Essen und Geniessen mit weniger PFAS-Chemikalien

Daniela Gschweng /  PFAS verursachen Krebs und stören die Fruchtbarkeit. Mit diesen Tipps können sie die Aufnahme der ewigen Chemikalien verringern.

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind in zahlreichen Konsumgütern enthalten. Die als «ewige» Chemikalien bekannten Substanzen finden sich auch in Gitarrensaiten und Pizzakartons. Sie werden ausserdem in vielen technischen Prozessen verwendet.

PFAS können zu Gesundheitsproblemen wie Leber- und Nierenschäden oder Krebs führen. Sie können das Hormon- und Immunsystem stören. Manche können sich im Körper ansammeln.

Es gibt also genügend Gründe, ihnen aus dem Weg zu gehen. Einige PFAS sind deshalb bereits verboten, beispielsweise die Perfluoroktansäure (PFOA). In den Körper gelangen sie hauptsächlich durch Wasser und Lebensmittel.

«Nicht völlig vermeidbar»

PFAS wurden bereits in den unterschiedlichsten Produkten nachgewiesen, darunter Grünkohl, Eier, Butter, Proteinpulver, Tee, Kaffee, Rindfleisch, Reis, Ketchup und Öl.

Der «Guardian» gibt auf Basis wissenschaftlicher Studien mehrere Ratschläge, wie man sein Konsumverhalten umstellen kann, um möglichst wenig PFAS aufzunehmen. Sie glaube nicht, dass man den Konsum von PFAS hundertprozentig vermeiden könne, sagt eine Expertin aus Maine gegenüber dem britischen Medium.

«Infosperber» hat aus dieser und anderen Quellen zehn Tipps für Konsumentinnen und Konsumenten zusammengestellt. Sie decken sich grösstenteils mit gängigen Empfehlungen für eine gesunde, nachhaltige Ernährung.

  1. Viel frisches Obst und Gemüse essen
    Frische, unverarbeitete Produkte sind weniger mit PFAS belastet, weil sie weniger Gelegenheit hatten, damit in Berührung zu kommen. Bereits der Boden, auf dem sie wachsen, kann aber PFAS enthalten, genau wie das örtliche Wasser, der verwendete Dünger, Tierfutter und Lebensmittelverpackungen.
  2. Möglichst wenig Verpackung
    Viele Verpackungen enthalten PFAS, die in Lebensmittel übergehen können – auch wenn sie nicht so aussehen. Auch Karton und Papier sind oft beschichtet, um sie fett- schmutz- und wasserabweisend zu machen. Verpacken Sie Lebensmittel zu Hause möglichst in Glas oder Edelstahl. Nebenbei vermeiden Sie damit auch eine ganze Reihe anderer Umweltchemikalien wie Bisphenol A und Phthalate.
  3. Weniger Take-Away-Produkte
    Fast-Food-Verpackungen sind oft mit PFAS behandelt. Die Lebensmittel, die sie enthalten, sind häufig verarbeitet und dazu heiss und fettig, was den Übergang erleichtert. Die Kontaktfläche zur Verpackung ist gemessen an der Grösse des Produkts relativ gross.  
  4. Weniger auswärts essen gehen
    Am besten bereiten sie Sie ihre Mahlzeiten zu Hause selbst zu, um den Konsum verarbeiteter und hoch verarbeiteter Lebensmittel zu reduzieren. Diese enthalten tendenziell mehr PFAS. Vermutlich, weil sie während der Verarbeitung mehr Gelegenheit hatten, damit in Berührung zu kommen.
  5. Möglichst PFAS-freie Kochutensilien verwenden
    Vermeiden Sie Pfannen, Auflaufformen, Backformen oder anderes Geschirr, das mit PFAS beschichtet sein könnte.
  6. Lebensmittel vom Anfang der Nahrungskette bevorzugen
    Einige PFAS reichern sich entlang der Nahrungskette an. Konsumieren Sie deshalb bevorzugt Lebensmittel vom Anfang der Nahrungskette. Also Hafermilch statt Käse und Gemüse statt Fleisch.
  7. Weniger Fleisch essen
    Zu vermeiden sind neben Fleisch vor allem verarbeitete und hoch verarbeitete Fleischprodukte. Menschen, die viel Butter und verarbeitete Fleischprodukte essen, haben sehr wahrscheinlich mehr PFAS im Blut als solche, die sich anders ernähren, zitierte der «Guardian» im Februar eine wissenschaftliche Studie aus den USA.
  8. Nur gelegentlich Fisch und Meeresfrüchte
    Und wenn, dann eher Fisch vom Anfang der Nahrungskette, also Sardinen statt Raubfische wie Lachs. Lachs wird in Aquakulturen oft mit Fischmehl gefüttert. Auch Shrimps und Muscheln können belastet sein.
  9. Öfter mal was Neues
    Eine breite Palette von Lebensmitteln verschiedener Marken hilft, das Risiko einer hohen PFAS-Belastung zu minimieren.
  10. Informationen über Kontrollen, Tests und Grenzwerte verfolgen
    Die meisten vom «Guardian» zitierten Studien stammen aus den USA. Ausser in Leitungswasser sind PFAS in Lebensmitteln dort nicht reguliert. In der EU und in der Schweiz gibt es Grenzwerte für einzelne PFAS und bestimmte Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Krebstiere und Fisch, ausserdem Grenzwerte für Trinkwasser sowie Richtwerte und Tests für andere Lebensmittel.

Garantiert PFAS-freie Lebensmittel gibt es dennoch selten bis nie und auch kein garantiert PFAS-freies Wasser. Das liegt an der breiten Verwendung der Chemikalienklasse und an ihrer Grösse. Schätzungen, wie viele PFAS es gibt, die vor einigen Jahren noch von etwa 5000 Einzelsubstanzen ausgingen, sind inzwischen bei 10’000 bis 15’000 Einzelchemikalien angelangt. Die längerfristige Schädlichkeit vieler dieser Chemikalien ist noch nicht ausreichend untersucht.

PFAS: Einsatzgebiete

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) werden überall dort eingesetzt, wo Dinge besonders fett-, wasser- und schmutzabweisend sein müssen: beispielsweise in Arbeits- und Outdoorkleidung, in Verpackungen und Beschichtungen. PFAS sind sehr gleitfähig, deshalb sind sie beispielsweise in Gitarrensaiten, Skiwachs und Zahnseide enthalten. Sehr häufig werden PFAS auch in Feuerlöschschäumen eingesetzt, was bereits zu erheblicher Verschmutzung der Umwelt geführt hat. Alternativen gibt es in vielen Fällen, sie werden jedoch eher zögerlich eingeführt.


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Wasserkraft und Biodiversität: Albert Rösti hält Bericht unter Verschluss

Eine Milliarde Franken bekommen die Betreiber von Wasserkraftwerken für ökologische Sanierungen, etwa um das Sterben von Fischen zu verhindern. Ein Bericht zeigt, dass die Ziele bis 2030 nicht erreicht werden – publiziert wird er aber erst nach der Abstimmung über die Biodiversitätsinitiative.

Wenn Kraftwerke ihre Schleusen öffnen, um aus Wasser Strom zu turbinieren, wird es nicht nur für Menschen ungemütlich: Fische und andere Lebewesen werden schwallartig weggeschwemmt. Viele von ihnen stranden wenig später in sogenannten «Trockenfallen» und verenden.

Um die Schäden für Tiere und Pflanzen zu reduzieren, haben die Kantone vor zehn Jahren 100 Kraftwerke bestimmt, die ihre Anlagen gemäss den Vorgaben des Gewässerschutzgesetzes bis 2030 sanieren müssen: Sie sollen künstliche Abflussschwankungen ausgleichen und rund 1000 Fischtreppen bauen, um den Tieren die Wanderung zu ihren Laichplätzen zu ermöglichen. Eine ganze Milliarde Franken hat der Bund für diese Renaturierungen bereitgestellt – aus dem Netzzuschlag von 0,1 Rappen pro Kilowattstunde gemäss Energiegesetz. Bald ahnte man, dass das Geld knapp werden könnte.

Doch jetzt dokumentiert ein Bericht, der seit Monaten unveröffentlicht im Bundesamt für Umwelt (Bafu) liegt: Der Handlungsbedarf ist noch viel grösser als erwartet. Die Frist bis 2030 kann unmöglich eingehalten werden, und auch das Geld wird nicht reichen, um die geplanten Massnahmen zu finanzieren. «Mehrere Milliarden Franken» wären nach Einschätzung der Bafu-Experten nötig, um den ökologischen Schaden von Stauwerken zu mildern. Allein die für den Rhein auf Bündner Boden geplanten Massnahmen kosten laut offiziellen Angaben ein bis zwei Milliarden Franken – so viel, wie für die ganze Schweiz vorgesehen ist.

«Es ist fünf vor zwölf!»

Diese schlechte Nachricht kommt ungelegen, denn der Berner Oberländer Umweltminister Albert Rösti bekämpft derzeit die Biodiversitätsinitiative, die am 22. September zur Abstimmung gelangt. Wie das Bafu gegenüber CH Media bestätigt, soll der Bericht zur ökologischen Sanierung der Wasserkraft erst ab «Ende September/Anfang Oktober» publiziert werden. Es habe bei einigen Kantonen «aufgrund von technischen Schwierigkeiten Verzögerungen bei der Datenlieferung gegeben», begründet das Amt die Verspätung. Jetzt müsse der Bericht zuerst übersetzt und gelayoutet werden.

Dabei drängt die Zeit. Gemäss dem letzten veröffentlichten Amtsbericht waren per Ende 2018 erst zwei Prozent der Massnahmen realisiert. Eine rasche Umsetzung aber sei «zentral» für den Erhalt der Biodiversität, warnte das Bafu schon damals: Nur so könne sicher gestellt werden, dass die Stromproduktion in der Schweiz «ökologisch verträglich» erfolge. Laut der aktuellen Roten Liste sind in der Schweiz 57 von 71 einheimischen Fischarten gefährdet. 15 sind akut vom Aussterben bedroht, und 9 sind in den letzten Jahren bereits ausgestorben. «Es ist fünf vor zwölf!», sagt Martina Munz, SP-Nationalrätin und Präsidentin der Gewässerschutzorganisation Aqua Viva. Sie fordert «endlich eine nationale Strategie und Koordination», sonst fliesse viel Geld in die Planung von Sanierungen, die dann nicht umgesetzt werden: «Das hilft der leidenden Biodiversität nicht.»

Doch das Bafu wartet derzeit lieber ab – so sehr, dass der schubladisierte Bericht inzwischen bereits überholt ist. Die Kantone hatten den Stand per Ende 2022 rapportiert, so wie es das Gewässerschutzgesetz vorsieht. Dafür gewährte das Bafu eine unüblich lange Frist von einem Jahr bis Ende 2023. Und jetzt spielt das Amt erneut auf Zeit. Insider vermuten, dass der Bericht derzeit politisch überarbeitet werde. Das ist schon mehrfach passiert, seit Bundesrat Adolf Rösti das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) übernommen hat: so bei den Berichten zur Biodiversität und zum Wolf.

Auch die Finanzkontrolle äussert Kritik

Keinen Einfluss hat der SVP-Bundesrat indes auf die Arbeiten der unabhängigen Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK), die soeben eine eigene «Subventionsprüfung» zu den Sanierungen der Wasserkraft veröffentlicht hat. Und dieser Bericht, der sich nur auf finanzielle Aspekte konzentriert, enthält viel Kritik: Das Bafu habe keinen vollständigen Überblick und kein risikoorientiertes Überprüfungskonzept. Es dürfe nicht nach dem Prinzip «first come, first served» einzelne Massnahmen finanzieren, ohne das öffentliche Interesse und die Dringlichkeit zu berücksichtigen. Es müsse genauer hinschauen bei Projekten im Umfang von über einer Million Franken, die nicht ausgeschrieben werden. Es solle Eigenleistungen der Kraftwerkbetreiber genauer prüfen, weil sie dem Bund mit einem überdurchschnittlichen Stundenhonorar weiter verrechnet würden. Und es müsse Rückerstattungen verlangen.

Das Umweltamt und Uvek-Chef Albert Rösti sind also gleich mehrfach gefordert – beim Erhalt der Fischvielfalt wie bei den Finanzen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich mit dem Trend zu erneuerbaren Energien die Abflussschwankungen in den nächsten Jahren intensivieren werden, wie der Sprecher des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ) bestätigt: Künftig werden die Schleusen der Staudämme mehrmals täglich statt nur bei erhöhtem Strombedarf über Mittag geöffnet. Umso wichtiger, dass angesichts beschränkter Mittel Effizienz, Verhältnismässigkeit sowie Kosten und Nutzen geprüft werden, wie dies ein wissenschaftlicher Bericht vom Herbst 2023 im Auftrag des Bafu postulierte. Doch auch dieser Rapport war dem Uvek offenbar nicht genehm: Er wurde nicht, wie ursprünglich geplant, ins Vollzugshilfemodul für die Kantone integriert, sondern schubladisiert.

Man darf also gespannt sein, wie lange Albert Rösti die Vorgaben des Gewässerschutzgesetzes aussitzt, anstatt die Natur zu schützen. Der SVP-Bundesrat muss seine neue Rolle offenbar noch finden. Er war vor seiner Wahl als Präsident des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbandes der oberste Lobbyist für den Ausbau von Staudämmen und Wasserkraft.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

«Mieten laufen aus dem Ruder»: Chefökonom von Raiffeisen kritisiert Bundesrat

Die Schweiz leidet an einer Wohnungsknappheit, doch es geht nicht vorwärts, sondern rückwärts – woran liegt das?

Am Markt für Mietwohnungen ist zuletzt nichts besser geworden und alles nur noch schlimmer. So liesse sich der letzte Immobilienbericht der Bank Raiffeisen auf den Punkt bringen. Deren Chef-Ökonom Fredy Hasenmaile gibt für diese Misere zumindest teilweise der Bundesverwaltung die Schuld – und damit auch dem Bundesrat.

Der Reihe nach. Im Bau werden seit Jahren weniger Baugesuche als früher eingereicht, und diese werden noch dazu weniger häufig bewilligt als früher. Keiner weiss, warum, aber während nach Erklärungen gesucht wird, ist die Zahl der Bewilligungen letztes Jahr auf ein Rekordtief gefallen.

33’532 Wohnungen wurden bewilligt. Die Statistik geht 20 Jahre zurück, ein schlechterer Wert findet sich nicht. Er liegt 27 Prozent tiefer als im Durchschnitt dieser Jahre. Und dies, obschon Wohnraum schon lange knapp ist, insbesondere in den städtischen Zentren, und obschon die Bevölkerung weiterhin jährlich um rund 80’000 Menschen wachsen dürfte.

Und was gebaut wird, ist obendrein kleiner als noch vor zehn Jahren: Auf jede Wohnung kommen weniger Zimmer. 4 Zimmer pro Wohnung sind nicht länger die Norm, heutzutage sind es nur noch 3. Deshalb ist der Mangel an Wohnungen zwar gross, der Mangel an Zimmern indessen noch grösser.

Dieser Mangel zeigt sich an allen möglichen Ecken und Enden – zum Beispiel, wenn Mieter auf den Internetportalen nach Wohnungen suchen: Es hat viel weniger Inserate als vor ein paar Jahren. Der Mangel wird sich auch zeigen, wenn das Bundesamt für Statistik diesen Monat wieder über ihre landesweite Erhebung aller leeren Wohnungen informiert. Laut Prognose der Bank Raiffeisen wird die Leerwohnungsziffer nahe zur oder gar unter die Marke von 1 Prozent fallen, zum ersten Mal seit über 10 Jahren.

Vor allem aber zeigt sich diese Knappheit in einem Anstieg der Mieten von neu ausgeschriebenen Wohnungen, den Angebotsmieten. Diese lagen im zweiten Quartal um 6,4 Prozent höher als noch im Vorjahresquartal und verzeichneten damit den höchsten Anstieg seit 1992, also seit über 30 Jahren. Diese Entwicklung beschreiben die Raiffeisen-Ökonomen mit den Worten: «Die Angebotsmieten laufen aus dem Ruder.»

Das ist zunächst einmal nicht für alle Mieter ein Problem. Es trifft zunächst nur die Haushalte, die eine neue Wohnung suchen müssen und nun mit deutlich höheren Mieten konfrontiert sind. Haushalte hingegen, die eine Mietwohnung haben, zahlen eine Bestandesmiete, welche sich am hypothekarischen Referenzzinssatz zu orientieren hat.

Dieser Zins ist zuletzt nicht weiter angestiegen und dürfte laut Raiffeisen vielleicht im Dezember, spätestens im März um einen Viertelprozentpunkt fallen. Wichtig wird dabei sein, was die Schweizerische Nationalbank (SNB) entscheidet, wenn sie Ende September wieder ihren Leitzins festlegt. Da die Inflation weit bequem in der Mitte des Zielbandes von 0 bis 2 Prozent liegt, gehen die meisten Beobachter von einer Senkung aus, auf neu 1 Prozent.

Wer also bereits eine Wohnung hat, der bleibt vom rekordhohen Anstieg der Angebotsmieten verschont – zunächst. Aber irgendwann muss jeder Haushalt umziehen oder die Kinder werden erwachsen und wollen etwas Eigenes. Die Raiffeisen-Ökonomen schreiben: «Hohe Angebotsmieten treffen früher oder später fast alle Mieter.»

Der Wohnraum ist knapp, die Nachfrage ist weiter angestiegen, aber das Angebot reagiert nicht. Nicht nur, dass es nicht genügend stark ansteigt, es wird im Gegenteil sogar kleiner – so klein wie nie in den letzten 20 Jahren. Dabei handelt es sich beim Wohnen um ein «Grundbedürfnis», wie der Bundesrat in seinem «Aktionsplan Wohnungsknappheit» schreibt.

Was läuft da schief?

Raiffeisen-Chefökonom Hasenmaile erklärt auf Anfrage, das Problem sei vielschichtig, habe sich über viele Jahre verschärft und sei daher heute leider nicht mehr rasch lösbar. Es sei deshalb richtig, dass der Bund nicht in wilden Aktivismus verfalle. Zugleich müsse er jedoch auch sagen: «Ich vermisse eine etwas klarere Handschrift des Bundes – beziehungsweise mehr Leadership –, zumal der Bund an der Malaise nicht ganz unschuldig ist.»

Denn der Bund habe zwar einen richtigen und wichtigen Strategiewechsel in der Raumplanung vorgenommen, sagt Hasenmaile weiter. «Dieser wurde aber viel zu wenig weitsichtig angegangen – oder gar fahrlässig.»

So habe das Bundesamt für Raumentwicklung sich jüngst Asche aufs Haupt gestreut und kleinlaut bemerkt, die Innenentwicklung, also die Verdichtung, nehme mehr Zeit in Anspruch als erwartet, sagt Hasenmaile weiter. «Das hätte man wissen können! Oder man hätte zumindest Vorbereitungen treffen können, wenn genau das eintritt.»

Diese Verdichtung, welche nun länger dauert als einmal gedacht, war vom Volk an sich gewünscht gewesen. Denn zuvor wurde ständig mehr Kulturland verbaut mit Wohnungen, Läden oder Strassen. Jedes Jahr ging eine Fläche so gross wie der Walensee verloren, die man sonst hätte für Landwirtschaft oder als Erholungsraum nutzen können.

Dieser Zersiedlung wollte die Bevölkerung nicht länger zuschauen und stimmte 2013 einem neuen Raumplanungsgesetz zu. Künftig wollte man dichter bauen, also zum Beispiel mehr Wohnungen auf bereits überbautes Land stellen. Doch das Gesetz zu erlassen, war einfacher, als es in die Tat umzusetzen, so die These von Hasenmaile. Auf grünen Wiesen baut es sich vergleichsweise leichter; in Städten muss oft erst Bestehendes weichen, ehe Neues seinen Platz einnehmen kann.

Das von Hasenmaile angesprochene Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) sieht es ganz anders. Auf Anfrage hält ein Sprecher fest, die Raumplanung liege per Verfassung in der Zuständigkeit der Kantone. Sie haben demnach den Auftrag, die erste Revision des Raumplanungsgesetzes umzusetzen und dafür zu sorgen, dass die Gemeinden ihre Nutzungspläne anpassen. «Das hat in einigen Kantonen länger gedauert als erwartet. Die Gründe dafür sind vielfältig und haben viel mit den lokalen Bedingungen und Personalressourcen in den Gemeinden und Kantonen zu tun.»

Der Bund habe lediglich eine Beratungs- und eine Aufsichtsfunktion. In diesem Rahmen fordere das ARE zwar von den Kantonen und Gemeinden eine konsequente Umsetzung ein. Es dürfe aber aufgrund der verfassungsrechtlichen Aufgabenteilung in der Raumplanung nicht in die politischen Prozesse der Gemeinden und Kantone eingreifen. «Die These, dass der Bund hätte mehr tun müssen, um die Verdichtung schneller umzusetzen, ist also falsch», kontert der Sprecher darum. «Wir stellen ausserdem fest, dass das verdichtete Bauen zunimmt – wir sind also auf Kurs.»

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Man(n) denkt männlich

Die Marcel Benoit Stiftung zeichnet Pascal Gygax, Psycholinguist an der Universität Freiburg mit dem Schweizer Wissenschaftspreis aus. Mit dem Geld möchte er ein Forschungszentrum eröffnen.

Der Schweizerische Wissenschaftspreis Marcel Benoit zeichnet jährlich eine forschende Person für ihre Arbeit aus. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die einen grossen Teil ihrer Forschung in der Schweiz verrichtet haben, können für diesen Preis nominiert werden. Dieses Jahr hat die Marcel Benoit Stiftung den Psycholinguisten Pascal Gygax mit diesem Preis ausgezeichnet. Dieser forscht seit rund 20 Jahren an der Universität Freiburg, wo er das Team für Sprachpsychologie und angewandte Sozialpsychologie leitet. Sein Forschungsschwerpunkt liegt darauf, wie unser Gehirn das sprachliche Geschlecht verarbeitet.

Generisches Maskulin im Alltag

«Nennen sie mir drei Musiker, die Ihnen spontan einfallen», fragt Gygax im Interview. Eine typische Antwort zu dieser Frage wäre beispielsweise Phil Collins, Harry Styles und Kurt Cobain. «Anhand dieses einfachen Experiments kann man den Einfluss des generischen Maskulinums hervorragend erkennen». Unser Gehirn assoziiert nämlich mit dem Begriff «Musiker» automatisch männliche Musizierende. Diese Formulierung ist also exklusiv und schliesst das weibliche Geschlecht aus. «Würde man nun dieselbe Frage stellen aber anstatt Musiker einen inklusiven Begriff verwenden, würde die Antwort wahrscheinlich ganz anders ausfallen», sagt Gygax. Ein neutraler Begriff wäre in diesem Beispiel «Musizierende».

An der Ader der Zeit

Das Forschungsgebiet von Pascal Gygax ist alles andere als abstrakt. Seine Arbeit liegt am Puls der Zeit und mitten in unserem alltäglichen Leben. «Hinter meiner Forschung steckt ein ganzes Team und viel Zusammenarbeit», sagt Gygax. «Ohne diese Hilfe wäre ich in meiner Forschung nie so weit gekommen.»

Gygax hat gemeinsam mit Ute Gabriel und Sandrine Zufferey 2021 ein Buch über dieses Forschungsgebiet publiziert. Das Buch «Le cerveau pense-t-il au masculin?» beschäftigt sich mit der Frage, ob unser Gehirn männlich denkt, worüber die FN bereits berichteten. (https://www.freiburger-nachrichten.ch/sprache-war-schon-immer-politisch/)

Gygax leitet auch Kurse und Schulungen, welche Medienschaffende sowie andere Interessierte über inklusive Sprache informieren. Zusätzlich bietet er für Lehrpersonen solche Kurse an. «Die Art und Weise wie Lehrpersonen mit ihrer Klasse sprechen, kann Auswirkungen auf Berufslaufbahnen haben.» Wenn eine Lehrperson über einen medizinischen Beruf spricht und die Formulierungen «Arzt» oder «Chirurg» benutzt, dann ändert sich das Bild der Schülerinnen und Schüler bezüglich des Berufes unbewusst. Mädchen nehmen den Beruf einer Ärztin oder eines Arztes als etwas für Männer vorbehaltenes war, und entscheiden sich womöglich gegen eine Karriere in diesem Berufsfeld.

Forschungszentrum in Freiburg

«Das Preisgeld wird natürlich der Forschung zugutekommen». Mit den 250’000 Franken möchte Pascal Gygax den Grundstein für ein Forschungszentrum an der Universität Freiburg setzten. Dieses wird sich mit der Frage von Gleichberechtigung und Diversität beschäftigen. Um das Zentrum auch in Zukunft zu betreiben, sucht Gygax noch Philanthropinnen und Philanthropen, die das Vorhaben auch privat unterstützen. «Die Preissumme wird den Beginn ermöglichen, für weitere Forschung sind wir aber auf andere Spenden angewiesen.»

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Dr. Kurios: Darmspiegelung mit tödlichen Folgen

Martina Frei /  Zwei Seniorinnen sterben kurz nach der Spiegelung. Der Grund ist eine Komplikation, die häufiger ist als vermutet.

Sie war 77 Jahre alt und musste zur Darmspiegelung. Unangenehm, aber keine grosse Sache, möchte man meinen. Bei dieser Seniorin aber endete das Ganze tödlich. 

Der erste Versuch, ihren Darm zu spiegeln, wurde abgebrochen. Die Sichtverhältnisse waren schlecht.

Also wurde die Seniorin stationär aufgenommen, wo sie vor dem nächsten Versuch, ihren Darm zu spiegeln, ein zweites Mal den Darm entleeren musste. Diesmal schien alles zu klappen. 

Leider wurde bei der Darmspiegelung ein grosser Darmtumor entdeckt. Er war sehr wahrscheinlich der Grund für ihren Gewichtsverlust, ihre Blutarmut und das Fieber, unter dem die Frau litt. Diese drei Symptome waren der Anlass für die Darmspiegelung gewesen. 

Wie üblich, wurde die Patientin nach der Untersuchung nach Hause entlassen. Zehn Stunden später brach sie dort bewusstlos zusammen.

Lebensbedrohlich tiefer Kaliumspiegel

Der Grund: Der Kaliumwert in ihrem Blut war viel zu niedrig und ihr Stoffwechsel war entgleist. Beim starken Darmentleeren (und ebenso bei Durchfall) verliert der Körper Kalium. Kalium ist ein lebenswichtiges Mineral, das auch hilft, den Säuren-Basen-Haushalt im Körper zu regulieren.

Bei zu niedrigem Kaliumspiegel, der sogenannten Hypokaliämie, kann es zu Muskelschwäche kommen. Das gilt für Arme und Beine wie auch für die Atemmuskeln und den Herzmuskel – im schlimmsten Fall führt Kaliummangel zu schweren Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand. Bei dieser Patientin schienen die Herzströme jedoch komischerweise normal.

Trotz Ambulanztransport und Spitalbehandlung verstarb die Patientin drei Tage nach der Darmspiegelung. Eventuell trug auch ein Herzmedikament, das sie wegen Vorhofflimmerns einnahm, zu der schweren Komplikation bei. Ihre Schilddrüsenunterfunktion könnte sich ebenfalls ungünstig ausgewirkt haben, mutmassten ihre Ärztinnen. Der Hauptgrund für den tödlichen Ausgang war aber wahrscheinlich der Kaliumverlust durch das zweimalige Abführen. 

Die 77-Jährige war nicht die einzige Patientin, bei der die Darmspiegelung zum lebensbedrohlichen Abfall des Kaliumwerts führte. Auch eine 72-jährige Frau starb innerhalb von 24 Stunden nach der Untersuchung am gleichen medizinischen Zentrum in den Niederlanden. 

Weltweit erster Bericht über tödlichen Ausgang

Ihren Ärztinnen liess das keine Ruhe. 2017 berichteten sie in «Gastrointestinal Endoscopy», was sich zugetragen hatte. Laut ihrer Recherche war dies der weltweit erste Bericht von zwei tödlichen Ausgängen infolge einer Hypokaliämie – obwohl allein in der Schweiz mehr als 300’000 Darmspiegelungen pro Jahr durchgeführt werden. Entweder hatte also kein anderer Arzt etwas Ähnliches erlebt, oder es wurde nicht davon berichtet. 

Derart gewarnt, bestimmten die niederländischen Ärztinnen fortan bei ihren Patienten und Patientinnen, die zur Darmspiegelung kamen, vor dem Darmentleeren den Kaliumwert im Blut, wenn sie diese Personen für «Risikokandidaten» hielten. 

Kolumne «Dr. Kurios»

Choleraausbruch mitten in Paris, Explosion des Patienten bei der Darmspiegelung, Halluzinationen durch Hirsebällchen – in der Medizin passieren immer wieder unglaubliche Dinge. Glücklicherweise aber nur sehr selten. Seit über 20 Jahren sammelt die Autorin – sie ist Ärztin und Journalistin – solche höchst ungewöhnlichen Krankengeschichten. Aus ihren früheren Kolumnen sind bisher zwei Bücher hervorgegangen: «Das Mädchen mit den zwei Blutgruppen» und «Der Junge, der immer in Ohnmacht fiel».

Vier von 100 «Risikokandidaten» hatten schon vorher zu tiefe Kaliumwerte

Als «Risikokandidaten» stuften sie zum Beispiel Personen ein, die extra für die Darmspiegelung hospitalisiert wurden, was nur unter besonderen Umständen gemacht wird. Auch Patientinnen und Patienten, die einen entwässernd wirkenden Blutdrucksenker nahmen, erachteten sie als «Risikokandidaten». Denn solche Medikamente können eine Hypokaliämie begünstigen. 

Etwa vier von 100 «Risikokandidaten» wiesen bereits vor dem Darmentleeren erniedrigte Kaliumwerte auf, ergab die Studie, welche die Ärztinnen in «Gastrointestinal Endoscopy» veröffentlichten, um ihre Kollegen auf das Problem aufmerksam zu machen. 

… nachher waren es 24 von 100

Bei einem Teil der Patienten mit anfangs normalen Kaliumwerten wiederholten sie die Laboranalyse nochmals nach der Darmspiegelung – mit erschreckendem Ergebnis: Nun hatte fast jede vierte «Risikokandidatin» bzw. «Risikokandidat» zu wenig Kalium im Blut. Alle hatten vor der Darmspiegelung mindestens zwei Liter einer Lösung mit Polyethylenglykol (auch Macrogol genannt) zum Darmentleeren getrunken. Dieser Wirkstoff ist dafür heutzutage sehr gebräuchlich.

Weiter verschafften sich die Ärztinnen einen Überblick über die bereits vorhandenen Studien zu dem Thema. Deren Resultate fassten sie im Fachblatt «Digestive Endoscopy» zusammen. Demzufolge spielt der Wirkstoff, der zum Darmentleeren eingenommen wird, eine grosse Rolle. 

Nach dem Abführen mit Polyethylenglykol hatten in diesen Studien Null bis 13 von 100 Patienten zu tiefe Kaliumwerte. Nach dem Darmentleeren mit dem nicht routinemässig empfohlenen Natriumphosphat waren es hingegen 7 bis 31 von 100 – wobei in all diesen Studien viele «Risikokandidaten» von vornherein ausgeschlossen wurden. Die wahre Anzahl der Patienten mit Hypokaliämie nach dem Darmentleeren könnte also höher sein. 


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«Und, was ist mit den Unterschriften?»

Bénédicte /  «Ich warte auf eine Eingebung!»


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Nestlé desinfiziert «natürliches» Wasser seit den 1990er-Jahren

Daniela Gschweng /  Der Skandal um mit illegalen Methoden behandeltes Nestlé-Mineralwasser weitet sich nochmals aus.

Natürliches Mineralwasser kommt klar und kühl aus den Tiefen der Erde und muss kaum behandelt werden, denn es ist von «ursprünglicher Reinheit». So steht es im Gesetz. Erlaubt sind nur wenige Methoden.

UV-Licht und Aktivkohlefilter gehören nicht dazu. Genau diese hat Nestlé aber verwendet. Das zeigten Recherchen der französischen Zeitung «Le Monde» im Januar. Betroffen waren die Marken Perrier, Vittel, Hépar und Contrex.

Nestlé redete sich mit «Sorge um Konsumenten» heraus

Die Qualität von Mineralwässern wäre eben nicht immer gleich, rechtfertigte sich der Konzern. Aus Sorge um die Gesundheit der Konsument:innen werde das Wasser behandelt.  

Als Nächstes kam durch Recherchen von «Le Temps» zu Tage, dass Nestlé auch beim Minieralwasser Henniez in der Schweiz Aktivkohlefilter verwendet hatte. Inzwischen habe man die verbotene Praxis aber wieder eingestellt, teilte das Unternehmen mit (Infosperber berichtete).

Foodwatch: «Jahrzehntelanger, systematischer Betrug»

Nun stellt sich heraus, dass der Verstoss kein isoliertes Vorkommnis war. Die Europäische Kommission bestätigte am 24. Juli, dass Nestlé seit den 1990er-Jahren französisches «Mineralwasser» mit verbotenen Methoden filtert.

Der Betrug sei «beispiellos», schreibt das französische Medium «Mediapart». Es gehe um drei Milliarden Euro und einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren.

Nestlé habe seit den 1990er-Jahren mit verbotenen Methoden gereinigtes Wasser als «natürliches Mineralwasser» verkauft, fasst die Konsumentenorganisation Foodwatch auf Deutsch zusammen. Falls sich das wirklich so zugetragen habe, handle es sich um «jahrzehntelangen, systematischen Betrug», sagt Ingrid Kragl von Foodwatch Frankreich.

Die beiden verbotenen Methoden

UV-Licht wird verwendet, um Viren und Bakterien in Wasser, Luft und auf Oberflächen abzutöten. UV-Strahlung wird deshalb zur Wasserdesinfektion oder auch in Spitälern eingesetzt. So werden etwa Operationssäle mit ultravioletter Strahlung desinfiziert. Für Menschen ist die verwendete UV-C-Strahlung schädlich. Sie kann die Haut beschädigen und zu Bindehautentzündungen am Auge oder bei längerer Bestrahlung sogar zu Erblindung führen.

Aktivkohlefilter wiederum können unerwünschte Chemikalien wie PFAS und Pestizide aus dem Wasser filtern. Für Wasser von «ursprünglicher Reinheit» sollte beides nicht nötig sein. Sonst könnte man auch Leitungswasser als «Mineralwasser» verkaufen.

Prüfbericht: Kontrollstrukturen mangelhaft

Der Bericht rügte aber auch die französischen Behörden. Das existierende amtliche Kontrollsystem sei nicht «darauf ausgelegt, Betrug in der Branche der natürlichen Mineralwässer und Quellwässer aufzudecken». So könnten «nicht konforme und potenziell betrügerische Produkte auf den Markt gelangen».

Werde ein Verstoss festgestellt, hapere es zudem bei den Folgemassnahmen, die sicherstellen sollten, dass Unternehmen die verbotene Praxis nicht fortführen, keine daraus entstandenen Produkte auf den Markt bringen und nicht konforme Produkte vom Markt nehmen.

Die Reinheit von Mineralwasser wird also nicht richtig kontrolliert, und wenn dennoch ein Verstoss entdeckt wird, hat er kaum Folgen. Dazu passt, dass die französische Regierung bereits 2021 von Nestlé informiert worden sein soll. Diese Information sei laut Foodwatch aber weder an die Europäische Kommission noch an andere EU-Mitgliedsstaaten weitergegeben worden.

Ein Skandal wie in Frankreich könne sich aber ganz leicht auch in Deutschland ereignen, schätzt Foodwatch, das Nestlé Waters und Sources Alma im Februar verklagt hat. Auch dort fehle es an Personal, die Struktur der Behörden sei äusserst anfällig für Interessenkonflikte, die Kommunikation träge. Es gebe auch kein Transparenzgebot, kritisiert Foodwatch.

Weiterführende Informationen


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Kinderlähmung in Gaza: Eine Katastrophe mit Ansage

Martina Frei /  In Gaza sollen 640’000 Kinder gegen Polio geimpft werden. Gestern Sonntag waren es nach Angaben der BBC erst knapp 80’000.

Seit Wochen berichten Medien über die geplante Impfaktion: «Vorbereitung für Impfungen im Gazastreifen läuft auf Hochtouren» («SRF»). «Impfstoff gegen Polio kommt im Gazastreifen an» («spiegel.de»). «Feuerpausen für Polio-Impfungen im Gazastreifen» («ARD»). Die Nachrichten kommen daher wie Erfolgsmeldungen, aber in Wahrheit sind sie Bankrotterklärungen.

Den Nährboden für Polio-Ausbrüche bilden dicht zusammengepferchte, geschwächte, nicht geimpfte Menschen, verschmutztes Trinkwasser und desolate hygienische Bedingungen – so wie jetzt in Gaza.

«Ich habe keine Worte, um zu beschreiben, was wir hier Tag für Tag sehen», sagte eine Mitarbeiterin des Palästinenser-Hilfswerks UNRWA. «Es gibt hier keine Menschlichkeit mehr. Wenn man mit den Menschen redet, sagen sie einem nur, dass sie auf den Tod warten.» Tausende Familien in Gaza seien täglich gezwungen, an einen anderen Ort zu flüchten. Für alle möglichen Viren, Krätzemilben, Amöben und Bakterien herrschen in Gaza «beste» Bedingungen, um weiterverschleppt zu werden. 

Zwölfmal habe sie bisher ihren Aufenthaltsort wechseln müssen, weil immer wieder Evakuierungsbefehle kamen, berichtet die 21-jährige Journalistin Rita Baroud auf der Website «The New Humanitarian». Seit Beginn des Kriegs habe sie zwölf Kilo abgenommen.

Kinder haben weder genug noch das richtige Essen

Laut der UN-Hilfsorganisation UNRWA sind nur etwa sechs Prozent der Kinder im Süden des Gazastreifens und nur ein Prozent der Kinder im Norden ausreichend ernährt. Neugeborene sind untergewichtig. Ihre Mütter haben Mühe, Milch zu produzieren, um sie zu stillen. 

Das «British Medical Journal» (BMJ) berichtet von 90 Prozent mangelernährter Kinder in Gaza. Seit Monaten blockiere Israel immer wieder Hilfstransporte.

Siebenmal so viele Menschen pro Fläche wie in Zürich

Zwei Drittel der früher rund 2,38 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen zählenden Bevölkerung Gazas leben nun auf einer Fläche von 69 Quadratkilometern, weniger als einem Fünftel der Fläche des Gaza-Streifens. Das macht rund 35’000 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: Im Schweizer Mittelland sind es über 400 Menschen pro Quadratkilometer, in Zürich etwa 5000 pro Quadratkilometer

Selbst auf dem Friedhof stehen am Flüchtlingsort Deir al-Balah mittlerweile Zelte.

Knapp fünf Liter Wasser pro Tag in Gaza – 140 Liter in der Schweiz

4,74 Liter Wasser hat gemäss «Oxfam» durchschnittlich jeder Mensch in Gaza pro Tag. Das ist weniger als eine WC-Spülung. Zum Vergleich: In Schweizer Haushalten liegt der tägliche Trinkwasserverbrauch pro Kopf bei rund 140 Litern, in Israel beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch laut «Oxfam» 247 Liter täglich. «Oxfam» ist ein Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen.

Im Moment herrschen in Gaza tagsüber Temperaturen über 30 Grad. Die Zelte der Flüchtlinge würden zu Treibhäusern, warnte ein Mitarbeiter von «ActionAid Palestine» im «British Medical Journal».

Israels «Wasserkrieg»

Das von israelischen und palästinensischen Journalisten gemeinsam verfasste Magazin «+972», benannt nach der Telefonvorwahl Israels, listete die Zerstörungen durch das israelische Militär auf: 194 zerstörte Brunnen zur Wassergewinnung, des weiteren 40 zerstörte grosse Wasserreservoire, 55 zerstörte Abwasserpumpstationen, 76 zerstörte kommunale Entsalzungsanlagen, vier zerstörte Kläranlagen sowie neun Ersatzteillager und zwei Labors zur Prüfung der Wasserqualität – Stand Juni 2024. 

Seither gingen die Bombardements und Sprengungen weiter, wie dieses Video zeigt, in dem israelische Soldaten ein Wasserreservoir in die Luft jagen. 

Laut «Oxfam» ist die Wasserversorgung in Gaza um 94 Prozent eingebrochen. Israel habe Wasseranlagen «systematisch zerstört», Hilfe absichtlich behindert und die Wasserzufuhr beschnitten. Im Bericht «Wasser-Kriegs-Verbrechen» belegt Oxfam die Vorwürfe.

Ausserdem blockierte die israelische Regierung laut dem «Council on Foreign Relations» die Einfuhr dringend benötigter Chlorid-Tabletten, um Wasser zu desinfizieren.

Ein WC für über 4000 Personen

«Médecins sans Frontières» (MSF) machte bereits im Februar auf die Durchfallerkrankungen durch verschmutztes Trinkwasser aufmerksam. «Die Auswirkungen sind schlimmer für Kinder, die ein schwächeres Immunsystem als Erwachsene haben und Krankheiten und Allergien stärker ausgesetzt sind», zitierte MSF eine Mitarbeiterin. «In letzter Zeit haben wir auch beobachtet, dass Kinder an Hautausschlägen leiden, weil es kein sauberes Wasser zum Baden oder Waschen gibt.»

Fehlendes Trinkwasser ist das Eine, die herumwabernde Kloake das Andere. Am Flüchtlingsort Al-Mawasi teilen sich laut «Oxfam» im Durchschnitt 4130 Personen ein Klo. 

Dreckwasser umspüle die Zelte, Abfallberge türmten sich. Wegen Treibstoffmangel können weder die Wasser-Entsalzungsanlagen noch die Kläranlagen, die Abfallbeseitigung (oder auch Kühlschränke zum Lagern von Impfstoffen) betrieben werden wie sonst. 

Fast alle Kleinkinder mit Durchfall

«Mindestens 90 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind von einer oder mehreren Infektionskrankheiten betroffen, und 70 Prozent leiden an Durchfall», berichteten die Vereinten Nationen schon Anfang März 2024 und prangerten Israels «Aushungerungs-Kampagne» an.

Vom 7. Oktober 2023 bis zum 7. Juli 2024 kam es in Gaza zu 990’000 Atemwegsinfekten, 574’000 Fällen von akutem wässrigem Durchfall, 107’000 Fällen von Gelbsucht, 12’000 Fällen von blutigem Durchfall – doch die wahre Anzahl sei «wahrscheinlich viel höher». Das schreibt das «BMJ» mit Verweis auf die WHO.

«Meine Kinder klagen täglich über Bauchschmerzen, Fieber, Hautausschläge und andere Gesundheitsprobleme. Wenn unsere Kinder nicht von den Raketen getötet werden, werden sie an diesen seltsamen Krankheiten sterben, die durch die Umweltverschmutzung und den Mangel an sanitären Einrichtungen entstehen», zitiert «+972» eine Mutter von drei Kindern in Gaza. 

Keine Seife, kein WC-Papier, keine Monatsbinden

Ein Vater berichtet, sein Sohn habe eine Hautinfektion und müsste eigentlich täglich gewaschen werden. «Aber Reinigungsprodukte sind sehr teuer. Ein Stück Seife kostete früher nur einen Dollar, jetzt wird es für vier Dollar verkauft.» Essen und Wasser müsste abgekocht werden, aber «der Mangel an Gas zum Kochen ist ein grosses Problem». 

Ein Mediensprecher der UN-Hilfsorganisation UNRWA sprach gegenüber dem Magazin «+972» von 1000 Hepatitis-Erkrankungen pro Woche. Seit dem 7. Oktober registrierte die UNRWA fast 40’000 Fälle von Hepatitis A. Diese ansteckende Leberentzündung wird durch Wasser oder Lebensmittel übertragen, die mit Fäkalien verunreinigt sind.

«Israel hat 70 Prozent aller Abwasserpumpen und 100 Prozent aller Kläranlagen sowie die wichtigsten Laboratorien zur Untersuchung der Wasserqualität in Gaza zerstört und die Einfuhr von Oxfam-Wasseruntersuchungsgeräten eingeschränkt», berichtet «Oxfam».

Seife, Shampoo, WC-Papier, Monatsbinden – seit zwei Monaten seien solche Produkte wegen der von Israel verhängten Blockade kaum noch erhältlich, sagt die Journalistin und Aktivistin Maha Hussaini in einem Video auf der Website «The New Humanitarian» und fügt an: «Wir erwarten eine weitere Lebensmittel-Krise.»

Viel zu wenig medizinische Zentren

«Das Gesundheitssystem ist auf den Knien», schreibt ein Mitarbeiter von «ActionAid Palestine» im «British Medical Journal». Die wenigen verbliebenen Spitäler platzten aus allen Nähten. Das «Al-Aqsa Hospital» beispielsweise würde fünfmal so viele Kranke versorgen wie früher, viele davon lebensgefährlich verletzt. Laut dem Spitaldirektor war das Spital zuletzt für rund eine Million Flüchtlinge zuständig. Der Treibstoffmangel betrifft auch die Spitäler und die lebensrettenden Maschinen dort.

Ende August berichtete die Nachrichtenagentur «AP», dass nun auch das zu den wenigen verbliebenen Spitälern zählende «Al-Aqsa Hospital» geräumt werden musste, denn Israels Militär hatte in der Nähe «Bodenoperationen» angekündigt und die Bevölkerung dort zur Evakuierung aufgefordert. 

Aus Furcht, auch das Spital könne zur Zielscheibe werden, seien Patienten und Mitarbeitende geflohen, berichtet «+972». Mindestens jede 50. Person, die im Gesundheitswesen arbeitete, sei bereits getötet worden – durchschnittlich zwei Gesundheitsfachleute pro Tag, prangerte «Medical Aid for Palestinians» an. 

Israel erteile oft auch keine Erlaubnis, um Ärzte nach Gaza zu entsenden, sagte ein anderer Mitarbeiter dieser Hilfsorganisation gegenüber «The Lancet». Zuletzt habe dies einen Narkosearzt betroffen, «der nicht einmal Araber ist, und wie immer wird kein Grund genannt».

In Rafah haben laut der WHO 90’000 Menschen überhaupt keinen Zugang mehr zu Gesundheitseinrichtungen.  

90’000 Menschen ohne Arzt, Ärztin

Rund 90’000 Verletzte wurden laut dem «British Medical Journal» bisher gezählt.

Den palästinensischen Behörden zufolge wurden seit dem 7. Oktober 2023 über 40’000 Menschen in Gaza getötet. Israelische Behörden haben die palästinensischen Schätzungen im Frühling bestritten

Doch eine Gruppe von US-Pflegekräften und Ärzten, die in Gaza halfen, hält die offiziellen Angaben für untertrieben. Laut «The Lancet» schrieben sie in einem Brief an US-Präsident Biden, dass bisher wahrscheinlich über 92’000 Menschen in diesem Konflikt gestorben seien, mehr als doppelt so viele, wie das palästinische Gesundheitsministerium zählte.

Auch der weltweit bekannte kanadische Wissenschaftler Salim Yusuf hält die offiziellen Zahlen wahrscheinlich für eine Unterschätzung, schrieb er in «The Lancet». Auf einen «direkten» Tod durch die Kampfhandlungen würden erfahrungsgemäss 3 bis 15 «indirekte» Todesfälle durch Krankheiten kommen. Konservativ geschätzt, ergebe das 186’000 oder mehr verstorbene Palästinenserinnen und Palästinenser, fast acht Prozent der früheren Bevölkerung.

Mehr als 17’000 Kinder müssen für sich selbst sorgen

Mehr als 10’000 Tote sollen den Vereinten Nationen zufolge noch unter den Trümmern liegen. Schon im Mai waren 30 Prozent der Toten nicht identifiziert.

Die Hilfsorganisation «Save the Children» schrieb – Stand Juni – von mindestens 17’000 Kindern, die in Gaza auf sich allein gestellt seien, und vermutlich 4000, die unter Trümmern begraben liegen. Andere Kinder seien zwangsweise verschleppt oder gefoltert worden. «Schätzungsweise über 20’000 Kinder sind verloren gegangen, verschwunden, inhaftiert, begraben unter den Trümmern oder in Massengräbern.»

Der Polio-Ausbruch war erwartbar und wäre zu vermeiden gewesen

Vor dem Gaza-Krieg waren je nach Quelle 95 bis 99 Prozent der dortigen Bevölkerung gegen Polio geimpft. Nun sind es noch rund 86 oder 89 Prozent, berichten «The Lancet» und die «Polio Global Eradication Initiative». Von den etwa 50’000 Kindern, die seit Beginn des Gaza-Kriegs geboren wurden, seien vermutlich gar keine geimpft worden.

Im Juli wurden Impf-Polioviren in sechs Abwasserproben aus Gaza entdeckt, die am 23. Juni entnommen worden waren. Diese Viren ähneln Viren, die in der zweiten Jahreshälfte in Ägypten gefunden wurden. Der «Polio Global Eradication Initiative» zufolge könnten sie bereits seit September 2023 in Gaza zirkulieren. 

Stichwort Polio

Das Polio-Virus vermehrt sich im Darm, wird in der Regel mehrere Wochen lang mit dem Stuhlgang ausgeschieden und kann so auch übertragen werden.

Über 95 Prozent der Polio- Infizierten zeigen keine oder nur leichte Symptome, ähnlich einer Erkältung oder Durchfall. Weniger als ein Prozent bekommen Lähmungen, meist an einem Bein. Die Lähmungen können sich ausbreiten und bis zur tödlichen Atemlähmung führen. Manche Patienten erholen sich wieder, andere bleiben lebenslang behindert.

Die Schluckimpfung ist wirksam und scheint überdies einen günstigen Effekt auf die Immunabwehr zu haben. Weil sie preiswert ist, wird sie oft in ärmeren Ländern eingesetzt. Diese sogenannte «Lebendvakzine» besteht aus abgeschwächten Polio-Impfviren, die sich für einige Zeit im Darm der Geimpften vermehren und währenddessen auch mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden. Das Immunsystem im Darm wird durch die Impfung aktiviert und der geimpfte Mensch ist fortan immun gegen Polio. 

Unter bestimmten Umständen können die abgeschwächten Polio-Impfviren jedoch mutieren und zu Krankheitserregern werden. Solche mutierten Viren führen bei ungefähr zwei bis vier von einer Million Geimpften zu einer Polio-Erkrankung, die sich genauso äussert wie die Kinderlähmung durch «wild vorkommende» Viren. Wer vollständig gegen Polio geimpft ist, hat von solchen mutierten Impfviren hingegen nichts zu befürchten. Zirkulieren diese aber längere Zeit in einer Bevölkerung, die nicht immun ist gegen Polio, kann es zu Ausbrüchen kommen. Dies ist nun in Gaza eingetreten.

In westlichen Ländern wird anstelle der Schluckimpfung ein Polio-Impfstoff gespritzt. Er umgeht das Problem der «Impf-Polio», hat aber andere Nachteile (Infosperber berichtete)

Erste Polio-Lähmung seit 25 Jahren

Nach dem Fund bot Israel rasch allen seinen Soldatinnen und Soldaten die Polio-Impfung an – aber nicht der Bevölkerung von Gaza. Es seien mehrere Wochen vergangen, bis Israel den Transport des Polio-Impfstoffs erlaubt habe, berichtet «+972». 

Mittlerweile gab es drei Verdachtsfälle von Kinderlähmung in Gaza. Am 16. August teilte das Palästinensische Gesundheitsministerium mit, dass bei einem zehn Monate alten, nie geimpften  Baby eine Polio-Erkrankung festgestellt worden sei. Der WHO-Direktor bestätigte den Befund am 23. August. Es ist der erste Fall nach 25 Polio-freien Jahren in Gaza.

Zwei Impfrunden im Abstand von vier Wochen geplant

«Um es klar zu sagen: Die ultimative Impfung gegen Polio ist Frieden und ein sofortiger humanitärer Waffenstillstand. In jedem Fall aber ist eine Polio-Pause ein Muss», forderte der WHO-Generaldirektor.

An drei Tagen sollen nun jeweils zwischen 6 und 15 Uhr insgesamt 640’000 Kinder in Gaza geimpft werden – falls sich alle an die Waffenruhe halten. 

Geplant sind zwei Impfrunden im Abstand von vier Wochen. Die ständig wechselnden Aufenthaltsorte der Flüchtlinge, die allein umherirrenden Kinder und vieles mehr erschweren die Impfkampagne. 

Jedes Kind soll zwei Tropfen der Schluckimpfung erhalten. Es sind zwei Tropfen auf einen heissen Stein inmitten von Tränen, Blut, Kloake. Hepatitis, Durchfallerreger, Kakerlaken, Krätzemilben und anderes mehr zirkulieren weiter. Auch das wäre zu verhindern gewesen.

Polio in Gaza kann auch israelische Kinder gefährden

Der Polio-Ausbruch in Gaza könnte auf israelische Kinder übergreifen, gibt die Medizinprofessorin Annie Sparrow in einem Artikel bei «Foreign Policy» zu Bedenken. Auch Sparrow vermutet, dass die kürzlich entdeckten Impf-Polio-Viren wohl schon Monate unbemerkt in Gaza zirkulieren. 

In Israel seien mindestens 175’000 Kinder nicht oder unvollständig geimpft, schreibt Sparrow. Es sind vor allem Kinder von ultra-orthodoxen Juden, welche Impfungen ablehnen. 

Die israelische Regierung habe nun einen «Anreiz», um Feuerpausen in Gaza zuzustimmen, so die Medizinprofessorin. Denn Israels Premierminister Netanyahu sei auf die ultra-orthodoxen Juden angewiesen und der einzige Weg, um sie zu schützen, sei, Polio in Gaza unter Kontrolle zu bringen. Die Impfkampagne in Gaza dient also auch dem Schutz ungeimpfter israelischer Kinder.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Weiterführende Informationen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Fahrleitung legt Zugverkehr lahm

Zwischen Romont und Chénens ging am Dienstagabend eine Fahrleitung kaputt. Der Zugverkehr von und nach Freiburg ist bis mindestens Mittwochvormittag gestört.

Dutzende von Zügen zwischen Lausanne und Freiburg fielen gestern Dienstagabend aus. «Ein Spezialdienst ist vor Ort und arbeitet daran, die Strecke wieder in Stand zu setzen. 1000 Meter Kabel werden für die Reparatur der Fahrleitung benötigt», schrieben die SBB in ihrem Online-Liveticker. Der Verkehr bleibe mindestens bis Mittwoch 9 Uhr unterbrochen. Reisende auf der vielbefahrenen Strecke wurden mit Bahnersatzbussen zwischen Romont und Freiburg transportiert – oder sie mussten über Yverdon ausweichen. (chs)

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Stab-Gigant Duplantis sprintet gegen Hürdenstar Warholm

Mit Stabhochspringer Mondo Duplantis und Hürdenläufer Karsten Warholm messen sich in Zürich zwei Popstars der Leichtathletik über 100 Meter. Wie es zum ungewöhnlichen Duell kam und was es kostet.

Rückblickend ist es eine erheiternde Anekdote, dass Mondo Duplantis für Schweden und damit die Heimat seiner Mutter startet und nicht für die USA, von wo sein Vater stammt und wo er aufgewachsen ist. Der Grund war, dass Duplantis die brutalen US-Ausscheidungskämpfe meiden wollte.

Denn Konkurrenz kennt der Stabhochsprung-Dominator schon lange nicht mehr. Mit 13 Jahren überquerte er 4 Meter, mit 15 sprang er über 5,30 und mit 18 über unfassbare 6,05 Meter. Seit 2020 hat er den Weltrekord zehn Mal verbessert, jedes Mal nur um einen Zentimeter. Denn für jede neue Bestmarke erhält Duplantis einen Bonus. Letztmals am letzten August-Wochenende in Polen. Inzwischen liegt die Bestmarke bei 6,26 Metern. Von den zehn Teilnehmern bei Weltklasse Zürich haben in diesem Jahr neben Duplantis nur der Amerikaner Sam Kendricks (6,01 Meter) und der Grieche Emmanouil Karalis (6,00 Meter) die magische 6-Meter-Marke überquert.

Im Stabhochsprung bewegt sich Duplantis in seinem eigenen Universum. Einer der Schlüssel zum Erfolg ist seine unvergleichliche Geschwindigkeit beim Anlauf, die er in technischer Vollkommenheit zu nutzen weiss.

Ein Scherz nach dem Training

Einer, der in seiner Disziplin ebenfalls Massstäbe gesetzt hat, ist Karsten Warholm. Der Norweger ist Weltrekordhalter über 400 Meter Hürden, dreifacher Weltmeister und Olympiasieger 2021. Dass der 28-Jährige wie zuletzt in Paris nur Zweiter wird, ist eher die Ausnahme als die Regel. In der Leichtathletik sind Warholm und Duplantis so etwas wie Popstars.

Wie schon im Vorjahr treten sie bei Weltklasse Zürich an – und zwar nicht nur in ihren Disziplinen, sondern auch erstmals überhaupt gegeneinander.

Angefangen hatte es vor etwas mehr als einem Jahr mit einer Albernheit, als die beiden nach dem Training in Monaco fanden, sie könnten ja einmal über 100 Meter gegeneinander antreten. Warholm flachste damals noch, Duplantis dürfe ein paar seiner Sprintschuhe tragen, damit er danach keine Ausreden habe. Gegenüber dem TV-Sender «NRK» sagte er dann, eine Niederlage gegen einen Stabhochspringer wäre «ein wenig peinlich».

Duplantis’ Training mit Fred Kerley

Wobei Duplantis die 100 Meter als Teenager einst in 10,57 Sekunden lief. Warholm war als Siebzehnjähriger in 10,49 Sekunden nicht wesentlich schneller. Entsprechend selbstbewusst geht Duplantis das Duell vom Mittwoch im Zürcher Letzigrund an: «Ich habe eine gute Chance», sagte der Schwede. Die Vorbereitung geht er so ernsthaft an, als ginge es um eine Olympia-Medaille. Am Montag trainierte Duplantis mit Fred Kerley den Start. Der Amerikaner sprintete in Paris über 100 Meter zu Olympia-Silber.

Solche Schaukämpfe sind erstaunlich selten. Usain Bolt lief in Buenos Aires einmal gegen einen Linienbus, Ben Johnson sprintete gegen ein Rennpferd, Lionel Messi mass sich im Penaltyschiessen mit einem Robotergoalie und Michael Phelps schwamm gegen einen simulierten weissen Hai.

Das mag für Schlagzeilen sorgen, sportlichen Gehalt hat das im Gegensatz zum Duell zwischen Warholm und Duplantis allerdings nicht. «Das war für uns eine Voraussetzung», sagt der Co-Meetingdirektor Christoph Joho.

Weshalb aber kommt es ausgerechnet in Zürich zum Duell? In die Karten gespielt hat Weltklasse Zürich, dass es das einzige Diamond-League-Meeting ist, das von Puma gesponsert wird, wo Warholm und Duplantis unter Vertrag stehen. Ausgegangen ist die Initiative von den Organisatoren, als man im Mai anbot, das Duell im Letzigrund zu ermöglichen.

Drei Mal ein sechsstelliger Betrag

Bei Puma und Red Bull, ebenfalls einem gemeinsamen Sponsor der beiden, hat man damit offene Türen eingerannt. «Es ist ein Experiment und ein schmaler Grat, auf dem wir uns bewegen», sagt Joho. Das grösste Risiko sei, wenn sich Duplantis oder Warholm im Vorfeld verletzen sollten oder krank werden. Der Anlass müsste abgesagt werden. Ein Szenario, für das die Organisatoren des Meetings die Ausfallversicherung erweitert haben.

Weil die Bahnhofshalle zu kurz, der Sechseläutenplatz nicht eben ist und man dafür kurzfristig wohl auch keine Bewilligung erhalten hätte, findet das Duell im Letzigrund statt. Rund um den Sprint kreierten die Macher ein abendfüllendes Programm mit Nachwuchsrennen und Showeinlagen wie Breakdancing. Rund 2000 Tickets gingen dafür in den Verkauf. Der Start zum Sprint zwischen Warholm und Duplantis erfolgt um 21.30 Uhr.

50 Influencer aus aller Welt

Eine Startgage oder ein Preisgeld wird nicht entrichtet. Auch die rund 50 Influencer aus aller Welt, die den Anlass dokumentieren, erhalten neben der Vergütung für Anreise und Unterkunft keine weiteren Zuwendungen. Sowohl Weltklasse Zürich als auch die beiden Sponsoren investieren eine sechsstellige Summe in den Schaukampf der Leichtathletik-Popstars, der auch mit einem gewissen Aufwand für das TV-Publikum produziert wird.

Klar ist: Das Duell soll eine Art Amuse Bouche sein, bei dem die ganze Welt nach Zürich blickt und das neue Fans für die Leichtathletik begeistern soll. Der Hauptgang wird dann am Donnerstag serviert, wo Mondo Duplantis im Stabhochsprung und Karsten Warholm im Hürdenlauf brillieren wollen.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Etliche Corona-Massnahmen waren entweder unnötig oder schädlich

Detlev H. Krüger / Klaus Stöhr /  Im Umgang mit Seuchenausbrüchen gibt es wissenschaftliche Regeln. Bei Corona hat man sich oft nicht daran gehalten.

Red. – Dieser Beitrag erschien zuerst in der «Berliner Zeitung».

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Die Covid-19-Pandemie hat tief in das Leben aller Menschen eingegriffen – wobei dieser Eingriff nicht nur durch die Infektionskrankheit selbst, sondern auch durch die Massnahmen der Regierung erfolgte. Die Herausforderungen durch die schnelle, weltweite Verbreitung eines neuen, für einige Bevölkerungsgruppen sehr gefährlichen Virus waren enorm und mussten von den politischen Verantwortlichen gemeistert werden.

Wenn heute eine Aufarbeitung der damaligen Vorgänge gefordert wird, sollte das vorrangige Ziel dabei sein, Lehren für den gesellschaftlichen Umgang mit grossen Infektionsausbrüchen (z.B. durch Influenzaviren) zu ziehen, die auch in der Zukunft nicht auszuschliessen sind. Selbstverständlich sollte es aber auch darum gehen, als fehlerhaft erkannte Entscheidungen zurückzunehmen, wenn dies noch möglich ist.

Bei der öffentlichen Diskussion der staatlichen «Corona-Massnahmen» dominieren gegenwärtig zwei Fragen:

Welche der Massnahmen haben die Übertragung des Virus wirksam reduziert, und welche der Massnahmen waren in dieser Hinsicht wenig wirksam oder sogar wirkungslos?

Wie war das Verhältnis von gesundheitlichem Nutzen und kollateralen Schäden der Massnahmen, zum Beispiel in Bezug auf die physische und psychische Gesundheit, auf Wirtschaft, Kultur und die freiheitlich-demokratische Gesellschaft insgesamt?

Für eine umfassende Analyse sollten jedoch zwei weitere Punkte hinzukommen:

Erstens: War wirklich die Reduktion der Virusübertragung am wichtigsten, oder sollte nicht eher die Reduktion der Krankheitslast für die Bevölkerung das Ziel gewesen sein?

Zweitens: Waren ab einem bestimmten Zeitpunkt des mehrjährigen Infektionsgeschehens sogar die «wirksamen» Massnahmen zumindest für junge und gesunde Menschen unnötig, weil sie die Ausbildung einer notwendigen Gruppenimmunität in der Bevölkerung verzögerten und damit das Pandemie-Geschehen eher verlängerten?

Eigentlich gibt es Regeln zum Umgang mit Seuchenausbrüchen

Die Bekämpfung neu auftretender Infektionskrankheiten erfolgt in einem abgestuften Prozess mit den drei Kernelementen:

1. Containment (Eindämmung)

2. Protection (Schutz der Vulnerablen)

3. Mitigation (Folgenminderung).

In der ersten Phase des Ausbruches wird eine Eindämmungsstrategie verfolgt mit dem Ziel, die weitere Ausbreitung des Erregers von den primären Ausbruchsorten so weit wie möglich zu verhindern oder wenigstens noch zu verlangsamen.

Da sich bei Pandemien die Verbreitung nicht komplett stoppen lässt, muss man gleichzeitig auch den Schutz vulnerabler Bevölkerungsgruppen (bei Covid-19 sind dies insbesondere alte und vorerkrankte Menschen) beginnen (Protection), der dann zum zentralen Bestandteil der Bekämpfung werden sollte, wenn die Verlangsamung der Ausbreitung nicht mehr ausreichend gelingt. Das Containment wird schrittweise wirkungslos nach der einsetzenden freien Zirkulation des Erregers, weil die Infektionsketten nicht mehr wirksam nachzuverfolgen sind.

Die Autoren dieses Artikels

Professor Dr. med. Detlev H. Krüger war von 1989 bis 2016 Direktor des Instituts für Virologie der Charité Berlin. Er wirkte gleichzeitig viele Jahre unter anderem als Vorstand der Gesellschaft für Virologie, Stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Paul-Ehrlich-Instituts (Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel) sowie als Editor-in-Chief der Fachzeitschrift „Virus Genes“ (Verlag Springer-Nature, New York).

Professor Dr. Klaus Stöhr arbeitete von 1992 bis 2007 im Hauptquartier der WHO in Genf unter anderem als Koordinator der globalen Sars-Forschung, als Pandemiebeauftragter der WHO und leitete über viele Jahre das Globale Influenzaprogramm der WHO. Sein internationales Team entdeckte das Sars-CoV-1-Virus. Ab 2007 arbeitete er in der Forschung und Entwicklung von Impfstoffen bei Novartis und später in der Firmenzentrale in Basel. Seit 2018 ist er freier Konsultant.

Während des gesamten Ausbruches muss eine Folgenminderungsstrategie (Mitigation) Teil der Überlegungen sein, um die gesundheitlichen Auswirkungen des Infektionsgeschehens so weit wie möglich zu minimieren und gleichzeitig die Kollateralschäden für die Gemeinschaft und das soziale Leben möglichst gering zu halten. Unbekannt waren diese Prinzipien des Seuchenschutzes nicht; wurden sie doch noch am 13. Februar 2020 im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts bekräftigt.

Dass das Containment auch noch im Winter 2020/21 aufrechterhalten wurde, obwohl die Ausbreitung gar nicht mehr effizient verlangsamt werden konnte, war vielleicht noch verständlich, da der Impfstoff noch nicht zur Verfügung stand. Aber auch in den Folgemonaten und -jahren konnte man sich nicht entschliessen, das massive Containment aufzugeben, und hat die Kollateralschäden der Massnahmen für die Gesellschaft billigend in Kauf genommen.

Trugschluss Zero Covid

Mehr noch, in der Politikberatung durch «die» Wissenschaft setzte sich eine gefährliche Meinung durch: Basierend auf theoretischen Modellrechnungen wurde postuliert, man könne die Infektionsrate entscheidend senken oder das Virus sogar «ausrotten», wenn man die Containment-Massnahmen nur einmal richtig verschärfen würde; danach könne man mit geringem Aufwand die Infektionsrate weiter niedrig halten oder sogar gegen Null bringen (Zero-Covid).

Diese Idee beruhte jedoch auf einem Trugschluss: Da sich so keine Immunität in der Bevölkerung entwickeln könnte, würde jede «Lockerung» des strengen Regimes sofort zu einem rasanten Wiederaufflammen des Infektionsgeschehens führen. Dies haben auch die Vorgänge in China nach Beendigung der massiven Freiheitsbeschränkungen gezeigt.

Jeder Verweis auf die etablierten Methoden zur Seuchenbekämpfung wurde reflexartig als Infragestellen der Massnahmen und ihrer Sinnhaftigkeit gewertet und zog einen medialen Sturm der Entrüstung nach sich.

Dabei war von Anfang an klar, dass zum Beispiel das Infektionsrisiko an frischer Luft äusserst gering ist (man brauchte also eigentlich keine Senioren von Parkbänken zu verjagen oder den Kindern ihre Spielplätze zu sperren), dass bei rapider Infektionsausbreitung die sogenannte «Kontaktnachverfolgung» durch überlastete Gesundheitsämter nicht zu schaffen ist (und diese Ressourcen nicht nur bei der Umsetzung der Hygienekonzepte in den Alten- und Pflegeheimen fatal fehlen würden), oder dass das Coronavirus als Atemwegsvirus nicht durch Desinfektion von Tischen in Gaststätten bekämpft werden kann. Die Liste der Beispiele liesse sich beliebig fortsetzen.

Dass entsprechend den Regeln des Seuchenschutzes vor allem die Vulnerablen geschützt werden müssten (Protection/Mitigation), wurde nicht akzeptiert – die Vulnerablen sollten im Zuge eines allgemeinen Lockdowns der Gesellschaft gewissermassen «mitgeschützt» werden.

Der allgemeine Lockdown (also ein «Dauer-Containment») besonders in den Sommermonaten hatte aber nicht nur die bekannten tragischen Konsequenzen für die Gesellschaft, sondern führte auch dazu, dass zum Beispiel die Winterpeaks noch stärker wurden, weil sich die gegen das Virus schützende Immunität besonders bei den Kindern nur verlangsamt ausbildete.

Das Virus passte sich an den Wirt an und wurde infektiöser, aber harmloser

Alle Viren machen bei ihrer Vermehrung in der Wirtszelle «Fehler», ihr Erbmaterial erleidet Veränderungen (Mutationen). Ob sich die neuen genetischen Varianten (Mutanten) in der Umwelt durchsetzen, hängt davon ab, ob sie besser als ihre Vorgänger vermehrungsfähig sind und der Immunabwehr des Wirts entgehen.

Bei Wechsel eines Virus vom Tier auf den Menschen werden sich also solche Mutanten durchsetzen, die sich besonders gut an die Vermehrung im Menschen angepasst haben. Das Virus wird damit «infektiöser» und breitet sich in der Bevölkerung effizienter aus, gleichzeitig ist es für den neuen Wirt in der Regel weniger krankmachend. Deshalb bestand von Anfang an die berechtigte, aber leider weitgehend unberücksichtigte Forderung, die Gefährlichkeit des Virus und des Infektionsgeschehens nicht an der «Infektionsinzidenz», sondern an der wirklichen Krankheitslast in der Bevölkerung festzumachen.

Stattdessen wurde jeder Nachweis von neuen Virusmutanten in Patienten (oder sogar im Abwasser) in den Medien kolportiert und der Bevölkerung als Begründung für die Aufrechterhaltung oder sogar Verschärfung der «Corona-Massnahmen» präsentiert: Berater der Bundesregierung sind in diesen Tenor mit eingefallen.

Spätestens das Auftreten der Omikron-Varianten des Virus ab Anfang 2022 ging aber mit einer deutlich geringeren Krankheitslast der Coronavirusinfektion für den Menschen einher. Die sich effizient in der Bevölkerung ausbreitenden Omikron-Varianten haben dazu geführt, dass eine Infektion grösserer Bevölkerungsgruppen mit einem geringeren Anteil von schweren klinischen Fällen auftrat. Dies resultierte in der natürlichen «Durchimmunisierung» breiter Teile der Bevölkerung – und führte damit zum Ende des herausragenden Infektions- und Krankheitsgeschehens der Pandemie und zum schrittweisen Übergang in das gegenwärtige endemische Geschehen.

Das Sars-Coronavirus-2 wird, genau wie die bereits beim Menschen zirkulierenden weiteren Coronaviren, auch in Zukunft für einen Teil der jährlichen Atemwegsinfektionen verantwortlich bleiben. Wir werden mit ihm leben können, so wie wir mit vielen anderen Viren leben.

In dieser Situation wurde übrigens erneut deutlich, wie wichtig eine Unterscheidung zwischen «an Corona» und «mit Corona» Erkrankten oder sogar Verstorbenen gewesen wäre, die leider nicht erfolgt ist: Durch Infektion mit dem sich effizient ausbreitenden Virus waren viele Patienten, die wegen Verkehrsunfall, Herzinfarkt oder aus vielen anderen medizinischer Gründe in die Klinik kamen, beim Routinetest positiv für Corona gefunden worden und gingen als «Covid-19-Fälle» in die Statistik ein, ohne dass die Infektion ursächlich für die Hospitalisierung oder gar den Tod war. Über die Verzerrung der Statistiken kann man nur spekulieren.

Die Impfung – entwicklungstechnische Tempoleistung und Politikum

Die Entwickler der schnell fertiggestellten Impfstoffe zielten darauf ab, die Zahl schwerer Krankheitsverläufe zu reduzieren. Dies war für ältere und vorerkrankte Personen von grosser und zum Teil lebensrettender Bedeutung. Die Verhinderung von Re-Infektionen oder gar der Virusausscheidung nach Infektion waren keine erreichbaren Zielstellungen für die Impfstoffentwicklung.

Es war immer klar, dass die Impfung die Weitergabe des Virus von Mensch zu Mensch nicht entscheidend zu blockieren vermag: Die Impfung führt also zu einem gewissen Eigenschutz des Geimpften gegenüber der Erkrankung, nicht aber zu signifikantem Fremdschutz. Ursache dafür ist, dass ein injizierter Impfstoff nicht zur sterilen Immunität führt, da er wegen der Umgehung des Atmungstraktes keine ausreichende Schleimhaut-Immunität erzeugen kann.

Dennoch wurde das Thema Impfung politisch massiv aufgeladen und jeder Mensch, der die wiederholte Impfung ablehnte (aus welchen Gründen auch immer, zum Beispiel wegen schwerer Nebenwirkungen bei der Erstimpfung) mit Begriffen wie «unsolidarischer Pandemietreiber» diskreditiert. Gleichzeitig wurde massiver Impfdruck aufgebaut, beispielsweise durch die noch gut bekannte «2G (Geimpft/Genesen)-Regelung» als Voraussetzung zur Teilnahme am öffentlichen Leben.

Rhetorisch fokussierte sich die Politik unverständlicherweise nicht auf die von der Impfung profitierenden Älteren und Vulnerablen, sondern besonders auf die Menschen, für die die Impfung nur einen marginalen gesundheitlichen Nutzen hatte: Jugendliche und junge Erwachsene. Behauptet wurde auch, dass die Impfung die Virusweitergabe «viel besser» verhindere als die durchgemachte Infektion (also der Status «Genesen»), obwohl jeder Medizinstudent lernt, dass die Vielfalt und Zusammensetzung der Proteinabschnitte des kompletten Virus im Organismus eine umfassendere Immunantwort hervorruft, als ein einzelnes Protein dies vermag.

Seit den alten Griechen ist bekannt, dass Arzneimittel Nebenwirkungen haben. Nicht umsonst bedeutet das Wort «Pharmakon» Arzneimittel und Gift zugleich. Trotz gegenteiliger Behauptungen fachfremder Politiker (wie auch von «Experten») war also von Anfang an klar, dass die Impfstoffe nicht «nebenwirkungsfrei» sein können. Heute fühlen sich viele Patienten mit Impfschäden alleingelassen, da sie den Eindruck haben, dass ihre Probleme nach dem Prinzip «Weil nicht sein kann, was nicht sein darf» ignoriert werden. So wie es dringend notwendig ist, die Ursachen von Langzeitfolgen nach der Covid-19-Erkrankung (Long Covid) besser zu verstehen und den Patienten wirksamer zu helfen, sollte dies ganz genauso für die Patienten mit Impfkomplikationen (PostVac-Syndrom) gelten.

Kinder: vom Virus wenig betroffen, aber umso mehr durch die Massnahmen

Bei Kindern verläuft die Infektion mit dem Sars-Coronavirus-2 in der Regel ohne Symptome oder nur mit leichter Erkrankung. Glücklicherweise sind schwere Verläufe sehr, Todesfälle durch die Infektion gar extrem selten. Anders als bei Infektionen mit dem Influenzavirus, bei denen Kinder eine Risikogruppe für schwere Erkrankungen darstellen, ist dies für das Coronavirus nicht der Fall.

All diese Tatsachen waren schon Anfang 2020 durch das Berichtsystem der Kinderkliniken und Daten aus China bekannt. Spätestens Ende 2020 lagen dazu auch solide Daten aus Deutschland vor und es war zudem klar, dass Kindergärten und Schulen keine «Hotspots» der Virusausbreitung waren, sondern Infektionen hier eher durch Erwachsene hineingetragen wurden.

Dennoch wurde kaum eine andere Bevölkerungsgruppe stärker mit Corona-Massnahmen überzogen. Kinder haben durch Isolation, Mangel an sozialer Teilhabe und Bildungsdefizite grossen Schaden genommen, psychische und körperliche Erkrankungen sind bei ihnen deutlich angestiegen.

Es war befremdlich zu erleben, dass kaum eine staatliche Organisation oder Lehrergewerkschaft, die dem Schutz der Kinder verpflichtet sein sollten, sich für deren Interessen einsetzte. Auch die Justiz tat es selten: So wurde die von einem der Autoren gutachterlich unterstützte Klage von Berliner Eltern auf Schulöffnung im Frühjahr 2021 vom Verwaltungsgericht zurückgewiesen.

Als letztes Argument für Schulschliessungen und all die anderen restriktiven Massnahmen wurde angeführt, dass infizierte Kinder zwar kaum selbst erkranken, aber doch ihre Grosseltern gefährden könnten. Das Einfordern einer «Solidarleistung» der Kinder lag auch dem Ansinnen zugrunde, an Kindern Corona-Impfungen vorzunehmen.

Dies war nicht nur sachlich schwer begründbar, sondern auch moralisch fragwürdig: Bei der Nutzen-Risiko-Abwägung für die durch das Virus kaum gefährdeten Kinder überwiegt das Risiko durch die Anwendung von nur kurz erprobten, bedingt zugelassenen Impfstoffen. Und selbst wenn es berechtigt wäre, von den Kindern eine «Solidarleistung» für die Gesellschaft zu verlangen: Die Impfung schützt gar nicht effektiv vor Virusweitergabe.

Warum endete die Pandemie?

Die Ausbreitung eines neuen, hochinfektiösen Virus wird begrenzt, wenn ein genügend grosser Anteil der Bevölkerung gegen dieses Virus eine solche Immunität entwickelt hat, die die Weitergabe des Virus verhindert oder erschwert – wodurch Infektionsketten unterbrochen werden. Es entwickelt sich dann ein sogenanntes endemisches Geschehen: Da die Immunität nicht alle Personen umfasst und in ihrer Stärke und Dauer Veränderungen unterliegt, zirkuliert das Virus auf niedrigem Niveau dauerhaft weiter, mit den bekannten saisonalen Peaks im Winter.

Die Re-Infektionen verlaufen dann in der Regel viel milder, bleiben häufiger unentdeckt, können aber selten – besonders bei Vulnerablen – auch schwer verlaufen. Ein solches endemisches Geschehen existiert für Infektionen durch andere humane Corona- oder Atemwegsviren schon seit langem.

Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte stand während einer Pandemie ein Impfstoff in grossem Massstab zur Verfügung. Damit konnten schwere Krankheitsverläufe besonders bei den Vulnerablen oft vermieden und sicherlich auch viele Todesfälle verhindert werden. Eine ausreichende Immunität zum Übergang von der Pandemie mit den weit verbreiteten Ausbrüchen und schweren Verläufen in der Bevölkerung zur sogenannten Endemie konnte im Falle von Covid-19 allein durch die Impfung aber nicht wirksam erreicht werden, sondern es bedurfte auch der natürlichen Infektion mit dem Virus.

Die Corona-Pandemie endete für Deutschland nicht durch staatliche «Lockdown-Massnahmen», sondern – im Gegenteil – weil das Virus schlussendlich einen Grossteil der Bevölkerung infizierte. Diese Virusausbreitung in der Bevölkerung vollzog sich glücklicherweise ohne extreme Krankheitslast für die Menschen: Mit dem Auftreten der Omikron-Virusvarianten, die gegenüber den primären Varianten des Sars-Coronavirus-2 eine abgeschwächte Krankheitslast bedingten, sowie durch die bereits erfolgte Impfung grosser Teile der krankheitsanfälligen Risikogruppen verlor das Virus weitgehend seine Schrecken.

Dass man 2020 in der bedrohlichen Situation am Anfang der Pandemie mit möglichst vielen Mitteln die Ausbreitung des Virus und die Überlastung der Kliniken zu verhindern suchte, war richtig und verständlich. Danach hätte man sich aber schneller auf an die Situation angepasste und wirklich wirksame Massnahmen zur Protection/Mitigation konzentrieren müssen, um die massiven gesellschaftlichen Kollateralschäden abzumildern. Die sture Weiterführung der Massnahmen bis in das Jahr 2023 führte lediglich (soweit eine Reduktion der Übertragung des Virus bewirkt wurde) zu einer verzögerten Ausbreitung der für das Ende der Pandemie notwendigen Immunität in der Bevölkerung.

Fazit

Auch in der Zeit der Corona-Krise gab es nicht «die» eine Wissenschaft, die der Politik eindeutige Handlungsempfehlungen geben konnte, sondern ein Spektrum wissenschaftlicher Meinungen. Unverständlich bleibt, wieso das etablierte Wissen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten nicht nur von den tonangebenden Grundlagenwissenschaftlern und Politikberatern negiert wurde, sondern auch die Meinung von Fachgesellschaften (wie z.B. der Hygiene und der Kinder- und Jugendinfektiologie) in den Wind geschlagen wurde.

Wissenschaft lebt vom freien Austausch der Erkenntnisse und Ansichten; sie erleidet Schaden, wenn dieser Austausch mit der Behauptung einer «Alternativlosigkeit» und der Suggestion einer absoluten Wahrheit eingeengt werden soll.

Der wissenschaftliche Diskurs in der Corona-Zeit war keinesfalls zu breit oder gar «verwirrend», sondern wurde in Allianz mit Politik und Medien sehr einseitig dominiert. Es gibt deshalb zur Besorgnis Anlass, wenn nun von einzelnen Wissenschaftlern in Deutschland ein «wissenschaftliches Sprechmandat in der Öffentlichkeit» gefordert wird oder im geplanten «Pandemieabkommen» der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine «effektive Informationskontrolle zur Bekämpfung von Fehl- und Desinformationen» angestrebt wird.

Heute ist leider klar, dass etliche der in den Corona-Jahren von der Politik verordneten (und von «der» Wissenschaft wärmstens empfohlenen) Massnahmen entweder unnötig waren oder mehr Schaden als Nutzen gestiftet haben. Es würde sicherlich dem gesellschaftlichen Frieden dienen, wenn die wegen Verstosses gegen Corona-Vorschriften ausgesprochenen Strafen und Berufsverbote für die betroffenen Mitbürger noch einmal überprüft würden.

Was tun bei möglichen zukünftigen gefährlichen Pandemien? Hier einige Vorschläge: Schaden und Nutzen der einzelnen Massnahmen besser gegeneinander abwägen; Erhebung der relevanten Daten zur Einschätzung des Infektionsgeschehens und der Krankheitslast; evidenzbasierte Entscheidungen statt Abhängigkeit von der Deutungshoheit medienaffiner Politiker; Politikberatung durch eine breitere Gruppe von Experten verschiedener Wissens- und Erfahrungsgebiete; sachliche Information der Bevölkerung statt Schüren von Angst und Hysterie. Auch Pandemien dürfen den Rechtsstaat nicht ausser Kraft setzen.


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Weiterführende Informationen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

«Zu extrem»: Die Mitte Freiburg stellt sich klar gegen die Biodiversitätsinitiative

Die Mitte Freiburg hat ihre Parolen für die Abstimmungen vom 22. September bekannt gegeben. Die Partei positioniert sich klar gegen die Biodiversitätsinitiative.

Die Mitte Freiburg hat an ihrer Delegiertenversammlung ihre Parolen zur Abstimmung vom 22. September gefasst. Die Delegierten lehnten dabei die Biodiversitätsinitiative mit grosser Mehrheit ab, da sie zu extrem sei. «Die Initiative würde unserer nachhaltigen Energieproduktion schaden, indem sie neue Projekte blockiert und deren Kosten in die Höhe treibt», schreibt die Partei in einer Mitteilung. Zudem sei die geforderte Schutzzielfläche von 30 Prozent zu gross. Ferner berge die Initiative das Risiko, die landwirtschaftliche Produktivität und damit die Ernährungsautonomie der Schweiz zu beeinträchtigen, indem sie die Importabhängigkeit erhöhe.

Hingegen befürwortet die Partei die Reform der beruflichen Vorsorge. Mit der Reform sei es für Geringverdiener und Frauen künftig einfacher, ein Vorsorgeguthaben für den Ruhestand aufzubauen, schreibt die Mitte Freiburg. Die Reform enthalte faire und gezielte Ausgleichszahlungen für die Übergangsgeneration sowie die finanzielle Sicherung des Vorsorgesystems für zukünftige Generationen.

Auf nationaler Ebene stimmten die Delegierten dem Gesetz über Ergänzungsleistungen für Familien zu. Dieses entspreche einem echten Bedürfnis und sei eine bereits eingegangene Verpflichtung des Staats.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

«Das ist Quatsch»: Nati-Goalietrainer erklärt, warum jetzt Gregor Kobel statt Yann Sommer im Tor ste

Patrick Foletti nimmt Stellung zur Rochade im Schweizer Tor. Der Nati-Goalietrainer stellt auch einige Dinge klar, die aus seiner Sicht falsch sind.

Patrick Foletti ist im Verband seit 2011 als Goalietrainer und Ausbildner angestellt. Seit 2012 verantwortet er dazu die Arbeit mit den Torhütern der A-Nati. Diego Benaglio war seine erste Nummer 1, danach folgte Yann Sommer und künftig nimmt Gregor Kobel diese Position ein. Der 50-jährige Patrick Foletti, früher selbst bei GC oder Luzern zwischen den Pfosten stehend, nimmt Stellung zur Rochade.

Weshalb ist Gregor Kobel die neue Nummer 1 der Nati?

Patrick Foletti: Es ist ganz einfach. Er ist im Moment der beste Goalie der Schweiz. Schön für ihn, ist es so weit gekommen.

Was zeichnet Kobel aus, was macht ihn stark?

Er spielt seit Jahren in Deutschland. Dort hat mir ein Trainerkollege das Wort «Brutalität» mitgegeben. Ich kannte das in Zusammenhang mit einem Goalie nicht. «Gregi» bringt diese Brutalität mit auf den Platz. Er ist unheimlich effizient, mental stark, in der Torverteidigung wahrscheinlich einer der Besten der Welt. Das Gesamtpaket macht «Gregi» aus.

Seit wann ist er der beste Goalie der Schweiz?

Er war schon immer ein guter Goalie. Aber um Nationalgoalie zu werden, muss man auf verschiedenen Ebenen Wirkung haben. Eine grosse hatte «Gregi» schon immer auf die eigene Mannschaft. Wie früher auf dem Schulplatz: Wenn du einen guten Goalie im Team hast, hast du ein gutes Gefühl. Er hat mit der Zeit auch eine Wirkung auf den Gegner bekommen, im Sinn von: «Scheisse, Kobel steht im Tor, heute wird es schwierig.» Dann hat er in Dortmund bewiesen, dass er eine Wirkung auf das ganze Stadion hat. Ich erinnere mich gut, als er dort das erste Spiel machte. Nach 20 Minuten hatte er die Arena im Sack, ohne auch nur einen einzigen «Save» zu machen. Die Leute bekamen ein gutes Gefühl. Als Nationalgoalie musst du auch die vierte Wirkung haben, jene auf das ganze Land. Gregor hat alle Voraussetzungen dafür, auch diese vierte Ebene zu beherrschen.

Cham: Goalie-Schule mit Patrick Foletti.
Stefan Kaiser (cham / Luzerner Zeitung)
Cham: Goalie-Schule mit Patrick Foletti.
Stefan Kaiser (cham / Luzerner Zeitung)

Kobel ist mit dem Fuss nicht gleich gut wie Sommer. Verändert sich das Schweizer Spiel?

«Gregi» hat sich in diesem Punkt verbessert. In Dortmund spielen sie ähnlich wie wir mit der Nati. Mit ihm haben wir auch einen guten langen Ball, wir können von Zeit zu Zeit den Rhythmus wechseln mit Direktspiel oder konstruktivem Aufbau. Es wird sich also für unser Team nicht so viel verändern.

Kobel hat lange gescharrt hinter Sommer. Wie war die Kommunikation mit ihm, hat man ihm die Nummer 1 für nach der EM in Aussicht gestellt?

«In Aussicht gestellt» ist eine Quatsch-Formulierung. Als Trainer darfst du nie etwas versprechen. Sonst machst du einen Fehler. Es sind Tatsachen, die zu Veränderungen führen. Mit «Gregi» habe ich ein Leben lang, seit er 11 Jahre alt ist, eine ehrliche und direkte Kommunikation. Wir führten schon Tausende intime Gespräche, bei ihm zu Hause, bei mir zu Hause, während der Zusammenzüge. Es ist ein Prozess zur Nummer 1 und er hat immer gewusst, wo er steht in diesem Prozess.

Kobels Berater Philipp Degen hat Sie mehrmals öffentlich kritisiert.

Das gehört im Fussball dazu. Jeder kann sich äussern, wie er mag. Mein Ansprechpartner ist Gregor. Die Kommunikation mit ihm war immer ehrlich und offen. Entscheidend ist, dass «Gregi» weiss, was ich denke, und dass ich weiss, was er denkt. Alles andere ist Beilage.

Die neue Nummer 1: Gregor Kobel.
Bild: Toto Marti / Freshfocus

Die neue Nummer 1: Gregor Kobel.
Bild: Toto Marti / Freshfocus

Hat Kobel gelitten, dass er so lange auf die Nummer 1 warten musste?

Vielleicht schon, aber das muss man ihn fragen. Klar, er hatte eine Vision und ein Ziel, das er unbedingt erreichen wollte. Vielleicht sollte es in seiner Wahrnehmung einfach schneller eintreffen. Mir war wichtig, dass er diesen Prozess mitgemacht und verstanden hat. Dass der richtige Moment eben jetzt ist.

Formulieren wir es anders. Sie und Sommer sind sehr eng, hat Kobel darunter gelitten?

Ich denke nicht. Es ist unbestritten, dass Yann und ich uns nahestehen, wir arbeiteten 14 Jahre eng zusammen, deshalb ist das normal. Aber jede Beziehung zu meinen Torhütern ist sehr nah. Letztlich entscheidet der Goalie ja auch selbst, wie nahe man ihm kommt. Auch mit «Gregi» ist die Beziehung verdammt eng. Man kann sich nicht vorstellen, wie eng das ist zwischen uns, und zwar schon lange. Aber das ist auch die Voraussetzung, um ehrlich und direkt miteinander reden zu können.

Wie haben Sie reagiert auf Sommers Rücktrittsankündigung?

Es war ein Mix zwischen happy und Wehmut. Happy, weil ich glaube, dass er den richtigen Moment erwischt hat. Das ist verdammt schwierig, es gibt Tausende Sportler, die diesen Moment verpasst haben und so vieles kaputtmachten. Ich bin glücklich und froh für ihn, dass er selber auf diese Idee gekommen ist, dass er selber für sich das entschieden hat. Auf der anderen Seite gibt es nach all den Jahren ein bisschen Wehmut.

Sommer hat Sie vor dem offiziellen Rücktritt getroffen. Wann hat das Gespräch in Mailand stattgefunden und was war die Botschaft?

Da müssen wir ein bisschen zurückspulen. Gespräche finden seit längerem statt, schon 12 Stunden nach dem letzten Penalty von England führten wir ein langes in Stuttgart. Mit dem Thema Zukunft. Dort habe ich mich nicht geäussert, ich sagte ihm, er müsse das selbst entscheiden. «Geh in die Ferien, besprich dich mit der Familie. Sobald du mit Inter in die Vorbereitung startest, komme ich dann nach Mailand.» Tatsächlich bin ich dann am 2. August hingefahren und wir haben uns in einem Hotel einige Stunden unterhalten. Es war sehr offen und ehrlich. Als ich mit dem Zug zurückfuhr, wusste ich, dass Yann aufhört.

Wie hat man Sommer denn gesagt, dass in der Nati die Nummer 1 für ihn nicht mehr garantiert ist?

Das war nicht ganz ohne. Du kannst einem Goalie auf diesem Level nicht einen Bauchentscheid mitteilen, und unsere Entscheidungen passieren ja nicht aus Sympathien. Sondern anhand von Fakten, wir machen unglaublich viele Analysen und Besuche, wir schauen alles von morgens bis abends an. Am Schluss gibt es eine Entwicklung, die ich auch aufzeigen muss. Anhand von Fakten, Leistungen und der Projektion in die Zukunft konnten wir ihm die Nummer 1 nicht mehr versichern. Das habe ich ihm in verschiedenen Gesprächen im Vorfeld mitgeteilt. Das entscheidende war dann in Mailand.

Yann Sommer hat für die Schweiz fünf Endrunden bestritten und konzentriert sich nun auf seinen Arbeitgeber Inter.
Luca Bruno / AP
Yann Sommer hat für die Schweiz fünf Endrunden bestritten und konzentriert sich nun auf seinen Arbeitgeber Inter.
Luca Bruno / AP

Ist die Zusammenarbeit mit Kobel nun sehr anders als mit Sommer?

Die Kommunikation hat sich verändert und die Art und Weise, wie ich mich positionieren muss. Yann brauchte definitiv unglaublich viel Nähe. «Gregi »braucht vielleicht weniger Nähe, und ich muss bei ihm spüren, wenn er sie braucht. Ich bin ein Diener und ich muss alles dafür tun, dass «Gregi »so viele Bälle wie möglich hält. Ich muss mir also treu bleiben, mit meinen Werten, Methoden und meiner Philosophie, aber ich muss mich auch ein bisschen wie ein Chamäleon anpassen, damit der Goalie funktioniert. Und am Schluss bin ich es auch, der dem Cheftrainer eine Empfehlung abgibt.

Gab es von Kobel Signale, dass er aufhören würde, wenn er jetzt nicht die Nummer 1 würde?

Klar, «Gregi» war hungrig und hat hart an sich gearbeitet, um so weit zu kommen. Aber ich habe nie so etwas gespürt. Niente. Das ist kein Thema für mich und ich denke auch nicht für «Gregi». Als wir ihm gesagt haben, er sei nun die Nummer 1, hätte ich gerne ein Foto gemacht. Er hat wie ein Maikäfer gestrahlt, war voller Stolz und freut sich nun unheimlich, diese Herausforderung anzunehmen. Und wir uns mit ihm.

Kobel gilt als körperlich anfällig.

Er hat diesbezüglich viel investiert. An der EM verpasste er kein Training. Er hat auch ein paar Sachen angepasst in seiner Routine, in der Vorbereitung der Trainings, in der Erholung ebenfalls. Und die Inputs im athletischen Bereich hat er angenommen, die ihn nun stabiler gemacht haben. Auch das war ein Prozess. Ich mache mir bei ihm keine Sorgen, er kennt seine Schwachstellen und arbeitet täglich daran. Was er vor und nach dem Training macht, ist gewaltig.

Es gab an der EM die Diskussion, dass man Kobel fürs Penaltyschiessen hätte einwechseln können.

Das ist spekulativ. Wir hatten ja auch noch im Gedächtnis, dass Sommer gegen Sergio Ramos, Jorginho oder Mbappé gehalten hat. Wir haben uns während des Viertelfinals ausgetauscht, ob wir wechseln sollen. Bringt es etwas? Wir wissen es nicht. Und es gab Vorgeschichten, die uns gezeigt haben, dass es keinen Sinn ergibt.

Er wurde schon viermal vom «Kicker» zum besten Torhüter der Saison gewählt. Ist Kobel der beste Goalie, den Sie jemals trainiert haben?

Es sind alles Topathleten, Formel-1-Maschinen. Stand heute ist er der Beste, deswegen ist er die Nummer 1 der Nati.

Wieso gibt es nicht wie bei Servette eine 50-zu-50-Lösung?

Weil ich das beschissen finde, man entschuldige die Formulierung. Es ist nicht leistungsfördernd. Ich bin für klare Kommunikation und Positionen. Jeder muss seine Rolle kennen.

Yvon Mvogo ist mit Lorient abgestiegen und hat keinen neuen Verein gefunden. Ein Problem für die Nati?

Wir haben die vergangene Woche oft miteinander gesprochen. Er spielt nun in der Ligue 2. Ich wollte ihn jetzt dabeihaben. Er war ein Topgoalie und ist nun nicht plötzlich ein schlechter Goalie. Er hat viel Erfahrung und kann «Gregi» unterstützen. Im Moment mache ich mir keine Sorgen um Yvon. Es kann immer noch einen Transfer geben. Aber schon klar. Je länger die Situation bei ihm so ist, desto herausfordernder wird es sein für ihn. Noch stimmt das Gesamtpaket. Aber sein Ziel muss es sein, wieder in einer Topliga zu spielen.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Gefälschte Unterschriften: Warum hat der Bund jahrelang tatenlos zugesehen?

Die Betrugsfälle bei Unterschriftensammlungen ziehen weitere Kreise. Der Bund bereitet eine zweite Strafanzeige vor. In die Kritik gerät auch die Bundeskanzlei.

Die Affäre um fingierte Unterschriften für Volksinitiativen weitet sich aus. Der Bund bereitet eine zweite Strafanzeige vor. Aufgrund neuer Erkenntnisse sei man daran, eine weitere Strafanzeige aufzugleisen, bestätigt die Bundeskanzlei auf Anfrage. Dies «aufgrund neuer Hinweise, die auf eine in zusätzlichen Kantonen aktive Täterschaft hindeuten».

Nähere Angaben möchte die Bundeskanzlei nicht machen, auch nicht, um welche Kantone es sich handelt. Doch es ist klar: Die Affäre schwappt über den Röstigraben. Die Strafanzeige dürfte sich auf Verdachtsmeldungen stützen, die seit letztem Winter zunehmend in der Deutschschweiz verzeichnet wurden.

Trotzdem reiben sich am Tag nach den Enthüllungen manche Beobachter die Augen: Wie konnte der Bund so lange tatenlos zusehen und schweigen? Der Kanton Waadt registrierte erste mögliche Betrugsfälle bereits 2019 und informierte darauf die Bundeskanzlei. Juristisch kam die Sache erst im Oktober 2022 ins Rollen, als die Bundeskanzlei wegen mutmasslich gefälschter Unterschriften für Volksinitiativen Strafanzeige erstattete. Die Öffentlichkeit erfuhr erst diese Woche davon, als die Tamedia-Zeitungen ihre Recherche publizierten.

Unregelmässigkeiten bereits 2019

Das, obwohl sich Berichte über fragwürdige Unterschriftensammlungen in den letzten Jahren häuften. Wie etwa beim Referendum gegen den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Kurz vor Weihnachten 2019 fehlten dem Referendumskomitee noch 18’000 der benötigten 50’000 Unterschriften. Trotzdem reichte es am Ende knapp. Am 23. Januar reichten die Gegner über 55’000 Unterschriften ein.

Eine Recherche des Westschweizer Fernsehens RTS enthüllte später, dass ein Teil der Unterschriften auf fragwürdige Weise gesammelt worden waren. Die Journalisten filmten in der Lausanner Innenstadt verdeckt, wie bezahlte Unterschriftensammler von Incop Passanten mit Tricksereien dazu brachten, das Referendum zu unterstützen.

Die Bundeskanzlei schien sich lange Zeit allerdings nicht zuständig zu fühlen. Konfrontiert mit den RTS-Recherchen antwortete sie damals auf Anfrage von Watson: «Die Bundeskanzlei hat keinen gesetzlichen Auftrag zu überwachen, wie Unterschriften für eidgenössische Volksbegehren gesammelt werden oder aus welchen Gründen Stimmberechtigte ein Volksbegehren unterstützen.» Es gehe um täuschende Angaben, die nicht unter Strafe stünden.

Hängige Initiativen auf dem Prüfstand

Immer noch weist die Bundeskanzlei den Vorwurf der Untätigkeit von sich. Bei der Auszählung der Unterschriften führe sie verstärkte Kontrollen durch bei Listen aus Kantonen, aus denen Hinweise auf Fälschungen vorlägen. Auch sensibilisiere sie Kantone, Gemeinden und Komitees für das Problem. Aufgrund des Amtsgeheimnisses und der laufenden strafrechtlichen Verfahren sei es nicht möglich, die Öffentlichkeit zu informieren, betont die Bundeskanzlei.

Trotzdem stellt sich die Frage: Was heissen die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft, die sie wegen Verdachts der Wahlfälschung führt, für hängige Volksbegehren? Müssen diese nachträglich für ungültig erklärt werden? Nein. Eine selektive Nachkontrolle sei nicht gerechtfertigt, schreibt die Bundeskanzlei. Es gebe keine Anhaltspunkte, die eingereichten Unterschriften in Zweifel zu ziehen.

Trotzdem dürfte die Nervosität bei manchen Initianten vorhanden sein. Zum Beispiel bei der Mitte-Partei. Im April reichte sie zwei Volksbegehren gegen die Heiratsstrafe ein. Zustande kamen sie mit knapp 105’000 respektive 101’400 Unterschriften. Bei beiden kamen über 20’000 Unterschriften aus der Waadt. Das ist insofern erstaunlich, als die Mitte in dem Kanton eine Kleinstpartei ist – ohne grössere Wählerbasis.

Auf Anfrage erklärt die Partei, in der Romandie eine Zusammenarbeit mit Vox Communications eingegangen zu sein. Sie gibt sich gelassen: «Wir haben keine Kenntnis von fingierten Unterschriften und keinen Grund, zu zweifeln, dass die Gemeinden und die Bundeskanzlei ihre Kontrollen nicht korrekt wahrgenommen haben.»

Eigenverantwortung der Komitees

Keinen Handlungsbedarf sah auch der Bundesrat. Im Parlament sagte der damalige Bundeskanzler Walter Thurnherr im September 2021: «Der Bundesrat geht davon aus, dass die Komitees die Unterschriften für fakultative Referenden und für Volksinitiativen in den allermeisten Fällen mit redlichen Mitteln sammeln.»

Erst letztes Jahr verweigerte der Bundesrat dem Kanton Neuenburg eine Gesetzesänderung, die ein Verbot bezahlter Unterschriftensammler zum Ziel hatte. Auch im letzten Herbst lehnte der Nationalrat eine parlamentarische Initiative ab. Ende Woche kommt die Forderung nach einem Verbot erneut auf das politische Parkett. In der Staatspolitischen Kommission werden die Grünen Ende Woche einen Antrag einbringen. Nach den jüngsten Vorfällen könnte ein Verbot mehrheitsfähig sein.

Heutiges System hat Schwächen

Fraglich ist, ob ein solcher Schritt ausreicht, um das heutige System der Unterschriftensammlung vor Betrug zu schützen. Dieses hat mehrere Schwachstellen. Zwar prüft ein Auszählteam der Bundeskanzlei, ob die eingereichten Unterschriftenlisten den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Doch sie stützt sich dabei weitgehend auf die Arbeit der Gemeinden ab.

Dort werden die Unterschriften bescheinigt. Geprüft wird einzig, ob die aufgeführte Person im Stimmregister eingetragen ist. Dazu werden Vorname, Name, Adresse und Geburtsdatum abgeglichen. Möchte jemand betrügen, lassen sich diese wenigen Angaben relativ einfach herausfinden. Ob eine Unterschrift gefälscht ist, lässt sich ohnehin nicht nachweisen, weil diese nicht im Stimmregister hinterlegt ist. Trotzdem bekräftigt die Bundeskanzlei, dass «die Kontrolle der Gültigkeit der eingereichten Unterschriften durch die Gemeinden funktioniert».

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Murten Classics: Hinter den Kulissen

Am Sonntag gingen die Murten Classics zu Ende. Die FN besuchten eine Orchesterprobe und warfen einen Blick hinter den Vorhang.

Die slowakische Philharmonie spielte am 23. und 24. August im Schlosshof Murten. Christoph-Mathias Mueller dirigierte das Orchester aus Osteuropa. Das Ensemble spielte unter anderem Stücke von Ludwig van Beethoven und Wolfgang Amadeus Mozart. Im Interview erzählt Mueller, was ihn am Beruf des Dirigenten fasziniert und was zu seinen Aufgaben gehört.

Interview mit Dirigent Christoph-Mathias Mueller an den Murten Classics.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

«30% Fläche weg»: Für so dumm hält uns der Bauernverband

Beatrix Mühlethaler /  Abstimmungsplakate suggerieren, dass die Biodiversitätsinitiative bewirtschaftete Natur zu Brachland macht. Das ist reine Polemik.

Der Bauernverband engagiert sich wie bei der Trinkwasserinitiative vor drei Jahren mit einer grossen Plakataktion. Bauern und Bäuerinnen lassen sich von ihrem Verband vor den Karren spannen: Landauf landab zieren plakative Aussagen das Bauernland. Praktisch dabei: Er muss keine teuren Plakatwände an bewilligten Standorten mieten, die Bauernhöfe besorgen den Aushang gratis in der freien Landschaft. 

Die «Tschüss»-Kampagne des Bauernverbands suggeriert nicht nur den Verlust der Lebensmittelproduktion, sondern auch der Nutzung weiterer Güter, zum Beispiel des Waldes. Unredlich, was der Bauernverband in den Text der Biodiversitäts-Initiative hineinprojiziert: Diese nennt nämlich keine quantitativen Ziele und auch keine Verbote! 

Die 30 Prozent pickte der Bauernverband aus der globalen Biodiversitätskonvention, der die Schweiz beigetreten ist. Diese fordert im Handlungsziel 2:

«Sicherstellen, dass sich bis 2030 mindestens 30 Prozent der Flächen degradierter Land-, Binnengewässer- sowie Meeres- und Küstenökosysteme in einem Prozess der wirksamen Wiederherstellung befinden, um die biologische Vielfalt, die Ökosystemfunktionen und -leistungen, die ökologische Unversehrtheit und die Vernetzung zu verbessern.» 

Nutzen kann man diese Gebiete gemäss Konvention weiterhin, nämlich so, dass ihr ökologischer Wert erhalten bleibt. Das ist auch bei bestehenden Schutzgebieten in der Schweiz der Fall. Zum Beispiel dürfen geschützte Magerwiesen zwar nicht gedüngt, aber gemäht werden. 

Beispielhaft sind auch Regionen, in denen Bauern auf ihrem Land – vom Naturschutz beraten und entgolten – für eine wertvolle Kulturlandschaft sorgen. Ackerfrüchte und Obst produzieren sie auch, aber im Verbund mit vielfältigen Wiesen, Hecken und Kleinstrukturen. 

Der Bauernverband macht also aus Schützen und Nutzen einen Gegensatz, den es so nicht gibt. Mehr noch: Nimmt man seine Behauptung vom 30-prozentigen Landverlust zum Nennwert, heisst das: Die Bauern schaffen es nicht, Lebensmittel so zu produzieren, dass die biologische Vielfalt und die Ökosystemleistungen erhalten bleiben. Damit erweist er den Bauernbetrieben, die naturgemäss wirtschaften, einen Bärendienst. Würde die Initiative bei einem Ja sinngemäss in Gesetze und Verordnungen gegossen, würden wohl mehr Ökoleistungen von den Höfen gefordert, diese aber auch besser entgolten. 


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Ebikoner Einwohnerrat trifft sich zum ersten Mal

Der Einwohnerrat von Ebikon hat seine erste Sitzung überhaupt hinter sich. (Bild: zvg)

Ebikon hat neu einen Einwohnerrat. In seiner ersten Sitzung der Geschichte beschäftigten ihn Anträge zu seiner eigenen Entlöhnung.

Am Dienstag traf sich der Ebikoner Einwohnerrat zu seiner allerersten Sitzung. Die Stimmbevölkerung der Gemeinde sprach sich im Herbst 2020 im fünften Anlauf für die Bildung eines Parlaments aus (zentralplus berichtete). Damit sind Gemeindeversammlungen in Ebikon definitiv passe.

Bei der Sitzung in der Aula des Schulhauses Wydenhof nutzte die SVP-Fraktion des neuen Einwohnerrats die Gelegenheit, um gleich mehrere Anträge vorzubringen. Ihr Fokus: Das Geld, welches die Gemeinde dem Einwohnerrat und seinen Mitgliedern auszahlt.

Drei Anträge, dreimal dieselbe Antwort des Rates

Das Entschädigungsreglement des Rates ist so ausgelegt, dass die vertretenen Parteien einen jährlichen Grundbetrag von je 1200 Franken erhalten und pro Legislatur soll den Parteien überdies 10’000 Franken zukommen. Wie die «Luzerner Zeitung» berichtet, passt das der SVP nicht.

Sie will, dass der Grundbetrag den Fraktionen und nicht den Parteien gezahlt wird, damit unterschiedlich grosse Parteien auch unterschiedlich bezahlt werden. Und den Betrag von 10’000 Franken pro Legislatur verlangte die SVP auf 6000 Franken zu senken. Zudem beantragte die SVP, dass der Ausflug des Einwohnerrats durch dessen Mitglieder berappt wird – nicht durch die Gemeinde.

Alle Anträge lehnte der Rat letzten Endes ab. Gemäss der «Luzerner Zeitung» war die SVP jeweils die einzige Fraktion, welche für ihre Anliegen stimmte.

Verwendete Quellen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Passt die kantonale Politik zu den Zielen des Klimagesetzes? Eine Volksmotion will das überprüfen

Mit einer Volksmotion wollen Freiburgerinnen und Freiburger die öffentliche Politik des Kantons unter die Lupe nehmen und eine öffentliche Debatte führen.

Via Volksmotion fordern Freiburgerinnen und Freiburger mit Verbindungen zum Klimastreik den Ausstieg aus fossilen Energien (die FN berichteten). In einer zweiten Volksmotion, die sie gleichzeitig eingereicht haben, beschäftigen sie sich ebenfalls mit dem Freiburger Klimagesetz. Das Gesetz sieht bereits vor, dass alle fünf Jahre eine kantonale CO₂-Bilanz erstellt wird. Die Volksmotionärinnen und -motionäre wollen den entsprechenden Artikel erweitern. Zusätzlich soll alle fünf Jahre die Vereinbarkeit der öffentlichen Politik des Kantons mit den Zielen des Klimagesetzes beurteilt werden. Diese Analyse soll durch eine «externe, kompetente und unabhängige Stelle» erfolgen.

Weiter verlangt die Volksmotion, die Öffentlichkeit einzubinden: «Der Staatsrat informiert die Bevölkerung über die Ergebnisse der CO₂-Bilanz und eröffnet eine öffentliche Debatte über deren Auswirkungen.»

Der Staatsrat hat nun fünf Monate Zeit, um sich zur Volksmotion zu positionieren.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Seilbahnen: Guter August kann verregneten Sommer nicht mehr retten

Viele Schweizer Bergbahnen hatten in diesem Sommer weniger Gäste als im Vorjahr. In Freiburg ist die Situation hingegen etwas besser.

Der vergangene Sommer war ein schwieriger für die Seilbahnen in der Schweiz. Nebst dem vielen Regen und teils kühlen Temperaturen machten einigen Bahnbetreibern auch Unwetter zu schaffen. Die Brienz Rothorn Bahn im Berner Oberland etwa musste die Saison sogar vorzeitig abbrechen. Schliesslich vermochte auch der hochsommerliche August nichts mehr an der durchzogenen Bilanz der Seilbahnen in der Schweiz zu ändern, wie deren Verband am Mittwoch mitteilt.

Konkret liegen die Augustzahlen 6 Prozent über dem Vorjahreswert. Schweizweit waren diesen Sommer jedoch 2 Prozent weniger Gäste mit Seilbahnen unterwegs als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum Fünfjahresmittel liege die Zahl der gezählten Ersteintritt jedoch noch immer 11 Prozent höher, schreibt Seilbahnen Schweiz.

Bei der Auslastung der Bergbahnen in der Schweiz gab es allerdings regional grosse Unterschiede. Wurde in den Waadtländer und Freiburger Alpen ein deutliches Plus von 9 Prozent registriert, verzeichneten Betreiber in der Zentralschweiz und im Wallis ein Minus von 3 Prozent. In Graubünden beträgt dieses derweil 7 Prozent und in der Ostschweiz sogar 11 Prozent. Laut Seilbahnen Schweiz konnten alle Regionen mit insgesamt rückläufigen Gästezahlen im August etwas aufholen. 

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Eine letzte Saison für Flavien Droux im Nouveau Monde

Flavien Droux tritt nach acht Jahren als Programmverantwortlicher des Freiburger Kulturlokals Nouveau Monde zurück. Seine Nachfolge wird in den kommenden Monaten bestimmt.

«Eine letzte Runde», lässt Flavien Droux auf den Kanälen des Freiburger Kulturlokals Nouveau Monde verlauten. Nach acht Jahren legt er die Programmverantwortung in andere Hände. «Ich liebe diesen Job, aber merke, dass ich eine Pause brauche», erklärt Droux gegenüber RadioFr. Zudem sei es wichtig für einen Kulturort, neue Ideen, neue Menschen und neue Wünsche einzubringen. «Die Sache muss dynamisch bleiben, was auch heisst, dass man manchmal den Platz räumen muss», so Droux weiter.

Bereits vor seiner beruflichen Station im Alten Bahnhof in der Stadt Freiburg war Flavien Droux im Metier tätig. So war er im Nouveau Monde schon im Jahr 2008 als Praktikant tätig und war während fünf Jahren für die musikalischen Entgrenzungen im Ébullition in Bulle verantwortlich.

Der letzte Ton ist für Flavien Droux im Nouveau Monde aber noch nicht gespielt. «Bis Ende Juni 2025 werde ich diese letzte Saison wirklich in vollen Zügen mit dem Publikum und dem gesamten Staff geniessen. Das wird wirklich grossartig, ich freue mich sehr darauf». Die Suche nach einer Nachfolge werde ab Anfang nächsten Jahres lanciert.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Sie wird die neue Chefin für Eheschliessungen und Einbürgerungen

Corinne Rusca wird neue Vorsteherin des Amts für Zivilstand und Einbürgerung. Sie tritt die Nachfolge von Christophe Maillard im Oktober an.

Der Staatsrat hat die Anstellung von Corinne Rusca als neue Vorsteherin des Amts für institutionelle Angelegenheiten, Einbürgerungen und Zivilstandswesen (IAEZA) ab Oktober 2024 genehmigt. Wie die Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft (ILFD) mitteilt, übernimmt Rusca die Leitung des Amts von Christophe Maillard, der im Mai dieses Jahres zum Vorsteher des Amts für Gemeinden ernannt wurde.

Corinne Rusca, geboren 1985, besitzt einen Master in Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg. Sie begann ihre berufliche Laufbahn als Juristin beim Generalsekretariat der ILFD und wurde später wissenschaftliche Beraterin beim IAEZA. Derzeit leitet sie den Sektor Einbürgerungen und ist stellvertretende Leiterin des Bereichs Institutionelle Angelegenheiten. Seit sieben Jahren ist sie zudem als Prüfungsexpertin für den eidgenössischen Fachausweis für Zivilstandsbeamtinnen und -beamte tätig.

Die Ernennung von Rusca fällt in eine Zeit der Reorganisation innerhalb der ILFD. Am 1. Januar 2025 wird das IAEZA in das Amt für Zivilstand und Einbürgerung (Zeia) umbenannt, wobei die Zuständigkeiten für institutionelle Angelegenheiten dem Generalsekretariat der ILFD übertragen werden.

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76 neue Alterswohnungen mit Concierge-Service

Im Ökoquartier MIC in Marly entstehen derzeit 76 Wohnungen für Seniorinnen und Senioren, die von Pro Senectute betreut werden.

Älteren und betagte Menschen, die ein selbstständiges Leben führen, aber dennoch von gewissen Erleichterungen profitieren möchten, steht ab kommendem Frühling ein neues Angebot zur Verfügung. Ende März werden im Marly Innovation Center (MIC) in zwei neuen Blöcken 76 barrierefreie Wohnungen für Seniorinnen und Senioren bezugsbereit sein. Sie werden aktuell von der Immobilienentwicklerin Anura erstellt. Investorin ist die Versicherungsgesellschaft Groupe Mutuel. Mit an Bord ist Pro Senectute Freiburg.

Alltagsprobleme lösen

Wie das MIC und Pro Senectute am Donnerstag vor den Medien erklärten, wird Pro Senectute das neue Alterswohnzentrum sozial betreuen. Eine Sozialreferentin wird von Montag bis Freitag wie eine soziale Concierge funktionieren. Sie wird die Bewohnerinnen und Bewohner, die dies wünschen, regelmässig besuchen und mit ihnen gemeinsam die kleinen Probleme des Alltags lösen. Sie hilft beispielsweise bei der Organisation der häuslichen Pflege, bei Transportfragen oder bei administrativen Schwierigkeiten.

Gemeinsam mit einer Assistentin oder Praktikantin organisiert sie zudem regelmässige gemeinsame Aktivitäten wie Brunch, Besuche oder sportliche Aktivitäten. Die Vermittlung von Kontakten zu anderen Bewohnern oder Diensten in der Nachbarschaft wird ebenfalls eine wichtige Aufgabe sein.

Austausch zwischen Generationen

Die beiden neuen Blöcke mit 1,5- und 2,5-Zimmer-Wohnungen sind Teil des Komplexes Prairie 1. Wie MIC-Präsident Damien Piller sagte, bildet dieser das soziale Herz des Ökoquartiers. Denn zur ökologischen Nachhaltigkeit gehöre auch der soziale Zusammenhalt. So besteht die Siedlung Prairie 1 nebst den beiden Gebäuden mit Seniorenwohnungen aus zwei weiteren Hochhäusern, einem für Studierende und einem mit 23 «klassischen» Wohnungen, die von 2,5 bis 4,5 Zimmern reichen. In einem gemeinsamen Erdgeschoss werden ein Restaurant, Gesundheitspraktiker, Gewerbeflächen und ein knapp 300 Quadratmeter grosser Gemeinschaftsraum für Aktivitäten unter den Bewohnern untergebracht.

Überhaupt decke das MIC auf kleinstem Raum eine Vielzahl von Bedürfnissen ab, wie der Direktor von Pro Senectute, Emmanuel Michielan, sagte. Innerhalb von 500 Quadratmetern – was dem Radius entspricht, in dem sich ältere und betagte Personen tendenziell bewegen – gebe es Restaurants, Läden, ein Schwimmbad, öffentliche Transportmittel und eine Pétanque-Bahn. «Das Tüpfelchen auf dem I ist allerdings der intergenerationelle Aspekt.»

Das Tüpfelchen auf dem i ist allerdings der intergenerationelle Aspekt.

Emmanuel Michielan, Direktor Pro Senectute Freiburg

Angemessene Mieten

Auch Pro-Senectute-Stiftungsratspräsident Pierre Aeby zeigte sich erfreut über das Zustandekommen des Projekts und die Zusammenarbeit mit dem MIC. Eine Kernaufgabe von Pro Senectute sei es, älteren Menschen ein möglichst langes Leben zu Hause zu ermöglichen. In diesem Sinne betreibt die Stiftung bereits zwei Wohnsiedlungen: in der Stadt Freiburg das Diabolo Menthe und in Villars-sur-Glâne das Rose d’Automne. Mit Marly sind es im Saanebezirk nun deren drei. «Aber wir würden gerne in jedem Bezirk ein bis zwei solcher Immobilien haben», betonte Aeby. «Wir suchen schon lange nach möglichen Partnern, aber es ist nicht einfach, Promotoren zu finden, die sich an die baulichen Anforderungen und an angemessene Miettarife halten wollen.»

Es ist nicht einfach, Promotoren zu finden, die sich an die baulichen Anforderungen für Seniorenwohnungen und an angemessene Miettarife halten wollen.

Pierre Aeby, Stiftungsratspräsident Pro Senectute Freiburg

Die Wohnungen für Seniorinnen und Senioren sind barrierefrei und ergonomisch ans Alter angepasst.
Bild: Charles Ellena

Ein Studio in der Alterssiedlung Prairie 1 ist ab 870 Franken pro Monat, eine 2,5-Zimmer-Wohnung ab 1310 Franken zu haben, ohne Nebenkosten notabene. Dazu kommen Kosten über 250 Franken für die Leistungen aus dem obligatorischen sozialen Hausmeistervertrag. Diese können wie die Miete über die Ergänzungsleistungen abgerechnet werden. Weitere Leistungen, wie zum Beispiel Wohnungsreinigung, Essenslieferungen, Telefon- oder Kabelfernsehabonnement, Alarmuhr sowie kleine Hausmeisterarbeiten kosten extra.

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Schweizer Nati misslingt Nations-League-Auftakt gegen Dänemark

Der Nati misslingt der Auftakt in die Nations League. Beim 0:2 gegen die Dänen stehen am Schluss noch neun Schweizer auf dem Platz.

Keine zwei Minuten sind gespielt in der zweiten Halbzeit. Und man kann es drehen und wenden wie man mag, aber dann passiert die entscheidende Szene. Wonach sich die Ereignisse überschlagen und kurz vor Schluss Captain Granit Xhaka nach einem Frustfoul die zweite gelbe Karte sieht. Den Match beenden die Schweizer noch mit neun Akteuren, doch da liegen sie bereits mit 0:1 zurück nach dem Tor des eingewechselten Patrick Dorgu in der 82. Minute. Dass die Dänen vor dem Treffer weiterspielen, obwohl Embolo am Boden liegt, das ist es, was Xhaka wütend macht und in einer Verwarnung gipfelt. In der Nachspielzeit müssen die dezimierten Gäste noch das zweite Gegentor hinnehmen – Höjbjerg ist der Torschütze. Und damit die erste Niederlage in der Nations League Tatsache. Derweil in derselben Gruppe die Serben zu Hause gegen Spanien ein 0:0 holen.

Aber eben, zuerst ist jene 47. Minute, in welcher Schiedsrichter Siebert Penalty gegen die Schweiz pfeift und Nico Elvedi die gelbe Karte nach einem vermeintlichen Notbremse-Foul an Kasper Dolberg zeigt. Doch dann meldet sich der VAR, und da Elvedi die Intervention vor der Strafraumgrenze gestartet hat, gibt der Unparteiische neu die rote Karte und Freistoss. Ein viel zu harter Entscheid, mehr noch: ein falscher. Zumal der dänische Stürmer dem antrittsschwachen Elvedi am Arm rnter reisst und so den Innenverteidiger zu Fall bringt.

Über 45 Minuten lang in Unterzahl

Immerhin ist Goalie Gregor Kobel beim von Christian Eriksen getretenen Freistoss parat. Trainer Murat Yakin reagiert sofort und nimmt Ruben Vargas aus dem Spiel, Gregory Wüthrich soll bei seinem Début nun in der Verteidigung helfen. Doch natürlich ist das Spiel nun ein komplett anderes. Die Schweizer verteidigen leidenschaftlich, wollen das torlose Remis über die Zeit retten. Schüsse werden geblockt, immer und immer wieder. Doch es kommt, was kommen muss, weil Ricardo Rodriguez unaufmerksam und Wüthrich zu spät ist. Bei Dorgus Schuss aus der Nähe sieht Kobel ebenfalls unglücklich aus.

Dabei durfte man gespannt sein, wie sich die Schweiz im Spiel eins nach Yann Sommer, Fabian Schär und Xherdan Shaqiri präsentiert. Der Ort ist ja ein bekannter für die Nati, im Parken-Stadion begann sie im März gegen Dänemark mit einem 0:0 ihr Länderspieljahr. Damals konnte man nicht erahnen, wie erfolgreich die EM in Deutschland wird. Und als welch verschworene Einheit sich die Mannschaft dort präsentiert. Doch das Turnier ist Geschichte, und für diese erste Begegnung danach durchaus ein gewisser Spannungsabfall auszumachen. Der zu zahlreichen Abspielfehlern führt, auf beiden Seiten. Nations League ist eben nicht EM.

Die Schweiz hat das Geschehen zwar in der ersten halben Stunde im Griff, auch wenn das Bild von der EM bekannt ist: Dass Michel Aebischer manchmal überspielt wird auf der linken Aussenbahn. Dafür präsentiert sich Silvan Widmer auf der rechten etwas verbessert. Zweimal taucht er vorne gefährlich auf, in der 18. Minute könnte sein Kopfball nach einer Rodriguez-Flanke das 1:0 sein.

Mit Spannung ist insbesondere Kobels Premiere als Nummer 1 erwartet worden. Der 26-jährige Goalie präsentiert sich wie erhofft: Ruhig, abgeklärt, präsent, vor allem mitspielend. Keine Spur von Nervosität in seinem sechsten Auftritt für die Schweiz. Die erste Parade muss Kobel in der 32. Minute zeigen, knapp sechs Zeigerumdrehungen später beweist er gegen den gefährlichen Dolberg mit einer grossen Rettungstat sein unbestrittenes Können. In dieser Phase offenbart die Schweizer Defensive aber nicht zum ersten Mal ihre Anfälligkeit bei schnellen Gegenstössen.

Dass Yakin die Nations League wie angekündigt ernst nimmt, beweist gegen die in der Weltrangliste um sechs Positionen schlechter klassierten Dänen die Startelf. Sie entspricht dem Stamm der K. o.-Spiele an der EM, abgesehen von den Zurückgetretenen. Schärs Part übernimmt Pechvogel Elvedi. Zudem fehlt der verletzte Dan Ndoye, ihn ersetzt Widmer.

Xhaka, zwar für den Ballon d’Or nominiert und mit Leverkusen stark in die Saison gestartet, hat in Kopenhagen leider seine Neverven nicht im Griff. Deshalb geht es für die Schweiz in ihrer Nations-League-Gruppe ohne den Captain weiter – im ausverkauften Stade de Genève gegen Europameister Spanien.

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Gemeinsam mit dem Rauchen aufhören

Der «Rauchfreie Monat» geht in die dritte Runde: Im November sind alle Raucherinnen und Raucher dazu eingeladen, den ganzen Monat lang mit dem Qualmen aufzuhören.

Das nationale Rauchstoppprogramm «Rauchfreier Monat» geht im November in die dritte Runde. Der Schweizerische Tabakpräventionsfonds unterstützt die Initiative finanziell. Sie soll Raucherinnen und Raucher dazu ermutigen, einen Monat lang mit dem Rauchen aufzuhören, und sie so auf ihrem Weg in ein rauchfreies Leben unterstützen.

Rund 10’000 Raucherinnen und Raucher – darunter 757 Freiburgerinnen und Freiburger – hätten so bisher gemeinsam den Schritt gewagt, mit dem Rauchen aufzuhören, schreibt die Freiburger Gesundheitsdirektion in einer Mitteilung.

Das Team rund um den «Rauchfreien Monat» hat Ratschläge, Tipps und wichtige Informationen für einen erfolgreichen Rauchstopp erarbeitet und diese bereits auf mehreren Onlineplattformen aufgeschaltet. Während des «Rauchfreien Monats» haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen, sich zu motivieren und ihre Erfahrungen zu teilen.

Zahlreiche Partnerorganisationen unterstützen die Aktion – darunter die Lungenliga und kantonale Tabakpräventionsstellen wie Cipret Freiburg.

Die Teilnahme am Programm ist kostenlos. Die Anmeldung ist noch bis zum 31. Oktober offen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.rauchfreiermonat.ch.

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Über 12’000 Franken Geldstrafe für unbelehrbaren Motorradfahrer

Die Staatsanwaltschaft Freiburg verurteilt einen 53-jährigen Mann zu einer unbedingten Geldstrafe und einer Busse. Er fuhr betrunken Motorrad und entzog sich einer Polizeikontrolle.

Weil er ohne Führerschein alkoholisiert Motorrad fuhr und sich einer Polizeikontrolle widersetzte, muss ein Motorradfahrer eine unbedingte Geldstrafe in Höhe von 130 Tagessätzen zu jeweils 90 Franken bezahlen. Hinzu kommt noch eine Busse in Höhe von 200 Franken. Der in Murten wohnhafte Mann wird des Fahrens in angetrunkenem Zustand, des Führens eines Motorfahrzeugs trotz Verweigerung, Entzug oder Aberkennung des erforderlichen Ausweises, der Hinderung einer Amtshandlung und der Übertretung der Verkehrsregelnverordnung für schuldig befunden. Dies schreibt die Staatsanwaltschaft Freiburg in einem Strafbefehl.

Der Motorradfahrer war diesen März mit einem elektrischen Kleinmotorrad in angetrunkenem Zustand in Courgevaux unterwegs. Als er die Polizei erblickte, machte er eine Kehrtwende und fuhr Richtung Murten davon. Daraufhin schaltete die Polizei das Blaulicht, das Wechselhorn und die Aufschrift «Stopp Police» ein. Weiter forderten sie den Beschuldigten per Megafon dazu auf, anzuhalten. Er ignorierte jedoch all diese Polizeisignale und setzte seine Fahrt weiter fort. In Murten gelang es der Polizei dann, den Beschuldigten anzuhalten und zu identifizieren.

Aufgrund der Höchstgeschwindigkeit des Motorrads (42 km/h) ist für das Motorrad des Beschuldigten ein Nummernschild sowie ein Führerschein der Kategorie A1 nötig. Jedoch verfügte das Motorrad über kein Nummernschild und keine Haftpflichtversicherung. Zudem stand der Beschuldigte unter Führerscheinentzug in allen Kategorien und fuhr ohne Helm.

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Chronische Führungsdefizite in der Gesundheitsbranche

Pascal Derungs /   Nirgends sind die Mängel in der Personalführung so eklatant wie bei den Spitalbetrieben, sagt ein erfahrener Coach im Interview.

Infosperber: Seit gut drei Jahrzehnten beraten Sie Menschen, die in Arbeitskonflikte geraten sind, besonders auch in der Gesundheitsbranche. Schildern Sie bitte exemplarische Fälle von Führungsversagen in diesem Bereich.

Eric Lippmann: Spontan kommen mir zwei Beispiele in den Sinn. Das erste ist gleichzeitig exemplarisch wie extrem. Exemplarisch, weil der Konflikt zwischen Ärzteschaft und Pflege und zudem zwischen Mann und Frau spielt, und extrem, weil kein Lerneffekt daraus resultierte.
Ich hatte eine Pflegedienstleiterin mit relativ starker Position in einem grösseren Spital im Coaching. Ihr Problem war, dass einer der Chefärzte sie nicht ertrug. Er versuchte über längere Zeit, sie rauszuekeln. Irgendwann ertrug sie es nicht mehr und ging, trat eine andere Stelle an. Doch dieser Chefarzt fand heraus, wo sie neu arbeitete und stalkte sie weiterhin. Ich habe die entsprechenden E-Mails gesehen. Der konnte also nicht mal loslassen, als sie schon weg war. Ein Vierteljahr später berichtete sie mir, dass es den Chefarzt jetzt auch «verblasen» habe. Er hatte an einem Betriebsfest zu viel Alkohol getrunken und war sexuell übergriffig geworden gegenüber Mitarbeiterinnen. Ich meine, das allein würde normalerweise schon reichen, um jemanden zu entlassen. Er war dann betrunken mit dem Velo schwer verunfallt und ins Spital eingeliefert worden – dummerweise in dasjenige, in dem er selber arbeitete. Dort hiess es, der diensthabende Arzt stehe nicht zur Verfügung. Er selber hätte Dienst gehabt. Das hat dann schliesslich den Ausschlag gegeben, dass man ihm fristlos kündigte. Diese Geschichte ist schon krass genug, aber jetzt kommt noch etwas Typisches für das Gesundheitswesen dazu: Nach einem Monat fand er bereits wieder eine neue Stelle, wieder in leitender Position. Das muss man sich mal vorstellen, mit so einem Lebenswandel! Später habe ich herausgefunden, dass viele Leute im Ärztekreis die Geschichte dieses Mannes kannten. Ich war ziemlich schockiert, dass so ein Arzt trotz besseren Wissens wieder mit einer Führungsposition betraut wurde.

Warum fand dieser Arzt wieder eine leitende Stelle?

Das ist halt das Problem: Viele Spitäler brauchen im Medizinbereich eine Spitzenkraft, jemand, der fachlich top ist und vielleicht auch noch habilitiert hat. Die findet man nicht wie Sand am Meer.  Mangelnde Führungsqualität fällt in der Anstellungspraxis dann leider nicht ins Gewicht.

Ist das nicht ein Einzelfall, wie er auch in anderen Branchen überall vorkommen könnte?

Das mag jetzt ein sehr extremes Beispiel sein, aber es ist kein Ausnahmefall. Aus meiner Berufspraxis weiss ich, dass Führungsmängel im ärztlichen Bereich sehr verbreitet sind. Beim zweiten Beispiel ging es um einen eskalierten Streit im Operationssaal. Es ist ja klar, welche Art «Waffen» da zur Verfügung stehen. Die Ärzte sind mit dem Skalpell aufeinander losgegangen! Stellen Sie sich vor, der Patient bekommt das mit, wenn auch vielleicht nur unbewusst. So etwas darf nicht vorkommen, und doch ist auch das kein Einzelfall. Im Gesundheitswesen herrschen rauere Sitten als in anderen Branchen, weil es da um Leben und Tod gehen kann, und das unter hohem Zeitdruck. Das ist schon was anderes, als wenn in einer Hotelküche mal die Töpfe fliegen. Umso wichtiger ist eine souveräne Führung, denn wenn im Spital Fehler passieren, geht es wirklich «ans Lebendige».

Erhalten Leitungspersonen im Spital denn keine Führungsausbildung?

Meistens sind Ärzte und Ärztinnen betroffen. Die sind – mehr noch als in der Pflege – fast ausschliesslich fachspezifisch ausgebildet. Es ist typisch, dass Führungspositionen im Spitalbereich meist aufgrund rein fachlicher Kompetenzen besetzt werden. Man kann als Arzt oder als Ärztin in eine Spitzenposition der Führung nur gelangen, wenn man fachlich top ist. Das ist ja irgendwie verständlich, weil man sonst vielleicht von den Mitarbeitenden nicht akzeptiert wird. Aber das heisst meist, dass diese Leute auf Führungsaufgaben nicht vorbereitet sind. In der Ausbildung haben sie das jedenfalls nicht gelernt, es gehört ja nicht zum Lehrplan des Medizinstudiums. Und wenn sie dann in Führungspositionen befördert werden, haben sie davon in der Regel keine Ahnung. Dann sind sie häufig überfordert, wollen es sich und anderen aber aus Imagegründen nicht eingestehen.

Wirkt hier immer noch das Klischee der «Halbgötter in Weiss»?

Typisch für die Gesundheitsbranche ist halt das Thema der Machthierarchie. In Spitälern ist das immer noch sehr, sehr verbreitet, im Gegensatz zu anderen Branchen, die in Richtung flachere Hierarchien bis hin zu selbstorganisierten Systemen tendieren. Wie ich das zum Beispiel im IT-Bereich sehe.

Wie wirkt sich solches Führungsversagen aus auf Personal und Betrieb?

Ärzte und Ärztinnen, die solches immer wieder erleben, beginnen zu denken, dass das normal sei. Diese Erfahrung habe ich öfter gemacht. Und wenn sie dann selbst an der Macht sind, dann verhalten sie sich ähnlich. Solche Verhaltensmuster kriegt man nur schwer aus dem System, weil sie immer wieder nachgeahmt werden.
Auf der anderen Seite führen systematische Einschüchterungen zu einer Angstkultur, und das ist bekanntlich die schlechteste Voraussetzung für Lernerfolge und gute Leistungen. Das Thema psychologische Sicherheit wurde in den letzten Jahren ziemlich  rumgetragen, nicht zuletzt von Forschern, die bei Google arbeiten. In Spitälern ist psychologische Sicherheit noch wichtiger, Angstkultur in einer solchen Organisation ist verheerend, gerade wenn Spitzenleistungen erbracht werden sollen.

Solches Führungsversagen erhöht wahrscheinlich auch die Fluktuation?

Natürlich. Und das wiederum erhöht den Druck auf jene, die bleiben, die müssen dann immer wieder neue Leute einarbeiten. Das gibt zusätzlichen Stress im Team, man kann sich weniger aufeinander verlassen. Ja, das ist ein Teufelskreis, aus dem man kaum mehr rauskommt.

Können diese Spezialisten nicht in Führungsaufgaben hineinwachsen, per «learning on the job» sozusagen?

Lernen setzt Kommunikation voraus, aber oft mangelt es diesen Chefs an Feedback,  nicht nur in Spitälern. Je weiter oben die Menschen stehen, desto eher leiden sie unter Mangel an Feedback. Viele Mitarbeitende getrauen sich nicht, den oberen Führungskräften ehrliches Feedback zu geben. Das ist dann wieder ein Teufelskreis. Sie sagen lieber nichts und machen die Faust im Sack, denn Kritik könnte ihnen ja schaden. So stehen die Chefs oben immer isolierter da.
Wenn solche Führungskräfte sich bei mir im Coaching darüber beklagen, sage ich immer, das habt ihr ja selber in der Hand, ihr könnt Feedback ja auch fördern und einfordern. Und wenn ihr halt kritisches Feedback erhaltet, dann solltet ihr euch bedanken anstatt die Mitarbeitenden indirekt zu bestrafen. Denn das spricht sich schnell herum und macht alles nur noch schlimmer.

Welche Folgen hat die kompetitive Kultur innerhalb der Ärzteschaft? Das Gerangel um Operationszahlen und Genesungserfolge?

Dieser Wettbewerb bestimmt über die Hierarchie und über das Honorar. Wer wird Chef oder Chefin, wer kassiert den Spitzenlohn? Nur ein Beispiel: Da wurde nach einem Desaster im Team plötzlich die einzige Frau Chefin. Was die Männer aber überhaupt nicht ertragen haben. Weil das ja auch Unterordnung verlangt. Es kam zu Intrigen, bis in die Politik hinein. Das ist dann überhaupt nicht fruchtbar, denn gefragt wäre ja gute Zusammenarbeit, nicht Rivalität und Revierkämpfe.
Ich hatte auch den Fall eines leitenden Arztes, der eine Beziehung mit einer Pflegerin einging. Er entlockte seiner Freundin alle Informationen aus dem Pflegeteam und verwendete dieses Wissen für seine Machtspiele. Das entwickelte sich zu einem Riesendebakel. Ich muss schon sagen, Sex and Crime, all diese wilden Geschichten, die man aus Arztromanen und Spitalserien kennt, die gibt’s wirklich.

Im Klinikbetrieb müssen ja drei Bereiche kooperieren, ärztliche Behandlung, Pflege und Betriebsverwaltung. Vermutlich bestehen da besonders viele Reibungsflächen, an denen sich Konflikte entzünden können.

Absolut. Da kommt mir konkret ein Spital in den Sinn. Dort spielt ein grosser Konflikt zwischen dem Verwaltungsleiter, einem Betriebswirtschafter, und den Ärzten. Die sagen natürlich, wir machen das Hauptgeschäft, davon versteht der CEO nichts. Sie fühlen sich bis zu einem gewissen Grad gekränkt, weil ihnen ein Fachfremder vorangestellt ist. Das provoziert Widerstand und Intrigen, dem Mann wird am Stuhl gesägt, um zu demonstrieren, wer wirklich «die Macht hat». Dieses Dreibeinmodell – Pflege, Ärzteschaft und Betriebsleitung – liefert viel Stoff für klassische Konflikte. Es stellt höchste Ansprüche an jedes Führungsteam.

Im Spitalbereich scheint es stark um persönliches Image zu gehen, bis hin zur Eitelkeit.

Noch komplizierter wird es bei den Universitätsspitälern, gerade zum Beispiel in Zürich. Da muss ein Arzt oder eine Ärztin nicht nur fachlich top sein punkto Behandlungen und Operationen. Diese Personen haben zusätzlich auch einen Forschungsauftrag, weil sie an die Universität angeschlossen sind. Das heisst, man muss forschen und viel publizieren. Das allein ist ein Geschäft für sich, da muss man sich ja weltweit irgendwie nach vorne bringen. Dann kommt dazu, dass man auch in der Lehre tätig sein muss, das heisst, man muss ein guter Dozent und didaktisch versiert sein. Und da obendrauf kommen dann noch die konkreten Führungsaufgaben. Das sind vier Spezialisierungen, die man gleichzeitig hinkriegen muss. Das ist die eierlegende Wollmilchsau, wie man so schön sagt. Das bedeutet dann enormen Druck. Da geraten manche auch leicht in Suchtmechanismen, greifen zu Medikamenten, kein Wunder, denn die sind ja im Spital für Führungspersonen leicht zu besorgen. Also, das ist ein wahrer Teufelskreis.

Was müsste sich ihrer Meinung nach ändern?

Ich rate dringend zu strukturellen Änderungen.Dass die Bereiche stärker getrennt werden, damit sich nicht alle an mehreren Fronten gleichzeitig behaupten müssen. Ich denke, diese Anforderungen sind einfach zu hoch, das müsste man runterbrechen. Es müsste möglich sein, dass zum Beispiel jemand in einem Spitalbetrieb ärztliche Direktorin sein kann, aber nicht auch noch die Forschungsabteilung und noch den Lehrbetrieb anführen muss. Aus meiner Erfahrung finde ich das alles einfach zu viel für einen Menschen, das kann man nicht hinkriegen.

Müsste die Politik aktiv werden? Ähnlich wie das jetzt dank der Initiative im Pflegebereich geschieht?

Ich finde, es werden zu wenig Ärzte und Ärztinnen ausgebildet. Böse gesagt, der Schweizer Staat spart Geld bei der teuren ärztlichen Ausbildung. Man importiert das Fachpersonal lieber aus dem Ausland. Im besten Fall sprechen die etwas Deutsch, im schlechtesten Fall nicht. Diese Sprachbarrieren führen auch zu Konflikten, die ich ziemlich schlimm finde.

Im Spitalbereich ist ja die Arbeitsüberlastung auch ein chronisches Problem. Könnten Jobsharing und Teilzeitangebote Abhilfe schaffen?  

Ich persönlich vertrete die Meinung, dass gute Führung auch mit einem 80-Prozent-Pensum möglich ist, das hat sich auch schon bewährt. Aber primär müssten generell mehr Ärzte und Ärztinnen ausgebildet werden. Mein Vorschlag wäre, dies auch auf Ebene von Fachhochschulen zu tun. Diese könnten Generalisten ausbilden, also vor allem Hausärzte, und die Unis könnten sich auf Spezialisten und die Forschung konzentrieren. Das könnte die Ausbildungskosten dämpfen. Mit einer vereinfachten Hausarzt-Ausbildung hätten wir schon vor zehn Jahren anfangen müssen, aber das ist ein politisches Thema.

Professor Eric Lippmann

Eric Lippmann doktorierte in Psychologie und studierte zusätzlich Soziologie. Seit 33 Jahren arbeitet er als Personal Coach, Supervisor und Führungskräfteentwickler am Institut für Angewandte Psychologie (IAP) an der ZHAW. Von 2009 bis Januar 2024 war er Dozent und Leiter des IAP-Zentrums für Leadership, Coaching & Change Management. Er hat mehrfach über Führungsentwicklung, Konfliktmanagement und Coaching publiziert. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Gesundheitswesen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Lange offiziell geleugnet: Covid-Geimpfte waren ansteckend

Martina Frei /   «Eine Impfung schützt Sie und alle anderen», versprachen Politiker weitherum. Sie hatten keine Ahnung – oder die falschen Berater.

Der frühere deutsche Kanzleramtsminister Helge Braun, eine der wichtigen Figuren der deutschen Corona-Politik, erklärte im März 2024 im «Spiegel»: Gestützt auf einen Bericht des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI) sei man davon ausgegangen, dass Geimpfte vor Ansteckungen geschützt seien – und folglich andere nicht anstecken können.

«Wir haben das Impfen als eine Lösung für den Ausstieg aus der Pandemie beworben und eine Erwartung geschürt, die wir am Ende nicht erfüllen konnten.»

Helge Braun, früherer deutscher Kanzleramtsminister

Braun ergänzte: Erst später, als andere Virusvarianten im Umlauf waren, sei klar geworden, dass die Impfung höchstens vor schweren Verläufen schützte, nicht aber die Infektionsketten durchbreche. 

Viele Medien übernehmen seit langem diese Behauptung: Erst die neuen Virusvarianten hätten die Hoffnung zunichte gemacht, dass Geimpfte sich nicht wieder anstecken und das Virus nicht verbreiten würden. 

Mit anderen Worten: Die Behörden hätten Recht gehabt, dass die Impfung beim Start der Covid-Impfkampagne zuverlässig vor Infektionen mit den damaligen Virusvarianten schützte, und dass Geimpfte das Virus nicht weiterverbreiteten. 

Doch diese Darstellung ist nachweislich falsch. Und das hätte man schon damals mindestens ahnen können.

Bill Gates gab den Takt vor

Im Juli 2020 – also rund sechs Monate vor Beginn der Impfkampagne – verbreitete Bill Gates, dessen Stiftung eng mit Pharmafirmen zusammenarbeitet, frohe Botschaften:

«Ein Hauptzweck [des Impfstoffs] ist es, die Übertragung zu stoppen, um die Immunität so weit zu erhöhen, dass es so gut wie keine Infektionen mehr gibt.»

«Wenn die Menschen bereit sind, sich impfen zu lassen, werden wir in der Lage sein, die Übertragung in den reichen Ländern zu stoppen, und vielleicht innerhalb von neun Monaten danach in der ganzen Welt.»

Bill Gates, 24.7.2020 und 30.7.2020 zitiert von «CNN» bzw. «Yahoo Finance»

Doch diese Versprechen entbehrten jeder Grundlage.

Affenversuche hatten schon im Sommer 2020 gezeigt, dass die Covid-19-Impfstoffe keine sogenannte sterile Immunität erzeugten. Das bedeutet, dass bei Kontakt mit den Coronaviren trotz Impfung noch Erreger in den Atemwegen der Affen nachweisbar waren. Diese Erreger können weitergegeben werden.

Im Oktober 2020 wies ein Artikel im «British Medical Journal» darauf hin, dass in den grossen Impfstudien gar nicht untersucht wurde, ob die Impfung bei Menschen die Virusübertragung verhinderte. Die Behörden hatten das von den Herstellern auch nicht verlangt. Zur Erinnerung: Die Zwischenresultate dieser mRNA-Impfstudien wurden nach sehr kurzer Beobachtungszeit bekannt gegeben. Bei der Pfizer/Biontech-Studie betrug sie im Durchschnitt nur 6,6 Wochen (Infosperber berichtete).

Noch im November 2020 zitierten die «Tamedia»-Zeitungen den Präsidenten der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF), Christoph Berger. Eine Impfung der breiten Bevölkerung stehe derzeit nicht im Vordergrund, denn:

«Dafür müsste man nachweisen können, dass der Impfstoff nicht nur den Einzelnen schützt, sondern auch die Übertragung des Virus verhindert. Das sind zwei komplett unterschiedliche Dinge.»

Christoph Berger, Präsident der EKIF

In einem Folgebeitrag zitierten die «Tamedia»-Zeitungen den Mikrobiologen Florian Krammer von der New Yorker Icahn School of Medicine. Er hatte im Wissenschaftsjournal «Nature» darauf hingewiesen:

«Unter Umständen könnten die Geimpften das in Nase und Rachen vorhandene Virus trotzdem an andere Menschen weitergeben.»

Florian Krammer, Mikrobiologe

Versprechen ohne Grundlage mit Folgen für Ungeimpfte

Dennoch schürten viele Politiker und Experten vor der Einführung der mRNA-Impfung die Hoffnung, dass Geimpfte andere nicht mehr anstecken können. Sie haben dies sogar ausdrücklich versprochen, wie es Alt-Bundesrat Ueli Maurer in einem Interview mit den «Tamedia»-Zeitungen vermerkte. 

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beispielsweise behauptete am 21. Dezember 2020:

«Eine Impfung schützt Sie und alle anderen.»

Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin

Das war ein klares Versprechen – ohne Grundlage.

Der angebliche «Schutz anderer» diente als Rechtfertigung, um Ungeimpfte aus Restaurants und von Universitäten auszusperren, wie die «NZZ» bemerkte. 

Politiker «wussten» weit mehr als Experten

Wie lange und ob der mRNA-Impfstoff vor einer Ansteckung schützt, wussten die Experten des Robert-Koch-Instituts nicht, sie stützten sich lediglich auf Vermutungen aus Tierversuchen. Das geht aus ungeschwärzten Passagen der Protokolle des Corona-Krisenstabs am RKI vom 8. Januar 2021 hervor – 18 Tage, nachdem von der Leyen das aus der Luft gegriffene Versprechen gab.

«Nur Daten aus Tierversuchen. Es wird vermutet, dass Impfung einen Herdeneffekt hat.»

RKI-Protokoll, 8.1.2021

Und einen Monat später:

«Es ist zu erwarten, dass durch die Impfung zwar schwere Verläufe vermieden werden, nicht jedoch die lokale Vermehrung der Viren.»

RKI-Protokoll, 8.2.2021

Die «Nationale Covid-19 Science Task Force» der Schweiz hielt noch am 19. Februar 2021 fest:

«Jede Ungleichbehandlung von Geimpften und Nicht-Geimpften setzt voraus, dass die Virusübertragung durch die Impfung reduziert wird. Ob dies der Fall ist, ist zurzeit noch offen.»

Swiss National Covid-19 Science Task Force

Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC teilte am 21. April 2021 mit:

«Begrenzte Hinweise deuten darauf hin, dass vollständig geimpfte Personen, wenn sie infiziert sind, mit geringerer Wahrscheinlichkeit Sars-CoV-2 auf ihre nicht geimpften Kontaktpersonen übertragen könnten. Ungewissheit besteht nach wie vor hinsichtlich der Dauer des Schutzes in solchen Fällen sowie des möglichen Schutzes vor neu auftretenden Sars-CoV-2-Varianten.»

ECDC

Am 26. April 2021 diskutierte der Corona-Krisenstab am RKI die Frage:

«Warum sinkt die Inzidenz der Über-80-Jährigen nicht […]? Antwort: Wahrscheinlich, weil Impfung nicht unbedingt vor Infektion schützt […].»

RKI-Protokoll, 26.4.2021

Das steht in einem der geleakten Protokolle des RKI (Infosperber berichtete). Die entsprechende Passage hatte das RKI zuvor auf Gerichtsbeschluss hin zwar herausgegeben, aber geschwärzt – obwohl hier weder Geschäftsgeheimnisse noch Personendaten zu schützen waren.

Widersprüchliche Zusammenfassung des RKI

Mitte April 2021 untersuchten Wissenschaftler am RKI, wie gut die Covid-19-Impfung vor der Weitergabe der Viren schützt. Dazu sichteten sie die vorhandenen Studien. Ihre Zusammenfassung, die sie am 6. Mai 2021 veröffentlichten, war widersprüchlich. 

Einerseits schrieben sie, dass,

«die bisher vorliegenden Studien nur vergleichsweise kurze Nachbeobachtungszeiträume nach der Impfung hatten, so dass über die […] Virusübertragung noch keine Aussagen generiert werden können.»

Epidemiologisches Bulletin des RKI 19/2021

Die RKI-Experten wiesen auch auf die Affenexperimente hin:

«Bereits in präklinischen Studien an nicht-humanen Primaten wurde deutlich, dass die zugelassenen Covid-19-Impfstoffe keine sogenannte sterile Immunität erzeugen.»

Epidemiologisches Bulletin des RKI

Das bedeutete: Wenn die Tiere nach Impfung absichtlich den Viren ausgesetzt wurden, waren diese in den Atemwegen der Affen nachweisbar.

Andererseits kamen die RKI-Wissenschaftler zum Schluss, dass die Impfung die Virusübertragung deutlich vermindere:

«Aus Public Health-Sicht erscheint das Risiko einer Virusübertragung nach gegenwärtigem Kenntnisstand sehr stark durch die Impfung reduziert, so dass davon ausgegangen werden kann, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung keine wesentliche Rolle mehr spielen.»

Epidemiologisches Bulletin des RKI 19/2021

Doch sogleich schränkten die RKI-Wissenschaftler ihre Aussage wieder ein:

«Auch wenn das Risiko einer Infektion deutlich reduziert ist, so handelt es sich nicht um eine sogenannte sterile Immunität. Es muss davon ausgegangen werden, dass einige Menschen nach Sars-CoV-2-Exposition trotz Impfung […] potenziell das Virus auch weiterverbreiten können.»

Epidemiologisches Bulletin des RKI 19/2021

Ihre Aussagen gründeten fast ausschliesslich in notorisch fehleranfälligen Beobachtungsstudien mit kurzen Beobachtungszeiträumen. Diese Schwachpunkte waren den RKI-Wissenschaftlern bewusst.

Gegensätzliche Aussagen vor und nach Einführung des Covid-Zertifikats

Dessen ungeachtet, einigten sich die EU-Länder am 20. Mai 2021 darauf, das Covid-Zertifikat einzuführen. Die Schweiz zog im Juni nach. 

Am 2. Juni 2021 behauptete Anthony Fauci, der Berater des US-Präsidenten, faktenwidrig:

«Mit der Impfung werden Sie zur Sackgasse für das Virus. Wenn das Virus Sie dann erreicht, sind Sie die Endstation!» 

Anthony Fauci

Am 1. Juli 2021 trat die Zertifikate-Verordnung der EU in Kraft. Wer kein Zertifikat hatte, wurde in vielen Bereichen ausgeschlossen. 

US-Präsident Joe Biden sprach nun öffentlich von der «Pandemie der Ungeimpften»:

«Die einzige Pandemie, die wir haben, betrifft die Ungeimpften.»

Joe Biden, US-Präsident

Das sagte Biden am 16. Juli 2021 – und zugleich kritisierte er heftig die falschen Informationen, die in den Social Media kursieren würden. Auch die Leiterin der obersten US-Gesundheitsbehörde CDC benützte an jenem Tag den Slogan «Pandemie der Ungeimpften».

Die deutsche Bundesregierung warb ihrerseits für die Impfung und versprach faktenwidrig:

«Wer sich gegen das Coronavirus impfen lässt, schützt sich selbst und seine Mitmenschen.»

Video der deutschen Bundesregierung

Video "Holen wir uns das volle Leben zurück"
Szenen aus dem Video der deutschen Bundesregierung. Es stellte in Aussicht, was dank der Impfung alles wieder möglich wird.

Mit der Impfung «holen wir uns das volle Leben zurück», stellte das Video am 26. Juli 2021 in Aussicht.

Plötzlich drehte der Wind

Doch nur einen Tag später, am 27. Juli 2021, warnten die CDC, eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums: Auch Geimpfte können Ungeimpfte und Geimpfte mit Covid anstecken. In einem internen Dokument der CDC stand, «der Krieg hat sich verändert». Man könne davon ausgehen, dass Geimpfte das Virus genauso weitergeben könnten wie Ungeimpfte, erklärte der US-Präsidentenberater Anthony Fauci jetzt: 

«Wir wissen nun, dass Geimpfte mit Covid das Virus tatsächlich an jemanden anderen weitergeben können.»

Anthony Fauci

Schuld sei die viel leichter übertragbare Delta-Virusvariante, wurde behauptet. In der Ära vor der Delta-Variante hätten Geimpfte viel weniger Viren in den Atemwegen gehabt als Ungeimpfte. Nun sei das anders, sagte Fauci gegenüber «NPR».

Mit keinem Wort erwähnte er die früheren Affenversuche, die vor dem Auftauchen der Delta-Variante stattgefunden hatten. Kein Wort auch davon, dass die grossen Impfstudien die Virusübertragung gar nicht untersucht hatten. Und ebenfalls kein Wort von der «Maccabi»-Studie in Israel (siehe Kasten unten).

Die «Swiss National Covid-19 Science Task Force» äusserte sich am 17. August 2021 vorsichtig:

«Inwieweit die Impfung gegen Transmission schützt, ist noch nicht abschliessend geklärt.» […] Diese Daten «deuten in jedem Fall darauf hin, dass Geimpfte, die mit Delta infiziert sind, das Virus übertragen können.»

Am 25. August 2021 zeigte eine weitere Studie in Form eines «Preprint» dass infizierte Personen vergleichbare Virenmengen ausschieden, egal, ob es sich um die Alpha-, Delta- oder eine andere Virusvariante handelte. Auch geimpfte und ungeimpfte Personen, die positiv getestet wurden, schieden gleich viel Viren aus. Ein Unterschied bestand nur darin, dass Geimpfte die Viren etwas früher als die Ungeimpften wieder los wurden. Diese Studie wurde später im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht.

Trotz des Rückziehers von Anthony Fauci vom 27. Juli 2021 wurde ab August 2021 der Begriff «Pandemie der Ungeimpften» zum geflügelten Ausdruck. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hämmerte ihn der Öffentlichkeit im Verlauf von Monaten ebenso ein wie die deutsche Bundeskanzlerin, der bayrische Ministerpräsident Markus Söder, die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin sowie weitere Prominente.

Der «Blick» verbreitete am 15. September 2021 die Aussage von Türeci, «man werde es in den kommenden Monaten mit einer Pandemie der Ungeimpften zu tun haben». Der «Sonntags-Blick» zitierte noch am 24. Oktober Österreichs Bundeskanzler: «Wir sind drauf und dran, in eine Pandemie der Ungeimpften hineinzustolpern.»

Alain Berset verbreitete irreführende Information

Ungeachtet der klaren Aussagen der CDC, Anthony Faucis und des Hinweises der «Science Task Force» behauptete der damalige Bundesrat Alain Berset am 27. Oktober 2021 – einen Monat vor der Abstimmung über das Aufrechterhalten der Zertifikatspflicht – irreführend:

«Mit dem Zertifikat kann man zeigen, dass man nicht ansteckend ist.»

Alain Berset, damaliger Bundesrat

Das Bundesamt für Gesundheit blies ins gleiche Horn. Es sagte gegenüber der «NZZ»: «Die Aussage, dass man als Geimpfter das Virus nicht weitergebe, «basiere auf Evidenz» und sei im zweiten Halbjahr 2021, als die Delta-Variante das Infektionsgeschehen dominierte, «noch vertretbar und richtig» gewesen.»

Es dränge sich die Frage auf, so die «NZZ», «warum das Amt noch im Oktober 2021 ohne Wenn und Aber behauptete, dass die Impfung davor schütze, ‹das Coronavirus an andere Menschen weiterzugeben›. Immerhin gaukelte man den Geimpften damit eine falsche Sicherheit vor, nämlich, dass sie in der Gesellschaft von zertifizierten Mitbürgern nichts zu befürchten hätten, weil diese nicht ansteckend seien. Oder dass sie als Geimpfte ohne Sorge die betagten Eltern besuchen könnten, weil sie diesen das Coronavirus nicht weitergeben würden.» Es sei ein «politisch nützliches Narrativ» gewesen.

Zwei Tage nach Bersets Falschinformation, am 29. Oktober 2021, erschien online eine weitere Studie, diesmal in «Lancet Infectious Diseases»:

«Die Impfung verringert das Risiko einer Infektion mit der Delta-Variante und beschleunigt die Virusausscheidung. Dennoch haben vollständig geimpfte Personen mit Durchbruchsinfektionen eine ähnliche Spitzenviruslast wie ungeimpfte Fälle und können die Infektion im häuslichen Umfeld wirksam übertragen, auch auf vollständig geimpfte Kontaktpersonen.»

Trotzdem machte die angstmachende Erzählung von der «Pandemie der Ungeimpften» weiter die Runde. Viele Medien und Prominente schürten die Ausgrenzung ungeimpfter Menschen.

Die Schweizer «Nationale Covid-19 Science Task Force» schrieb am 17. November 2021:

«Die Extrapolation der Daten zu den Antikörperkonzentrationen lässt vermuten, dass der Schutz […] vor einer Übertragung selbst bei Risikopopulationen, beispielsweise bei Über-65-Jährigen, während 9-15 Monaten nach dem Booster aufrechterhalten bleiben sollte.»

Swiss National Covid-19 Science Task Force

Die Science Task Force hätte besser nicht extrapoliert. 

Das Beispiel der «Maccabi»-Studien aus Israel

Bei der Frage, ob die Covid-Impfung das Weitergeben des Virus verhindert, spielte die israelischen «Maccabi»-Krankenversicherung eine Rolle. Dumm war nur: Ihre Studien hinkten der Realität immer hinterher.

Als in der Schweiz die ersten Senioren bereits ihre zweite Impfdosis erhielten, vermeldeten die «Maccabi»-Wissenschaftler am 8. Februar 2021 die Resultate nach der ersten Impfdosis: Vom 12. bis zum 37. Tag danach schieden infizierte Geimpfte weniger Viren aus. Deshalb seien einmal Geimpfte als weniger ansteckend zu betrachten als Ungeimpfte, die sich infizieren.

Doch die ersten Wochen nach einer Impfung gegen Atemwegsinfekte sind nicht unbedingt repräsentativ für eine ganze Erkältungssaison. Wie es nach dem 37. Tag weiterging, berichtete diese noch «ungeprüfte Vorabveröffentlichung» aber nicht. Die Studie erschien im März 2021 – nun von Gutachtern geprüft – in «Nature Medicine».

Anfang September 2021 folgte der nächste «Maccabi» «Preprint», im November 2021 die von Gutachtern geprüfte Publikation in «Nature Medicine». Zu dieser Zeit wurde in der Schweiz bereits die dritte Impfdosis empfohlen. 

Die «Maccabi»-Studie informierte nun über die Virenmenge, die man bei geimpften und positiv getesteten Personen nach der zweiten Pfizer-Impfdosis fand. Damals war die Deltavariante im Umlauf. Aus der Studie ging hervor, dass sich die Menge an Viren, die Infizierte ausschieden, bei Geimpften und Ungeimpften ab dem zweiten Monat nach der zweiten Impfung nur noch wenig unterschied. Die Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass die Impfung die Infektiosität von Geimpften auch bei der Delta-Variante verringern könnte «und dass dieser Schutzeffekt zwar mit der Zeit nachlässt, aber zumindest vorübergehend mit einer dritten, auffrischenden Impfstoffdosis wiederhergestellt werden kann».

Ende Dezember 2021 lieferte «Maccabi» mit einem nächsten «Preprint» und der Veröffentlichung in «Nature Communications» weitere Hinweise: Auch nach der Booster-Impfung unterschieden sich infizierte Geimpfte und Ungeimpfte bezüglich der Menge an ausgeschiedenen Viren nur für kurze Zeit.

«Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wirksamkeit der Auffrischungsimpfung bei der Verringerung der Infektiosität schnell nachlässt, was sich möglicherweise auf die Ausbreitung des Virus in der Gemeinschaft auswirkt.»

«Maccabi»-Studie, «Nature Communications»

«Die Impflüge»

Zur medialen Aufregung kam es schliesslich im Herbst 2022. Von der «Impflüge» schrieb beispielsweise die «Weltwoche» und von «gebrochenen Versprechen». Nach Meinung der «Weltwoche» stürzte «ein zentraler Pfeiler der Pandemiebekämpfung in sich zusammen», als die Europäische Arzneimittelbehörde am 18. Oktober 2022 in einem Brief an EU-Abgeordnete schrieb, «dass Covid-19-Impfstoffe nicht zur Verhinderung der Übertragung von einer Person auf eine andere zugelassen sind». 

Das allerdings war keine Neuigkeit. Denn das wussten alle, welche die veröffentlichten Teile der Zulassungsunterlagen der mRNA-Impfungen kannten.

Wenn Politiker und Medien immer noch behaupten, erst die neuen (Virus-)Varianten hätten die Hoffnung zunichte gemacht, dass Geimpfte sich nicht wieder anstecken und das Virus nicht verbreiten können, dann wollen sie nicht zugeben, dass sie entweder die Fakten nicht abgeklärt hatten oder immer noch an die Aussage von Bill Gates glauben, dass es dank der Impfungen «so gut wie keine Infektionen mehr geben» werde.


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Weiterführende Informationen

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Schädlinge bereiten Zuger Partei Sorgen

Der Grosse Gemeinderat Zug befasst sich bald mit einem SP-Vorstoss zur invasiven Quaggamuschel. (Bild: mik)

Die Quaggamuschel beschäftigt die Stadtzuger SP. Die Partei möchte vom Stadtrat wissen, ob und wie gut die Stadt auf die Auswirkungen der Quagga-Invasion vorbereitet ist.

Die Quaggamuschel eroberte diesen Sommer den Zugersee. Seit Monaten diskutieren Experten und Politiker, wie mit der invasiven Muschelart umgegangen werden soll (zentralplus berichtete). Die Stadtzuger SP will jetzt vom Stadtrat wissen, wie gut die Stadt Zug auf die Quagga-Situation vorbereitet ist. Deswegen reichte sie im Grossen Gemeinderat Zug eine Interpellation ein.

Grösstes Sorgenkind der Sozialdemokraten sei das Energieunternehmen WWZ. Die SP Stadt Zug schreibt im Vorstoss: «In hohem Masse wird die WWZ betroffen sein.» Aber auch weitere Installationen im und in den Zugersee bereiten der Partei Kopfzerbrechen. Deswegen stellt sie gezielte Fragen an den Stadtrat.

Werden Quagga-Schäden auf den Steuerzahler abgewälzt?

Im Vorstoss geht es vor allem um geplante Massnahmen. Insbesondere die Seewärmepumpen, das geplante Seewasserwerk und Schutz vor anderen Neozoen – invasiven Spezies – stehen im Vordergrund. Beispielsweise fragt sich die SP-Fraktion: «Welche Massnahmen sind bei der Wasserfassung des Circulago geplant?»

Zudem interessiert die Zuger Partei, wie die Stadtregierung mit den für die WWZ anfallenden Mehrkosten umzugehen gedenkt. Gibt es Lösungsansätze, um das Abwälzen der Mehrkosten auf die Energiepreise zu verhindern? Kann die Stadt Zug sich eine Kostenbeteiligung vorstellen um die Steuerzahlerin vor steigenden Energiepreisen zu schützen?

Verwendete Quellen

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Unterschriften für Initiativen offenbar gefälscht

Eine Strafanzeige des Komitees der Service-Citoyen-Initiative vom vergangenen Jahr legt nahe, dass in der Schweiz im grossen Stil Wahlfälschung begangen wurde.

Eine Strafanzeige des Komitees der Service-Citoyen-Initiative vom vergangenen Jahr legt nahe, dass in der Schweiz im grossen Stil Wahlfälschung begangen wurde. Kommerzielle Unterschriftensammler stehen unter dem Verdacht, Tausende Daten für Volksinitiativen gefälscht zu haben. Die Tamedia-Zeitungen haben als Erstes darüber berichtet. Gemäss der Recherche sind mehrere Volksbegehren zur Abstimmung gekommen, die mithilfe von gefälschten Unterschriften zustande gekommen sind.

Auch die Bundeskanzlei hat gemäss dem «Tamedia»-Bericht bereits 2022 Strafanzeige eingereicht und seither neue Verdachtsfälle der Anzeige hinzugefügt. Insgesamt handle es sich um etwa ein Dutzend Volksinitiativen, die unter dem Verdacht stehen, mit teils falschen Unterschriften zustande gekommen zu sein.

Betroffen seien sowohl rechte als auch linke Initiativen. Viele der kommerziellen Sammelorganisationen haben ihren Sitz in der Westschweiz, wie die «Tamedia»-Zeitungen berichten.

Service Citoyen wurde misstrauisch

Aufgeflogen ist der Unterschriften-Schwindel, als die Co-Präsidentin der Service-Citoyen-Initiative, Noémie Roten, eine Zusammenarbeit mit dem kommerziellen Unterschriften-Sammel-Unternehmen Incop startete. Die Organisation mit Sitz in Lausanne hatte sich auf das kommerzielle Beschaffen von Unterschriften spezialisiert, 4.50 Franken soll eine Unterschrift gekostet haben.

Die Firma Incop, die eigentlich als Verein eingetragen ist, ist einer der grössten Player in der gemäss «Tamedia»-Zeitungen boomenden Branche der Unterschriftensammler. Der Deal, den Roten mit Incop schloss: 10’000 gültige Unterschriften. Weil Roten auf Nummer sicher gehen will, verlangt sie, dass alle Sammlerinnen und Sammler eine Charta unterzeichnen.

Als Incop nicht wie abgemacht abliefert und nur die Hälfte der Unterschriften ohne Beglaubigung übergibt, sind ausserdem viele der Unterschriften ungültig. Roten schaut genauer hin und entdeckt besorgniserregende Muster: nicht existente Adressen, Namen weggezogener Bürgerinnen und Bürger, abgeschrieben wirkende Bögen und sich wiederholende Unterschriften.

Service Citoyen reichte am 14. Juni 2023 Strafanzeige ein, wie die «Tamedia»-Zeitungen berichten. Auf die Anfragen der Zeitung hätte Incop nicht reagiert, die Webseite der Firma sei mittlerweile offline. 

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Er überlebte neun KZ und Arbeitslager: Locarno ehrt einen 100-jährigen Künstler

Fishel Rabinowitz versucht, die Schrecken des Holocaust künstlerisch zu verarbeiten. Im Gespräch verrät der bald 100-Jährige, was für ein Projekt er noch realisieren möchte – und was für eine Rolle seine Haarfarbe in seinem Leben gespielt haben könnte.

Der See spiegelt sich im Sonnenlicht. Palmen, die berühmte Piazza: Locarno bildet im Sommer eine Traumkulisse. Grösser könnte der Gegensatz nicht sein zum individuellen Schicksal von Fishel Rabinowitz, des vielleicht ältesten Bewohners der Stadt.

Denn Rabinowitz, geboren 1924 in einer polnischen Provinzstadt, hat buchstäblich die Hölle überlebt: In seiner Lebensgeschichte spiegelt sich die ganze Tragik jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert wider; aber auch die Kraft, die Verfolgungen zu überleben – um jeden Preis.

Am Montag wird Fishel Rabinowitz 100 Jahre alt. Die Stadt Locarno nimmt dies zum Anlass, seinen langjährigen Bewohner zu ehren. Stadtpräsident Alain Scherrer – voraussichtlich zusammen mit allen anderen Mitgliedern der Stadtregierung – wird den Jubilar und dessen Angehörige im «Sala ricevimenti» des Museo Casorella empfangen.

Schon davor empfängt Rabinowitz CH Media in seiner Wohnung in Locarno zum Gespräch. Der Mann hat wache Augen, ist fit und erzählt aus seinem Leben. Fishel ist knapp 15 Jahre alt, als die Geschichte in seine kleine jüdische Welt einbricht. Im September 1939 überfällt Deutschland Polen und entfesselt den Zweiten Weltkrieg. Die Familie des jungen Mannes bekommt die Gewalt der Besatzer am eigenen Leib zu spüren. Dennoch versuchen sie, ein normales Leben zu führen. Sie betreiben weiter ihr Geschäft, eine Seifensiederei: «Nun einfach illegal in der Nacht statt wie vorher legal am Tag», erzählt Rabinowitz.

«Eigentlich weiss ich es bis heute nicht genau»

Doch die Lage spitzt sich zu. 1941 wird Rabinowitz als erster seiner Familie deportiert. Als er im April 1945, kurz vor Kriegsende, aus dem Konzentrationslager (KZ) Buchenwald befreit wird, ist er einer von nur vier Angehörigen der insgesamt 35-köpfigen Familie, die den Holocaust überlebt haben. Zuletzt hat Rabinowitz auch die sogenannten Todesmärsche ausgestanden, zu denen die KZ-Aufseher die Häftlinge zwangen, als die Lager wegen der vorrückenden Alliierten geräumt wurden.

Wie hat es Rabinowitz geschafft, insgesamt neun KZ und Arbeitslager zu überleben? «Eigentlich weiss ich es bis heute nicht genau», sagt der klein gewachsene Mann. Dann folgt eine eher überraschende Erklärung: «Vielleicht auch wegen meiner damals tiefroten Haare.» Sein Rotschopf habe den Deutschen gefallen, sie hätten ihn wegen eines solchen oberflächlichen Merkmals besser behandelt als andere Häftlinge. «Ausserdem war ich körperlich fit, ich konnte arbeiten, Strassen bauen, Eisenbahnschienen verlegen.» Doch vieles sei dennoch vom Zufall abhängig gewesen; der Willkür der Unmenschen sei man ständig ausgesetzt gewesen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt Rabinowitz nach Davos, wo er bis 1947 eine Lungenkrankheit auskuriert. Er zieht nach Locarno und arbeitet im Kanton Tessin als Chefdekorateur in einem grossen Warenhaus. Er heiratet, seine Frau und er werden Eltern eines Sohnes. Vordergründig ein normales Leben: «Doch je älter ich wurde, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich mich mit dem, was ich erlebt hatte, aktiv auseinandersetzen muss.» Und zwar «für mich selbst, aber auch für die Nachgeborenen», wie der 100-Jährige sagt.

Nach seiner Pensionierung sei ihm klar geworden, dass er das Erlebte künstlerisch angehen müsse. Ein Buch zu schreiben, wie es einer seiner ebenfalls überlebenden Brüder getan hat, war für ihn keine Option.

Ein Projekt hat Rabinowitz noch

So besinnt sich Rabinowitz zum einen auf seine Kindheit in einem traditionell-religiösen Elternhaus: «Schon als Dreijähriger hatte ich damals in Polen die 22 hebräischen Buchstaben aus unseren Gebetbüchern kopiert.» Als Pensionierter fällt ihm ein, dass er als Dekorateur Schaufenster mit der sogenannten Papierschneidetechnik gestaltet hat – jetzt nimmt er diese wieder auf. Es ist die Kalligrafie, die Kunst des Schönschreibens von Hand, mit der er nun die schrecklichen Erlebnisse seiner ersten 21 Lebensjahre zu verarbeiten versucht.

«Auch, weil ich gemerkt habedass die simple Darstellung von Gewalt, ganz egal, wie sie gezeigt wird, die Betrachtenden mit der Zeit bloss noch abstumpftIch habe deshalb versucht, das, was Menschen Menschen antun können, nur mit den 22 Buchstaben auszudrücken.» Zum Beispiel im «Bild eines Überlebenden» – ein Bild, das sinnbildlich auch für sein Leben stehe, sagt Rabinowitz: Aleph, der erste Buchstab des hebräischen Alphabets, sitzt dort allein am oberen Bildrand und beobachtet, wie die anderen Buchstaben, seine frühere Welt sozusagen, abgestürzt sind.

Rabinowitz’ Kunst hat in der Schweiz und im Ausland grosse Anerkennung gefunden. Inzwischen hat er die Kalligrafie aber aufgegeben, er fühlt sich dafür nicht mehr fit. Aber ein Projekt hat er noch: Für das geplante Memorial in Bern wird er einen Entwurf einreichen. Er fände es wichtig, dass dieses Mahnmal, das nicht nur an die Opfer des Holocaust erinnern soll, unbedingt von jemandem gestaltet wird, der diese Verbrechen am eigenen Leib erfahren musste.

(Quelle: FN) Link zum Originalpost

Lässt sich mit mehr Biodiversität die Volksgesundheit verbessern?

Geht es um die Biodiversität, wird meistens mit Zahlen um gefährdete Arten und Lebensräume argumentiert. Aber es gibt noch andere Dimensionen: Das Wohlbefinden – und damit geht es auch um die mentale Gesundheit des Menschen.

Der Alpensalamander, der einem langsam über die Hand gekrabbelt ist. Das Zirpen und Summen und Brummen in einer artenreichen Magerwiese. Oder das Eichhörnchen, das einem beim Picknick-Platz auf einer Wanderung neugierig besucht hat. Solche oder ähnliche tief verankerte Naturerlebnisse haben viele Menschen. Oft sogar aus der Kindheit.

Studien konnten zeigen, dass Naturerfahrungen aus der Kindheit Menschen nachhaltig prägen und zentral sind für die Beziehung zur Natur im Erwachsenenalter.

Nicole Bauer ist Umweltpsychologin an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL und forscht zu den Auswirkungen des Naturaufenthalts auf Wohlbefinden und Gesundheit. Bauer sagt: «Kinder, die ohne Aufsicht der Eltern in der Natur spielen können, werden sich später als Erwachsene mehr für den Schutz der Natur engagieren.» Spannend ist auch: «Menschen, bei denen in der Kindheit der Wald als Spiel- und Erlebnisraum wichtig war, können sich später besser im Wald erholen.»

Weniger psychische Krankheiten, wenn Grünräume da sind

Nicht überraschend ist, dass auch der Umkehrschluss gilt. Ein Mangel an Naturerfahrungen in der Kindheit beeinflusst die Gesundheit im Erwachsenenalter negativ. In einer Studie der dänischen Aarhus Universität von 2019 wurde der Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Grünräumen in der Kindheit mit dem Auftreten von 17 verschiedenen psychiatrischen Krankheitsbildern untersucht.

Die Krankheitsbilder umfassten beispielsweise Depression, Stress-verbundene Krankheiten und Alkoholismus, die Probandengrösse betrug rund 1 Million Menschen. Das Resultat: Kinder, die um ihren Wohnort viel Grün haben, werden als Erwachsene signifikant weniger psychische Probleme haben. Die Kinder mit dem wenigsten Grün in der Umgebung hatten im Erwachsenenalter ein 55 Prozent höhere Risiko für psychische Erkrankungen. Der Zusammenhang bleibt auch nach Berücksichtigung von Faktoren wie sozioökonomischem Status oder psychischer Vorbelastung der Eltern bestehen.

Natur ist gesund – und besonders Naturerlebnisse in der Kindheit führen zu einem gesünderen Erwachsenenleben. Doch führt auch mehr Biodiversität zu mehr Gesundheit? Nicole Bauer hat dazu 2020 mit Wissenschaftskollegen eine Studie mit 300 Gärtnern in der Stadt Zürich durchgeführt. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen der Artenvielfalt im Garten und dem gefühlten Erholungswert. Vereinfacht gesagt ging es darum, herauszufinden, ob ein artenarmer Rasen genauso erholsam wirkt wie ein bunter, artenreicher Garten.

«Wir haben gesehen, dass mit steigender Pflanzen-Biodiversität im Garten der Erholungswert für die Gärtner steigt», sagt Bauer. Für unsere Städte, in denen zunehmend Grünflächen verschwinden, seien solche artenreichen Gärten also zweifach wichtig, folgert Bauer: «Für den Erhalt der Biodiversität und auch für den Erholungswert und die Gesundheit der Menschen.»

Den positiven Einfluss der Biodiversität auf die mentale Gesundheit zeigt auch eine Untersuchung aus Deutschland, für die 2021 30000 Personen befragt wurden. Durchgeführt wurde die Studie vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung, dem Senckenberg-Biodiversitäts- und Klima-Forschungszentrum und der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.

Die Forscherenden fanden heraus, dass die Vielfalt an Pflanzen und Vögeln positiv mit der mentalen Gesundheit korreliert; mit anderen Worten: Menschen, die in Regionen mit einer höheren Vielfalt an Pflanzen- und Vogelarten leben, geht es psychisch besser. Sie raten deshalb Politikern und Stadtplanerinnen, die Biodiversität und damit die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu fördern.

Unser Gehirn ist für urbane Reize nicht gebaut

Es gibt eine ganze Reihe von Theorien oder Erklärungen, warum Natur dem Menschen so guttut. Evolutionsbiologisch steckt im Menschen die Sehnsucht nach Grün und Wasser. Unsere Vorfahren wanderten während Hunderttausenden von Jahren in den trockenen Savannen Afrikas herum, und Grün versprach ihnen vielfältiges Leben – Wasser, Pflanzen und auch Tiere als Nahrung. In unserer urbanen Umwelt vermag die Natur aber noch etwas anderes. Sie hilft uns, Abstand zu nehmen von den Stressoren der Stadt – Lärm, Menschendichte und Reizüberflutung – und dem Gehirn wieder die Reize zukommen zu lassen, für die es «gebaut» ist.

1989 haben Rachel und Stephen Kaplan vom United States Forest Service darauf ihre Attention Restoration Theory (ART) entwickelt, die untersucht, wie sich Aufmerksamkeit wiederherstellen lässt. Gemäss dieser ist die Konzentration auf eine Arbeit in künstlicher Umgebung ermüdend. In der Natur aber können wir in einer entspannten Weise aufmerksam sein, ohne dass das uns ermüdet. Nicole Bauer hebt zwei Punkte hervor, die in besonderem Masse zur Erholung in der Natur beitragen: das Wegsein von den Sorgen des Alltagslebens und die Begeisterung für die und das Berührtsein von der Natur.

Biodiversität ist mehr als eine Zahl, die die Menge oder den Anteil von gefährdeten und ungefährdeten Arten und Lebensräumen misst. Sie hat eine starke emotionale und gesundheitsrelevante Komponente.

Eine vielfältige, biodiverse Natur in unserer Umgebung macht Freude, in ihr erholen wir uns besser, und so unterstützt sie unsere psychische Gesundheit. Wenn das bekannt ist, warum werden dann Grünflächen dennoch reduziert und sterben Arten? Angelika Krebs, Philosophin an der Universität Basel, schrieb 2023 in der Zeitschrift des Forums Biodiversität Schweiz der Akademie der Naturwissenschaften: «Was es heute braucht, ist nicht unbedingt mehr ‹Wissen› über den Zustand der Natur. Wir wissen darüber schon mehr als genug. Was es vielmehr braucht, damit wir endlich anders mit der Natur umgehen, ist ein Wandel des Herzens.»

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Schnell mehr Geld für die Armee: Das Parlament ringt um eine Lösung

Viele Parlamentarier finden, dass die Schweizer Armee schneller einsatzfähig gemacht werden müsste als bisher geplant. Drei Vorschläge liegen vor, einer führt möglicherweise ans Ziel.

Unter den bürgerlichen National- und Ständeräte gibt es viele, die finden: Angesichts der schlechteren Sicherheitslage in Europa müsse die Schweiz schnell wieder verteidigungsfähig werden. Darum wollen sie mehr Geld für die Armee ausgeben.

Der Plan des Bundesrates sieht vor, dass bis 2035 eine Summe in der Höhe von einem Prozent des Bruttoinlandproduktes – rund 9 Milliarden Franken – aufgewendet werden. Das Parlament schwenkte Ende 2023 auf diesen Kurs ein.

Verteidigungsministerin Viola Amherd (Mitte) will ein Prozent des Inlandprodukts aber schon 2030 erreichen. Ihr schwebt die Einrichtung eines Spezialfonds vor, der mit 10 Milliarden Franken gespiesen würde. Das Darlehen der Bundestresorerie müsste bis 2045 von der Armee zurückgezahlt werden.

Amherds Kolleginnen und Kollegen in der Regierung wollen nichts von einem solchen Fonds wissen. Mitte-Nationalrat Martin Candinas unterbreitete den Vorschlag der zuständigen Kommission und erreichte eine Mehrheit. Dann wies das Gremium aber den ganzen Zahlungsrahmen der Armee zurück. Die Zustimmung zum Fonds war damit wertlos.

Der Bundesrat lehnt einen Vorschlag wohlwollend ab

Der Fonds ist eine von drei möglichen Modellen, wie die Armee mehr Geld erhalten soll. Dass dieser Plan doch noch umgesetzt wird, ist wenig wahrscheinlich. Bürgerliche Parlamentarier kritisieren, dass der Fonds mit der Schuldenbremse nicht zu vereinbaren sei.

Ein wenig besser steht es um die zweite Idee: Ständerat Benedikt Würth fordert in einer Motion, dass die Mehrwertsteuer für die Dauer von fünf Jahren um ein Prozent erhöht werden soll. Die Erträge kämen dem schnelleren Aufwuchs der Armee zu – und der Finanzierung der 13. AHV-Rente.

In dieser Woche sprach sich der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse für Würths Vorschlag aus. Die Motion haben nicht nur Ständeräte der Mitte unterschrieben, sondern auch Freisinnige, Sozialdemokraten und die grünliberale Tiana Moser.

Die FDP ist eigentlich gegen eine Anhebung der Mehrwertsteuer – aber mehrere Parlamentarier dieser Partei finden es wichtig, dass die Wehrbereitschaft der Schweiz bald erreicht ist.

Der Bundesrat hat sich gegen Würths Motion ausgesprochen; er tat es aber dermassen sanft, dass sich die Ablehnung wie eine Zustimmung las. Die Schuldenbremse werde eingehalten, schreibt die Regierung. Und: «Falls das Parlament die Armeeausgaben schneller erhöhen will, wäre eine Finanzierung über die Mehrwertsteuer aus Sicht des Bundesrates eine mögliche Lösung.»

Im Ständerat könnte Würth mit seinem Vorschlag durchkommen. Im Nationalrat sieht es hingegen nicht gut aus. Die SVP und die SP sind stark vertreten in der grossen Kammer – und beide wollen die Mehrwertsteuer zugunsten der Landesverteidigung nicht anheben.

Möglicherweise sind alle Anstrengungen vergeblich

Bleibt die dritte Variante. Die Finanzkommission des Nationalrats überarbeitete einen Vorschlag aus dem Ständerat, der bei Einsparungen ansetzt. Für die Internationale Zusammenarbeit soll weniger Geld ausgegeben werden, die Armee soll mit «einer Effizienzsteigerung» Mittel einsparen, der Bund soll die Ausgaben für das Personal kürzen – und der Anteil aus den Erträgen der Bundessteuer, der den Kantonen zukommt, soll reduziert werden.

Letzteres finden einige Ständeräte nicht lustig. Die Landesverteidigung sei Aufgabe des Bundes, betonen sie. Den Kantonen Geld wegzunehmen, um die Armee zu alimentieren, komme nicht infrage.

Trotzdem: Mehrere Parlamentarier sind überzeugt, dass eine Modifikation dieses Ansatzes zum Ziel führen könnte. Vielleicht müsse man ein Element streichen und dafür ein anderes hinzunehmen. Es laufen Gespräche darüber, wie die Vorlage der Finanzkommission mehrheitsfähig gemacht werden kann.

Es ist offen, ob das gelingt. Eine Arbeitsgruppe des Finanzdepartementes hat gerade Sparvorschläge für verschiedene Bereiche vorgelegt. Das drohende Minus des Bundeshaushaltes soll damit weggebracht werden. In Zeiten, in denen gespart wird, zusätzliche Ausgaben für die Armee zu beschliessen – das ist schwierig. Die Linke macht nicht mit, die Bürgerlichen sind sich nicht einig über das Wie. Vielleicht ist man Ende Jahr keinen Schritt weiter.

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RKI-Protokolle sollen nachträglich geschönt worden sein

Martina Frei /  Bei einem Vergleich fanden sich über 600 Änderungen. Das Robert-Koch-Institut streitet inhaltliche Retuschen ab.

Das Fernsehen SRF hatte im März 2024 über die damals teils geschwärzt herausgegebenen Protokolle des Covid-19-Krisenstabs am deutschen Robert-Koch-Institut nicht informiert – und kassierte deshalb eine Rüge der SRG-Ombudsstelle:

«Durch den gänzlichen Verzicht auf eine Berichterstattung wurde die von Neuem aufgeworfene Frage, ob die Pandemie aufgebauscht worden sei oder nicht, vollständig ausgeblendet. Dies, obwohl dieses Thema auch in der Schweiz heute noch von erheblichem Interesse ist.»

Es handle sich bei den RKI-Protokollen «nicht um ein spezifisches Deutschland-Thema, das in der Schweiz nicht interessiert», hält die Ombudsstelle fest, denn die offizielle Schweiz habe sich während der Pandemie immer wieder auf die Erkenntnisse des Robert-Koch-Instituts berufen. Daher «sei der Einfluss der Entscheidungen des deutschen Forschungsinstituts auf die Schweiz nicht von der Hand zu weisen. Eine Berichterstattung wäre deshalb angezeigt gewesen. Dass dies nicht getan wurde, entspricht aus Sicht der Ombudsstelle deshalb einer Unausgewogenheit in der Berichterstattung zu einem für die Schweiz relevanten Thema», ist seit letzter Woche auf der Website der Ombudsstelle zu lesen.

Damals waren die RKI-Protokolle aber nur auszugsweise bekannt. Inzwischen kam weit mehr heraus (Infosperber berichtete mehrmals). Der Vorwurf: Protokolle des Covid-19-Krisenstabs sollen nachträglich verändert worden sein.

In einem Artikel auf «Multipolar» greifen der Journalist Paul Schreyer und der pensionierte Finanzprofessor Stefan Homburg beispielhaft das RKI-Protokoll vom 25. März 2020 heraus. Schreyer hatte per Gerichtsbeschluss erwirkt, dass das RKI die Protokolle seines Corona-Krisenstabs von Januar 2020 bis März 2021 freigeben musste. Das Institut gab indes nur stark geschwärzte Versionen heraus. 

Homburg erhielt über eine Journalistin Zugang zu geleakten RKI-Protokollen ohne Schwärzungen (Infosperber berichtete). Das RKI hat die geleakten Protokolle inzwischen verifiziert und deren Echtheit nicht dementiert.  

Einwand einer Mitarbeiterin gelöscht

Schreyer und Homburg verglichen das Protokoll vom 25. März 2020, welches das RKI auf Schreyers Klage hin herausgab, mit dem Protokoll vom 25. März 2020, das durch das Leak ans Tageslicht kam.

Beide Protokolle müssten eigentlich identisch sein – doch die zwei Versionen würden sich an mehr als 600 Stellen unterscheiden, berichten Schreyer und Homburg, «reine Änderungen der Formatierung nicht mitgezählt». Eine RKI-Mitarbeiterin habe das Protokoll zuletzt im Januar 2023 bearbeitet, also unmittelbar, bevor das RKI es an Schreyer aushändigen musste. 

Besonders heben Schreyer und Homburg eine Passage im ursprünglichen Protokoll hervor. Dort stand: «Bevölkerungsbezogene Massnahmen zeigen Effekt». Eine Mitarbeiterin des RKI wandte in der Sitzung laut dem ursprünglichen Protokoll aber ein: «gewagt, Causalität herzustellen – Wir sind ja generell am Ende der Grippesaison – vorsichtig formulieren».

Doch in dem Protokoll, welches das RKI später per Gerichtsbeschluss freigeben musste, fehlt ihr Einwand. Dort steht bloss noch: «Strategien [gehen] in die richtige Richtung. Aber vorsichtig formulieren!» Für Schreyer und Homburg ist dies ein deutlicher Hinweis, dass da «geschönt» worden ist. 

Inhaltliche Änderungen wurden «soweit ersichtlich nicht vorgenommen»

Ein deutscher Rechtsanwalt teilte letzte Woche auf X.com mit, er habe Anzeige gegen die stellvertretende Leiterin der Rechtsabteilung am Robert-Koch-Institut erstattet. Der Tweet ist mittlerweile gelöscht.

Infosperber bat das RKI um Stellungnahme. «Dem RKI ist nicht bekannt, ob eine Strafanzeige erstattet wurde. Sollte es eine solche Strafanzeige tatsächlich geben, hätte sie weder eine tatsächliche noch eine rechtliche Grundlage», teilt die Medienstelle mit. 

Auf die Frage, ob RKI-Protokolle nachträglich geändert worden seien, antwortet das RKI: «Zwischen dem 12.4.2021 und dem 10.5.2021 haben Mitarbeitende des RKI-Lagezentrums in älteren Protokollen blosse äussere Formatänderungen vorgenommen […] Inhaltliche Änderungen der Protokolle wurden nicht in Auftrag gegeben und soweit ersichtlich auch nicht vorgenommen.»

Auch der frühere Leiter des RKI Lothar Wieler widersprach der Darstellung Schreyers und Homburgs: «Dass das RKI nachträglich ändert – das kann ich nicht glauben. So sind die Mitarbeiter nicht», sagte er gegenüber der «Welt am Sonntag». «100-prozentig ausschliessen könne er es nicht: ‹Ich wäre aber sehr überrascht, wenn es so wäre.›»


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Mpox: Professoren verbreiteten Falschinformationen auf Twitter

Martina Frei /  Was von Fachleuten zu den Affenpocken und ihren Folgen für Kinder verbreitet wurde, war grösstenteils falsch.

Im Mai 2022 berichteten europäische und US-Gesundheitsbehörden von Affenpocken-Erkrankungen. Die Erkrankungszahlen stiegen dort bis in den Sommer 2022 und sanken dann wieder. Im August 2024 hat die WHO nun wegen einer neuen Affenpocken-Variante eine weltweite Notlage ausgerufen, die höchste Alarmstufe. 

Wer sich auf Twitter dazu informieren will, sollte vorsichtig sein – selbst dann, wenn der Absender ein bekannter Medizinprofessor, Epidemiologe oder sogar der frühere Sanitätsinspekteur der Vereinigten Staaten ist, der oft in den Medien zitiert wird. Denn fast alle Tweets solcher hochangesehenen Personen erwiesen sich 2022 in Bezug auf Kinder als falsch. 

Das ergab die Auswertung von 262 Tweets, die von Mitte Mai bis Mitte September 2022 zum Thema Affenpocken und ihren Folgen für Kinder und Schüler abgesetzt wurden. Sie stammten von Ärztinnen, promovierten Wissenschaftlern, Pflegekräften, Medizinjournalisten, Apothekerinnen und weiteren Fachleuten, von denen ein Laie annehmen darf, dass sie kompetent twittern. 

Doch das war nicht der Fall: Auf einen Tweet mit korrekter Information kamen durchschnittlich 4,6 Tweets, die Falsches verbreiteten, zeigte die in «BMJ Pediatrics Open» veröffentlichte Auswertung. Anstatt klarzustellen, dass Kinder in den USA 2022 nicht zu den Risikogruppen gehörten, schürten die Tweets Ängste, indem sie das damalige Risiko für US-Schüler übertrieben gross darstellten oder US-Schulen zu gefährlichen Infektionsorten hochstilisierten.

Tweet Jerome Adams
Die Affenpocken würden noch viel schlimmer werden, kündigte der frühere oberste Gesundheitsbeamte der USA, Jerome Adams, am 15. Juli 2022 an: «… wartet nur bis die Schulen – inklusive der Colleges – in wenigen Wochen wieder öffnen …»

Prominenter Absender

Jerome Adams wurde während der Corona-Pandemie in seiner damaligen Funktion als Leiter des US-Gesundheitsdiensts von vielen Medien – auch in der Schweiz – zitiert. Twitter ist für viele Journalisten eine wichtige Informationsquelle.

Die Tweets der Gesundheitsfachleute sagten zum Beispiel voraus, dass sich die Affenpocken im Sommer 2022 in US-Schulen weit herum ausbreiten würden. Die Experten rieten auf Twitter auch, US-Kinder sofort gegen Affenpocken zu impfen oder die Schulen wegen der sich anbahnenden Affenpocken-Epidemie zu schliessen. Alle Tweets dieser hochgebildeten Personen stellten die Gefahr für die Jüngsten grösser dar, als sie damals tatsächlich war. 

Tweet Tsion Firew
Tweet der US-Medizinprofessorin Tsion Firew im August 2022: «Kinder mit Affenpocken: Dies ist die Spitze des Eisbergs (da die Symptome mit anderen Ausschlägen bei Kindern verwechselt werden können) & wir erwarten, dass die Zahlen steigen werden. Mit dem Beginn der Schulzeit & dem Mangel an Impfstoffen werden diese Zahlen im Herbst steigen, es sei denn, wir erweitern die Tests und Impfungen.»

Das Gros der Erkrankten waren Männer

Dabei war es zu jenem Zeitpunkt so, dass mehr als 95 Prozent der Infektionen mit Affenpocken Männer betrafen, und zwar fast ausschliesslich solche, die Sex mit anderen Männern hatten. Mehrere Fachleute, darunter der US-Epidemiologe Lao-Tzu Allan-Blitz, argumentierten damals in der Fachzeitschrift «Clinical Infectious Diseases», dass Mpox überwiegend beim Sex übertragen werde und daher als sexuell übertragbare Erkrankung einzustufen sei.

Im Herbst 2022 verebbte der damalige Ausbruch, die vorhergesagten Massenausbrüche an Schulen blieben aus.

Doch selbst im September 2022 kamen auf einen Tweet mit richtiger Darstellung noch immer drei, die falsche Informationen oder übertriebene Prognosen zu den Affenpocken bei Kindern verbreiteten. Und das sogar von Experten, die von Twitter als Zeichen ihrer Seriosität ein «blaues Häkchen» bekamen.

Tweet Jerome Adams
«Wenn man einen Kommentar schreibt, dass sich die #Affenpockenfälle alle zwei Wochen verdoppeln… und ein paar Stunden später erfährt man, dass sie sich verdreifacht haben… 🙊 🚀 🤦🏽‍♂️ Der Affenpocken-Notfall wird auch Schulen und Hochschulen betreffen. Seid bereit». Das twitterte der frühere «oberste Arzt» der USA, Jerome Adams. Er war bis Januar 2021 der US-Surgeon-General. Auf dem abgebildeten Plakat steht: «Gebt den Impfstoff frei.»

Falsche Informationen erreichten viel mehr Menschen

Die Tweets mit korrekten Einschätzungen erzielten eine viel kleinere Reichweite als die Angst machenden, die das Risiko für Kinder übertrieben darstellten. Die Absender der richtigen Informationen hatten nur rund 1,5 Millionen Follower. Ihre akkurat abgefassten Tweets erhielten bloss etwa 7000 «Likes». 

Die Absender der Falschinformationen dagegen kamen auf insgesamt über acht Millionen «Follower». Ihre Darstellungen erhielten durchschnittlich rund 200’000 «Likes».

Dazu zählte auch der US-Professor Eric Feigl-Ding. Von der «New York Times» bis zu «watson.ch» beriefen sich während der Corona-Pandemie viele Medien auf ihn, die Tamedia-Zeitungen bezeichneten ihn als «profilierten» US-Epidemiologen und Gesundheitsökonomen. Seine Tweets zu Corona wurden nicht nur vom deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach wiederholt weiterverbreitet, sondern auch von Journalistinnen und Journalisten zitiert.

Tweet Feigl-Ding
Der weltweit bekannte Epidemiologe Eric Feigl-Ding sagte Anfang August 2022 in seinem Tweet voraus, dass die Schulen im Herbst 2022 «radikal neue/mehr Massnahmen zur Abschwächung» der Affenpocken brauchen würden.

Positiv hob sich der Medizinreporter Benjamin Ryan ab: Von seinen 14 Tweets zu Affenpocken und Kindern waren alle korrekt. Das kommt sogar in der unten stehenden Grafik zum Ausdruck.

Grafik Knudsen et al.
Anzahl der inhaltlich korrekten Tweets (blau) und der falschen / übertriebenen Darstellungen (rot), aufgeschlüsselt nach Berufsgruppen: Mitarbeitende im Gesundheitswesen (Health Care), Medizinjournalisten (Health Reporter), diplomierte oder promovierte Gesundheitswissenschaftler und Pädagogen (PhD, MPH, Ed. degree), Juristen (JD) und alle zusammen. Dass die Medizinjournalisten so gut abschnitten, lag an einem Journalisten, der 14 korrekte Tweets absetzte.

Allerdings passierte auch Ryan ein Lapsus: In einem seiner Tweets fehlte ein höchst wichtiges «n». Der Affenpocken-Ausbruch 2022 betraf nicht, wie er versehentlich twitterte, «fast ausschliesslich Männer, die Sex mit ihm («with me») haben», sondern fast ausschliesslich Männer, die Sex mit Männern («with men») hatten.

Tweet Benjamin Ryan
Für einen seiner Tweets entschuldigte sich der Medizinreporter. Ryan hatte sich vertippt.

Bericht der afrikanischen Gesundheitsbehörde zum aktuellen Mpox-Ausbruch 2024

Die meisten Mpox-Erkrankungen betreffen derzeit die Demokratische Republik Kongo. Heterosexuelle Übertragung, insbesondere durch Prostituierte, treibe den Ausbruch dort voran. Unterernährung und HIV-Infektionen erhöhten die Empfänglichkeit für Mpox, schreiben Mitarbeitende der afrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC in «The Lancet Global Health». Sie weisen auf die teilweise starke Zunahme der Mpox-Erkrankungen und den vergleichsweise hohen Anteil Minderjähriger hin. Hier die offiziellen Zahlen zu Mpox-Erkrankungen der Afrika CDC von Januar bis Juli 2024:

Land Mpox-Verdachtsfälle bestätigte Erkrankungen Mpox-Todesfälle Anteil der Personen unter 15 Jahren bei Erkrankungen / Todesfällen
Demokratische Republik Kongo
(Stand 30.7.2024)
13’791 2628 450 68 % / 85 %
Burundi (Stand 28.7.2024) 8 0
Kamerun 30 5 2
Zentralafrikanische Republik 185 28 0
Kongo 19 127 1 56 % / keine Angabe
Ghana 4 0
Liberia 5 0
Nigeria 24 0 50 % / 0
Ruanda (Stand 25.7.2024) 2
Südafrika (Stand 13.5.2024) 22 3
Quelle: Africa CDC, Mpox situation in Africa, 30. Juli 2024

Es gebe noch viele Fragen zum jetzigen Ausbruch und die Anzahl der Infektionen werde wahrscheinlich unterschätzt, insbesondere bei Randgruppen, vermutet der US-Epidemiologe Lao-Tzu Allan-Blitz. Dies würde den tatsächlichen Anteil der Fälle bei Kindern verändern. Allan-Blitz beobachtet das Geschehen genau. «Abgesehen davon gibt es im Vergleich zum Ausbruch von 2022 nun eindeutig mehr Übertragungen unter Kindern, was wahrscheinlich auf nicht-sexuelle Übertragungen in Haushalten aufgrund von engem Körperkontakt* zurückzuführen ist.»

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*In einer früheren Fassung stand hier leider fälschlicherweise «Arztkontakt». Lao-Tzu Allan-Blitz schrieb in seiner Antwort «close physician contact». Nachträglich stellte sich heraus, dass es sich um einen Tippfehler handelte. Gemeint war «close physical contact».


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Weiterführende Informationen

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Lauterbach und sein «Arzt-Patient-Erlebnis»

Bernd Hontschik /  Wird die gesundheitliche Situation der Bevölkerung immer besser, je mehr Daten zur Verfügung stehen? Zweifel sind angebracht.

Red. Der Autor dieses Gastbeitrags ist Chirurg und Publizist in Frankfurt.

Ende vergangenen Jahres wurde ich zum ersten Mal richtig stutzig. Nein, das ist eigentlich untertrieben. Ich dachte, mich treffe der Schlag. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach liess sich vom Spiegel interviewen und sang das Hohelied der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz für die Zukunft des Gesundheitswesens und der Medizin.

Das ist zwar eine sehr weit verbreitete Position, die ich im übrigen überhaupt nicht teile, aber das ist gar nicht das Problem. Das Problem liegt woanders.

Aber lesen Sie selbst: «Wenn ich als Arzt mit einem Patienten spreche, habe ich bereits alle Befunde im Computersystem. Ich frage: Wie fühlen Sie sich? Was tut Ihnen weh? Die ganze Zeit hört eine Spracherkennungssoftware zu und überträgt die Stichpunkte, die wichtig sind, in die elektronische Patientenakte. Dann schreibt, während wir noch reden, die künstliche Intelligenz die notwendige Überweisung. Sollte ich diese vergessen, dann erinnert mich die KI: Herr Lauterbach. Sie sollten vielleicht eine Überweisung machen.»

Bei dieser Beschreibung eines Aufeinandertreffens von Arzt und Patient musste ich zuerst laut lachen. So kann nur jemand vor sich hin fabulieren, der von Medizin keine Ahnung hat. Alles ist falsch. Alles hat mit der alltäglichen Realität in Arztpraxen und Krankenhäusern nichts zu tun. Allüberall wird beklagt, dass Ärztinnen und Ärzte keine Zeit hätten, um zu sprechen. Sie seien kaum greifbar.

Und auf welchen Wegen sind Befunde ins Computersystem gelangt? Wie kann eine Spracherkennungssoftware wissen, was wichtig ist und was nicht? Wie entscheidet eine KI, dass eine Überweisung angebracht ist, was ja die Hypothese einer Diagnose voraussetzt?

Kein einmaliger Ausrutscher

Das Lachen ist mir vergangen, als mir klar wurde, dass dieser Unfug kein einmaliger Ausrutscher war. Denn seit diesem Interview schiebt Lauterbach mindestens einmal im Monat einen weiteren Knüller hinterher. Im März 2024 erklärte er dem WDR: «Wir werden eine bessere Medizin bekommen.» Er beschrieb, dass KI bessere Diagnosen stellen wird als ein Arzt. «Der durchschnittliche Arzt hat jetzt schon Mühe, mit KI mitzuhalten.»

Im April 2024 sprach Lauterbach auf der Digital-Health-Messe DMEA in Berlin: «Künstliche Intelligenz wird die Medizin komplett verändern.» Dazu erklärte er dem Publikum, dass die menschliche Intelligenz nicht immer verstehen könne, wie KI funktioniere, nur, dass sie funktioniere.

Bei einer Tagung in Berlin ergänzte Lauterbach im Juni 2024: «Künstliche Intelligenz wird sein wie ein geduldiger Arzt.» Ich werde langsam unruhig. Handelt es sich hier vielleicht um eine Undercover-Operation zur Abschaffung des Arztberufes?

Wer erlebt da was?

Ganz unheimlich wurde mir schliesslich zumute, als ich – ebenfalls im Juni 2024 – die Überschrift für seine Aufklärungskampagne zur elektronischen Patientenakte lesen musste: «Wir verändern das Arzt-Patient-Erlebnis grundlegend.»

So etwas habe ich in über 40 Jahren ärztlicher Tätigkeit noch nie gehört. Die Arzt-Patient-Beziehung steht für mich schon immer im Mittelpunkt der Medizin, aber was ist ein Arzt-Patient-Erlebnis? Wer erlebt da was, Arzt oder Patient oder gar beide?

Je mehr ich von diesem Gesundheitsminister zu lesen bekomme, desto unheimlicher wird er mir, denn ich bin ja nur «ein durchschnittlicher Arzt». Seine Pläne sind von der irren Idee bestimmt, dass die Medizin respektive die gesundheitliche Situation der Bevölkerung immer besser werde, je mehr Daten zur Verfügung stehen.

Kein Wort von Lärm, kein Wort von Luftverschmutzung, kein Wort von Arbeitsstress, kein Wort von Pflanzengift, und vor allem: kein Wort von Armut, kein Wort von Einsamkeit. Man braucht nicht viel natürliche Intelligenz, um das zu verstehen. Künstliche Intelligenz scheint hingegen den Blick auf das Leben zu vernebeln. Was für ein grandioser Irrtum von unserer Gesundheitspolitik Besitz ergriffen hat!

Dieser Artikel erschien am 22. August 2024 in der deutschen Ärzte-Zeitung.


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Nord-Stream-Sabotage: Polen und Tschechien behindern Aufklärung

German Foreign Policy /  Deutsche Ermittler haben ukrainische Taucher als Täter im Visier. Doch der Hauptverdächtige entwischte kurz vor der Verhaftung.

Enge Verbündete Deutschlands blockieren die Aufklärung des Anschlags auf die Nord Stream-Pipelines und nennen die Erdgasleitungen ein «legitimes Ziel». Wenn der Anschlag mit der klaren Absicht begangen worden sei, den Verkauf von russischem Erdgas an Westeuropa zu unterbinden, dann sei er vollkommen gerechtfertigt. Das erklärte Mitte August Tschechiens Präsident Petr Pavel. Zuvor hatte Polens Ministerpräsident Donald Tusk verlangt, alle, die jemals den Bau einer der zwei Nord-Stream-Pipelines begünstigt hätten, sollten sich jetzt «entschuldigen und … schweigen».

Polen sabotiert seit einiger Zeit Ermittlungen deutscher Behörden, die den Anschlag einer Gruppe von Privatpersonen zuschreiben, darunter mehrere Ukrainer. Laut Medienberichten hatten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky sowie möglicherwiese auch polnische Stellen Kenntnis von den Anschlagplänen. Bei alledem gibt es weiterhin ernsthafte Zweifel an der deutschen Ermittlungsthese. Gewichtige Argumente sprechen unverändert für einen staatlichen Täter – nach Lage der Dinge die Vereinigten Staaten. Ermittlungen, die in diese Richtung zielen, werden in Deutschland nicht geführt.

Staatliche Täterschaft plausibel

Auch rund zwei Jahre nach den Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines ist die Darstellung des investigativen US-Journalisten Seymour Hersh plausibel (Infosperber berichtete). Er hatte – basierend auf Informationen von Insidern – rekonstruiert, die Erdgasleitungen seien im Auftrag der US-Regierung von US-Stellen gesprengt worden. Insbesondere entsprach das der Auffassung von Experten, eine Aktion mit so grossen Mengen an Sprengstoff in so grosser Wassertiefe könne nur von Personen mit Zugriff auf staatliche Kapazitäten durchgeführt werden. Die Sprengsätze seien im Juni 2022 während des NATO-Grossmanövers Baltops an den Pipelines angebracht und im September 2022 ferngesteuert gezündet worden.

Politiker und Leitmedien in Deutschland wiesen Hershs Recherchen umgehend zurück. Ein sogenannter Faktenfinder der öffentlich-rechtlichen ARD diffamierte den renommierten US-Journalisten als «Meister … der Fantasien». Die Begründung: Hersh habe die «unwahrscheinlich[e]» Behauptung getätigt, es sei «Sprengstoff in Pflanzenform» eingesetzt worden.[1] Der «Faktenfinder» war offenkundig unfähig, Hershs Formulierung «[to] plant shaped C4 charges» korrekt zu übersetzen als «C4-Hohlladungen anbringen».[2]

Die Version mit der gemieteten Jacht

Kurz nach der Publikation von Hershs Recherchen legten deutsche und US-amerikanische Medien eine alternative Theorie vor, die sich erklärtermassen auf ungenannte Mitarbeiter der US-Regierung und auf Ermittlungen deutscher Behörden stützte. Demnach sei der Anschlag von der sechsköpfige Besatzung einer gemieteten Jacht durchgeführt worden – von «einer Gruppe aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin», hiess es. Die Gruppe habe am 6. September 2022 in Rostock eine kleine Jacht mit Sprengstoff beladen und sei von dort aus zu einer kleinen Rundreise in der Ostsee aufgebrochen. Nach Stationen auf Wieck auf der Halbinsel Darss, auf der dänischen Insel Christiansø, im schwedischen Sandhamn sowie im polnischen Kołobrzeg sei sie letzten Endes nach Rostock zurückgekehrt. Zwischendurch hätten die Taucher die Sprengsätze angebracht.[3]

Experten äusserten sich in ersten Stellungnahmen skeptisch; so hiess es etwa, der Umgang mit Sprengstoff sowie das Tauchen in extremen Tiefen erforderten eine oft «jahrelange Ausbildung, insbesondere im Militär».[4] Unklar blieb auch, wieso hochprofessionell operierende Täter Sprengstoffspuren und Fingerabdrücke in der Jacht nicht beseitigt haben. Zudem begann die Durchsuchung der Jacht erst am 18. Januar 2023 – Zeit genug, das Boot zwischendurch zu präparieren.

Mitwisser, Mittäter?

Während rasch die Vermutung geäussert wurde, es könne sich bei der offiziösen Tatversion um eine gezielt gelegte und genährte falsche Fährte handeln, setzten die deutschen Behörden ihre Ermittlungen gegen die Gruppe, die auf der Jacht in die Ostsee gestochen war, fort.

Mitte August erweiterte ein Bericht des «Wall Street Journal» die Version um weitere Elemente. Demnach sei der Gedanke, die Nord-Stream-Pipelines zu sprengen, im Mai 2022 entstanden, als einige ukrainische Militärs und Geschäftsleute die Erfolge der damaligen ukrainischen Gegenoffensive mit grösseren Mengen alkoholischer Getränke feierten. Präsident Wolodymyr Selensky habe dem Plan zunächst zugestimmt, die Genehmigung aber auf eine Intervention aus Washington zurückgezogen. Daraufhin habe der damalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, die Planungen auf eigene Faust fortgesetzt.[5]

Saluschnyj streitet dies selbstverständlich ebenso ab, wie Selensky in Abrede stellt, er sei ursprünglich in die Anschlagpläne involviert gewesen. Auch Polens Regierung weist jede Form einer Mitwisserschaft oder gar Tatbeteiligung zurück. Dass es eine «Verabredung zwischen den höchsten Spitzen in der Ukraine und in Polen» gegeben habe, den Anschlag auszuführen, hatte zuvor Ex-BND-Präsident August Hanning geäussert.[6]

Ermittlungen sabotiert

Nicht nur der Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines selbst, auch seine Nachwehen bringen die deutsche Regierung in eine heikle Situation. Schon unmittelbar nach dem Anschlag hatte die Tatsache Aufsehen erregt, dass Bundeskanzler Olaf Scholz es umstandslos hinnahm, dass US-Präsident Joe Biden auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 7. Februar 2022 ankündigte, im Fall eines russischen Einmarschs in die Ukraine werde es «kein Nordstream 2 mehr geben».[7]

Aktuell ruft Erstaunen hervor, dass ein von den deutschen Behörden verdächtigtes und mit europäischem Haftbefehl gesuchtes Mitglied der Jacht-Crew offenkundig in der Lage war, sich aus seinem Wohnort westlich von Warschau in die Ukraine abzusetzen. In Warschau heisst es dazu, man habe den Mann nicht aufhalten können, da die deutsche Seite es versäumt habe, ihn in das Schengen-Register einzutragen, auf das an der Grenze bei Kontrollen zugegriffen werde.[8]

Sollte dies zutreffen, dann würden sich neue Fragen stellen. Interessant ist nicht zuletzt, dass der Mann, wie auch zwei weitere Verdächtige, von deutschen Journalisten ohne weiteres kontaktiert werden konnten – vermutlich in der Ukraine –, dass sie aber von Kiew nicht an die deutschen Behörden überstellt werden. Demnach sabotiert Kiew Berlins Versuche, einen Anschlag auf die Energieinfrastruktur der Bundesrepublik aufzuklären.

«Entschuldigen und schweigen»

Ähnliches gilt für Polen, das unter anderem nicht bereit ist, Videoaufnahmen aus dem Hafen von Kołobrzeg, die zur Aufklärung des Geschehens um die erwähnte Jacht beitragen könnten, an die deutschen Behörden weiterzugeben. Im Hinblick auf vorsichtige Kritik an der polnischen Verhinderungstaktik erklärte Ministerpräsident Donald Tusk kürzlich auf dem Kurznachrichtendienst X: «An alle Initiatoren und Schirmherren von Nord Stream 1 und 2: Das Einzige, was ihr jetzt tun solltet, ist, euch zu entschuldigen und zu schweigen.»[9]

Tschechiens Präsident Petr Pavel hat jüngst die Nord-Stream-Pipelines zu einem legitimen Angriffsziel erklärt. Sollte der Anschlag mit der Absicht begangen worden sein, die Erdgasflüsse aus Russland nach Europa und die folgende Bezahlung des Gases an die liefernden russischen Unternehmen zu verhindern, dann sei dies «ein legitimes Ziel», äusserte Pavel.[10]

Dass enge Verbündete Anschläge auf die deutsche Energieinfrastruktur für zulässig erklären und Kritik daran komplett zum Schweigen bringen wollen, zeigt, dass die weitreichende Kontrolle über die EU, die Berlin einst besass, mit hohem Tempo schwindet.

FUSSNOTEN:
[1] ARD blamiert sich mit Übersetzungsfehler. t-online.de 24.02.2023.
[2] S. dazu Tatort Ostsee (III).
[3] S. dazu Tatort Ostsee (IV).
[4] Wie plausibel sind die Nord-Stream-Berichte? zdf.de 07.03.2023.
[5] Bojan Pancevski: A Drunken Evening, a Rented Yacht: The Real Story of the Stream Pipeline Sabotage. wsj.com 14.08.2024.
[6] «Es gab Verabredungen zwischen Selensky und Duda, den Anschlag auszuführen», behauptet der Ex-BND-Chef. welt.de 20.08.2024.
[7] Biden nach Gespräch mit Scholz: «Wenn Russland einmarschiert, wird es kein Nord Stream 2 mehr geben». rnd.de 08.02.2024.
[8] Erster Haftbefehl wegen Nord-Stream-Anschlägen. tagesschau.de 14.08.2024.
[9] «Sich entschuldigen und schweigen». Donald Tusk kritisiert Nord-Stream-Befürworter. Tagesspiegel.de 17.08.2024.
[10] Ketrin Jochecová: If Ukrainians did destroy Nord Stream, they may have been justified, Czech president argues. politico.eu 21.08.2024.


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Zugerinnen kämpfen mit Memes für Transparenz

Das Komitee der Transparenzinitiative setzt bei der zweiten Abstimmungskampagne nun auf Memes. (Bild: zvg)

Wegen Fehler bei der Auszählung lässt die Zuger Regierung die Abstimmung zur Transparenzinitiative wiederholen. Die Initianten bleiben auf den Kosten der ersten Abstimmung sitzen. Für die zweite üben sie sich im Galgenhumor.

Unzählige Stunden ehrenamtliche Arbeit und gut 14’000 Franken für Kampagnenmittel – für nichts. Für den zweiten Abstimmungskampf ist das Komitee der Transparenzinitiative im Kanton Zug nun auf Spenden angewiesen (zentralplus berichtete). Trotzdem nehmen die Initianten die Situation auch mit einer Prise Humor, wie aus einer Medienmitteilung vom Freitag hervorgeht.

«Mit humorvollen Memes, die das Regierungsversagen auf den Punkt bringen, versucht das Initiativkomitee nun, auf ihr Crowdfunding aufmerksam zu machen», erklärt Konradin Franzini, Co-Präsident der Initiative, die Aktion. Die Sujets wurden auf mehreren Plakatflächen der Stadt Zug geschaltet. Denn noch hat die Initiative ihr Ziel von 6500 Franken nicht erreicht.

Mit verschiedenen Sujets zum Abstimmungsdebakel soll die Abstimmung diesmal zu ihren Gunsten ausfallen. (Bild: zvg)

Trotzdem ist das Komitee mit dem bisherigen Verlauf der Spendensammlung zufrieden. «Wir sehen diese Unterstützung als klare Botschaft: Die Zuger Bevölkerung will Transparenz und lässt sich vom Abstimmungsdebakel der Zuger Regierung nicht entmutigen», wird Co-Präsidentin Delia Meier zitiert.

Wiederholung wegen verwirrender Stimmzettel

Die Zuger Regierung liess die Abstimmung wiederholen, da nur vier Gemeinden die Stimmzettel zur Initiative richtig ausgezählt hatten (zentralplus berichtete). Zwar waren die Zettel perforiert, die Zuger durften die einzelnen Teilfragen aber nicht voneinander trennen – sonst war die ganze Stimme ungültig. Einige Gemeinden zählten trotz Fehlens von Teilfragen die Stimmen trotzdem. Bei der zweiten Abstimmung am 22. September geht die Zuger Regierung deshalb auf Nummer sicher: Die neuen Stimmzettel sind nicht mehr vorgestanzt.

Damit der Stimmzettel diesmal zusammenbleibt, ist die Perforierung verschwunden. (Bild: wia)
Verwendete Quellen

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Durchbruch der Rechtsextremen in Deutschland

Herrmann /  «Wozu diene ich eigentlich?!» «Sie wiederholt sich!»


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Solingen ist auch eine Folge der «Kriege gegen den Terror»

Helmut Scheben /  Al-Nusra, IS und radikale Gruppen im Internet entstanden wesentlich durch die Kriege gegen Irak und gegen Assad in Syrien.

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Helmut Scheben

Seit dem Messerattentat in Solingen wird vor allem über eine verschärfte Migrations- und Abschiebepolitik, über weitergehende Überwachungskompetenzen sowie über Verbote von Messern bei öffentlichen Zusammenkünften diskutiert.

Tabu bleibt die Diskussion über einige Ursachen der gefährlichen Radikalisierung. Deren Wurzeln liegen in den vom Westen geführten «Kriegen gegen den Terror». Im Folgenden sei an diese verdrängte Vergangenheit erinnert.

Irak: für Ulrich Tilgner «ein Fehler von historischem Ausmass»

Im Mai 2003 setzte Paul Bremer, Zivilverwalter der USA im Irak, mehr als 400’000 irakische Soldaten und Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums auf die Strasse. Sie verloren ihren Job, ihre Familie stand oft mittellos da. Viele kämpften um Selbstachtung und Würde, andere wurden depressiv oder begingen Suizid. Von diesem Moment an häuften sich Sprengstoffanschläge, und es formierte sich Widerstand gegen die US-Armee als Besatzungsmacht. Tausende folgten dem Aufruf zum Aufstand. Der sunnitische Untergrund war entstanden, aus dem später Organisationen wie der «Islamische Staat» hervorgehen sollten. Mit dem Angriff auf den Irak hatten die USA die Geister geweckt, die sie angeblich ausrotten wollten. 

Bremer nannte seine Entscheidung «Ent-Baathifizierung», was bedeutungsmässig wohl als gelungener PR-Trick an die «Ent-Nazifizierung» Deutschlands 1945 andockt. Bremer wollte die Baath-Partei des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein auflösen und dessen Anhänger bestrafen. 

Ulrich Tilgner
Ulrich Tilgner

Ulrich Tilgner, lange Jahre Korrespondent im Nahen Osten, schildert in seinem Buch «Zwischen Krieg und Terror», wie er die Ereignisse in Bagdad damals erlebte. Am 20. März 2003 waren die USA und ihre «Koalition der Willigen» in den Irak einmarschiert. Die Begründungen für den Angriffskrieg beruhen auf gefälschten Dokumenten der US-Geheimdienste. 

Der Widerstand der irakischen Armee bricht innert weniger Wochen zusammen. Manche irakischen Einheiten feuern keinen Schuss ab, weil die Kommandanten Saddam Hussein loswerden wollen und auf ein Arrangement mit den USA hoffen. Nach der Flucht Saddam Husseins demonstrieren irakische Armee-Offiziere für einen demokratischen Neuanfang und bieten den Amerikanern Zusammenarbeit an. Sie warnen gleichzeitig, dass ein bewaffneter Untergrund entstehen werde, falls die US-Amerikaner nicht darauf eingingen. Bremer lässt nicht mit sich reden. 

«Bremer reagiert mit beispielloser Arroganz und begeht einen Fehler von historischem Ausmass», schreibt Tilgner. Dem erst zwei Wochen zuvor eingeflogenen Zivilverwalter dürften die Auswirkungen seiner Anordnung nicht klar gewesen sein. Er treibt Tausende in den Untergrund und produziert einen Terror-Aufstand: «Möglicherweise führen Bremers Fehlentscheidungen zum Tod Zehntausender Menschen», notiert Tilgner damals, «während die Chancen, den Irak zu demokratisieren, schwinden».

Syrien: Hillary Clintons geheimes Mail

In einem Mail vom 31. Dezember 2012 schreibt die damalige US-Aussenministerin Hillary Clinton, es gelte «mit regionalen Verbündeten wie der Türkei, Saudiarabien und Katar zusammenzuarbeiten, um syrische Rebellen zu organisieren, zu trainieren und zu bewaffnen».

Weiter heisst es: «Assad zu beseitigen wäre nicht allein ein unermesslicher Segen für die Sicherheit Israels, es würde auch die verständlichen Ängste Israels mindern, sein nukleares Monopol zu verlieren. Im nächsten Schritt könnten sich dann die Vereinigten Staaten und Israel gemeinsam drauf verständigen, von welchem Punkt an die iranische Atomanreicherung so gefährlich wird, dass ein militärisches Eingreifen gerechtfertigt erscheint.» (Kurt O. Wyss. Die gewaltsame amerikanisch-israelische «Neuordnung» des Vorderen Orients. Bern 2022. S.164)

Dieses Mail wurde durch Wikileaks publik. Es zeigt unmissverständlich, welche geostrategischen Interessen die USA und ihre Nato-Verbündeten in Syrien verfolgten: Ziel war, einen Korridor freizumachen für den Aufmarsch gegen den Iran. Dazu war zunächst ein Regime-Change in Damaskus erforderlich. Die Pläne dafür lagen seit langem in den Schubladen der Neokonservativen in Washington. 

Bereits Ende 2006 hatte William Roebuck, US-Botschafter in Damaskus, eine Nachricht an das US-Aussenministerium geschickt. Diese Depesche enthielt eine detaillierte Liste von Vorschlägen zur Destabilisierung Syriens. Aufgezählt waren die wichtigsten Verwundbarkeiten (vulnerabilities) der Regierung Assad und die entsprechenden Handlungsmöglichkeiten (possible action) der USA, um einen Regierungswechsel zu erreichen.

Sogenannte «syrische Rebellen», wie die in Istanbul gegründete «Freie Syrische Armee», wurden von US-Geheimdiensten in Trainingscamps in der Türkei und in Jordanien ausgebildet und nach Syrien geschickt. Überläufer aus Assads Armee wurden mit hohen Dollarsummen angelockt. Beutewaffen aus Libyen wurden vom CIA nach Syrien geschickt. Kombattanten aus mehr als 50 Nationen strömten in den Krieg nach Syrien. Der Westen kreierte und finanzierte eine Propaganda-Truppe namens «Weisshelme», welche als Sprachrohr der Dschihadisten endete. Von Anfang an war ersichtlich, dass die in Syrien verbotenen Muslimbrüder und andere sunnitische Gruppen, die von Katar und Saudiarabien finanziert wurden, die Unruhen schürten. 

Grosse Medien übernahmen die in Washington, London, Paris und Berlin verbreitete Darstellung, in Syrien sei der arabische Frühling ausgebrochen und es gelte nun – wie in Libyen und Ägypten – die Demokratie einzuführen und den Tyrannen Assad zu stürzen, der «auf sein eigenes Volk schiesst». Tatsächlich war der «arabische Frühling» in Syrien eine Social-Media-Bewegung, die – trotz Unzufriedenheit einiger Bevölkerungsgruppen mit der Politik Assads – keine grosse Verankerung in der Gesellschaft hatte. 

Im Schweizer Fernsehen tauchten plötzlich Syrien-Experten auf, die in Dokumentarfilmen den Widerstand der «Rebellen» gegen die syrische Armee als heldenhaft darstellten. Sie informierten nicht, dass da viele Syrer bezahlt wurden, damit sie auf andere Syrer schiessen.

Hingegen verloren Journalistinnen, die Syrien wirklich kannten, wie die in Damaskus lebende Karin Leukefeld, Job und Aufträge, weil sie schrieben, was sie täglich auf der Strasse sehen und hören konnten: Die Mehrheit der Menschen in Syrien wollte Reformen, aber keinen Umsturz und schon gar nicht einen Krieg, um Assad zu stürzen. Journalisten und Diplomaten wie der französische Botschafter in Bagdad oder die EU-Diplomatin Eva Filipi, welche diese Realität vermittelten, wurden mundtot gemacht.

Der «Krieg gegen den Terror» hat tausende Dschihadisten hervorgebracht

In einem Bericht des US-Militärgeheimdienstes DIA hiess es bereits 2012: «Die wichtigsten Kräfte, die den Aufstand in Syrien vorantreiben, sind Salafisten, die Muslimbruderschaft und Al-Kaida im Irak.» In dem Geheim-Papier wird davor gewarnt, dass Al-Kaida ein «salafistisches Fürstentum» in Ostsyrien errichten könne. (Karin Leukefeld. Syrien zwischen Schatten und Licht. S. 276)

Etwa ab 2013 müssen es auch «Strategen» in Washington gemerkt haben, dass ihnen die Sache aus dem Ruder lief. Laut Medienberichten wüteten damals schon mehr als tausend bewaffnete Gruppen in Syrien, von denen die Mehrheit radikalislamische Kämpfer waren wie die Gruppe Al-Nusra. Mit einem Mal erwiesen sich die tapferen «syrischen Rebellen» und «Freedom-Fighters» als Terroristen, die Gefangenen vor laufender Kamera den Kopf abschnitten und die Videos ins Netz stellten.

Zwischen 2013 und 2014 gelang es den fundamentalistischen Islamisten sogar, versuchsweise einen «Islamischen Staat in Syrien» zu realisieren.

Diese Widersprüche waren einer globalen Öffentlichkeit, die man seit 9/11 für einen «Krieg gegen den Terror» zu überzeugen versuchte, nicht mehr leicht zu erklären. Waren die «Rebellen» nun die Guten oder die Bösen? Daher wurde, um einen Rest von Glaubwürdigkeit zu retten, die Erzählung verbreitet, es gebe in Syrien zweierlei Milizen, nämlich die «guten Aufständischen» und die «bösen Aufständischen», Erstere gelte es zu unterstützen, Letztere zu bekämpfen. Was die US-Armee dann in Mossul mit erschreckender Gründlichkeit tat.

Doch Aussenministerin Clinton und ihre «Gruppe der Freunde des syrischen Volkes» waren mehr auf den Sturz Assads fokussiert als auf die Gefahr, dass als Folge ihrer Politik ein islamistisches Ungetüm heranwächst. 

Dass aus diesem Ungetüm später eine PR-Grossmacht im Internet werden könnte, die Jugendliche für ihre Terror-Ziele rekrutiert, war in Washington offensichtlich kein Grund zur Besorgnis.

Schliesslich ergoss sich die Flüchtlingswelle, die der Syrienkrieg ausgelöst hatte, über Europa, nicht über die USA. Und in Berlin ertönte es: «Wir schaffen das.»

«Von Assad verfolgt» war ein häufiger Asylgrund

Spätestens ab diesem Moment war vielen arabisch sprechenden Jugendlichen klar, dass sie in Europa Asyl erhalten würden, wenn sie angaben, Syrer zu sein und von Assad verfolgt worden zu sein. Sie kamen zu Zehntausenden. Ähnliches gilt für viele Asylsuchende aus Ägypten oder aus dem Maghreb. Etliche von ihnen «ohne Papiere» gaben sich als Syrer aus, um einen Flüchtlingsstatus zu erlangen.

Unter ihnen waren viele aus den Reihen der islamistischen Kombattanten. Sie verliessen Al-Nusra und andere Gruppierungen in Richtung Europa, nachdem nach der Niederlage in Aleppo klar geworden war, dass der Krieg gegen Assad verloren war. Bei den Asylbefragungen in Europa gaben sie mit grosser Wahrscheinlichkeit an, sie seien «von Assad verfolgt worden».

Wie viele von ihnen aufgenommen wurden oder untertauchten, ist ungewiss. Man kann davon ausgehen, dass ein Zustrom radikalislamischer, kampferfahrener junger Männer, von denen viele mit Sprengstoff und Waffen umgehen können, nicht ohne Auswirkungen auf das politische Klima in den europäischen Gesellschaften geblieben ist. Diese Männer sind zu vielem bereit, wenn sie sich abgewiesen, verachtet, gedemütigt und erniedrigt fühlen – von der Gesellschaft und besonders auch von Frauen.

Auf der Suche nach Orientierung und Autoritäten finden diese Ausgegrenzten im Netz ein Narrativ, das sie darstellt als diskriminierte Muslime und als Krieger, die um ihre Würde kämpfen. Religion ist dabei nur ein anderes Wort für Gemeinschaft oder Zugehörigkeit. Es geht nicht um den Koran. Die meisten lesen ihn kaum. Es geht um Selbstbestätigung und um einen Moment der Macht, welcher die erlittene Ohnmacht überwinden soll. Ob dabei Sprengstoff, eine Pistole, ein Messer oder ein Fahrzeug als Terrorwaffe benutzt wird, ist unerheblich. 

Wenn die deutsche Innenministerin verfügen will, dass niemand ein Messer mit sich führen darf, dessen Klinge länger als sechs Zentimeter ist, zeigt sich darin politische Hilflosigkeit. 


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Ex-CS-Leute staunen über UBS: Inside Paradeplatz ist gesperrt

Lukas Hässig /  Das Verbot von UBS-Chef Ermotti ist seit 2018 in Kraft. Die Credit-Suisse hatte zwar häufig geklagt, aber nie zensuriert.

Was darf online gesagt werden? Das Thema beherrscht Deutschland, Frankreich und die USA. Die Schweiz weniger. Trotzdem wunderten sich die alten CS-Leute, als sie als frische UBS-Angestellte auf ihrem Laptop «Inside Paradeplatz» lesen wollten.

Und es nicht ging. Seite gesperrt.

Das Verbot stammt aus dem Jahr 2018, ausgesprochen von Sergio Ermotti. Der war schon damals die Nummer 1 der Grossbank. Ermotti und seine Leute griffen seinerzeit zu einem Trick. Sie stuften die «Finanznews aus Zürich» als «Soziales Medium» ein – und «Soziale Medien» waren auf den UBS-Rechnern ohne «Special License» untersagt. Insbesondere die Kommentare von IP gaben zu reden. Diese seien oft unterirdisch.

Die CSler, die neu unter UBS-Farben antraten, fanden das Verbot erstaunlich. Sie sind sich an harte Wortmeldungen aus ihrer Zeit am Paradeplatz gewöhnt. Dass Ermotti an der Zensur festhält, überrascht. Die Kommentare mögen teils harsch sein – doch dagegen gibt es Mittel. Mit dem Melde-Button kann man Grenzwertiges schnell und einfach anzeigen. Zudem beschäftigt die Grossbank Heerscharen von Medien-Überwachern. Die können bei Kommentaren, welche die rote Linie in ihren Augen überschreiten, sofort intervenieren – was viele Banken tun. Ständig.

Die einstigen CS-Kapitäne hatten gerne geklagt. Selbst als ihr Tanker schon am Kentern war, liessen sie ihre Medienanwälte gegen «Inside Paradeplatz» von der Leine. Vor Gericht gaben dann fast ausschliesslich die Kommentare zu reden. Hunderte hatte die CS eingeklagt, 30 gar strafrechtlich. Am Ende blieb praktisch nichts übrig.

Die Klagefreudigkeit der Escher-Bank beeinflusste aber die Grundhaltung nicht. Medien, auch wenig gemochte, waren intern stets zugelassen. Nie hatte die CS zensuriert. Ermotti und seine UBS hingegen tun dies seit Jahren – und halten weiter daran fest. Umgekehrt nutzen sie ihnen wohlgesinnte Medien, um sich ins rechte Licht zu rücken. Schöne neue Medienwelt.

Helfen kann das der Bank nur beschränkt. Die UBS-Aktie ist in steten Sinkflug übergegangen. Am Mittwoch Abend lag der Titel nach einem neuerlichen Rückgang nur noch knapp über 25 Franken. Das ist wenig angesichts des «Geschenks», das die Bank und ihre Leitung mit der ganzen CS für mickrige drei Milliarden von der Schweiz erhalten hatte.

Die Investoren beginnen an der Leistung von Ermotti und Co. zu zweifeln. Die Integration der CS, die Abflüsse von Kundengeldern, die Flucht guter Leute: Das alles lastet auf dem Kurs. Und der ist das beste Barometer für die Zukunft. Die bleibt glänzend, was Ermottis Verdienst angeht. Er kriegte für seine ersten neun Monate 14,4 Millionen Franken – noch bevor wirklich Zählbares auf dem Tisch lag.


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Der Autor ist Redaktor und Inhaber des Portals Inside Paradeplatz, auf dem dieser Beitrag zuerst erschien.
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Glencore wegen profitabler Minen-Deals in Kongo verurteilt

Red. /  Der Zuger Rohstoffkonzern muss 152 Millionen Franken zahlen – und hofft auf einen Schlussstrich unter seine Korruptionsaffären.

Glencore hatte einen «unsichtbaren Drahtzieher» für seine korrupten Geschäfte in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Der Zuger Rohstoffkonzern nutzte die Dienste des israelischen Geschäftsmannes Dan Gertler, um seine hochprofitablen Minen-Deals einzufädeln.

Das zeigen die Untersuchungen der Bundesanwaltschaft. Sie hat Glencore nun zu einer Geldstrafe von zwei Millionen Franken verurteilt und verlangt eine Rückzahlung von 150 Millionen US-Dollar aus den unrechtmässigen Gewinnen. Dieses Geld wird der Bundeskasse gutgeschrieben.

Gertler war Glencores Agent

Gertler habe als «Agent von Glencore» gehandelt. Seine Bestechungen gelten laut der Bundesanwaltschaft «als innerhalb des Unternehmens erfolgt», berichtet das auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Online-Magazin «Gotham City» (Bezahlschranke).

Aktiv geworden ist die Bundesanwaltschaft, weil die Organisation Public Eye 2017 eine Klage eingereicht hatte. Glencore hatte in der DRK grosse Anteile an Kupfer- und Kobaltminen zu Spottpreisen gekauft.

2011 soll Glencore mit der Hilfe von Dan Gertler die Mehrheit an der Mutanda- und der Kansuki-Mine im Süden der DRK gekauft und sie zu einem einzigen grossen Unternehmen fusioniert haben. Dan Gertler, der mutmassliche Agent von Glencore, war ein enger Freund des damaligen Präsidenten Joseph Kabila.

Ein verdächtiger Verkauf

Gertler kaufte Anteile der beiden Minen via zwei Firmen, die ihren Sitz auf den britischen Jungferninseln haben. Laut «Gotham City» lautete deren Adresse auf eine in Zürich ansässige Treuhandgesellschaft, die Salix Services.

Der Kaufpreis wurde auf insgesamt 137 Millionen US-Dollar festgesetzt: 120 Millionen US-Dollar für Mutanda und 17 Millionen US-Dollar für Kansuki. Hinzu kam die Übernahme der Schulden von Mutanda in Höhe von 31 Millionen. Glencore kündete die Fusion im Juli 2013 an. Der Schweizer Konzern erhielt so die Mehrheitsbeteiligung am neuen Bergbaukonglomerat.

Bestechungsgelder an Kabilas Berater

«Das Problem ist nur, dass dieses riesige Geschäft durch Bestechungsgelder ermöglicht wurde», schreibt «Gotham City». Der «Geschäftspartner» von Glencore, also Dan Gertler, hatte mehrmals «erhebliche Barzahlungen» an einen Regierungsbeamten geleistet. Es handelte sich dabei um den ehemaligen Gouverneur von Katanga, Augustin Katumba Mwanke. Dieser kam 2012 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Laut der Bundesstaatsanwaltschaft war der hohe Beamte «in der Lage, Massnahmen zu ergreifen und entscheidenden Einfluss auszuüben».

Zehn Millionen in bar

Die Ermittlungen ergaben, dass Gertler Schweizer Konten genutzt hatte, um dem hohen Beamten Bargeld zukommen zu lassen. Im Zeitraum um den Erwerb der Minderheitsbeteiligungen an Mutanda und Kansuki wurden rund 26 Millionen US-Dollar über diese Konten geleitet. Davon gingen etwa 10 Millionen in mehreren Tranchen in bar an den Beamten. Im Gegenzug erleichterte dieser den Verkauf der Aktien von Mutanda und Kansuki an Rowny und Biko zu einem Preis unterhalb des Marktwerts.

Es gibt keine Beweise für eine direkte Beteiligung von Glencore-Managern oder -Angestellten an diesen illegalen Geschäften. Dennoch befand die Bundesanwaltschaft, dass der Konzern fahrlässig gewesen sei. Das Unternehmen habe es versäumt, die erforderlichen organisatorischen Massnahmen zu ergreifen, um die Bestechung ausländischer Amtsträger durch einen seiner Geschäftspartner zu verhindern.

In einer Stellungnahme erklärte Glencore, dass es die Schlussfolgerungen der Bundesanwaltschaft zurückweise. Der Zuger Riese verzichtete jedoch «im Interesse der Lösung dieses Falles» darauf, die Anordnung anzufechten.

Giftige Altlasten in Peru

Gegen Glencore wurden in den letzten Jahren nicht nur Bestechungsvorwürfe erhoben. In Peru hat die Umweltbehörde belegt, dass die von Glencore betriebene Kupfermine die Luft mit schwermetallhaltigem Feinstaub belastet, Wasser verschmutzt und die Qualität der Böden rund um die Mine erheblich verschlechtert.   

Steuertricks in Sambia

In Sambia musste die Glencore-Tochter Mopani Copper Mining 13 Millionen US-Dollar nachzahlen, weil ihr die OECD illegale Steuervermeidungspraktiken nachweisen konnte.

Weiterführende Informationen


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Baar: Im Dorf und am Stadtrand soll rege gebaut werden

Der Blick vom Büelplatz in Richtung Südwesten heute. (Bild: wia)

Aus Alt mach Neu, aus Grün mach Beton. Die Baarer Stimmberechtigten entscheiden im September über zwei Bebauungspläne, die das Gesicht der Gemeinde massgeblich mitprägen würden.

Noch zeigt sich die Gemeinde Baar im Südwesten des Büelplatzes dörflich. Satteldach reiht sich an Satteldach, die Gebäude stammen zumeist aus dem 20. Jahrhundert, sind unauffällig und etwas in die Jahre gekommen. Das soll sich ändern. Der Bebauungsplan Marktgasse–Rigistrasse sieht den Abriss der bisherigen Häuser sowie umfangreiche Neubauten auf dem Geviert vor.

«An der Einfallsachse zum Dorfzentrum soll eine markante Überbauung entstehen, die das Oberdorf mit dem Schulhausplatz Marktgasse verbindet», heisst es in den Abstimmungsunterlagen. Um ein gemeinsames Projekt zu entwickeln, haben sich die Eigentümer von vier Grundstücken zusammengetan, welche sich mehr oder weniger auf einer Achse vom Büelplatz in Richtung Süden befinden. Dies auf Initiative der Gemeinde Baar.

Insgesamt sind 29 Wohnungen geplant

Konkret geplant sind zwei, von oben betrachtet jeweils L-förmige Gebäude. An der südwestlichen Ecke des Büelplatzes ist ein Wohngebäude aus drei unterschiedlich hohen Volumen geplant. Das wohl Auffälligste an ihnen: ein achtstöckiger Gebäudeteil, der ergänzt wird von einem fünfgeschossigen Volumen an der Marktgasse sowie einem viergeschossigen Gebäudeteil an der Rigistrasse. Im Erdgeschoss ist eine Gewerbenutzung geplant. In diesem nördlich liegenden Gebäude sind insgesamt 17 Wohnungen geplant.

Südlich davon ist ein Wohngebäude geplant, das gemäss der Gemeinde Baar «einen geringen öffentlichen Charakter» aufweist. Die zwei Gebäudeteile sind drei- und viergeschossig. In diesem Bau sind zwölf Wohnungen geplant. Für die Öffentlichkeit sollen verschiedene Durchgänge von der Rigistrasse und Marktgasse zum Schulhausplatz entstehen. Insgesamt sieht das Richtprojekt in beiden Häusern fünf preisgünstige Wohnungen vor.

So könnte die Umgebung des Büelplatzes künftig aussehen. (Bild: zvg/ Gemeinde Baar)

Häuser an der Marktgasse sollen (noch) nicht abgerissen werden

«Das Richtprojekt fügt sich in die innerörtliche Umgebung ein und setzt gleichzeitig Akzente für eine zukunftsweisende Entwicklung des Dorfes», heisst es in den Abstimmungsunterlagen. Der Strassenraum an zentraler Lage werde qualitätsvoll gefasst und städtebaulich akzentuiert. «Trotz höherer Dichte wirkt das Ensemble durch die unterschiedlichen Höhen, die Durchlässe und die Freiraumgestaltung leicht.»

Einen Bebauungsplan braucht es bei geschildertem Projekt deshalb, weil einige der Grundstücke in der Kernzone liegen. Im Bebauungsplan eingebunden sind auch drei Grundstücke, die sich südwestlich des Büelplatzes an der Marktgasse befinden. Darunter etwa der frühere Sitz der Metzgerei Rogenmoser. Für diese bestehen gemäss Gemeinde Baar derzeit jedoch keine Entwicklungsabsichten.

Auch an der Stadtgrenze soll hoch gebaut werden

Weg vom Dorfkern und hin zur Stadtgrenze. Denn auch hier soll gebaut werden. Konkret ist nahe der Stadtbahn-Haltestelle Lindenpark ein neues Wohn- und Arbeitsquartier geplant. Die Baarer Stimmbevölkerung stimmt am 22. September über den Bebauungsplan Unterfeld Süd – Baubereiche 3 und 4 ab, welche direkt an die Stadt Zug grenzen.

Für das noch unbebaute Gebiet läuft seit mehreren Jahren ein Planungsprozess. Man erinnere sich: 2017 wurde der gemeindeübergreifende Bebauungsplan für das Gebiet Schleife Zug/Unterfeld Süd von der Baarer Stimmbevölkerung abgelehnt (zentralplus berichtete). Die Gemeinden beschlossen daraufhin, fortan unabhängig voneinander zu planen. 2020 stimmte die Bevölkerung dem Zonenplan sowie der Bauordnung zu. Daraufhin wurde ein Richtprojekt für die erste Etappe (Baubereiche 3 und 4) erarbeitet, welches als Grundlage für den vorliegenden Bebauungsplan dient (zentralplus berichtete). Projektentwicklerin ist die Firma Implenia.

Der neuen Überbauung im Unterfeld Süd liegt ein städtebauliches Konzept mit unterschiedlichen Baukörpern zugrunde. «Entlang des Boulevards bilden drei Hochhäuser die Akzente dieses Konzepts. Dabei schaffen die Hochhäuser einen räumlichen Bezug zum neuen Boulevard und zur Stadtbahn-Haltestelle, wobei sie in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen», heisst es in den Abstimmungsunterlagen.

Noch liegen zwischen Zug und Baar Grünflächen. (Bild: zvg/ Andreas Busslinger)

19-geschossiges Hochhaus geplant

Im Baubereich 4 ist ein 60 Meter hohes Wohnhochhaus mit 19 Geschossen geplant. Dieses bildet den südlichen Auftakt zum Gebiet Unterfeld. «Es charakterisiert sich durch die rundherum angebrachten Erker, welche die Volumetrie des Gebäudes gliedern und dessen Vertikale betonen», so die Broschüre. Im Erdgeschoss ist eine publikumsorientierte Nutzung angedacht. Dass hoch gebaut wird, ist keine freiwillige Entscheidung. Gemäss dem kantonalen Richtplan ist in diesem Bereich eine hohe Verdichtung Pflicht.

Nördlich des Hochhauses planen die Verantwortlichen ein reines Gewerbegebäude. Doch auch hier soll es publikumsorientierte Nutzungen, also etwa Restaurants, geben. Dies insbesondere in Richtung Stampfiplatz. Dieser bildet das Zentrum zwischen den Gebäuden sowie der S-Bahnstation.

Im gesamten Gebiet Unterfeld Süd sind 400 Wohnungen geplant, davon etwa 370 in den ersten beiden Bauetappen. Gemäss Bauordnung sind mindestens 10’000 Quadratmeter preisgünstiger Wohnraum im Sinne des kantonalen Wohnraumförderungsgesetzes gefordert. Diese sollen jedoch im Baubereich 1A sowie im Bereich 2 zu stehen kommen und werden demnach erst in der zweiten und dritten Etappe umgesetzt.

Blau markiert sind die Baubereiche 3 und 4. Über den Bebauungsplan dazu stimmen die Baarerinnen im September ab. (Bild: zvg)

Der Veloweg bleibt bestehen

Der Veloweg, der heute den Geleisen entlang von Zug nach Baar führt, bleibt auch weiterhin bestehen. In den ersten beiden Bauetappen sind 1700 Veloparkplätze geplant.

Autos sollen künftig via Nordstrasse via Kreisel in die neue Stockerstrasse gelangen, in dessen Norden kürzlich das neue Headquarter der Partners Group bezogen wurde. Von der Stockerstrasse gehts in die Tiefgarage. Gemäss Bauordnung dürfen maximal 565 Parkplätze auf dem gesamten Gebiet bestehen. Für die Baubereiche 3 und 4 sind das 202 Parkplätze. So weit wie möglich wird das Gebiet autofrei sein.

Die Baarer Stimmbevölkerung entscheidet am 22. September, ob sie die beiden Bebauungspläne annehmen möchte. Falls noch Fragen sind? Am 2. September, um 19 Uhr, stellen die Grundeigentümer, Fachplaner sowie die Gemeinde die wesentlichen Inhalte des Bebauungsplans Marktgasse–Rigistrasse und des Bebauungsplans Unterfeld Süd – Baubereiche 3 und 4 im Gemeindesaal Baar vor.

Verwendete Quellen

  • Abstimmungsunterlagen
  • Augenschein der Situation beim Büelplatz

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

REGA-TV: FREE-LIVESTREAMS

PODCASTS: Tutticanti

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