in Schwarzsee

Eine 71-jährige Autofahrerin ist auf einer Alpstrasse von der Strasse abgekommen. Vier Personen wurden bei dem Selbstunfall verletzt.

Zwischen der Alphütte Steinige Rippa und Schwarzsee kam es am Mittwoch, dem 17. Juli, gegen 15.30 Uhr zu einem Selbstunfall. Eine 71-jährige Autofahrerin verlor bei der Abfahrt auf einer Alpstrasse die Kontrolle über ihr Fahrzeug und kam von der Strasse ab. Ein Insasse erlitt bei dem Unfall mittelschwere Verletzungen, während drei weitere Personen leichte Verletzungen davontrugen. Das teilt die Kantonspolizei auf Anfrage mit.

Die Polizei hat Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen, um die genauen Umstände des Vorfalls zu klären.

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Polizei sucht nach Zeugen: 64-jähriger E-Biker bei Sturz schwer verletzt

Ein Mann ist in der Nacht auf Sonntag in Freiburg mit seinem E-Bike gestürzt. Er verletzte sich dabei schwer. Die Polizei sucht Zeugen.

Ein 64-jähriger Mann ist am frühen Sonntagmorgen gegen 3.30 Uhr in Freiburg mit seinem E-Bike verunfallt. Der 64-Jährige war gemäss einer Mitteilung der Kantonspolizei mit einer Geschwindigkeit von circa 25 km/h auf der Joseph-Piller-Gasse in Richtung Walriss unterwegs. Auf der Höhe der Verzweigung mit der St.-Michaels-Gasse stürzte der Mann aus noch ungeklärten Gründen auf die Fahrbahn. Die Ambulanz brachte den schwer verletzten Mann in ein Spital.

Die Kantonspolizei hat die Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen. Sie bittet allfällige Zeugen des Unfalls, sich bei ihr unter der Nummer 026 347 01 17 zu melden.

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«Die USA sind dem Rest der Welt die ganze Wahrheit schuldig»

Jeffrey Sachs /  15 Fakten, die dafür sprechen, dass von den USA bezahlte Forscher grob fahrlässig handelten und es deshalb zur Corona-Pandemie kam.

mfr. – Der folgende Artikel von Professor Jeffrey Sachs wurde auf der Website commondreams.org veröffentlicht. Infosperber gibt ihn in der deutschen Übersetzung leicht gekürzt wieder (Zwischentitel von der Redaktion).

Jeffrey Sachs leitete die wissenschaftliche Covid-19 Kommission der medizinischen Zeitschrift «The Lancet» und bekam so tiefen Einblick in die Zusammenhänge. Der international gut vernetzte US-Professor für Ökonomie glaubte anfangs an die These vom natürlichen Ursprung – bis er auf immer mehr Details stiess, die für ihn einen Laborursprung viel wahrscheinlicher machen.

Rückblickend sagte Sachs, in seiner «Naivität» habe er einen anerkannten Experten zum Leiter der Taskforce ernannt, die nach den Ursprüngen des Virus fahnden sollte (Infosperber berichtete). «Dann habe ich erfahren, dass er mir in vielen Dingen nicht die Wahrheit sagt. […] Ich wusste, dass da gelogen wurde. Je tiefer ich hineinsah, umso mehr Lügen.» Bei dem Experten handelte sich um den Zoologen Peter Daszak, den Leiter der Nonprofitorganisation «EcoHealth Alliance», von der im Folgenden die Rede ist. Im September 2021 kam es zum Zerwürfnis. Jeffrey Sachs löste darauf die Taskforce auf, welche die Herkunft von Sars-CoV-2 ermitteln sollte. 

Aktuell ist Sachs Direktor des Zentrums für nachhaltige Entwicklung an der Columbia University in New York. Er war Berater von drei Uno-Generalsekretären und amtet derzeit als SDG-Berater unter Generalsekretär Antonio Guterres. 

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Die US-Regierung hat ein gefährliches Forschungsprogramm finanziert und unterstützt, das möglicherweise zur Entstehung und unbeabsichtigten Freisetzung von Sars-CoV-2 geführt hat, dem Virus, das die Covid-19-Pandemie auslöste. Nach dem Ausbruch hat die Regierung gelogen, um ihre Verantwortung zu vertuschen. Sie sollte die Lügen richtigstellen, die wahren Fakten herausfinden und den Betroffenen Wiedergutmachung leisten.

Eine Gruppe unerschrockener Journalisten, Wissenschaftler und Whistleblower hat eine riesige Menge an Informationen aufgedeckt, die auf den wahrscheinlichen Ursprung von Sars-CoV-2 in einem Labor hinweisen. […]

Im Mittelpunkt der sogenannten «Labortheorie» steht ein mehrjähriges, von den USA geleitetes Forschungsprogramm, an dem US-amerikanische und chinesische Wissenschaftler beteiligt waren. Die Forschung wurde von US-amerikanischen Wissenschaftlern konzipiert, hauptsächlich von den National Institutes of Health und dem Verteidigungsministerium finanziert und von einer US-amerikanischen Organisation, der EcoHealth Alliance (EHA), geleitet, wobei ein Grossteil der Arbeit am Wuhan Institut für Virologie (WIV) stattfand. 

Hier sind die Fakten, die wir heute kennen.

Erstens wurden die National Institutes of Health (NIH) ab 2001 zum Zentrum der Biodefense-Forschung (Abwehr von biologischen Waffen). Mit anderen Worten: Die NIH wurden zu einem Forschungszweig des Militärs und der Geheimdienste. Mittel aus dem Verteidigungshaushalt gingen an die Abteilung von Dr. Anthony Fauci, das National Institute for Allergies and Infectious Diseases (NIAID).

Zweitens unterstützten das NIAID und DARPA [die Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums – Anm. d. Red.] umfangreiche Forschungen zu potenziellen Krankheitserregern für biologische Kriegsführung und Bioabwehr. Dazu gehörte die Entwicklung von Impfstoffen zum Schutz vor Biowaffen oder der versehentlichen Freisetzung natürlicher oder manipulierter Krankheitserreger im Labor. Einige der Arbeiten wurden in den Rocky Mountain Laboratories des NIH durchgeführt, die mithilfe ihrer hauseigenen Fledermauskolonie Viren manipulierten und testeten.

Drittens unterstützte das NIAID in grossem Umfang die Gain-of-Function-Forschung. Dabei handelt es sich um Laborexperimente mit dem Ziel, Krankheitserreger genetisch zu verändern und so noch krankheitserregender zu machen. So werden etwa Viren erzeugt, die leichter übertragbar sind und/oder infizierte Personen mit höherer Wahrscheinlichkeit töten. Diese Art der Forschung ist von Natur aus gefährlich, sowohl weil sie auf die Schaffung gefährlicherer Krankheitserreger abzielt als auch weil diese neuen Krankheitserreger versehentlich oder vorsätzlich (zum Beispiel als Akt der biologischen Kriegsführung oder des Terrorismus) aus dem Labor entkommen können. 

Viertens lehnten viele führende US-Wissenschaftler die Gain-of-Function-Forschung ab. Einer der Hauptgegner innerhalb der Regierung war Dr. Robert Redfield, ein Virologe der Armee, der zu Beginn der Pandemie Direktor der Centers for Disease Control [US-Gesundheitsbehörde – Anm. d. Red.] wurde. Redfield vermutete von Anfang an, dass die Pandemie auf vom NIH geförderte Forschung zurückzuführen sei, sagt jedoch, dass er von Fauci an den Rand gedrängt wurde.

Fünftens hat die US-Regierung 2017 aufgrund der sehr hohen Risiken, die mit der Gain-of-Function-Forschung verbunden sind, zusätzliche Sicherheitsbestimmungen erlassen. Gain-of-Function-Forschung muss in hochsicheren Laboren durchgeführt werden, das heisst auf der Biosicherheitsstufe 3 (BSL-3) oder der Biosicherheitsstufe 4 (BSL-4). Die Arbeit in einer BSL-3- oder 4-Einrichtung ist teurer und zeitaufwändiger als die Arbeit in einer BSL-2-Einrichtung, da zusätzliche Kontrollen gegen das Entweichen des Erregers aus der Einrichtung erforderlich sind.

Sechstens hat eine vom NIH unterstützte Forschungsgruppe, die EcoHealth Alliance (EHA), vorgeschlagen, einen Teil ihrer Gain-of-Function-Forschung an das Wuhan Institut für Virologie (WIV) zu verlagern. Im Jahr 2017 reichte die EHA bei der US-Regierung einen Vorschlag für Gain-of-Function-Projekte am Wuhan Institut für Virologie ein. Der Vorschlag mit dem Namen DEFUSE war ein wahres «Kochbuch» für die Herstellung von Viren wie Sars-CoV-2 im Labor. Der DEFUSE-Plan sah vor, mehr als 180 bislang nicht gemeldete Stämme des Betacoronavirus zu untersuchen, die vom Wuhan Institut für Virologie  gesammelt worden waren, und diese Viren mithilfe von Gain-of-Function-Techniken gefährlicher zu machen. Konkret schlug das Projekt vor, natürlichen Viren Proteasestellen wie die Furin-Spaltstelle hinzuzufügen, um die Infektiosität und Übertragbarkeit des Virus zu erhöhen

Siebtens prahlte der Direktor der EcoHealth Alliance im Entwurfsvorschlag damit, dass «die Arbeit an Sars-Coronaviren auf Biosicherheitsstufe 2 unser System im Vergleich zu anderen Fledermausvirus-Systemen äusserst kosteneffizient macht», was den leitenden Wissenschaftler des Vorschlags zur Bemerkung veranlasste, dass US-Wissenschaftler «ausflippen» würden, wenn sie von der Unterstützung der US-Regierung für die Gain-of-Function-Forschung am Wuhan Institut für Virologie in einer BSL2-Einrichtung erfahren würden.

Achtens lehnte das Verteidigungsministerium den DEFUSE-Vorschlag im Jahr 2018 ab, doch die NIAID-Finanzierung für die EcoHealth Alliance deckte die wichtigsten Wissenschaftler des DEFUSE-Projekts ab. Die EcoHealth Alliance erhielt daher fortlaufende NIH-Finanzierung, um das DEFUSE-Forschungsprogramm durchzuführen.

Neuntens: Als der Ausbruch Ende 2019 und im Januar 2020 in Wuhan erstmals festgestellt wurde, glaubten führende mit den National Institutes of Health (NIH) verbundene US-Virologen, dass Sars-CoV-2 höchstwahrscheinlich aus der Gain-of-Function-Forschung hervorgegangen sei, und sagten dies auch in einem Telefonat mit Fauci am 1. Februar 2020. Der auffälligste Hinweis war für diese Wissenschaftler das Vorhandensein der Furinspaltstelle bei Sars-CoV-2, wobei diese genau an der Stelle im Virus auftrat, die im DEFUSE-Programm vorgeschlagen worden war.

Zehntens versuchten die hochrangigen NIH-Beamten, darunter Direktor Francis Collins und NIAID-Direktor Fauci, die von den NIH unterstützte Gain-of-Function-Forschung zu verheimlichen, und förderten im März 2020 die Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit («Der proximale Ursprung von SARS-CoV-2»), in der ein natürlicher Ursprung des Virus behauptet wurde. Der DEFUSE-Vorschlag wurde darin völlig ignoriert. 

Elftens begannen einige US-Beamte, mit dem Finger auf das Wuhan Institut für Virologie als Quelle des Laborlecks zu zeigen, während sie das von den NIH finanzierte und von der EcoHealth Alliance geleitete Forschungsprogramm verheimlichten, das möglicherweise zur Entstehung des Virus geführt hat.

Zwölftens sind die oben genannten Tatsachen nur aufgrund unerschrockener investigativer Berichterstattung, Whistleblowern und Leaks aus dem Inneren der US-Regierung ans Licht gekommen, einschliesslich des Leaks des DEFUSE-Vorschlags. Der Generalinspekteur des Gesundheitsministeriums stellte 2023 fest, dass die NIH die Zuschüsse an die EcoHealth Alliance nicht angemessen überwacht habe.

Dreizehntens haben Ermittler im Nachhinein auch festgestellt, dass Forscher von den Rocky Mountain Labs zusammen mit Wissenschaftlern der EcoHealth Alliance die an den Rocky Mountain Labs gehaltenen ägyptischen Flughunde mit Sars-ähnlichen Viren infizierten. Die Experimente ähnelten sehr den in DEFUSE vorgeschlagenen. 

Vierzehntens haben das FBI und das Energieministerium ihre Einschätzungen vorgelegt, wonach die Freisetzung von Sars-CoV-2 aus einem Labor die wahrscheinlichste Erklärung für das Virus ist. 

Fünfzehntens hat ein Whistleblower aus der CIA kürzlich den Vorwurf erhoben, das mit der Untersuchung beauftrage CIA-Team sei zu dem Ergebnis gekommen, dass Sars-CoV-2 höchstwahrscheinlich im Labor entstanden sei. Hochrangige CIA-Beamte hätten das Team jedoch bestochen, damit es einen natürlichen Ursprung des Virus vermeldete.

Was die USA der Welt schulden

Die Summe der Beweise – und andererseits das Fehlen zuverlässiger Beweise, die auf einen natürlichen Ursprung hinweisen (siehe hier und hier) – läuft darauf hinaus, dass die USA ein gefährliches Gain-of-Function-Forschungsprogramm finanziert und umgesetzt haben, das zur Entstehung von Sars-CoV-2 und in der Folge zu einer weltweiten Pandemie geführt hat. 

Eine aktuelle, eindringliche Einschätzung des mathematischen Biologen Alex Washburne kommt zu dem Schluss, dass «Sars-CoV-2 zweifelsfrei aus einem Labor stammt …» Er weist auch darauf hin, dass die Kollaborateure «damit begannen, etwas zu starten, was man zu Recht als Desinformationskampagne bezeichnen kann», um den Laborursprung zu verschleiern. 

Ein von den USA finanzierter Laborursprung von Covid-19 wäre sicherlich der bedeutendste Fall grober Fahrlässigkeit einer Regierung in der Weltgeschichte. Darüber hinaus ist es sehr wahrscheinlich, dass die US-Regierung bis zum heutigen Tag gefährliche Gain-of-Function-Arbeiten als Teil ihres Bioverteidigungsprogramms finanziert. Die USA sind dem Rest der Welt die ganze Wahrheit und vielleicht auch eine grosszügige finanzielle Entschädigung schuldig, je nachdem, was die Fakten letztendlich ans Licht bringen.

Drei dringend nötige Massnahmen

Wir brauchen drei dringende Massnahmen. Die erste ist eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung, bei der alle am EcoHealth Alliance-Forschungsprogramm beteiligten Laboratorien in den USA und China den unabhängigen Ermittlern ihre Bücher und Aufzeichnungen vollständig zugänglich machen. 

Die zweite ist ein weltweiter Stopp der Gain-of-Function-Forschung, bis ein unabhängiges globales wissenschaftliches Gremium Grundregeln für die Biosicherheit festlegt. 

Die dritte ist, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen Regierungen rigoros rechtlich und finanziell zur Verantwortung zieht, wenn sie internationale Sicherheitsnormen verletzen indem sie durch gefährliche Forschungsaktivitäten die Gesundheit und Sicherheit des Rests der Welt bedrohen.

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Übersetzung von Klaus Mendler.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Jeffrey Sachs leitete die wissenschaftliche Covid-19 Kommission der medizinischen Zeitschrift «The Lancet» (siehe Einleitung).
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber. entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Andrei Bykow wird Fussballer

Wenig Monate nach seinem letzten Spiel für Freiburg-Gottéron meldet sich Andrei Bykov zurück. In Fussballschuhen.

Vor anstatt in der BCF-Arena: Andrei Bykow spielt diese Saison für den FC Central.
Bild: Instagram

Andrei Bykow tauscht die Schlittschuhe gegen Fussballschuhe ein: Wie La Liberté vermeldet, wechselt der 36-Jährige die Sportart und dribbelt nächste Saison für den FC Central in der 4. Liga.

«Um die Jugendlichkeit unseres Kaders auszugleichen, stösst Andrej Bykow zum Kader des FC Central», schreibt der Verein auf Instagram mit einer Prise Ironie. «Der kleine Zar konnte der Atmosphäre im Stade de la Motta, die mit der BCF-Arena vergleichbar ist (nur 9075 Zuschauer weniger), nicht widerstehen.»

Der erste Auftritt von Bykow im Dress von Central findet voraussichtlich am 9. August in Domdidier in einem Freundschaftsspiel statt. Die 4.-Liga-Meisterschaft beginnt für den ehemaligen Gottéron-Star mit dem Derby gegen die zweite Mannschaft des FC Freiburg am 25. August.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Nur einer war besser als die Kramer-Brüder

Die Brüder Lario und Dorian Kramer überzeugen beim Walliser Kantonalschwingfest. Nur Benjamin Gapany (Marsens), der den Schlussgang gewonnen hat, war stärker als die beiden Galmizer.

Vier Eidgenossen – alle aus dem Kanton Freiburg – stiegen am Sonntag beim Walliser Kantonalschwingfest ins Sägemehl, und die Chancen standen sehr gut, dass einer aus dem Quartett Romain Collaud, Benjamin Gapany, Sven Hofer und Lario Kramer den Tagessieg holen würde. Denn für einmal waren unter den Gästeschwingern keine grossen Namen, die ihnen den Triumph hätten streitig machen können. Am ehesten hätte sich der 23-fache Kranzer Samuel Schmid (Wittnau) als Spielverderber hervortun können, er war am Nordwestschweizer Schwingfest bis in den Schlussgang vorgeprescht. Er blieb auf Rang 7 aber genauso chancenlos wie die anderen fünf Nordwestschweizer, konnte sich immerhin als einziger Gast über den Kranz freuen.

Und so kam es in Haudères, einem 500-Seelen-Dorf im Val d’Hérens, wie es kommen musste: Mit Gapany (Marsens) und Collaud (Vallon) standen sich im Schlussgang zwei Freiburger Eidgenossen gegenüber. Und sogar da blieb die Logik gewahrt: Der 29-jährige Gapany, der in der persönlichen Bilanz gegen seinen sieben Jahre jüngeren Kontrahenten mit 5:0 führte, blieb auch zum sechsten Mal siegreich. Nach 11:18 Minuten des auf zwölf Minuten angesetzten Schlussgangs gelang ihm im Bodenkampf die Wertung.

Kramer-Brüder hinter Gapany

Hätte Collaud gegen Gapany noch 42 Sekunden länger standgehalten, sodass der Schlussgang gestellt geendet hätte, wäre es zu einer fantastischen Premiere gekommen. Dann hätte Lario Kramer (Galmiz) das Fest vor seinem Bruder Dorian gewonnen. «Als der Kampfrichter die letzte Minute angesagt hat, sind wir schon ein bisschen nervös geworden», gesteht der zwei Jahre ältere Lario mit einem Lachen. «Aber es hat leider nicht sollen sein.» So blieb dem 26-Jährigen zum fünften Mal bei einem Kranzfest nur der undankbare zweite Schlussrang. Vorzuwerfen hat sie der Seebezirkler nichts, ausser dass es ihm zu wenig gelungen ist, sich eine Zehn zu erkämpfen.

Im Anschwingen hatte es Kramer mit Collaud zu tun bekommen – einem Schwinger, der ihm nicht liegt. Seit 2020 wartet er auf einen Sieg gegen den Landwirt aus dem Broyebezirk; viermal hat er verloren, zweimal gab es einen Gestellten. Auch im siebten Anlauf konnte sich Kramer nicht durchsetzen. Nach dem Gestellten zum Auftakt konnte Collaud mit vier Zehnern die eingebüssten Punkte wettmachen. Lario Kramer wollte derweil nur zweimal die Höchstnote gelingen, sodass nach fünf Gängen das berühmte Vierteli fehlte für den Schlussgang. «Ich habe versucht, öfters eine Zehn zu machen. Aber es ist immer ein gewisses Risiko, den Gegner nochmals hochzunehmen», bilanzierte der Galmizer. «Manchmal muss man einfach den Sack zumachen, sonst ist die Zeit um, und du stehst nur mit einem Gestellten da.»

Dass er in dieser Saison noch keinen Festsieg erringen konnte, wurme ihn zwar ein bisschen, verrückt machen lasse er sich deswegen aber nicht. «Ich bin gesund, die Leistungen sind gut. Jetzt kommen ja noch der Brünig, die Schwägalp, das Berner Kantonale und das Jubiläumsschwingen. Wenn ich da einen Sieg hole, wäre das ja auch nicht schlecht.»

Dorian Kramer überzeugt mit Rang 3

Dorian Kramer war wie schon am letzten Wochenende beim Südwestschweizer Teilverbandsfest die Überraschung des Morgens. Der 24-Jährige aus Galmiz startete mit einem Plattwurf gegen Mickaël Matthey (Gingins) perfekt in den Tag und legte danach auch Lukas Krähenbühl (Rümlingen) und Philippe Tornare (Botterens) auf den Rücken. Nach drei Gängen wies Dorian Kramer als einziger drei Siege (29.75 Punkte) auf. Doch im ersten Kampf des Nachmittags wurde sein Höhenflug von Romain Collaud gebremst. Mit Siegen im fünften und sechsten Gang stiess der 181 cm grosse und 100 kg schwere Athlet wieder auf Rang 3 vor. Bei seiner dritten Kranzfestteilnahme der Saison hat er damit zum dritten Mal das Eichenlaub gewonnen.

Dass Dorian Kramer in dieser Saison dermassen in Schwung sein würde, konnte nicht unbedingt erwartet werden. Die letzte Saison hatte er frühzeitig abbrechen müssen, wegen Problemen mit der Kniescheibe musste er sich zwei gröberen Operationen unterziehen. «Im Februar konnte ich mit dem Saisonaufbau beginnen und habe die ersten Feste verpasst. Dass es jetzt schon so gut läuft, ist sehr erfreulich.»

Moser stolpert kurz vor dem Schlussgang

Steven Moser konnte derweil seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Nachdem der Rechthaltner erst wegen einer Muskelverletzung und dann wegen Krankheit einige Wochen nicht hatte trainieren können, kehrte er nun mit dem zweiten Kranz innerhalb von sieben Tagen auch aus dem Wallis zurück. Der 28-Jährige hatte bereits beim Anschwingen den stärksten Gast Samuel Schmid platt bezwungen. Und nach zwei weiteren 10.00 und einem Gestellten gegen Gapany lag Moser nach vier Gängen im geteilten ersten Rang. Der Schlussgang war zum Greifen nahe, doch der Stolperstein sollte im fünften Gang in der Person von Marcel Tugulea (Stalden) kommen: Weil Moser gegen den Walliser nur einen Gestellten (8.75) zustande brachte, verpasste er die Schlussgangteilnahme. «Es wurmt mich schon ein bisschen, dass ich nicht gewinnen konnte. Er hat nur defensiv geschwungen, und ich habe keine Lösung gegen ihn gefunden», ärgerte sich der Sensler. Dass der Rumäne, der erst seit zwei Jahren schwingt, ein sehr starker Judoka ist und regelmässig in seine Heimat zum Kämpfen geht, vermochte Mosers Enttäuschung nicht zu mindern. «Gegen Judokas ist es wie gegen Ringer: Da muss man etwas anders schwingen und auch mal einfach drauflos. Ich war wieder einmal zu lieb.»

Mit 57.50 Punkten gewann er dennoch verdient seinen inzwischen 39. Kranz und sorgte dafür, dass die Sensler Schwinger nicht leer ausgingen.

Pechvogel Sven Hofer

Für den Eidgenossen Sven Hofer (Kerzers) endete der Ausflug ins Wallis schmerzhaft. Nachdem er zuletzt wegen einer Sehnenentzündung in der Schulter sowohl das Innerschweizer als auch das Südwestschweizer Teilverbandsfest auslassen musste, erhoffte er sich eine gelungenere Rückkehr ins Sägemehl. Doch sein Auftritt reihte sich nahtlos in den bisher enttäuschenden Saisonverlauf ein. Nach der Auftaktniederlage gegen Gapany und dem anschliessenden Gestellten gegen Marcel Tugulea war für Hofer vorzeitig Schluss. Ein Déjà-vu für den 28-Jährigen: Bereits zum zweiten Mal in dieser Saison musste er ein Schwingfest verletzungsbedingt abbrechen. In Cottens hatte er schon nach dem ersten Gang wegen Nacken- und Schulterbeschwerden aufgeben müssen.

Das Verletzungspech hatte dem Kerzers schon letztes Jahr an den Schuhen geklebt. Die Saison hatte er frühzeitig abbrechen müssen, weil er sich dem Weissenstein die Strecksehne im Ringfinger stark überdehnt hatte und einzelne Fasern rissen. Davor hatte er mit dem Schwarzsee Schwinget und dem Berner Kantonalen zwei Saisonhöhepunkte wegen einer Entzündung im Iliosakralgelenk im Becken verpasst. Start war in Tramelan nicht möglich. Und weil aller guten Dinge bekanntlich drei sind, hatten ihn krampfartige Schmerzen in beiden Unterarmen auch beim Mittelländischen Schwingfest in Frauenkappelen zur Aufgabe gezwungen.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Mindestlohn in Luzern: Referendum ist gescheitert

Benjamin Koch, Präsident des Wirtschaftsverbands Stadt Luzern, bedauert, dass das Referendum nicht zustande kommt. (Bild: zvg)

Am Mittwoch ist die Referendumsfrist für die Mindestlohn-Initiative der Juso abgelaufen. Sprich: Ab 2025 gilt in Luzern ein Mindestlohn. Das Referendumskomitee macht mehrere Gründe für sein Scheitern verantwortlich.

Die Stadtluzernerinnen stimmen doch nicht über einen Mindestlohn ab. Wie die Juso Luzern am Donnerstag mitteilt, kommt das Referendum nicht zustande. Die Referendumsfrist ist am Mittwoch abgelaufen. Und bisher seien keine Unterschriften für ein Referendum gegen ihre Mindestlohn-Initiative eingereicht worden. Sprich: Trotz Unterstützung diverser Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände haben FDP, GLP, Mitte und SVP nicht genügend Unterschriften sammeln können.

«Wir freuen uns, dass die Stimmbevölkerung der Stadt einen Mindestlohn will und deshalb das Referendum der breiten bürgerlichen Allianz nicht unterschrieben hat. Wenn 12 bürgerliche Parteien und Wirtschaftsverbände nicht einmal 800 Unterschriften zusammenbringen, haben sie offensichtlich weit an der Bevölkerung vorbei politisiert», wird der Co-Hauptverantwortliche Mindestlohn Andri Hummel in der Mitteilung zitiert. Die Jungpartei erwarte nun, dass die Parteien und Verbände das Ergebnis akzeptieren und der Mindestlohn schnellstmöglich eingeführt werde.

Auch der Luzerner Nationalrat David Roth (SP) freut sich über das gescheiterte Referendum:

Die Mindestlohn-Initiative war im städtischen Parlament stark umstritten. Schlussendlich nahm der Grosse Stadtrat die Forderung mit 24 zu 23 Stimmen an – die Linke konnte ihre (damalige) Mehrheit ausspielen (zentralplus berichtete). Zudem gab es Diskussionen, ob die Stadt Luzern automatisch darüber abstimmt oder nicht. Aber weil die Initiative ein ausformuliertes Reglement beinhaltet und der Grosse Stadtrat dieses angenommen hat, unterliegt sie «nur» dem fakultativen Referendum. Und weil dieses inzwischen gescheitert ist, kommt das Anliegen nicht an die Urne.

Präsident des Wirtschaftsverbands bedauert Scheitern

Im Referendumskomitee engagiert hat sich unter anderem der Wirtschaftsverband Stadt Luzern. Der Präsident Benjamin Koch bestätigt auf Anfrage, dass sie es nicht geschafft haben, die notwendigen Unterschriften zu sammeln. «Das bedauere ich sehr», so Koch. Ein Mindestlohn auf Bundesebene könne sinnvoll sein, auf kommunaler Ebene sei eine solche Regelung jedoch «nicht angemessen». Dass die Bürgerlichen trotzdem mit dem Referendum scheiterten, liege an mehreren Faktoren:

Zum einen fiel die Sammelfrist in die Ferienzeit. Dadurch seien weniger Unterschriftensammler zur Verfügung gestanden. Da viele Menschen verreist sind, sei es zudem schwierig gewesen, die erforderliche Unterstützung zu mobilisieren.

Darüber hinaus sei das politische Interesse der Bevölkerung bei diesem Thema nicht besonders gross gewesen. Viele Bürgerinnen würden politische Entscheidungen lieber anderen überlassen, so der Präsident des Wirtschaftsverbands.

Als letzten Grund nennt Koch «ideologische Hindernisse». «Es ist einfacher, ideologische Politik mit Schlagworten durchzusetzen, ohne die Konsequenzen klar zu kommunizieren oder durchdachte Lösungen zu präsentieren», schreibt der Präsident. Koch befürchtet durch den Mindestlohn jährlich mindestens eine halbe Million Franken Steuergelder weniger in Luzern und erhöhte Bürokratiekosten für Unternehmen. «Dies kann langfristig nicht gutgehen.»

Juso hat selbst nicht damit gerechnet

Anders sieht das die Juso. Die Jungpartei freut sich sehr über das gescheiterte Referendum. «Uns hat es sehr überrascht, dass das Referendum nicht zustande gekommen ist», erzählt Valentin Humbel, Präsident der Juso Luzern, gegenüber zentralplus. Die Partei habe bereits gemeinsam mit anderen Organisationen mit den Vorbereitungen für den Abstimmungskampf begonnen. «Umso schöner finden wir es, dass der Mindestlohn nun definitiv beschlossen ist», so der Juso-Präsident.

Von der Mindestlohn-Initiative erhofft sich die Jungpartei konkrete Verbesserungen für die Angestellten in der Stadt Luzern. «Aktuell sind es rund 3000 Personen, die unter 22 Franken pro Stunde verdienen und darum von der Initiative profitieren werden», erzählt Humbel.

Doch die Juso hat auch Visionen für einen Mindestlohn über die Grenzen der Stadt Luzern hinaus: «Wir hoffen auf einen Spillover-Effekt auf umliegende Gemeinden. Luzern soll als Ort mit fairen und attraktiven Arbeitsbedingungen als gutes Beispiel vorangehen.» Bisher kannten erst die Städte Zürich und Winterthur einen Mindestlohn auf Gemeindeebene.

«Klares Bekenntnis für faire Löhne»

Ebenfalls gross ist die Freude beim Luzerner Gewerkschaftsbund. Das Scheitern des Referendums interpretiert er als «klares Bekenntnis für faire Löhne und gegen Lohndumping». In einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt der Verband: «Arbeit soll sich lohnen – diesem Grundsatz sind die Stadtluzerner Stimmberechtigten gefolgt und haben dem Referendum eine Abfuhr erteilt.»

Verwendete Quellen

  • Medienmitteilung Juso Luzern
  • Unterschriftbogen des Referendumskomitees
  • Schriftlicher Austausch mit Benjamin Koch, Präsident des Wirtschaftsverbands Stadt Luzern
  • Telefonat mit Valentin Humbel, Präsident der Juso Luzern
  • Mitteilung Luzerner Gewerkschaftsbund
  • Bericht und Antrag der Stadt zur Mindestlohn-Initiative

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

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Wie wir handeln?

Wie wir handeln?

Bundesgesetz über Radio und Fernsehen (RTVG)
vom 24. März 2006 (Stand am 1. Januar 2022)Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, gestützt auf die Artikel 71, 92 und 93 der Bundesverfassung (BV)1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 18. Dezember 20022, beschliesst:

Art. 3
Wer ein schweizerisches Programm veranstalten will, muss:
a. dies vorgängig dem Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) melden;
oder
b. über eine Konzession nach diesem Gesetz verfügen.

Art. 3a
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2. Abschnitt: Inhaltliche Grundsätze

Art. 4 Mindestanforderungen an den Programminhalt
1. Alle Sendungen eines Radio- oder Fernsehprogramms müssen die Grundrechte beachten. Die Sendungen haben insbesondere die Menschenwürde zu achten, dürfen weder diskriminierend sein noch zu Rassenhass beitragen noch die öffentliche Sittlichkeit gefährden noch Gewalt verherrlichen oder verharmlosen.

2. Redaktionelle Sendungen mit Informationsgehalt müssen Tatsachen und Ereignisse sachgerecht darstellen, so dass sich das Publikum eine eigene Meinung bilden kann. Ansichten und Kommentare müssen als solche erkennbar sein.