Chatbot zitiert aus erfundener Studie und täuscht Ärzte

Martina Frei /  Künstliche «Intelligenz» erzeugt eine überzeugende Fantasie-Studie. Auf Nachfragen entschuldigte sich der Google-Chatbot «Bard».

Die New Yorker Hals-Nasen-Ohren-Chirurgin Hayley Born beauftragte den Google-Chatbot «Bard», einen kurzen Fachvortrag zu erstellen und die Quellen anzugeben, die «Bard» dafür heranzog. Als eine der Quellen nannte der Chatbot «Thomas et al., Telemedicine for the management of airway stenosis», erschienen in der Zeitschrift «Expert Review of Respiratory Medicine» im Jahr 2022, Band 16, Seiten 1485-1493.  

Die Ärztin prüfte die Angaben. Die Zeitschrift gibt es, doch dieser eine Artikel blieb unauffindbar. Sie bat «Bard», den Artikel zusammenzufassen, was der Chatbot prompt tat. Born konnte die Textstelle aber wieder nicht finden. Also hakte sie erneut nach: Ob dieser Artikel wirklich existiere, wollte sie wissen.

«Bard» antwortete: «Ich entschuldige mich für den Fehler. Ich habe es überprüft und der Artikel existiert nicht. Ich bin noch in Entwicklung und lerne immer dazu. Ich werde mein Bestes versuchen, um ähnliche Fehler künftig zu vermeiden.»

Auch weltweit genützte medizinische Datenbank arbeitet mit KI

Skeptisch geworden, beauftragte die Chirurgin nun den Chatbot «Copilot» von Microsoft, den nicht existierenden Fachartikel zu suchen. Er behauptete, er habe ihn gefunden – und lieferte innert Sekunden eine Zusammenfassung. 

Als Born ihn fragte, ob er diese verfasst habe, gab die «Kreativ-Version» von «Copilot» unumwunden zu, sie erfunden zu haben. Im Modus «Balanced Style» hingegen behauptete «Copilot», die Zusammenfassung stamme aus dem Fachartikel. 

In der Ärztezeitung «JAMA Otolaryngology–Head & Neck Surgery» wies Born darauf hin, dass einige der weltweit renommiertesten medizinischen Datenbanken Künstliche Intelligenz (KI) benützen würden. Der Datenbank «Pubmed» beispielsweise helfe KI, die relevantesten Artikel bei Suchanfragen zuoberst aufzulisten. Benutzerinnen und Benutzern sei in der Regel aber nicht klar, dass auch KI halluzinieren könne.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

«Die USA sind dem Rest der Welt die ganze Wahrheit schuldig»

Jeffrey Sachs /  15 Fakten, die dafür sprechen, dass von den USA bezahlte Forscher grob fahrlässig handelten und es deshalb zur Corona-Pandemie kam.

mfr. – Der folgende Artikel von Professor Jeffrey Sachs wurde auf der Website commondreams.org veröffentlicht. Infosperber gibt ihn in der deutschen Übersetzung leicht gekürzt wieder (Zwischentitel von der Redaktion).

Jeffrey Sachs leitete die wissenschaftliche Covid-19 Kommission der medizinischen Zeitschrift «The Lancet» und bekam so tiefen Einblick in die Zusammenhänge. Der international gut vernetzte US-Professor für Ökonomie glaubte anfangs an die These vom natürlichen Ursprung – bis er auf immer mehr Details stiess, die für ihn einen Laborursprung viel wahrscheinlicher machen.

Rückblickend sagte Sachs, in seiner «Naivität» habe er einen anerkannten Experten zum Leiter der Taskforce ernannt, die nach den Ursprüngen des Virus fahnden sollte (Infosperber berichtete). «Dann habe ich erfahren, dass er mir in vielen Dingen nicht die Wahrheit sagt. […] Ich wusste, dass da gelogen wurde. Je tiefer ich hineinsah, umso mehr Lügen.» Bei dem Experten handelte sich um den Zoologen Peter Daszak, den Leiter der Nonprofitorganisation «EcoHealth Alliance», von der im Folgenden die Rede ist. Im September 2021 kam es zum Zerwürfnis. Jeffrey Sachs löste darauf die Taskforce auf, welche die Herkunft von Sars-CoV-2 ermitteln sollte. 

Aktuell ist Sachs Direktor des Zentrums für nachhaltige Entwicklung an der Columbia University in New York. Er war Berater von drei Uno-Generalsekretären und amtet derzeit als SDG-Berater unter Generalsekretär Antonio Guterres. 

_____________________

Die US-Regierung hat ein gefährliches Forschungsprogramm finanziert und unterstützt, das möglicherweise zur Entstehung und unbeabsichtigten Freisetzung von Sars-CoV-2 geführt hat, dem Virus, das die Covid-19-Pandemie auslöste. Nach dem Ausbruch hat die Regierung gelogen, um ihre Verantwortung zu vertuschen. Sie sollte die Lügen richtigstellen, die wahren Fakten herausfinden und den Betroffenen Wiedergutmachung leisten.

Eine Gruppe unerschrockener Journalisten, Wissenschaftler und Whistleblower hat eine riesige Menge an Informationen aufgedeckt, die auf den wahrscheinlichen Ursprung von Sars-CoV-2 in einem Labor hinweisen. […]

Im Mittelpunkt der sogenannten «Labortheorie» steht ein mehrjähriges, von den USA geleitetes Forschungsprogramm, an dem US-amerikanische und chinesische Wissenschaftler beteiligt waren. Die Forschung wurde von US-amerikanischen Wissenschaftlern konzipiert, hauptsächlich von den National Institutes of Health und dem Verteidigungsministerium finanziert und von einer US-amerikanischen Organisation, der EcoHealth Alliance (EHA), geleitet, wobei ein Grossteil der Arbeit am Wuhan Institut für Virologie (WIV) stattfand. 

Hier sind die Fakten, die wir heute kennen.

Erstens wurden die National Institutes of Health (NIH) ab 2001 zum Zentrum der Biodefense-Forschung (Abwehr von biologischen Waffen). Mit anderen Worten: Die NIH wurden zu einem Forschungszweig des Militärs und der Geheimdienste. Mittel aus dem Verteidigungshaushalt gingen an die Abteilung von Dr. Anthony Fauci, das National Institute for Allergies and Infectious Diseases (NIAID).

Zweitens unterstützten das NIAID und DARPA [die Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums – Anm. d. Red.] umfangreiche Forschungen zu potenziellen Krankheitserregern für biologische Kriegsführung und Bioabwehr. Dazu gehörte die Entwicklung von Impfstoffen zum Schutz vor Biowaffen oder der versehentlichen Freisetzung natürlicher oder manipulierter Krankheitserreger im Labor. Einige der Arbeiten wurden in den Rocky Mountain Laboratories des NIH durchgeführt, die mithilfe ihrer hauseigenen Fledermauskolonie Viren manipulierten und testeten.

Drittens unterstützte das NIAID in grossem Umfang die Gain-of-Function-Forschung. Dabei handelt es sich um Laborexperimente mit dem Ziel, Krankheitserreger genetisch zu verändern und so noch krankheitserregender zu machen. So werden etwa Viren erzeugt, die leichter übertragbar sind und/oder infizierte Personen mit höherer Wahrscheinlichkeit töten. Diese Art der Forschung ist von Natur aus gefährlich, sowohl weil sie auf die Schaffung gefährlicherer Krankheitserreger abzielt als auch weil diese neuen Krankheitserreger versehentlich oder vorsätzlich (zum Beispiel als Akt der biologischen Kriegsführung oder des Terrorismus) aus dem Labor entkommen können. 

Viertens lehnten viele führende US-Wissenschaftler die Gain-of-Function-Forschung ab. Einer der Hauptgegner innerhalb der Regierung war Dr. Robert Redfield, ein Virologe der Armee, der zu Beginn der Pandemie Direktor der Centers for Disease Control [US-Gesundheitsbehörde – Anm. d. Red.] wurde. Redfield vermutete von Anfang an, dass die Pandemie auf vom NIH geförderte Forschung zurückzuführen sei, sagt jedoch, dass er von Fauci an den Rand gedrängt wurde.

Fünftens hat die US-Regierung 2017 aufgrund der sehr hohen Risiken, die mit der Gain-of-Function-Forschung verbunden sind, zusätzliche Sicherheitsbestimmungen erlassen. Gain-of-Function-Forschung muss in hochsicheren Laboren durchgeführt werden, das heisst auf der Biosicherheitsstufe 3 (BSL-3) oder der Biosicherheitsstufe 4 (BSL-4). Die Arbeit in einer BSL-3- oder 4-Einrichtung ist teurer und zeitaufwändiger als die Arbeit in einer BSL-2-Einrichtung, da zusätzliche Kontrollen gegen das Entweichen des Erregers aus der Einrichtung erforderlich sind.

Sechstens hat eine vom NIH unterstützte Forschungsgruppe, die EcoHealth Alliance (EHA), vorgeschlagen, einen Teil ihrer Gain-of-Function-Forschung an das Wuhan Institut für Virologie (WIV) zu verlagern. Im Jahr 2017 reichte die EHA bei der US-Regierung einen Vorschlag für Gain-of-Function-Projekte am Wuhan Institut für Virologie ein. Der Vorschlag mit dem Namen DEFUSE war ein wahres «Kochbuch» für die Herstellung von Viren wie Sars-CoV-2 im Labor. Der DEFUSE-Plan sah vor, mehr als 180 bislang nicht gemeldete Stämme des Betacoronavirus zu untersuchen, die vom Wuhan Institut für Virologie  gesammelt worden waren, und diese Viren mithilfe von Gain-of-Function-Techniken gefährlicher zu machen. Konkret schlug das Projekt vor, natürlichen Viren Proteasestellen wie die Furin-Spaltstelle hinzuzufügen, um die Infektiosität und Übertragbarkeit des Virus zu erhöhen

Siebtens prahlte der Direktor der EcoHealth Alliance im Entwurfsvorschlag damit, dass «die Arbeit an Sars-Coronaviren auf Biosicherheitsstufe 2 unser System im Vergleich zu anderen Fledermausvirus-Systemen äusserst kosteneffizient macht», was den leitenden Wissenschaftler des Vorschlags zur Bemerkung veranlasste, dass US-Wissenschaftler «ausflippen» würden, wenn sie von der Unterstützung der US-Regierung für die Gain-of-Function-Forschung am Wuhan Institut für Virologie in einer BSL2-Einrichtung erfahren würden.

Achtens lehnte das Verteidigungsministerium den DEFUSE-Vorschlag im Jahr 2018 ab, doch die NIAID-Finanzierung für die EcoHealth Alliance deckte die wichtigsten Wissenschaftler des DEFUSE-Projekts ab. Die EcoHealth Alliance erhielt daher fortlaufende NIH-Finanzierung, um das DEFUSE-Forschungsprogramm durchzuführen.

Neuntens: Als der Ausbruch Ende 2019 und im Januar 2020 in Wuhan erstmals festgestellt wurde, glaubten führende mit den National Institutes of Health (NIH) verbundene US-Virologen, dass Sars-CoV-2 höchstwahrscheinlich aus der Gain-of-Function-Forschung hervorgegangen sei, und sagten dies auch in einem Telefonat mit Fauci am 1. Februar 2020. Der auffälligste Hinweis war für diese Wissenschaftler das Vorhandensein der Furinspaltstelle bei Sars-CoV-2, wobei diese genau an der Stelle im Virus auftrat, die im DEFUSE-Programm vorgeschlagen worden war.

Zehntens versuchten die hochrangigen NIH-Beamten, darunter Direktor Francis Collins und NIAID-Direktor Fauci, die von den NIH unterstützte Gain-of-Function-Forschung zu verheimlichen, und förderten im März 2020 die Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Arbeit («Der proximale Ursprung von SARS-CoV-2»), in der ein natürlicher Ursprung des Virus behauptet wurde. Der DEFUSE-Vorschlag wurde darin völlig ignoriert. 

Elftens begannen einige US-Beamte, mit dem Finger auf das Wuhan Institut für Virologie als Quelle des Laborlecks zu zeigen, während sie das von den NIH finanzierte und von der EcoHealth Alliance geleitete Forschungsprogramm verheimlichten, das möglicherweise zur Entstehung des Virus geführt hat.

Zwölftens sind die oben genannten Tatsachen nur aufgrund unerschrockener investigativer Berichterstattung, Whistleblowern und Leaks aus dem Inneren der US-Regierung ans Licht gekommen, einschliesslich des Leaks des DEFUSE-Vorschlags. Der Generalinspekteur des Gesundheitsministeriums stellte 2023 fest, dass die NIH die Zuschüsse an die EcoHealth Alliance nicht angemessen überwacht habe.

Dreizehntens haben Ermittler im Nachhinein auch festgestellt, dass Forscher von den Rocky Mountain Labs zusammen mit Wissenschaftlern der EcoHealth Alliance die an den Rocky Mountain Labs gehaltenen ägyptischen Flughunde mit Sars-ähnlichen Viren infizierten. Die Experimente ähnelten sehr den in DEFUSE vorgeschlagenen. 

Vierzehntens haben das FBI und das Energieministerium ihre Einschätzungen vorgelegt, wonach die Freisetzung von Sars-CoV-2 aus einem Labor die wahrscheinlichste Erklärung für das Virus ist. 

Fünfzehntens hat ein Whistleblower aus der CIA kürzlich den Vorwurf erhoben, das mit der Untersuchung beauftrage CIA-Team sei zu dem Ergebnis gekommen, dass Sars-CoV-2 höchstwahrscheinlich im Labor entstanden sei. Hochrangige CIA-Beamte hätten das Team jedoch bestochen, damit es einen natürlichen Ursprung des Virus vermeldete.

Was die USA der Welt schulden

Die Summe der Beweise – und andererseits das Fehlen zuverlässiger Beweise, die auf einen natürlichen Ursprung hinweisen (siehe hier und hier) – läuft darauf hinaus, dass die USA ein gefährliches Gain-of-Function-Forschungsprogramm finanziert und umgesetzt haben, das zur Entstehung von Sars-CoV-2 und in der Folge zu einer weltweiten Pandemie geführt hat. 

Eine aktuelle, eindringliche Einschätzung des mathematischen Biologen Alex Washburne kommt zu dem Schluss, dass «Sars-CoV-2 zweifelsfrei aus einem Labor stammt …» Er weist auch darauf hin, dass die Kollaborateure «damit begannen, etwas zu starten, was man zu Recht als Desinformationskampagne bezeichnen kann», um den Laborursprung zu verschleiern. 

Ein von den USA finanzierter Laborursprung von Covid-19 wäre sicherlich der bedeutendste Fall grober Fahrlässigkeit einer Regierung in der Weltgeschichte. Darüber hinaus ist es sehr wahrscheinlich, dass die US-Regierung bis zum heutigen Tag gefährliche Gain-of-Function-Arbeiten als Teil ihres Bioverteidigungsprogramms finanziert. Die USA sind dem Rest der Welt die ganze Wahrheit und vielleicht auch eine grosszügige finanzielle Entschädigung schuldig, je nachdem, was die Fakten letztendlich ans Licht bringen.

Drei dringend nötige Massnahmen

Wir brauchen drei dringende Massnahmen. Die erste ist eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung, bei der alle am EcoHealth Alliance-Forschungsprogramm beteiligten Laboratorien in den USA und China den unabhängigen Ermittlern ihre Bücher und Aufzeichnungen vollständig zugänglich machen. 

Die zweite ist ein weltweiter Stopp der Gain-of-Function-Forschung, bis ein unabhängiges globales wissenschaftliches Gremium Grundregeln für die Biosicherheit festlegt. 

Die dritte ist, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen Regierungen rigoros rechtlich und finanziell zur Verantwortung zieht, wenn sie internationale Sicherheitsnormen verletzen indem sie durch gefährliche Forschungsaktivitäten die Gesundheit und Sicherheit des Rests der Welt bedrohen.

_____________________

Übersetzung von Klaus Mendler.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Jeffrey Sachs leitete die wissenschaftliche Covid-19 Kommission der medizinischen Zeitschrift «The Lancet» (siehe Einleitung).
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Baarer Politiker wirft sich erneut in den Wahlkampf

ALG-Politiker Simon Uster hofft im zweiten Wahlgang weiterhin auf einen Wahlsieg. (Bild: Andreas Busslinger / zvg)

In Baar konnte der erste Wahlgang keine Gewissheit schaffen, wer neu in den Gemeinderat Baar einziehen wird. Simon Uster stellt sich der ALG auch im zweiten Wahlgang zur Verfügung.

Nach dem Tod des Baarer Mitte-Gemeinderats Pirmin Andermatt entschied die Baarer Bevölkerung unter anderem über dessen Nachfolge. Keiner der drei Kandidaten erreichte ein absolutes Mehr, weswegen ein zweiter Wahlgang Klarheit schaffen soll (zentralplus berichtete).

ALG-Politiker Simon Uster wird auch zum zweiten Wahlgang antreten, wie die Grünen Baar mitteilen. Er habe im ersten Wahlgang ein beachtliches Resultat erzielt und als junger Kandidat parteiübergreifend Wählerinnen überzeugen können.

Die örtlichen Sozialdemokratinnen und Grünliberalen sowie die EVP Kanton Zug unterstütze Uster im Kampf um den freien Sitz, wie es in der Medienmitteilung heisst.

Mitte-Kandidat Vital Hotz tritt ebenfalls zum zweiten Wahlgang an, wie die Baarer Mitte-Präsidentin Mirjam Arnold schreibt. Er hat im ersten Wahlgang mit Abstand die meisten Stimmen geholt: rund 2100 Stimmen. Das sind rund 400 Stimmen mehr, als der Zweitplatzierte Uster. Trotzdem fehlten ihm noch rund 600 Stimmen fürs absolute Mehr, weshalb die Baarerinnen am 24. November erneut wählen.

Hinweis: Der Artikel ist um Informationen zur Kandidatur von Vital Hotz ergänzt worden.

Verwendete Quellen

  • Medienmitteilung der ALG Baar
  • Schriftlicher Austausch mit Mirjam Arnold, Präsidentin Mitte Baar
  • Ergebnisse Gemeinderatswahlen Baar

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Wie können westliche Frauen für die Hamas demonstrieren?

Urs P. Gasche /  Es ist nachvollziehbar, gegen Israels Politik zu demonstrieren. Unverständlich ist, wenn sich Frauen für die Hamas einsetzen.

Wer die Vernichtungspolitik der israelischen Regierung mit Präsident Benjamin Netanyahu ablehnt, kann sich gegen die Politik Israels wenden, ohne die Hamas oder den palästinensischen Hamas-Staat zu unterstützen. Es fällt auf, dass manche Frauen sich direkt oder indirekt mit der Hamas solidarisieren, obwohl sie wissen müssen, dass die fundamentalistische Hamas Frauenrechte mit Füssen tritt.
«Verstehen diese gebildeten Töchter des Wohlstands eigentlich, dass sie, wenn sie in Gaza, Teheran oder Kabul eine abweichende Meinung äussern oder wenn sie gar verkünden, dass sie ‹queer› oder ‹gay› sind, auf der Stelle Opfer eines ‹Ehrenmordes› würden?» Das fragte Phyllis Chesler am 8. Oktober in der «Emma».

Die Frauen unter der fundamentalistischen Hamas
Die Hamas stützt sich auf religiöse, politische und soziale Normen, welche die Frauen schwer diskriminieren. Die islamistische Ideologie schränkt das Leben der Frauen stark ein. 
Die gesetzlichen Vorgaben, die Frauen im Gazastreifen diskriminieren, sind stark durch die islamische Scharia sowie durch spezifische Regelungen der Hamas geprägt, die seit ihrer Machtübernahme 2007 das Gebiet regiert. Diese Vorgaben betreffen vor allem das Familienrecht, die Bewegungsfreiheit, die Bildungs- und Berufschancen sowie die öffentliche Ordnung. 

Im Folgenden einige der zentralen gesetzlichen Vorschriften und gesellschaftlichen Normen, die Frauen benachteiligen:

1. Scharia-basiertes Familienrecht
Das Familienrecht im Gazastreifen basiert auf der Scharia, welche in mehreren Aspekten die Rechte der Frauen gegenüber denen der Männer einschränkt:
– Ehe und Scheidung: Ein Mann kann die Ehe einseitig beenden, indem er die Scheidung (Talaq) ausspricht, während Frauen oft kompliziertere rechtliche Verfahren durchlaufen müssen, um sich scheiden zu lassen. Frauen müssen zudem oft finanzielle Ansprüche aufgeben, um eine Scheidung zu erhalten.
– Sorgerecht: Im Fall einer Scheidung erhält der Vater oft das gesetzliche Vormundschaftsrecht über die Kinder, insbesondere über Söhne, sobald diese ein bestimmtes Alter erreicht haben. Mütter dürfen in der Regel das Kind nur bis zu einem bestimmten Alter betreuen, bevor es dem Vater zugesprochen wird.
– Erbrecht: Frauen erhalten nach den Vorschriften der Scharia in der Regel nur die Hälfte dessen, was Männer erben. Eine Tochter erbt beispielsweise die Hälfte des Anteils eines Sohnes. Dies gilt auch für andere verwandtschaftliche Beziehungen.

2. Ausgeh- und Reisevorschriften
Obwohl es im Gazastreifen keine formalisierte gesetzliche Vorschrift zur Vormundschaft gibt, wie es sie beispielsweise in Saudi-Arabien gibt, existieren dennoch de facto Vorschriften, die Frauen in Abhängigkeit von männlichen Verwandten halten.
– Ausgehen: Das unbegleitete Flanieren unverheirateter Paare ist verboten. Eine spezielle Frauenpolizei überwacht die Einhaltung der Vorschriften.
– Reisen: Frauen, besonders jüngere Frauen, benötigen häufig die Zustimmung eines männlichen Verwandten (Vater, Bruder oder Ehemann), um den Gazastreifen zu verlassen. Diese Einschränkungen wurden durch die restriktive Politik der Hamas und die Kontrolle der Grenzen verstärkt.

3. Kleidervorschriften und öffentliche Ordnung
– Kopftuchpflicht: Die Hamas setzt die Einhaltung strenger islamischer Kleidervorschriften durch, insbesondere das Tragen des Hijabs (Kopftuch) und einer konservativen Kleidung in der Öffentlichkeit. Frauen, die sich nicht an diese Vorschriften halten, können von den Behörden und der Sittenpolizei verwarnt oder bestraft werden. 
– Geschlechtertrennung: In vielen öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Universitäten und Freizeiteinrichtungen wird eine strikte Geschlechtertrennung durchgesetzt. Dies schränkt Frauen sowohl im Bildungsbereich als auch in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe ein.

4. Gesetze zur öffentlichen Moral»
Die Hamas führte ausserdem Gesetze zur «öffentlichen Moral» ein, die Frauen besonders betreffen. Diese Gesetze beinhalten Vorschriften über das Verhalten von Frauen in der Öffentlichkeit, die Art der sozialen Interaktion zwischen den Geschlechtern und die Einhaltung religiöser Normen.
Lehrer dürfen nur Jungen unterrichten, Lehrerinnen nur Mädchen. 
Ein Militärgesetzbuch sieht harte Strafen für gleichgeschlechtliche Liebe vor: 100 Peitschenhiebe und bis zu einem Jahr Haft für Geschlechtsverkehr. Bei mehreren Partnern oder Partnerinnen drohen zusätzlich bis zu sieben Jahre Haft.

5. Einschränkungen im Arbeits- und Bildungsbereich
– Begrenzte Berufschancen: Obwohl Frauen im Gazastreifen theoretisch Zugang zu Bildung und Arbeit haben, sind sie in der Praxis oft in traditionellen Rollen gefangen. In öffentlichen Institutionen oder in höheren Positionen gibt es nur sehr wenige Frauen, da die Hamas eine konservative Vorstellung von Geschlechterrollen fördert.
– Sozialer Druck: Frauen, die Berufe ergreifen, die als «unweiblich» gelten oder die eine aktive Rolle in der Politik spielen wollen, sehen sich häufig starkem sozialen Druck ausgesetzt. Das schränkt ihre Karrierechancen und ihre öffentliche Präsenz stark ein.

6. Politische Unterdrückung
Frauen sind in der Politik stark unterrepräsentiert. Obwohl es keine expliziten gesetzlichen Vorgaben gibt, die ihre politische Teilhabe verbieten, behindern strukturelle und soziale Hürden ihre politische Beteiligung. Die Hamas fördert eine patriarchalische Auslegung des Islams, die Frauen von politischen Machtpositionen fernhält und ihre Teilnahme am öffentlichen Leben auf ein Minimum beschränkt.

Alle diese rechtlichen Vorgaben und sozialen Normen verwendet die Hamas, um ihre konservative und religiöse Ideologie durchzusetzen. Sie drängen Frauen in eine untergeordnete Rolle und entziehen ihnen grundlegende Rechte wie die freie Wahl in der Ehe, die Bewegungsfreiheit und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Dieser Artikel erschien zuerst auf infosperber.ch

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Emmen: Gemeinde erwartet finanziellen Taucher

Die Gemeinde Emmen ist in einer angespannten finanziellen Lage. (Bild: Gemeinde Emmen)

Der Emmer Gemeinderat rechnet für das nächste Jahr mit einem Minus bei den Finanzen. Es stehen hohe Ausgaben an.

Die Gemeinde Emmen hat ihr Budget für das kommende Jahr präsentiert. Der Finanzhaushalt bleibt unter Druck, wie die Gemeinde in einer Medienmitteilung am Donnerstag schreibt. Sie rechnet zwar mit steigenden Erträgen, diese hinkten aber den Ausgaben hinterher.

Entsprechend rechnet der Gemeinderat für das anstehende Jahr mit einem Minus von 1,2 Millionen Franken. Insgesamt stehen sich im Budget 252 Millionen Franken an Aufwänden 251 Millionen Franken an Einnahmen gegenüber. Die Aufwände steigen 2025 um knapp 12 Millionen Franken, wozu insbesondere höhere Personalkosten beitragen.

Ein gewisser Druck ist vorhanden

Der Gemeinderat rechnet damit, dass die Schieflage der Fiskalfinanzen nach vier positiven Jahresabschlüssen in Folge nicht lange andauert. Bereits ab 2027 geht die Gemeinde wieder von schwarzen Zahlen in ihren Büchern aus. Wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist, sieht der Gemeinderat zumindest bis 2028 keine Steuererhöhung vor.

In den kommenden Jahren steht Emmen vor grossen Investitionen. Für die gesamte Budget- und Planperiode 2025 bis 2028 sind Nettoinvestitionen von total 142 Millionen Franken vorgesehen. Der Grossteil soll in die Schulinfrastruktur fliessen.

Angesichts dieser Ausgaben sagt Finanzdirektor Patrick Schnellmann, dass die Planjahre 2026 bis 2028 zwingend positiv abgeschlossen werden müssten. «Nur so können die anstehenden Investitionsvorhaben finanziert und die Verschuldung begrenzt werden», ist er in der Mitteilung zitiert. Der Einwohnerrat behandelt das Budget am 12. November.

Verwendete Quellen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Wie Big-Pharma den Krebs besiegen und rentabilisieren will

Werner Vontobel /  Ist der Krebs bald besiegt? Das fragt das Swissquote-Magazin. Es sieht die ganze Welt durch die Brille des Anlegers.

Um es vorweg zu nehmen: Nein, der Krebs wird natürlich nicht besiegt. Das Anleger-Magazin Swissquote beschreibt zwar ausführlich die «5 vielversprechenden Therapien», welche «die Onkologie revolutionieren» werden. Es zitiert Professor Olivier Michielin vom Genfer Universitätsspital wie folgt: «Wir verfügen heute über ein immenses therapeutisches Arsenal gegen Krebs, das sich in den kommenden Jahren noch vergrössern wird.» Ferner ist von einem «totalen Paradigmenwechsel» die Rede. Und dann ist da auch noch dieses grosse, farbige Bild, das allen, die es bisher nicht glauben wollten, zeigt, wie «durch einen mRNA-Impfstoff gegen Krebs die Immunantwort ausgelöst wird». Krebs, wir haben Dich durchschaut.

Kein Sieg – sondern ein «starker Wachstumsmarkt»

Aber nein. Schon auf der ersten Doppelseite des Dossiers springt der Leserschaft eine Graphik ins Auge, die alle Hoffnungen knickt. Unter dem Titel «Starker Wachstumsmarkt» erfahren wir, dass «der weltweite Umsatz der Branche für Krebstherapie bis 2032 die 400-Milliarden-Dollar-Grenze erreichen wird.» Das ist mehr als eine Verdoppelung seit 2024. Sieht so ein Sieg gegen eine Krankheit aus? Wenn der Krebs besiegt wäre, müssten wir ihn doch nicht mit immer noch höheren Milliardenbeträgen bekämpfen. Was die Pharmaindustrie unter «Sieg» versteht, verrät dieses rot auf weiss gedruckte Zitat: «Man kann vernünftigerweise davon ausgehen, dass mehrere Krebsarten eines Tages zu chronischen Krankheiten werden.»

So macht es die Pharmaindustrie immer: Einmal erhöhte Blutdruckwerte, immer Blutdrucksenker. Einmal erhöhte Cholesterinwerte, immer Cholesterinsenker. Heilung ist nicht das Ziel. Das wäre geschäftsschädigend.

Besser ist es, akute Krankheiten zu chronischen Leiden zu machen. Beim Krebs ist man von diesem Ziel noch weit entfernt. 32 Prozent aller Patienten in der Schweiz sind fünf Jahre nach der Diagnose nicht mehr am Leben. Doch die Überlebensrate wird in den nächsten Jahren noch deutlich steigen. Dafür sorgen die neuartigen Früherkennungsdiagnosen, die seit kurzem auf dem Markt sind. Sie kosten 950 Dollar und beruhen darauf, dass Krebszellen Botenstoffe aussenden, die das Immunsystem aktivieren sollten. «Weg da!», scheint die Pharmaindustrie zum Immunsystem zu sagen, «das ist mein Krebs, den habe ich entdeckt und den behandle ich.» Marktführer ist «Guardant Health». Die Analysten seien «begeistert» und rieten  dringend zum Kauf der Aktie. Roche wolle jetzt auch in das Geschäft einsteigen.

Nur dem Immunsystem ein wenig «nachhelfen»

Das 40 Seiten starke Dossier mit zahlreichen Zitaten von Finanzanalysten gibt einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Krebsforschung. Diese ist offensichtlich zur Überzeugung gelangt, dass Krebs eine Krankheit des Immunsystems ist. Die Beschreibung der diversen Wirkungsmechanismen aller fünf vielversprechendsten Therapien machen auch dem Laien klar: Unser Immunsystem ist dafür geschaffen worden, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Wir müssen ihm nur ein wenig nachhelfen, etwa indem wir der herkömmlichen Chemotherapie einen Antikörper beifügen, der hilft, die Krebszellen besser zu erkennen und gezielter zu bekämpfen. Oder indem wir die Enzyme ein- oder ausschalten, die unser Immunsystem blockieren oder aktivieren.

Doch der aufmerksame Laie wird sich auch fragen, warum das Immunsystem der meisten Menschen seine Aufgaben auch ohne fremde Hilfe erfüllt. Und warum der Anteil der immunschwachen Menschen stetig steigt. Schlucken sie vielleicht zu wenig Medikamente, oder hängt das vielleicht mit dem immer ungesünder werdenden Lebensstil zusammen? Das ist der Ansatz der Lebensstil-Medizin. Statt punktuell in das Immunsystem einzugreifen, versucht sie zu verstehen, wie das Immunsystem im Normalfall funktioniert und was diese Funktion beeinträchtigt. Zu wenig Bewegung etwa, zu viel Zucker und Kohlenhydrate. Sie weiss, dass alle Immunzellen Vitamin-D-Rezeptoren haben und auf eine ausreichende Zufuhr angewiesen sind. Dazu gibt es nicht nur viele Fallberichte, sondern auch zahlreiche Studien. Die Erfolgsquote liegt zwar bei weitem nicht bei 100 Prozent, aber die Nebenwirkungen sind selten und milde.

Weit davon entfernt, etwas zu verstehen

Das gilt leider nicht für die angepriesenen revolutionären Therapien wie etwa  ADC, eine Chemotherapie die dank Antikörper-Konjugaten die Krebszellen gezielter bekämpfen kann. Zu den heftigen und häufigen Nebenwirkungen gehören unter anderem Haarausfall, Fatigue, Appetitlosigkeit, Durchfall, Anämie, Taubheit (hier). Diese Reaktionen zeigen, dass bei den «gezielten» Eingriffen der Pharma-Industrie in das Immunsystem oftmals Zauberlehrlinge am Werk sind. Doch diese Problematik wird auf den 40 Seiten nur ganz versteckt angedeutet. Da liest man, dass es für einen Krebspatienten mehr als «2000 Milliarden Bytes an relevante Daten» gibt, die man nur durch künstliche Intelligenz einordnen könne. Im Klartext: Wir sind weit davon entfernt, das hoch komplexe Immunsystem zu verstehen.

Doch für die Pharmaindustrie und ihre Investoren sind solche Überlegungen geschäftsschädigend. Sie würden sehr viel Geld verlieren, wenn die Zweifel wachsen und wenn sich die Lebensstil-Medizin durchsetzen würde. Pfizer etwa hat erst vor einem guten Jahr für 43 Milliarden Dollar das auf ADC-Therapien spezialisierte Unternehmen Seagan gekauft. Dieses hat bisher nur Verluste gemacht, hat aber ihre Top-Manager mit dreistelligen Millionenboni verwöhnt. Bis dieses Investment rentiert, müssen die Krankenkassen weltweit noch weit über 100 Milliarden Dollar für die ADC-Therapien allein von Seagan ausgeben, von allen anderen Mitbewerbern ganz zu schweigen.

400 Milliarden Dollar will der «medizinisch-finanzielle Komplex» im Jahr 2032 mit Krebs-Medikamenten umsetzen. Nach einer anderen Quelle soll diese Grenze schon in drei Jahren erreicht sein. Damit es so kommt und bleibt, lohnt es sich, ein paar Prozent davon in das Narrativ zu investieren, wonach die Pharmaindustrie drauf und dran sei, den Krebs zu besiegen, dass damit allen Investoren gedient sei und dass allfällige Nebenwirkungen nicht der Rede wert seien.

Das Swissquote-Magazin hat gezeigt, wie man das macht.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Sechs Erklärungen für die wachsende Impfskepsis

Ramesh Thakur / Julian Gillespie /  Eltern lassen ihre Kinder weltweit weniger impfen. Zur Skepsis trug die übertrieben positive Darstellung der Covid-Impfung bei.

Red. – Der folgende Artikel von Ramesh Thakur und Julian Gillespie wurde auf der Website des Brownstone Institute veröffentlicht, das seit seiner Gründung 2021 Corona-Massnahmen und die Covid-Impfung für die gesamte Bevölkerung in Frage stellt. Thakur ist ehemaliger stellvertretender Generalsekretär der Vereinten Nationen und emeritierter Professor der Crawford School of Public Policy der Australian National University. Gillespie ist ein australischer Anwalt, der sich unter anderem dafür einsetzt, die vorläufige Zulassung der Covid-19-Impfstoffe wegen Nichteinhaltung regulatorischer Standards für ungültig erklären zu lassen. Über diese Sicht informieren grosse Medien selten. Deshalb veröffentlicht Infosperber eine übersetzte und stark gekürzte Fassung des englischen Originalartikels.

_____________________

Wie Unicef im April letzten Jahres berichtete, ist die Durchimpfungsrate in 112 Ländern zurückgegangen, und 67 Millionen Kinder haben im Zeitraum 2020-23 mindestens eine der üblichen Impfungen versäumt, aufgrund von Lockdown-Bestimmungen oder gesunkenem Vertrauen in die Impfstoffe. Die Zahl der Erkrankungen an Masern verdoppelte sich 2022 im Vergleich zu 2021, Polio stieg um 16 Prozent. Insgesamt verzeichnete Unicef den «stärksten anhaltenden Rückgang bei Kinder-Impfungen innerhalb von 30 Jahren».

In 52 der 55 von Unicef untersuchten Länder sank die Akzeptanz von Kinder-Impfungen in der öffentlichen Wahrnehmung. Die einzigen Länder, in denen der Glaube an Impfungen stabil blieb, waren China, Indien und Mexiko. Der Bericht warnt: «Das Zusammentreffen mehrerer Faktoren deutet darauf hin, dass die Gefahr einer Impfskepsis wachsen könnte.» Zu diesen Faktoren zählen «Unsicherheit über die Pandemie-Massnahmen, (…) sinkendes Vertrauen in Fachwissen und politische Polarisierung.»

Masernerkrankungen nehmen zu

Masern sind in den westlichen Industrieländern wieder auf dem Vormarsch. Am 24. Januar zitierte die BBC einen WHO-Bericht über einen 45-fachen Anstieg der Masernerkrankungen in Europa im Jahr 2023 (42’200 Fälle) verglichen mit 2022 (900 Fälle). In Grossbritannien erreichten die Erkrankungen den höchsten Stand seit den 1990er Jahren. Für die Herdenimmunität gegen Masern müssen etwa 95 Prozent der Fünfjährigen geimpft sein, in Teilen Grossbritanniens sind dies jedoch nur noch 75 Prozent, und in einigen Bezirken Londons sogar nur 56 Prozent.

Eine Umfrage, die von der Kampagnen-Organisation UsForThem durchgeführt wurde, zeigt:

  • Nur 52 Prozent der Befragten glauben, dass die britische Regierung ehrlich über die Risiken der Covid-Impfung informiert hat.
  • Fast doppelt so viele Befragte (57 gegenüber 30 Prozent) glauben, dass die britischen Minister über die Notwendigkeit der Covid-Massnahmen eher unehrlich als ehrlich gewesen sind.
  • 72 Prozent haben kein Vertrauen mehr in öffentliche Gesundheitsinformationen und Anweisungen der Regierung.
  • Der Anteil der Eltern von Kindern unter 18 Jahren, die ihr Kind mit von der Regierung empfohlenen Impfungen wahrscheinlich impfen lassen würden, ist von 84 Prozent (vor der Pandemie) auf 60 Prozent gesunken.

In diesem Artikel nennen wir sechs Pandemie-Massnahmen, die eine Erklärung für die zunehmende Impfskepsis sein können.

1. Die Wirksamkeit wurde übertrieben

US-Präsident Joe Biden erklärte am 20. Juli 2021 während einer CNN-Veranstaltung, die Impfstoffe würden die Menschen davor schützen, Covid zu bekommen; oder wenn sie es bekämen, würden sie nicht ins Krankenhaus müssen, und sie würden nicht sterben.

Aber der anfängliche Glaube, die Impfstoffe könnten effektiv die Zusammenhänge zwischen Infektion, Hospitalisierung und Tod unterbrechen, wurde bald erschüttert, als mit den Massenimpfungen immer mehr Daten verfügbar waren. In Israel sank die Effizienzrate des Pfizer-Impfstoffs gegen symptomatische Erkrankungen auf 41 Prozent, die Rate von AstraZeneca sank in Grossbritannien auf 1,5 Prozent gegen Infektionen und 60 Prozent gegen schwere Erkrankung. Anfangs war man bei beiden Impfstoffen von einer Rate von über 90 Prozent ausgegangen.  

Die Daten aus Australien deuteten anfangs auf eine starke Schutzwirkung vor schwerer Erkrankung und Tod hin. Als sich jedoch im Laufe der Zeit mehr Daten ansammelten, zeigte sich, dass trotz einer Impfrate von 95 Prozent kein Schutz vor Infektion, schwerer Erkrankung und Tod gegeben war. Deshalb war in Australien die Sterblichkeit in Verbindung mit Covid 2022/23 höher als 2020/21.

2. Impfschäden wurden verleugnet, untertrieben und verharmlost

Regierungen und Gesundheitsbehörden unternahmen Ausserordentliches, um Informationen über die schwerwiegenden Nebenwirkungen der Covid-19-Impfstoffe zu unterdrücken.

Mit der wachsenden Zahl von Impfgeschädigten waren immer mehr Menschen entweder direkt betroffen, oder sie kannten zumindest im Familien- und Kollegenkreis jemanden, der davon berichten konnte. Dies führte zu steigendem Misstrauen gegenüber Pharmakonzernen, Regierungen, Gesundheitsbehörden und Medien.

Tatsächlich wird die Impfskepsis durch Zensur, Unterdrückung und Schönfärberei geschürt. Wenn die Regierung stattdessen erklärt hätte, es handle sich um neuartige Impfstoffe, bei denen Nebenwirkungen unvermeidlich seien, aber es würden Programme zu deren Bewältigung durchgeführt, man verpflichte auch die Hersteller, dabei zu helfen – dann hätten die Menschen dies viel eher verstanden und wertgeschätzt.

3. Die natürliche Immunität wurde geleugnet

Die dauerhafte Schutzwirkung der natürlichen Immunität, die durch virale Infektionen erworben wird, war Medizinern schon seit der Pest von Athen bekannt. Aus irgendwelchen Gründen verschwand dieses Wissen während dreier Jahre (2020-22) in der Versenkung, bevor es dann wiederentdeckt wurde. Die WHO zeigte eine unerwartete Bereitschaft, den Begriff der «Herdenimmunität» zu manipulieren und sich damit den experimentellen pharmazeutischen und nicht-pharmazeutischen Massnahmen anzupassen, welche die Covid-Politik rund um die Welt bestimmten. Wer daran erinnerte, dass die natürliche Immunität real und wirkmächtig sei, wurde einfach ignoriert.

Professor Robert Dingwall, Mitglied des britischen Ausschusses für Impfung und Immunisierung, schlug am 30. Juni 2021 vor, Kinder besser an Covid erkranken zu lassen, als sie zu impfen. Da Covid für Kinder nur ein geringes Risiko darstelle, wären sie möglicherweise «durch die natürliche Immunität infolge einer Infektion besser geschützt, als wenn sie das mögliche Risiko einer Impfung auf sich nehmen.»

Am 30. Juli 2021 schrieb der Arzt Marty Makary von der Johns Hopkins Universität auf Twitter: «Der Begriff Pandemie der Ungeimpften ist falsch. Es ist eine Pandemie der Nicht-Immunisierten.» Dazu ergänzte Martin Kulldorff von der Harvard Medical School am 6. August 2021: «Geimpfte haben eine 6,72-mal höhere Wahrscheinlichkeit, infiziert zu werden, als Menschen mit einer natürlichen Immunität durch eine frühere Covid-Erkrankung.»

4. Behörden bestanden auf der Impfung

Hanna Nohynek ist Chefärztin am finnischen Institut für Gesundheit und Soziales und Vorsitzende der strategischen Expertengruppe der WHO für Impfungen. Im April dieses Jahres sagte sie in Helsinki vor Gericht aus, die Behörden hätten schon im Sommer 2021 gewusst, dass die Covid-Impfstoffe vor Infektionen und Übertragungen nicht schützten. Deshalb hätten vorgeschriebene Impfungen keinen Sinn mehr und könnten die Situation sogar verschlimmern, indem sie ein falsches Sicherheitsgefühl vermittelten. Aber die WHO empfahl weiterhin die Impfungen, und die Regierungen verlangten sie.

Jede Entscheidung über eine Impfpflicht muss zwei Fragen berücksichtigen:

Ist sie medizinisch gerechtfertigt? Für eine positive Antwort müssten überwältigende gesundheitliche Vorteile für den Einzelnen vorliegen, und Voraussetzung dafür wäre der Nachweis eines schwerwiegenden Krankheitsrisikos ohne Impfung. Erforderlich wäre ferner eine hohe Wirksamkeit der Impfstoffe, die sowohl in Labortests als auch unter realen Bedingungen belegt werden müsste.

Ist sie ethisch gerechtfertigt? Von einer ethischen Rechtfertigung könnte man sprechen, wenn überzeugende Daten einen erheblichen Nutzen für die Gesellschaft belegen, der den Verlust der individuellen Autonomie und körperlichen Integrität überwiegt.

In den ersten Monaten nach Einführung der Impfstoffe belegten die Daten den Schutz der Geimpften vor schwerer Erkrankung. Aber der Schutz vor Übertragung der Krankheit fiel auch in dieser Zeit bescheiden aus.

Als sich im Herbst 2022 auf der Nordhalbkugel die neue Omikron-Variante ausbreitete, war sowohl der persönliche Schutz als auch die Reduktion der Übertragung unerheblich geworden. Eine Studie im «New England Journal of Medicine» zeigte im Juni 2022, dass Menschen mit Covid-19 das Virus in vergleichbarem Masse weiterverbreiten, unabhängig von ihrem Impfstatus. Folglich war es nach ethischen Kriterien nicht zulässig, Ungeimpften den Zugang zu öffentlichen Räumen zu verweigern, da der Impfstatus nichts darüber aussagt, ob eine Person die Krankheit verbreiten kann, oder nicht.

Da ausserdem im Prinzip nur ältere Menschen das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs hatten, aber alle Altersgruppen dem Risiko durch Impfnebenwirkungen ausgesetzt waren, gab es nie eine medizinische und erst recht keine ethische Rechtfertigung dafür, Schulkinder und Studenten zu impfen. Insbesondere deshalb, weil mit dem allgegenwärtigen Auftreten neuer Virus-Mutationen Impfdurchbrüche an der Tagesordnung waren. Unter diesen Umständen waren die einzigen Kriterien, um den Erfolg der Impfungen beurteilen zu können, die Auswirkungen auf Mortalität und Hospitalisierungen.

Das gesamte Spektrum der Kollateralschäden, die Schülern und Studierenden zugefügt wurden, machte die Forderung, dass sie sich gegen Covid impfen lassen müssen, komplett unethisch. In der Rückschau ist festzustellen, dass die Notfallzulassung für Covid-Impfstoffe nur für alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen hätte gelten dürfen.

5.Stimmen von Kritikern wurden zensiert und unterdrückt

Die britische Rundfunkregulierungsbehörde Ofcom tadelte im März 2023 [den kanadischen Journalisten – Anm.d.Red.] Mark Steyn für ein Interview mit Naomi Wolf vom April 2022. Er hatte aus Daten der britischen Gesundheitsbehörde die Schlussfolgerung gezogen, Covid-Auffrischungsimpfungen brächten ein deutlich höheres Risiko für Infektionen, schwere Erkrankungen und Tod. Die Regulierungsbehörde Ofcom erklärte, die Sender dürften kontroverse Programme ausstrahlen und Statistiken kritisieren, aber nicht darauf bestehen, dass aus den Daten nur eine einzige Schlussfolgerung gezogen werden könne. 

Allerdings wurden Impfbefürworter nie nach denselben Standards behandelt. Am 9. September 2022 twitterte FDA-Leiter Dr. Robert M. Califf, der aktualisierte Bivalent Wuhan-Omicron BA.4/5-Booster «erhöht Ihre Chancen, an bevorstehenden Treffen mit Familie und Freunden teilzunehmen.» Prasad und Haslam [Vinay Prasad ist ein bekannter Professor für Epidemiologie in den USA, Alyson Haslam gehört zu seiner Forschungsgruppe – Anm. d. Red.] kommentierten das ironisch: «Hätte das Unternehmen dies geschrieben, könnte die FDA eine Geldstrafe wegen falscher Angaben verhängen.»

In Australien führten die bohrenden Fragen des Senators Alex Antic zur offiziellen Bestätigung, dass die Regierung innerhalb von drei Jahren in 4213 Fällen intervenierte, um Postings über die Pandemie auf digitalen Plattformen zu zensieren oder einzuschränken. Die entsprechenden Aufforderungen kamen vom Innenministerium. Wie in den USA spielte hier der nationale Sicherheitsapparat die führende Rolle beim Umgang mit der Pandemie.

6. Gentherapie wurde zur Impfung umdefiniert

In diesem asymmetrischen Informationskampf hat die Öffentlichkeit kürzlich gelernt, dass die «sicheren und effektiven» Allheilmittel gegen Covid in Australien, Südafrika, Grossbritannien und der EU der gesetzlichen Definition von gentechnisch modifizierten Organismen (GMO) entsprechen und man somit korrekterweise von Gentherapien sprechen sollte.

Diese juristische Klassifizierung kam durch das oberste Bundesgericht Australiens ans Tageslicht. Es kam in einem Verfahren gegen den Pharmakonzern Pfizer zum Ergebnis, Pfizer und Moderna hätten immer gewusst, dass es sich bei ihren Produkten um GMO handelt, aber im Gegensatz zu AstraZeneca, das eine GMO-Lizenz beantragte und bewilligt bekam, versuchten Pfizer und Moderna, diese gesetzlich vorgeschriebene Prozedur zu umgehen. Der Handel mit GMO ohne Lizenz ist in Australien eine schwere Straftat.

Dies wirkt sich erheblich auf die von den schlecht oder falsch informierten Impflingen erteilte Zustimmung zur Impfung aus. Ganz zu schweigen von den Folgen für die menschliche DNA. Die genetischen Risiken dieser GMO wurden nie bewertet oder öffentlich diskutiert, wie es die Gesetzgebung in Australien verlangt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass etwas mehr Bescheidenheit und eine öffentliche Entschuldigung ein besserer Ansatz sein könnten, um der Impfskepsis entgegenzuwirken und das Vertrauen der Menschen in die Infrastruktur öffentlicher Gesundheitseinrichtungen und Regulierungsbehörden wiederherzustellen, als weiterhin besorgte Menschen zu kritisieren, welche die Exzesse der Covid-Politik in Frage stellen.

_____________________

Übersetzung von Klaus Mendler.

Nachtrag am 15.7.2024: WHO ist besorgt wegen niedrigerer Kinderimpfraten nach der Pandemie

«Uno-Organisationen haben wegen mangelnder Fortschritte bei Kinderimpfungen Alarm geschlagen», vermeldet die Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA heute. Laut der WHO und dem Kinderhilfswerk Unicef seien die Impfraten während der Corona-Pandemie weltweit zurückgegangen und hätten 2023 noch immer unter Vor-Corona-Niveau gelegen. Als Gründe führt die WHO an: Unterbrechungen bei Impfprogrammen im Zuge der Corona-Pandemie, Zunahme der Impfskeptiker, Falschinformationen, Misstrauen gegenüber Gesundheitseinrichtungen und schwieriger Zugang zu Vakzinen, etwa wegen bewaffneten Konflikten.

Was hingegen nicht erwähnt wird, war das Debakel mit der Dengue-Impfung. Es wäre vermeidbar gewesen. Im Gefolge dessen sank die allgemeine Impfrate beispielsweise auf den Philippinen von sonst etwa 70 Prozent auf 40 Prozent (Infosperber berichtete). Auch die Warnungen und Fragezeichen von Wissenschaftlern im Zuge der Malaria-Impfprogramme werden nicht erwähnt. Dort wurden Studiendaten zurückgehalten (Infosperber berichtete). (mfr)


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Corona: Wissenschaftler waren Befehlsempfänger der Politik

Martina Frei /  Geleakte Protokolle des Robert-Koch-Instituts decken auf: Die Experten wurden übergangen. Aber sie schwiegen und machten mit.

Noch warten die jetzt veröffentlichten rund 4000 Seiten Protokolle des Covid-19-Krisenstabs auf eine detaillierte Auswertung. «Wir brauchen jetzt viele Köpfe, um das durchzuarbeiten», sagte der Journalist Bastian Barucker am 23. Juli an einer eiligst einberufenen Medienkonferenz in Berlin.

Eine frühere Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter am Robert-Koch-Institut (RKI) liess der Journalistin Aya Velázquez sämtliche Protokolle des «COVID-19-Krisenstabs des Robert-Koch-Instituts» und weiteres Material zukommen. Velázquez veröffentlichte alle Dateien zum Herunterladen im Internet. Bisher war erst ein Teil der Protokolle – mit vielen Schwärzungen – bekannt (Infosperber berichtete). Das RKI kritisierte die jetzige Veröffentlichung ohne jegliche Schwärzungen mit Verweis auf Geschäftsgeheimnisse von Pharmaherstellern und den Persönlichkeitsschutz Dritter.

Medienkonferenz Homburg, Velázquez, Barucker
Professor Stefan Homburg, Aya Velázquez und Bastian Barucker (v.l.n.r.) an der Medienkonferenz in Berlin. Grosse Medien fehlten im Publikum.

Wissenschaftler als Erfüllungsgehilfen

Was Velázquez, Barucker und der pensionierte Finanzprofessor Stefan Homburg in den rund 4000 ungeschwärzten Seiten bisher ausgruben, wirft ein schlechtes Licht auf die Wahrhaftigkeit von Wissenschaftlern und Politikern. 

Während der Pandemie rechtfertigten Regierungen ihre Massnahmen mit dem Hinweis auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Das Motto lautete «Follow the Science», folge der Wissenschaft. Doch wie die Protokolle jetzt nahelegen, folgten die Wissenschaftler stattdessen häufig den Anordnungen der Politik. Die Experten am RKI, das dem deutschen Gesundheitsministerium untersteht, äusserten zwar immer wieder Bedenken. Doch streckenweise machten sie sich – wider besseres Wissen – zu gehorsamen Erfüllungsgehilfen. 

Noch im März 2024 hatte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» gesagt, es brauche keine politische Aufarbeitung der Corona-Pandemie, sondern nur eine wissenschaftliche. Die folgenden Beispiele widerlegen ihn.

Acht Beispiele

1. Aus den RKI-Protokollen geht hervor, dass den Fachleuten dort klar war, dass Personen nur etwa zwei bis acht Wochen nach der Impfung vor einer Coronavirus-Infektion geschützt sind, und dass sie danach – ohne oder nur mit leichten Symptomen – «durchaus hohe Viruskonzentrationen im Nasen-/Rachenraum aufweisen und kontagiös [also ansteckend – Anm. d. Red.] sind».

Trotzdem erhielten Geimpfte von den Behörden anfangs ein Covid-Zertifikat für zwölf Monate ausgestellt, später wurde es auf neun Monate verkürzt. Dieses Zertifikat berechtigte zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Europaweit nahmen die Behörden damit in Kauf, dass sich Geimpfte in falscher Sicherheit wiegten und sich für nicht ansteckend hielten, obschon sie das Virus übertragen konnten wie Ungeimpfte. 

2. Der damalige deutsche Gesundheitsminister – und mit ihm viele Medien – sprach von der «Pandemie der Ungeimpften». Im RKI-Protokoll vom 5. November 2021 steht dazu:

«Aus fachlicher Sicht nicht korrekt […] Sagt Minister bei jeder Pressekonferenz, vermutlich bewusst, kann eher nicht korrigiert werden.»

RKI-Protokoll

Prominente und grosse Medien nannten Menschen, die sich nicht impfen liessen, in der Folge «Arschlöcher» («Tages-Anzeiger» vom 8.12.2021), «Pandemietreiber», «Blinddarm», «Tyrannen», «Sozialparasit» und anderes mehr. «Der Spiegel» forderte schon im Dezember 2020**: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.»

Lothar Wieler, der damalige Leiter des RKI, hätte öffentlich erklären können, dass es sich um keine «Pandemie der Ungeimpften» handelte. Doch er schwieg.

Im Gegensatz zum Virologen Christian Drosten. 

Im November 2021 erklärte Drosten in der «Zeit»: «Es gibt im Moment ein Narrativ, das ich für vollkommen falsch halte: die Pandemie der Ungeimpften. Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften […] Wir haben eine Pandemie, zu der alle beitragen – auch die Geimpften, wenn auch etwas weniger.»

3. Aber auch Drosten (der nicht zum RKI-Krisenstab gehörte) kuschte, wenn er es für opportun hielt. Das RKI-Protokoll hielt am 29. Juli 2020 fest, Drosten habe einen vertraulichen Textentwurf mit Empfehlungen zur Teststrategie verfasst, aber

«zwischenzeitlich entschieden, das Papier nicht zu publizieren, da ungezielte Testung im Text als nicht sinnvoll betrachtet wird und dies dem Regierungshandeln widerspricht». 

RKI-Protokoll

Drosten habe damit seiner fachlichen Ansicht zuwider gehandelt, sagte die Journalistin Aya Velázquez an der Pressekonferenz. Die dadurch entstandene Steuergeldverschwendung durch ungezieltes Testen bezifferte sie «im Bereich von mindestens 10 Milliarden Euro». Ein Reporter von der «Welt» bat Drosten um eine Stellungnahme dazu – vergebens. In der «Süddeutschen Zeitung» vom 26.7.2024 ** bestritt Christian Drosten, dass er den Textentwurf zurückgehalten habe. Möglicherweise sei da im RKI etwas falsch aufgefasst oder berichtet worden, sein Text sei Tage später in der «Zeit» veröffentlicht worden.

4. RKI-Leiter Wieler schwieg öffentlich auch, als es um die Schulschliessungen ging. Ende Februar 2020 kehrte ein RKI-Mitarbeiter aus China zurück, wo er sich ein Bild der Lage machen konnte. Im Protokoll steht:

«Kinder 2 Prozent der Fälle in grosser Studie, Kinderkrankenhaus bestätigt alle ohne Komplikationen; […] Schulen, Kitas stehen nicht im Vordergrund, Kinder keine wichtigen Glieder in Transmissionsketten; Rolle der Kinder eher untypisch untergeordnet (anders als Influenza), mehr Studien müssen erfolgen.»

RKI-Protokoll

 Am 11. und 12. März 2020 hielt der RKI-Expertenrat

«Schulschliessungen nur in besonders betroffenen Gebieten für sinnvoll».

RKI-Protokoll

Ebenfalls am 12. März hob der Virologe Christian Drosten im «NDR»-Podcast den Nutzen von Schulschliessungen hervor – mit Verweis auf eine Studie zur Influenza (Grippe). Hatte Drosten tags zuvor noch verkündet «Das bringt nicht so viel», machte er nun eine Kehrtwende um 180 Grad. «Der Virologe Drosten schien nun für Schulschliessungen zu sein» und er habe den Ministern und der deutschen Kanzlerin empfohlen «schnell zu handeln», fand «Der Spiegel» heraus.*

Am 13. März 2020 vermerkt das RKI-Protokoll:

«Herr Spahn [der damalige Gesundheitsminister – Anm. d. Red.] hat angeordnet, dass eine Passage zu Schulschliessungen in die Kriterien für die Risikoeinschätzung von Grossveranstaltungen eingefügt wird.»

RKI-Protokoll

Am 16. März 2020 mussten alle Schulen in Deutschland schliessen. «Deutschland hatte mit die längsten Schulschliessungen in ganz Europa», sagte Bastian Barucker, der die RKI-Protokolle mit dem Fokus auf die Kinder sichtete. Im April 2020 sei dann in einem RKI-Protokoll mit Verweis auf eine Übersichtsarbeit zu lesen gewesen:

«Schulschliessungen haben vermutlich keinen grossen Einfluss auf die Kontrolle der Epidemie gehabt.» 

RKI-Protokoll

Auch im Herbst 2021 sei das RKI dabei geblieben, dass von jüngeren Kindern nur sehr selten Infektionsketten ausgingen.

Politisches Kalkül statt epidemiologischer Beurteilung

Selbst die «Süddeutsche Zeitung», die während der Corona-Pandemie eine regierungsfreundliche Haltung einnahm, berichtete jüngst über «Patzer in der Pandemie». So habe die deutsche Regierung im Sommer 2020 eine Reisewarnung für die Türkei aus rein politischen Gründen aufgehoben. Die Türkei hatte darum gebeten – und für die deutsche Regierung war es offenbar wichtiger, diese Bitte zu erfüllen, als auf den Rat ihrer RKI-Berater zu hören, die sich wegen der Infektionslage sorgten.

5. Auch am Beispiel der Kinderimpfung zeigt sich, wie die Politik eingriff und ihre wissenschaftlichen Experten überging. Auszug aus dem RKI-Protokoll: 

«Pädiatrische Fachverbände stehen der Impfung von Kindern zurückhaltend gegenüber. Politik bereitet bereits Impfaktionen vor, damit die entsprechenden Jahrgänge zum Ferienende geimpft sind. […] In vielen Regionen der Welt fehlen Impfstoffe, hier werden Gruppen ohne/mit sehr geringem Risiko geimpft.»

RKI-Protokoll

Zur Erinnerung: In der Schweiz wollte die Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF die Covid-Impfung Jugendlicher im Sommer 2021 nicht empfehlen. Doch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestand darauf, dass die EKIF eine Empfehlung für Heranwachsende aussprach (Infosperber berichtete). 

6. Die Experten am RKI stellten am 8. Januar 2021 fest:

«Es sind keine Ausbrüche bekannt, die von Reinfizierten ausgehen, diese scheinen nicht den gleichen Beitrag zur Gesamtausbreitung zu haben wie Erstinfizierte.»

RKI-Protokoll

Und weiter: Es gebe keine Belege, dass einmal Genesene wesentlich zur Virusübertragung beitragen würden:

«Quarantänepflichtausnahme kann für diese bestehen bleiben. Das gleiche für Geimpfte zu behaupten ist nicht möglich, diese sollten weiterhin keinen Sonderstatus erhalten.»

RKI-Protokoll

Trotzdem entschied die Politik, dass Genesene das Covid-Zertifikat nur für eine Dauer von sechs Monaten erhielten. 

Dabei sei bereits im Februar 2021 klar gewesen, sagte der österreichische Wissenschaftler Stefan Pilz im Interview mit Infosperber, dass «Genesene gegenüber den Geimpften einen ähnlichen Schutz haben. Auch war bereits damals eindeutig gezeigt worden, dass die Immunität nach einer Sars-CoV-2-Infektion länger als sechs Monate anhält.»

Zur Erinnerung: Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit behauptete noch Ende Juni 2021: «Es gibt keine Hinweise für eine längere Schutzdauer als sechs Monate bei genesenen Personen.» Die nationale Covid-19-Science-Taskforce pflichtete dem BAG damals bei und unterstützte den Entscheid, Genesene gegenüber Geimpften beim Covid-Zertifikat zu benachteiligen.

7. Aya Velázquez, Stefan Homburg und Bastian Barucker fanden weitere Beispiele in den RKI-Protokollen, wie Politiker die beratenden Wissenschaftler rechts überholten. Im Oktober 2021 etwa habe der deutsche Gesundheitsminister «die doppelte Impfung von Genesenen nahegelegt. Hierzu liegen unserem Fachgebiet und der WHO noch keine Daten vor», habe im Protokoll gestanden. 

«Die Forderungen nach der Booster-Impfung – zumindest das kann man gut beweisen in den Protokollen – kamen zunächst von Pfizer und der Politik und nicht aus der Wissenschaft», sagte Velázquez und zitierte aus dem Protokoll vom 30. Juli 2021: Die Boosterimpfung werde «vor allem von Politik und Pfizer gefordert. Bisher nicht ausreichend Daten vorhanden.»

Journalistin Aya Velázquez
Die freie Journalistin Aya Velázquez an der von ihr einberufenen Medienkonferenz am 23. Juli 2024.

8. «Die schlimmste Stelle in diesen Protokollen» nannte Professor Stefan Homburg eine vom 19. März 2021:

«Jetzt 12 Fälle mit Sinusvenenthrombose: alle 12 Frauen nach Impfung mit Astra Zeneca, alle < 55 Jahre, auffälliges Cluster.»

RKI-Protokoll

Norwegen habe die Impfung mit dem Impfstoff von Astra Zeneca ausgesetzt. Es gebe «viele Fälle mit arteriellen Thrombosen in anderen Ländern». Die Meldestellen für Impfnebenwirkungen in Deutschland «kommen nicht gut hinterher», beim Paul-Ehrlich-Institut seien «am Montag 1600 Meldungen» eingegangen, was möglicherweise aber an der erhöhten Aufmerksamkeit liege. Die Europäische Arzneimittelbehörde habe entschieden, der Impfstoff sei sicher, einige Länder Europas hätten anders entschieden.**

Zwei Wochen später gehe aus dem RKI-Protokoll hervor, dass die Wahrscheinlichkeit einer Sinusvenenthrombose auch bei Männern erhöht sei, und zwar 20-mal so hoch wie sonst, berichtete Homburg. Die Experten wussten also um das erhöhte Risiko, auch bei Männern. 

Die Bevölkerung wurde skeptisch gegenüber dem Astra Zeneca-Impfstoff – und die Politiker krempelten die Ärmel hoch: Am 1. April 2020 schrieb das «Deutsche Ärzteblatt»: «Bundespräsident Steinmeier mit Astra Zeneca geimpft.» Eine Woche danach titelte «Der Spiegel»: «Karl Lauterbach hat sich mit Astra Zeneca impfen lassen.» Mitte April schrieb das «Deutsche Ärzteblatt»: «Bundeskanzlerin Merkel und Vizekanzler Scholz mit Astra Zeneca geimpft.» Und Mitte Mai in der «Ärztezeitung»: «Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich am Freitag gegen Corona impfen lassen – wie er sagt, ganz bewusst mit Astra Zeneca.»

«Man hat die Leute ins Messer laufen lassen», findet Homburg. Die naheliegende Erklärung: Politiker hätten riesige Mengen Impfstoff bestellt, die Bevölkerung zögerte angesichts der möglichen Nebenwirkungen jedoch, sich damit impfen zu lassen. Mit der Werbeaktion sollten die Befürchtungen zerstreut werden. 

«Ministerieller Weisung muss nachgekommen werden»

Nicht immer fügte sich das RKI jedoch sang- und klanglos den Anordnungen der Minister. Im Protokoll vom 21. Mai 2021 etwa wurde die Frage aufgeworfen: «Kann das RKI (das sich als Public Health-Institut der WHO nahe fühlt) eine kontroverse Meinung haben (zur Regierung, die hier eventuell eine Einzelmeinung vertritt)? Es werden intensive Diskussionen innerhalb des Instituts geführt zur Freigabe der Impfstoff-Patente.» 

Deutschland wie auch Bill Gates, der dem RKI 2019 und 2021 insgesamt rund 750’000 US-Dollar spendete, stemmten sich bekanntermassen erfolgreich gegen die Patenfreigabe.

Im September 2021 liess das RKI gar juristisch prüfen, ob es an die Weisungen des Gesundheitsministers gebunden sei. Das Fazit:

«Aktuelle Einschätzung: Ministerieller Weisung muss seitens des RKI nachgekommen werden.»

RKI-Protokoll

Video der Pressekonferenz vom 23. Juli 2024

_____________________

*Drosten distanzierte sich im Juni 2024 vom Vorwurf, er habe im Frühling 2020 zu flächendeckenden Schulschliessungen geraten, und sagte der «Welt»: Das «war reine Politik, in die ich nicht involviert war». Allerdings wies «Der Spiegel» auf eine erstaunliche Begebenheit hin: Als nach vierwöchigen Schulschliessungen in Deutschland Forderungen laut wurden, die Schulen wieder zu öffnen und eine wichtige Konferenz der Minister anstand, «machte Drosten etwas, das er selbst eine ‹Blitzaktion› nannte, eine ‹grobe, schnell gemachte Studie›, die er «innerhalb von ein paar Stunden geschrieben» habe. «Er fasste darin die Ergebnisse mit dem Satz zusammen: Kinder könnten genauso infektiös wie Erwachsene sein», berichtete «Der Spiegel». Die Botschaft Drostens sei von der Charité falsch kommuniziert worden. Die Schulen blieben danach in Deutschland weiterhin geschlossen. Auch in einem Gerichtsgutachten plädierte Drosten für die schützende Wirkung von Schulschliessungen. Sein Gutachten wurde von mehreren Experten und einer medizinischen Fachgesellschaft als unzureichend und mangelhaft kritisiert Infosperber berichtete).
**nachträglich ergänzt


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost

Verliert Thomas Aeschi seine Immunität?

Thomas Aeschi rang im Juni auf einer Treppe im Bundeshaus mit einem Sicherheitsbeamten. (Bild: Parlamentsdienste/Tim Loosli)

Der Zuger SVP-Nationalrat Thomas Aeschi hat die Bundesanwaltschaft auf den Fersen. Sie will seine gesetzliche Immunität aufheben.

Zugs SVP-Nationalrat, Thomas Aeschi, könnte sein Recht auf Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung während Sessionen verlieren – zumindest rückwirkend. Die Bundesanwaltschaft hat beantragt, die Immunität von Thomas Aeschi und seines Parteikollegen Michael Graber aufzuheben.

Das bestätigt ein Sprecher des Bundes gegenüber der «Republik». Hintergrund des Ereignisses ist das Handgemenge, welches sich die beiden Nationalräte im Juni mit Bundespolizisten in Bern lieferten (zentralplus berichtete).

Würden die zwei Parlamentarier ihre Immunität verlieren, könnte die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren wegen Hinderung einer Amtshandlung einleiten, schreibt die Zeitung am Mittwoch. Bei einem solchen Vergehen drohe den beiden eine Geldstrafe von bis zu 30 Tagessätzen.

Kampf auf einer Treppe

Zur Erinnerung: Kurz vor Ende der Sommersession besuchte der ukrainische Parlamentspräsident das Bundeshaus. Für einen Fototermin sperrte die Bundespolizei kurzzeitig eine Treppe in der Eingangshalle. Aeschi und Graber liessen sich von der Sperrung nicht beirren und wollten die Stufen begehen.

Das hatte ein Gerangel mit Sicherheitsbeamten zur Folge. Auf der Kurznachrichtenplattform X schrieb Aeschi nach dem Handgemenge, parlamentarische Arbeit müsse vor ausländischen Staatsbesuchen Vorrang haben, weshalb er sich nicht habe stoppen lassen wollen.

Im Juli wurde bekannt, dass die Bundesanwaltschaft nach dem Vorfall Vorabklärungen eingeleitet hat, weil eine Strafanzeige eingegangen ist (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen

(Quelle: Infosperber) Link zum Originalpost