Die Brüder Lario und Dorian Kramer überzeugen beim Walliser Kantonalschwingfest. Nur Benjamin Gapany (Marsens), der den Schlussgang gewonnen hat, war stärker als die beiden Galmizer.
Vier Eidgenossen – alle aus dem Kanton Freiburg – stiegen am Sonntag beim Walliser Kantonalschwingfest ins Sägemehl, und die Chancen standen sehr gut, dass einer aus dem Quartett Romain Collaud, Benjamin Gapany, Sven Hofer und Lario Kramer den Tagessieg holen würde. Denn für einmal waren unter den Gästeschwingern keine grossen Namen, die ihnen den Triumph hätten streitig machen können. Am ehesten hätte sich der 23-fache Kranzer Samuel Schmid (Wittnau) als Spielverderber hervortun können, er war am Nordwestschweizer Schwingfest bis in den Schlussgang vorgeprescht. Er blieb auf Rang 7 aber genauso chancenlos wie die anderen fünf Nordwestschweizer, konnte sich immerhin als einziger Gast über den Kranz freuen.
Und so kam es in Haudères, einem 500-Seelen-Dorf im Val d’Hérens, wie es kommen musste: Mit Gapany (Marsens) und Collaud (Vallon) standen sich im Schlussgang zwei Freiburger Eidgenossen gegenüber. Und sogar da blieb die Logik gewahrt: Der 29-jährige Gapany, der in der persönlichen Bilanz gegen seinen sieben Jahre jüngeren Kontrahenten mit 5:0 führte, blieb auch zum sechsten Mal siegreich. Nach 11:18 Minuten des auf zwölf Minuten angesetzten Schlussgangs gelang ihm im Bodenkampf die Wertung.
Kramer-Brüder hinter Gapany
Hätte Collaud gegen Gapany noch 42 Sekunden länger standgehalten, sodass der Schlussgang gestellt geendet hätte, wäre es zu einer fantastischen Premiere gekommen. Dann hätte Lario Kramer (Galmiz) das Fest vor seinem Bruder Dorian gewonnen. «Als der Kampfrichter die letzte Minute angesagt hat, sind wir schon ein bisschen nervös geworden», gesteht der zwei Jahre ältere Lario mit einem Lachen. «Aber es hat leider nicht sollen sein.» So blieb dem 26-Jährigen zum fünften Mal bei einem Kranzfest nur der undankbare zweite Schlussrang. Vorzuwerfen hat sie der Seebezirkler nichts, ausser dass es ihm zu wenig gelungen ist, sich eine Zehn zu erkämpfen.
Im Anschwingen hatte es Kramer mit Collaud zu tun bekommen – einem Schwinger, der ihm nicht liegt. Seit 2020 wartet er auf einen Sieg gegen den Landwirt aus dem Broyebezirk; viermal hat er verloren, zweimal gab es einen Gestellten. Auch im siebten Anlauf konnte sich Kramer nicht durchsetzen. Nach dem Gestellten zum Auftakt konnte Collaud mit vier Zehnern die eingebüssten Punkte wettmachen. Lario Kramer wollte derweil nur zweimal die Höchstnote gelingen, sodass nach fünf Gängen das berühmte Vierteli fehlte für den Schlussgang. «Ich habe versucht, öfters eine Zehn zu machen. Aber es ist immer ein gewisses Risiko, den Gegner nochmals hochzunehmen», bilanzierte der Galmizer. «Manchmal muss man einfach den Sack zumachen, sonst ist die Zeit um, und du stehst nur mit einem Gestellten da.»
Dass er in dieser Saison noch keinen Festsieg erringen konnte, wurme ihn zwar ein bisschen, verrückt machen lasse er sich deswegen aber nicht. «Ich bin gesund, die Leistungen sind gut. Jetzt kommen ja noch der Brünig, die Schwägalp, das Berner Kantonale und das Jubiläumsschwingen. Wenn ich da einen Sieg hole, wäre das ja auch nicht schlecht.»
Dorian Kramer überzeugt mit Rang 3
Dorian Kramer war wie schon am letzten Wochenende beim Südwestschweizer Teilverbandsfest die Überraschung des Morgens. Der 24-Jährige aus Galmiz startete mit einem Plattwurf gegen Mickaël Matthey (Gingins) perfekt in den Tag und legte danach auch Lukas Krähenbühl (Rümlingen) und Philippe Tornare (Botterens) auf den Rücken. Nach drei Gängen wies Dorian Kramer als einziger drei Siege (29.75 Punkte) auf. Doch im ersten Kampf des Nachmittags wurde sein Höhenflug von Romain Collaud gebremst. Mit Siegen im fünften und sechsten Gang stiess der 181 cm grosse und 100 kg schwere Athlet wieder auf Rang 3 vor. Bei seiner dritten Kranzfestteilnahme der Saison hat er damit zum dritten Mal das Eichenlaub gewonnen.
Dass Dorian Kramer in dieser Saison dermassen in Schwung sein würde, konnte nicht unbedingt erwartet werden. Die letzte Saison hatte er frühzeitig abbrechen müssen, wegen Problemen mit der Kniescheibe musste er sich zwei gröberen Operationen unterziehen. «Im Februar konnte ich mit dem Saisonaufbau beginnen und habe die ersten Feste verpasst. Dass es jetzt schon so gut läuft, ist sehr erfreulich.»
Moser stolpert kurz vor dem Schlussgang
Steven Moser konnte derweil seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Nachdem der Rechthaltner erst wegen einer Muskelverletzung und dann wegen Krankheit einige Wochen nicht hatte trainieren können, kehrte er nun mit dem zweiten Kranz innerhalb von sieben Tagen auch aus dem Wallis zurück. Der 28-Jährige hatte bereits beim Anschwingen den stärksten Gast Samuel Schmid platt bezwungen. Und nach zwei weiteren 10.00 und einem Gestellten gegen Gapany lag Moser nach vier Gängen im geteilten ersten Rang. Der Schlussgang war zum Greifen nahe, doch der Stolperstein sollte im fünften Gang in der Person von Marcel Tugulea (Stalden) kommen: Weil Moser gegen den Walliser nur einen Gestellten (8.75) zustande brachte, verpasste er die Schlussgangteilnahme. «Es wurmt mich schon ein bisschen, dass ich nicht gewinnen konnte. Er hat nur defensiv geschwungen, und ich habe keine Lösung gegen ihn gefunden», ärgerte sich der Sensler. Dass der Rumäne, der erst seit zwei Jahren schwingt, ein sehr starker Judoka ist und regelmässig in seine Heimat zum Kämpfen geht, vermochte Mosers Enttäuschung nicht zu mindern. «Gegen Judokas ist es wie gegen Ringer: Da muss man etwas anders schwingen und auch mal einfach drauflos. Ich war wieder einmal zu lieb.»
Mit 57.50 Punkten gewann er dennoch verdient seinen inzwischen 39. Kranz und sorgte dafür, dass die Sensler Schwinger nicht leer ausgingen.
Pechvogel Sven Hofer
Für den Eidgenossen Sven Hofer (Kerzers) endete der Ausflug ins Wallis schmerzhaft. Nachdem er zuletzt wegen einer Sehnenentzündung in der Schulter sowohl das Innerschweizer als auch das Südwestschweizer Teilverbandsfest auslassen musste, erhoffte er sich eine gelungenere Rückkehr ins Sägemehl. Doch sein Auftritt reihte sich nahtlos in den bisher enttäuschenden Saisonverlauf ein. Nach der Auftaktniederlage gegen Gapany und dem anschliessenden Gestellten gegen Marcel Tugulea war für Hofer vorzeitig Schluss. Ein Déjà-vu für den 28-Jährigen: Bereits zum zweiten Mal in dieser Saison musste er ein Schwingfest verletzungsbedingt abbrechen. In Cottens hatte er schon nach dem ersten Gang wegen Nacken- und Schulterbeschwerden aufgeben müssen.
Das Verletzungspech hatte dem Kerzers schon letztes Jahr an den Schuhen geklebt. Die Saison hatte er frühzeitig abbrechen müssen, weil er sich dem Weissenstein die Strecksehne im Ringfinger stark überdehnt hatte und einzelne Fasern rissen. Davor hatte er mit dem Schwarzsee Schwinget und dem Berner Kantonalen zwei Saisonhöhepunkte wegen einer Entzündung im Iliosakralgelenk im Becken verpasst. Start war in Tramelan nicht möglich. Und weil aller guten Dinge bekanntlich drei sind, hatten ihn krampfartige Schmerzen in beiden Unterarmen auch beim Mittelländischen Schwingfest in Frauenkappelen zur Aufgabe gezwungen.
(Quelle: FN) Link zum Originalpost
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